Auf Leben und Tod ...

Philosophisches zum Nachdenken
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Tyrion
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#21 Re: Auf Leben und Tod ...

Beitrag von Tyrion » So 11. Dez 2016, 17:47

ThomasM hat geschrieben: Warum findest du diese Art des Endes tröstlich?
Ist es nicht tatsächlich eine Anti-Reaktion auf deine Erfahrungen mit Kirche? Du findest es tröstlich, weil es dem widerspricht, was dir früher eingeredet wurde.

Nein, ich glaube nicht, dass es eine pure Antireaktion ist. Man kann auch ohne an Gott zu glauben, von dem Konstrukt Seele ausgehen und davon, dass es eine andere Ebene geben kann, die nach dem körperlichen Tod betreten wird. Seele und Unendlichkeit kann ja einfach Teil der Natur sein, ohne ein allmächtiges Wesen vorauszusetzen.

Ich habe eigentlich nur nachgedacht. Ich habe versucht, mir die Unendlichkeit vorzustellen. Es wäre in meinen Augen eine Qual. Wenn man sie bewusst erlebt, dann ist die Folge absolute Langweile, endlose Depression, Lebensmüdigkeit, der Wunsch, endlich seine Ruhe zu haben.
Wäre es eine Art endloser transzendentaler Drogenrausch, also endlose Glückseeligkeit, wäre der IQ auf quasi Null zu setzen, denn sobald man anfängt, seinen Geist zu nutzen, wird es irgendwann extrem langweilig. Gäbe es diesen Gott, täte der mir auch mehr als leid. Er kann ohnehin vorhersagen, was passieren wird, wenn er denn mag. Er weiß alles, er kann alles. Und er ist unsterblich. Er muss vor Langeweile eingehen.

Nein, die Unendlichkeit ist eine endlose Pein. Das Nichts ist weder langweilig, noch eine Pein. Man ist nicht mehr und gut ist. Unsterbliche Wesen würden uns vermutlich dafür beneiden, sterben zu dürfen.

ThomasM
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#22 Re: Auf Leben und Tod ...

Beitrag von ThomasM » Mo 12. Dez 2016, 12:34

Tyrion hat geschrieben: Ich habe eigentlich nur nachgedacht. Ich habe versucht, mir die Unendlichkeit vorzustellen. Es wäre in meinen Augen eine Qual. Wenn man sie bewusst erlebt, dann ist die Folge absolute Langweile, endlose Depression, Lebensmüdigkeit, der Wunsch, endlich seine Ruhe zu haben.
Wäre es eine Art endloser transzendentaler Drogenrausch, also endlose Glückseeligkeit, wäre der IQ auf quasi Null zu setzen, denn sobald man anfängt, seinen Geist zu nutzen, wird es irgendwann extrem langweilig. Gäbe es diesen Gott, täte der mir auch mehr als leid. Er kann ohnehin vorhersagen, was passieren wird, wenn er denn mag. Er weiß alles, er kann alles. Und er ist unsterblich. Er muss vor Langeweile eingehen.

Nein, die Unendlichkeit ist eine endlose Pein. Das Nichts ist weder langweilig, noch eine Pein. Man ist nicht mehr und gut ist. Unsterbliche Wesen würden uns vermutlich dafür beneiden, sterben zu dürfen.
Dein Gedanken sind schon verständlich, haben aber zwei Schönheitsfehler.

1. Viele Gefühle, insbesondere Leid, sind die Folge körperlicher Ereignisse. Existiere ich als eine Art körperlose Seele weiter, dann gibt es eigentlich keinen Grund, warum Dinge wie Schmerzen oder auch Depression, Langeweile oder Pein nach wie vor empfunden werden. Natürlich gilt dasselbe auch für Glückseligkeit oder Freude. Insofern ist der Denkansatz alleine nicht ausreichend, um von daher den Gedanken abzulehnen.

Logischer halte ich es, dass man als körperlose Seele gar nichts mehr empfindet, noch nicht einmal mehr Zeit und konsequenterweise auch gar nicht denken kann (womit auch). Insofern muss die Idee der körperlosen Seele abgelehnt werden und das Konzept "neuer Körper" kommt ins Spiel. Dabei ist noch zwischen dem Konzept des Christentums und der östlichen Vorstellung der Wiedergeburt zu unterscheiden.

2. Das Nichts kann auch verschiedene Dimensionen haben.
Ein "atheistisches Nichts" hat das Problem der Unvorstellbarkeit. Dahinter steckt die Vorstellung, dass allein mein Gehirn mein Ich definiert und wenn das Gehirn tot ist, bin ich im Nichts. Das "Ich" hat für mich dabei die besondere Eigenschaft, dass nur ich mich "denken höre". Das ist für mich einmalig.
Wieso höre ich DICH nicht denken? Was ist das Besondere an meinem Gehirn, dass ich es denken höre?
Die Idee, dieses innere Ich wäre nicht mehr, ist für alle Menschen seit jeher unvorstellbar gewesen. Ich gehe davon aus, dass dies auch bei dir der Fall ist.

Es gibt aber auch andere Formen des Nichts, wie z.B. die Nirwana Vorstellung der östlichen Religionen. Ich habe auch schon von Multibewusstseins Vorstellungen gehört, was deswegen interessant ist, weil wir vielleicht bald die technischen Möglichkeiten haben werden, ein solches herzustellen.
Man sieht also, dass auch die Festlegung "Nichts" noch nicht bedeutet, dass man seine Antwort gefunden hat.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#23 Re: Auf Leben und Tod ...

Beitrag von closs » Mo 12. Dez 2016, 12:48

ThomasM hat geschrieben: Insofern muss die Idee der körperlosen Seele abgelehnt werden und das Konzept "neuer Körper" kommt ins Spiel.
Bist Du der Meinung, dass "neuer Körper" notwendig verbunden ist mit Atomen, also Materialität in unserem naturalistischen Sinne?

ThomasM
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#24 Re: Auf Leben und Tod ...

Beitrag von ThomasM » Mo 12. Dez 2016, 13:36

closs hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben: Insofern muss die Idee der körperlosen Seele abgelehnt werden und das Konzept "neuer Körper" kommt ins Spiel.
Bist Du der Meinung, dass "neuer Körper" notwendig verbunden ist mit Atomen, also Materialität in unserem naturalistischen Sinne?
Es muss eine Materialität ins Spiel kommen. Sonst wäre so etwas wie "essen am Tisch Gottes" gar nicht sinnvoll.

Aber wie diese aussieht, dazu kann man nichts sagen. Sind die christlichen Vorstellungen einer Ewigkeit korrekt, dann muss die Physik dieses Ortes massiv von der bekannten Physik abweichen. Was aber nicht wirklich problematisch ist, denn auch die atheistischen Theoretiker spielen mit "Universen in beliebiger Zusammensetzen der Grundkonstanten" herum. Eine Auswahl an Universen ist ausreichend vorhanden, die Frage der Information (was macht "mich" aus) und des Transfers ist schwieriger.
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#25 Re: Auf Leben und Tod ...

Beitrag von closs » Mo 12. Dez 2016, 14:09

ThomasM hat geschrieben:Es muss eine Materialität ins Spiel kommen. Sonst wäre so etwas wie "essen am Tisch Gottes" gar nicht sinnvoll.
Gut - das kann auch metaphorisch gemeint sein.

ThomasM hat geschrieben:Sind die christlichen Vorstellungen einer Ewigkeit korrekt, dann muss die Physik dieses Ortes massiv von der bekannten Physik abweichen.
Wie würdest Du diesbezüglich den Begriff "Geistleib" einordnen? - Weiterhin: Wie würde das Erscheinen Jesus (durch die geschlossene Tür gehen und trotzdem anfassbar sein - Apostel Thomas) dazu passen?

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#26 Re: Auf Leben und Tod ...

Beitrag von fin » Mo 12. Dez 2016, 15:54

-- Wahre Auferstehung --

Die Auferstehung übersteigt den menschlichen Horizont, entzieht sich ihrem Zugriff und selbstverständlich auch ihren wissenschaftlichen Instrumenten, da sie eine Sphäre berührt, die sogar den Logos bettet.

Bild
http://pentaxians.eu/forumimages/2014/2 ... gp9230.jpg

Die Anmaßung (und völlige Selbstüberschätzung) drückt sich ja gerade darin aus, daß der Mensch meint, er könne sich über seinen eigenen Ursprung erheben! Der Mensch läßt sich durch eine begrenzte Größe blenden, die ihm scheinbar alles ermöglicht - das ist s/ein wesentlicher Prüfstein! Der entsprechende Sinn zeigt sich in vielerlei Hinsicht, man nehme nur die Begeisterung für die Raumfahrt - reiner Wahnsinn - denn hier verläßt der Mensch endgültig seine Gestaltgrenzen!

Es gibt nicht wenige Menschen, die freiwillig eine Marsmission antreten würden ...

Woran liegt das? Nun, der Mensch scheint ein haltloses Wesen und in alle Richtungen konditionier- und verführbar!
Zuletzt geändert von fin am Mo 12. Dez 2016, 17:26, insgesamt 1-mal geändert.

ThomasM
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#27 Re: Auf Leben und Tod ...

Beitrag von ThomasM » Mo 12. Dez 2016, 17:05

closs hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Es muss eine Materialität ins Spiel kommen. Sonst wäre so etwas wie "essen am Tisch Gottes" gar nicht sinnvoll.
Gut - das kann auch metaphorisch gemeint sein.
Das wäre echt schade.

closs hat geschrieben: Wie würdest Du diesbezüglich den Begriff "Geistleib" einordnen? - Weiterhin: Wie würde das Erscheinen Jesus (durch die geschlossene Tür gehen und trotzdem anfassbar sein - Apostel Thomas) dazu passen?
Ich sehe darin zunächst einmal ganz klar die Aussage:
Das, was wir nach der Auferstehung haben werden ist nicht ein Leib dieses Universums. Die Gesetze dieses Universums gelten dann nicht mehr.
Was nichts anderes ist, als ich ausdrücken wollte.
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#28 Re: Auf Leben und Tod ...

Beitrag von closs » Mo 12. Dez 2016, 17:17

ThomasM hat geschrieben:Das, was wir nach der Auferstehung haben werden ist nicht ein Leib dieses Universums. Die Gesetze dieses Universums gelten dann nicht mehr.
Das glaube ich auch. - Würdest Du dann trotzdem von einer naturalistischen Welt sprechen?

ThomasM
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#29 Re: Auf Leben und Tod ...

Beitrag von ThomasM » Mo 12. Dez 2016, 20:25

closs hat geschrieben: Das glaube ich auch. - Würdest Du dann trotzdem von einer naturalistischen Welt sprechen?
Agieren bedeutet, darüber hatten wir ja schon diskutiert und du warst anderer Meinung, dass es so etwas wie Zeit gibt, einen geordneten Ablauf von Aktion und Reaktion. Ich sehe nicht, was Gott daran hindern sollte, eine solche Natur aufzusetzen. Er macht alles neu, sagt die Bibel.
Und ich freue mich darauf, diese Natur zu erforschen.

Das sollte für Gott Grund genug sein :lol:
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#30 Re: Auf Leben und Tod ...

Beitrag von closs » Mo 12. Dez 2016, 21:30

ThomasM hat geschrieben:Agieren bedeutet, darüber hatten wir ja schon diskutiert und du warst anderer Meinung, dass es so etwas wie Zeit gibt, einen geordneten Ablauf von Aktion und Reaktion.
Nicht unattraktiv.

Dialektisch komme ich jedoch bei dieser Lösung damit nicht zurecht, dass dann immer noch ein Feld aus Kraft und Gegenkraft da wäre, aus der nach wie vor gut und böse entspringen könnte. - Die Dialektik aus gut und böse wäre also NICHT überwunden - das scheint mir aber die Voraussetzung für das zu sein, was man "Visio Beatifica" nennt - also der Raum, in dem es keine Spannung mehr gibt, sondern nur noch Einheit.

Ich finde Deine Vorstellung gut, aber mit dem, was man "Ewigkeit" nennt, nicht vereinbar. - Oder habe ich was übersehen?

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