Was versteht man unter Weisheit?

Philosophisches zum Nachdenken
JackSparrow
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#101 Re: Was versteht man unter Weisheit?

Beitrag von JackSparrow » Fr 21. Okt 2016, 19:06

Novalis hat geschrieben:Christus predigt nie sich selbst oder ein neues Dogma oder eine Lehre, er predigt bloß Gottes Liebe.
Und das Heulen und Zähneknirschen im Feuerofen.

Jeder Christ soll sein wie Christus.
Jeder Mensch sollte sein wie Epikur.

Sämtliche Lebewesen auf diesem Planeten streben nach Lust, indem sie ihre natürlichen Bedürfnisse befriedigen, und vermeiden Unlust, indem sie allen Individuen aus dem Weg gehen, die sie vom Befriedigen ihrer natürlichen Bedürfnisse abzuhalten versuchen. Welch größere Weisheit kann es geben?

Novas
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#102 Re: Was versteht man unter Weisheit?

Beitrag von Novas » Fr 21. Okt 2016, 19:29

JackSparrow hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Christus predigt nie sich selbst oder ein neues Dogma oder eine Lehre, er predigt bloß Gottes Liebe.
Und das Heulen und Zähneknirschen im Feuerofen

Das ist ein sehr präzises Bild für einen leidvollen/höllenhaften Geisteszustand.

erbreich
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#103 Re: Was versteht man unter Weisheit?

Beitrag von erbreich » Fr 21. Okt 2016, 19:30

fin hat geschrieben:Worte stehen zur Wirklichkeit, wie eine Landkarte zur Landschaft. Das wahre Wesen ist in der Landschaft zu finden und ein jedes Wort nur ein Wegweiser. Form ist nicht Inhalt. Sagte Jesu nicht selbst, der Sabbat sei für den Menschen da und nicht umgekehrt. Diese Verkehrungen haben in meinem Leben sonderbare Entwicklungen ausgelöst, ich suchte die Kirche und trennte mich von ihr, ...
Das ist mir auch mal so ergangen und damals entstanden die folgenden beiden Gedichte (auch als Lied, wenn du 'Abschied' anklickst):

Abschied

Ich seh’ den Abschied kommen
Von vielen jener Frommen
Die mir seit ein’gen Jahren
Kirch’ und Stütze waren

Ich fühl’ ‘ne leise Trauer
Und auch ‘nen süssen Schmerz
Sich bauen wie ‘ne Mauer
Um mein ent-täuschtes Herz

Die brauch’ ich im Moment
Wie jeder, der dies kennt
Um die Lieb’ zu finden
Und mit ihr zu überwinden

Was auch immer mich bedrängt
Und mein Herz einzwängt
Die Liebe wird gewinnen
Und mich neu erinnern

An das Leben und den Weg
Den lebend’ges Leben geht
Frei von -ismus und -logie
Nehm’ ich in meiner Lieb’ Logis

Mögen Worte und Buchstaben
Ruhig hinterher mir traben
Ich ruh’ im Geist und in der Kraft
Die stündlich neues Leben schafft

So sag’ ich allen nun Ade
Vielleicht dass ich mal wiederseh’
Den Einen oder Andern
Dem das Leben ist wie mir: ein Wandern


Gott sein lassen

O wie schön ist dieses Leben
Wenn man einmal ganz ergeben
Sich ihm hingibt und gelassen
Gott einfach kann Gott sein lassen

Lass' Ihn sein und lass' sie reden
Von der Hölle und von Eden
Von dem Kreuz und von dem Einen
Den - als göttlich Privileg -
Sie allein zu kennen meinen

Löse deinen Geist von diesen
Krank machenden fiesen
Ideo- und Theologien
Lass' ihn fliessen wie den Fluss
Lass' ihn fliessen ohne ‚Muss’


Gruss, erbreich

JackSparrow
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#104 Re: Was versteht man unter Weisheit?

Beitrag von JackSparrow » Fr 21. Okt 2016, 19:48

Novalis hat geschrieben:Das ist ein sehr präzises Bild für einen leidvollen/höllenhaften Geisteszustand.
Die Bibel nennt den Menschensohn als Verursacher dieses Zustandes. Wäre hier eine klinische Depression anstelle eines Ofens gemeint, würde das den Menschensohn nicht weniger brutal machen.

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fin
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#105 Re: Was versteht man unter Weisheit?

Beitrag von fin » Fr 21. Okt 2016, 23:58

erbreich hat geschrieben: Ich seh’ den Abschied kommen ...
Danke für die Zeilen, sie entsprechen meinem Empfinden und haben mir heute bereits Trost gespendet.

Ich weiß nicht so Recht, was ich sagen soll?
Mir kam Pi (Schiffbruch mit Tiger) in den Sinn, seine wahre Heimat war greifbar nahe,
er hielt sie (Lotusblume) eigentlich schon in seinen Händen ...

Er folgte dann aber den Fußstapfen seines Vaters und bestieg die Tsimtsum (!)
Ich habe das Gefühl, als befände ich mich (noch immer) auf dieser sonderbaren Insel,
die den meisten Betrachtern viele Rätsel aufgibt. Laut den Veden könnte es Gott sein, der uns träumt,
sich aber nicht mehr im Gleichgewicht befindet.

Bild

Die Bibelverkäufer können nur darum ihr Maul aufreissen, "Gott liebt dich",
weil sie noch nie auf die Folter gespannt wurden, ob als Pflanze, Tier oder Mensch.

Wie sehr wünsche ich mir ein Ankommen,
Familie & Heimat!

Ich lasse dir jetzt auch ein Gedicht da.

"Wo aber liegt der letzte Hafen, in dem wir den Anker nie wieder zu lichten brauchen?
In welchem entrückten Äther segelt die Welt, in dem auch der Müdeste nie Müde wird?
Wo hält sich der Vater des Findlings verborgen? Unsere Seele gleicht der Waise,
deren unvermählte Mutter starb, als sie das Leben gebar.
Das Geheimnis unseres Ursprungs hat sie mit ins Grab genommen.
Dorthin müssen wir, um es zu erfahren."
(Quelle: Herman Melville - Mobby Dick)

lg
fin

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#106 Re: Was versteht man unter Weisheit?

Beitrag von Novas » Sa 22. Okt 2016, 00:22

fin hat geschrieben:Laut den Veden könnte es Gott sein, der uns träumt, sich aber nicht mehr im Gleichgewicht befindet

Ein Zeitgenosse der die Veden studiert hat :thumbup:

Die Bibelverkäufer können nur darum ihr Maul aufreissen, "Gott liebt dich",
weil sie noch nie auf die Folter gespannt wurden, ob als Pflanze, Tier oder Mensch.

Das stimmt allerdings nicht. Tatsächlich kommen viele Menschen erst zu einem echten Verstehen der Liebe, nachdem sie Leid erfahren haben.

Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart,
der bedeutendste Mensch ist immer der,
der Dir gerade gegenüber steht,
und das notwendige Werk ist immer die Liebe.

...

Von allen Erfahrungen, die du machen kannst,
ist Schmerz das schnellste Pferd,
das zu Gott führt.

~ Meister Eckhart

Er sagte auch: die Liebe beginnt da, wo das Denken aufhört. Der menschliche Geist denkt in Gegensätzen. Beispielsweise die Idee, dass Leid und Liebe sich ausschließen. Wenn aber ein Mystiker von Liebe spricht, dann meint er eine Liebe ohne Gegenteil, die also das Leben in seiner Ganzheit umfasst und bejaht und somit auch Dich.
Das ist die Liebe, die Gott ist.

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fin
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#107 Re: Was versteht man unter Weisheit?

Beitrag von fin » Sa 22. Okt 2016, 01:19

Novalis hat geschrieben:Er sagte auch: ...
Warum (immer) andere bemühen?

Novalis hat geschrieben: ... die Liebe beginnt da, wo das Denken aufhört.
Dieser Satz ist entweder ein Satz ohne Denkansatz (was mir widersinnig erscheint) oder daselbst Beleg für d/eine Liebe, die noch nicht begonnen hat.

Novalis hat geschrieben:Der menschliche Geist denkt in Gegensätzen. Beispielsweise die Idee, dass Leid und Liebe sich ausschließen.
Ist das so?

Novalis hat geschrieben:Wenn aber ein Mystiker von Liebe spricht, dann meint er eine Liebe ohne Gegenteil, die also das Leben in seiner Ganzheit umfasst und bejaht und somit auch Dich.
Da wird mir richtig warm ums Herz.

Novalis hat geschrieben:Das ist die Liebe, die Gott ist.
Nein, lediglich Programmübertragung einer Information.

Danke.

Novas
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#108 Re: Was versteht man unter Weisheit?

Beitrag von Novas » Sa 22. Okt 2016, 02:15

fin hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Er sagte auch: ...
Warum (immer) andere bemühen?

Warum nicht? Ich lasse das gerne in ein Gespräch mit einfließen. Das ist erfrischend. Außerdem weiß niemand von uns irgendwas nur aus sich selbst, weil alles, was wir wissen, mit und durch andere wissen, denen wir etwas zu verdanken haben. Das gebe ich gerne zu.


Novalis hat geschrieben:Wenn aber ein Mystiker von Liebe spricht, dann meint er eine Liebe ohne Gegenteil, die also das Leben in seiner Ganzheit umfasst und bejaht und somit auch Dich.
Da wird mir richtig warm ums Herz
:)

Wenn es eine wirkliche Erfahrung ist, der Intimität und Zugehörigkeit zur Gesamtheit der Existenz, nicht nur eine Theorie, nicht nur ein Glaubenssystem, nicht nur etwas, was Du aus zweiter oder dritter Hand übernommen hat, dann kann Dir schon mal warm um das Herz werden, ja. Das kommt vor


fin hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Der menschliche Geist denkt in Gegensätzen. Beispielsweise die Idee, dass Leid und Liebe sich ausschließen.
Ist das so?

Ja, denn das können wir alltäglich beobachten.

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#109 Re: Was versteht man unter Weisheit?

Beitrag von Rembremerding » Sa 22. Okt 2016, 09:05

Novalis hat geschrieben: Tatsächlich kommen viele Menschen erst zu einem echten Verstehen der Liebe, nachdem sie Leid erfahren haben.
So ist es. Und gerade Jesus lehrt uns, dass es im Leid auch Liebe gibt.

Der menschliche Geist denkt in Gegensätzen. Beispielsweise die Idee, dass Leid und Liebe sich ausschließen. Wenn aber ein Mystiker von Liebe spricht, dann meint er eine Liebe ohne Gegenteil, die also das Leben in seiner Ganzheit umfasst und bejaht und somit auch Dich.
Das ist die Liebe, die Gott ist.
Es gibt Gegensätze, die können nicht verwoben werden, sie verlangen eine Entscheidung.
Aber gerade das Leid und die Liebe besitzen eine Interdependenz. Diese schlägt sich auch sprachlich nieder. Die Leidensgeschichte des Herrn, sein Kreuzweg wird Passion genannt. Empfindet ein Mensch zu einer Tätigkeit eine besondere Beziehung, eine besondere Leidenschaft, dann spricht man auch davon, dass diese Tätigkeit seine Passion ist. "Passion" also als Ausdruck eines Leidenswegs, aber auch einer innigen Liebe.

Aber werden wir doch auch konkret und sprechen ins Leben hinein, wie Leid zu Liebe wird (die Umkehrung kennt jeder).
1. Das Leid annehmen. Nicht ständig fragen: Warum ich? Oder sich mit anderen vergleichen.
2. Das Leid Jesus Christus übergeben. Die Gewissheit erlangen, dass Gott alles zum besten für mich gestalten will. Dass er mich heilen wird, wenn es sein Wille ist und dass er mich auch im Letzten in seine Arme voll Liebe und Barmherzigkeit empfangen wird.
3. Mit Jesus in Kontakt bleiben. Ruhig um Heilung beten, Gott danken, ihn loben für all das Gute, dass er bereitet. Dabei auch das Gute erkennen, gerade auch in den kleinsten Kleinigkeiten, denn nichts ist selbstverständlich. Dazu gehört auch für den Arzt zu danken, denn Gott gab dem Menschen auch die Medizin.
3a. Als Katholik werden mir in den vom Herrn eingesetzten und vollzogenen Sakramenten der hl. Eucharistie der Herr selbst geschenkt zur Stärkung, mehr Erkenntnis und Heilung, in der Beichte werden mir psychische Blockaden genommen, in der Krankensalbung konkret Stärkung und Kraft in meiner Krankheit geschenkt und Mut für meinen letzten Weg. Außerdem ist mir die Mutter des Herrn zur Seite gestellt.
4. Im Leid auch eine Chance erkennen. Um sich selbst zu hinterfragen, um Gott zu finden, um Geduld zu erlernen, um den Nächsten mehr lieben zu lernen, um demütig zu werden, um Zeit zu haben für sich und andere zu beten, um auch vom Tod her sein Leben zu betrachten, etc.
5. Durch das Leid Jesus wirken lassen und damit dem Leid Sinn verleihen. Schon Paulus spricht davon, dass er durch sein Leid das Evangelium des Herrn, das schließlich die Liebe Gottes offenbart, in der Zeit fortführen will. Indem ich Jesus meine Schmerzen, mein Leid übergebe, kann er sie nehmen und andere Menschen damit retten, erlösen, so wie er durch sein Leid die Möglichkeit zur Rettung aller Menschen erwarb. So wird mein Leid zu einem selbstlosen Akt einer vollkommenen Liebe für Andere, womit ich Jesus unendlich gefalle und ich ihm meine Liebe zeige.


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NIS
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#110 Re: Was versteht man unter Weisheit?

Beitrag von NIS » Sa 22. Okt 2016, 09:55

Die Liebe ist das Licht in der Finsternis,
geboren, um zu leben,
und gestorben, um zu sein.

"Die Liebe ist,
was die Welt im Innersten zusammenhält."
Johann Wolfgang von Goethe
Zuletzt geändert von NIS am Sa 22. Okt 2016, 09:58, insgesamt 1-mal geändert.
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