Pluto hat geschrieben:Novalis hat geschrieben:Im Hinblick auf Gott stimmt das ganz sicher, denn „er“ kann niemals zu einem Objekt unsres Wissens werden.
Genau! Die Definition "Gott" ist glitschiger als ein nasses Stück Seife in der Badewanne. Man glaubt zu wissen, was Gott ist, hat aber in Wirklichkeit keine Ahnung.
Gar keine Ahnung ist auch nicht richtig. Der Wassertropfen kann das ganze Meer nicht verstehen, aber er hat dennoch Anteil an der Wahrheit des Meeres. Wenn die Seele ein ewiger fragmentarischer Teil Gottes ist, dann trägt sie die Wahrheit, das Potential des Gottesbewusstseins bereits in sich, weil sie ursprünglich eins mit Gott war (und in gewisser Weise immer noch ist. Vielleicht spricht Jesus deshalb von einer
Umkehr). Außerdem besteht die Möglichkeit, dass sich das Meer dem Wassertropfen offenbart. Warum schließen die meisten Atheisten von vornherein aus, dass eine göttliche Offenbarung möglich ist? Wenn Gott existiert, dann kann er sich auch offenbaren. Wenn Gott ein liebevolles Wesen ist (1. Johannes 4:8), wie Christen glauben, dann hat er einen sehr guten Grund. Denn es gehört zum Wesen der Liebe, dass sie sich mitteilen, kommunizieren und offenbaren möchte. Sie wünscht und hofft auch immer, dass die Liebe erwidert wird. Wenn Du jemals wirklich eine Frau geliebt hast, dann wirst Du das verstehen können
Wenn sie deine Liebe erwidert, dann bist Du erfüllt von Glückseligkeit, wenn sie diese aber ignoriert, dann bist Du tief betrübt. Denn Liebe wünscht sich die Nähe des Geliebten. Da der Mensch aber nicht fähig ist Gott wirklich zu verstehen (die zahllosen religiösen Systeme und einander widersprechenden philosophischen Lehren zeigen das), muss Gott zu den Menschen kommen und sich ihnen offenbaren. Christen glauben, dass das wirklich geschehen ist.
Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. (Joh 14,6)
„
Ich bin Wahrheit“ bedeutet, dass er sich vollkommen mit Gott identifizierte, denn nach jüdischer Vorstellung ist Wahrheit einer der Name Gottes. Für manche ist es sogar der höchste Gottesname. Gandhi sagte mal diese bemerkenswerten Worte:
„Das Wort Satya (Wahrheit) ist abgeleitet von Sat, d.h. Sein. Nichts ist in Wirklichkeit außer der Wahrheit. Darum ist sat oder Wahrheit der wohl wichtigste Name Gottes. In der Tat ist es richtiger zu sagen, daß die Wahrheit Gott ist, als das Gott die Wahrheit ist....“ (Mahatma Gandhi)
Jesus hätte ebenso sagen können „
Ich bin der höchste Herr“. Als der ungläubige Thomas dem auferstandenen Christus begegnete, sagt er darum:
Mein Herr und mein Gott! (Joh 20,28)
Durch Jesus offenbart sich Gott, das ist sicher eine gewaltige Aussage, aber von dieser Basis ausgehend ist unser theologisches Nachdenken wesentlich mehr, als nur „
ein glitschiges und nasses Stück Seife in der Badewanne“, denn „
das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“. Nach dem Apostel Paulus ist Jesus das „
Bild Gottes“ (2Kor 4,4) das sichtbare Abbild des unsichtbare Vaters bzw. sein Logos. Den unendlichen Vater kann der endliche menschliche Verstand nicht begreifen, aber wir können seinen Sohn erkennen und ihm nachfolgen. Jesus Christus ist die dem Menschen zugewandte und verstehbare Seite Gottes.