Der ontologische Gottesbeweis

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#1 Der ontologische Gottesbeweis

Beitrag von Pluto » Mi 27. Dez 2017, 16:36

Der ontologische Gottesbeweis stammt aus dem 11. Jahrhundert, von keinem geringeren als Anselm, Erzbischof von Canterbury.

  • Gott wird definiert als etwas, „worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann“.
    Das, worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann, ist nur im Denken, aber nicht der Wirklichkeit.
    Wenn das, worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann, nur im Denken ist, so kann man es sich auch als wirklich seiend vorstellen.
    Wenn man sich das, worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann, als wirklich seiend vorstellt, denkt man es sich als größer, als wenn man es sich nur als in Gedanken seiend vorstellt.
    Das, worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann, ist etwas, über das hinaus etwas Größeres denkbar ist. Also ist Gott existent.
Wer erkennt den Logikfehler in diesem "Beweis"?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.


Benutzeravatar
NIS
Beiträge: 2677
Registriert: Sa 2. Aug 2014, 15:01
Kontaktdaten:

#3 Re: Der ontologische Gottesbeweis

Beitrag von NIS » Mi 27. Dez 2017, 16:47

Die Existenz Gottes ist nur ein Abbild Gottes!
Der Heilige Geist (Hauke)

WISSEN VON MACHT

SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#4 Re: Der ontologische Gottesbeweis

Beitrag von SilverBullet » Mi 27. Dez 2017, 17:00

Janina hat geschrieben:Wo soll da ein Beweis sein?
Eben.

Es sind zwei grundsätzliche Fehler enthalten:

1. Man muss bereits mit dem Anspruch in die Sache hineingehen, dass „das Denken“ mehr kann, als von der Realität ableitbar ist.
(die Begriffswahl à la „Grösser“ und „darüber hinaus“ sollte eigentlich selbst Philosophen als „eigenartig weltlich“ auffallen)

2. Es gibt keine Vorstellung von „Gott“. Niemand weiss, was „Gott“ sein soll.
Ich stelle ja ganz fleissig diese Frage, muss aber eine Niete nach der anderen ziehen.
Eine Grundlage für „weil ich es denken kann, muss es auch existieren“ liegt damit schlicht nicht vor.

Benutzeravatar
NIS
Beiträge: 2677
Registriert: Sa 2. Aug 2014, 15:01
Kontaktdaten:

#5 Re: Der ontologische Gottesbeweis

Beitrag von NIS » Mi 27. Dez 2017, 17:09

"Ich denke, also bin ich." - GOTT*
(René Descartes)

*Geist und Person
Der Heilige Geist (Hauke)

WISSEN VON MACHT

Benutzeravatar
Janina
Beiträge: 7431
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:12

#6 Re: Der ontologische Gottesbeweis

Beitrag von Janina » Mi 27. Dez 2017, 19:42

SilverBullet hat geschrieben:Eine Grundlage für „weil ich es denken kann, muss es auch existieren“ liegt damit schlicht nicht vor.
Eben. Ich kann mir auch einen Sack voll Gold denken, und habe immer noch keinen. Oder wenn einer noch sagt, wenigstens Gold existiert, dann stelle ich mir eine Flasche voll He2 vor. Das ganz auf Gott zu beziehen ist sowieso Blödsinn, weil 1. eine weltliche Existenzaussage eine empirische und keine deduktive Frage ist, und 2. Gott eine Persönliche Beziehung ist, nicht eine eine beschreibbare Entität. Oder wäre eine solche Beschreibung jemals gelungen?

SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#7 Re: Der ontologische Gottesbeweis

Beitrag von SilverBullet » Mi 27. Dez 2017, 20:12

Janina hat geschrieben:Eben. Ich kann mir auch einen Sack voll Gold denken, und habe immer noch keinen.
Das scheint mir die Kritik von „Kant“ zu sein.

Bestimmt entgegnen die „Gottesbeweisler“ dieser Argumentation, dass es bei „Gott“ ja um das „Prinzip der Perfektion“ gehen soll, also „muss“ die Steigerung von „Vorgestellt“ in „Existenz“ enden. Oder sie faseln irgendwas vom "reinen Gedanken".

Der Unterschied, der mir breit entgegenlacht, ist aber, dass man bei einem Sack voll Gold weiss, worum es gehen soll. Man kann ihn sich unter dem Arm, vorstellen – und zwar in einem Detaillierungsgrad, dass man am Schluss mit einem traurigen Hundeblick zugeben muss: „leider gibt es ihn nicht in der Realität“.

Beim Wort „Gott“ ziehen aber alle „Experten“ blank :-)

Sollte einer davon mit dem „alten Mann auf der Wolke“ sein Glück versuchen (sprich: mit ein wenig Zusammenhängen) -> zack, trauriger Hundeblick :-)

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#8 Re: Der ontologische Gottesbeweis

Beitrag von Pluto » Do 28. Dez 2017, 10:53

SilverBullet hat geschrieben:Es sind zwei grundsätzliche Fehler enthalten:

1. Man muss bereits mit dem Anspruch in die Sache hineingehen, dass „das Denken“ mehr kann, als von der Realität ableitbar ist.
(die Begriffswahl à la „Grösser“ und „darüber hinaus“ sollte eigentlich selbst Philosophen als „eigenartig weltlich“ auffallen)

2. Es gibt keine Vorstellung von „Gott“. Niemand weiss, was „Gott“ sein soll.
Ich stelle ja ganz fleissig diese Frage, muss aber eine Niete nach der anderen ziehen.
Eine Grundlage für „weil ich es denken kann, muss es auch existieren“ liegt damit schlicht nicht vor.
In der klassischen Logik darf man nicht Begriffe mit den darunterliegenden Entitäten gleichsetzen. Respektiert man diese Grenzen nicht, ist alles beweisbar.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Benutzeravatar
1Johannes4
Beiträge: 710
Registriert: Fr 10. Mär 2017, 19:17

#9 Re: Der ontologische Gottesbeweis

Beitrag von 1Johannes4 » Do 28. Dez 2017, 11:14

Hallo Pluto,

das Problem liegt meiner Meinung nach darin, dass die erste Aussage, „nichts größeres vorstellbar“ im Verlauf als mit einem Mangel dargestellt wird. Wenn man sich dieses „nichts größeres vorstellbar“ von vorneherein auch als die Wirklichkeit umfassend vorstellt, gibt es auch keine Steigerung und somit keinen angeblichen Beweis.

Grüße,
Daniel.
Da der hiesige Admin willkürlich meine Beiträge löscht, lohnt es sich nicht hier noch mitzulesen bzw. sich mit Kommentaren einzubringen. Wünsche Euch alles Gute.

Benutzeravatar
Ska'ara
Beiträge: 2912
Registriert: Mi 24. Aug 2016, 00:12

#10 Re: Der ontologische Gottesbeweis

Beitrag von Ska'ara » Do 28. Dez 2017, 11:15

Pluto hat geschrieben:Der ontologische Gottesbeweis stammt aus dem 11. Jahrhundert, von keinem geringeren als Anselm, Erzbischof von Canterbury.

  • Gott wird definiert als etwas, „worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann“.
    Das, worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann, ist nur im Denken, aber nicht der Wirklichkeit.
    Wenn das, worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann, nur im Denken ist, so kann man es sich auch als wirklich seiend vorstellen.
    Wenn man sich das, worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann, als wirklich seiend vorstellt, denkt man es sich als größer, als wenn man es sich nur als in Gedanken seiend vorstellt.
    Das, worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann, ist etwas, über das hinaus etwas Größeres denkbar ist. Also ist Gott existent.
Wer erkennt den Logikfehler in diesem "Beweis"?
Der blau markierte Satz ist unlogisch. Erst ist Größeres/Gott nicht denkbar, dann aber wieder doch. Eigentlich sagt Canterbury nur aus, dass die Größe Gottes unvorstellbar ist und damit aufgrund dessen existent.

Antworten