Der europäische Rassismus

Philosophisches zum Nachdenken
Novas
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#71 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von Novas » Do 8. Mär 2018, 17:49

piscator hat geschrieben:Da wir Deutschen aus linker Sicht ja keine richtige Kultur haben und die islamische Kultur "frischer und aktiver" ist, wäre es doch sinnvoller, wenn wir uns integrieren würden. :mrgreen:

Rein von meinem Wahlverhalten her bin ich eher links, aber ich bezeichne mich selbst nicht so. Das sind doch nur Worthülsen. Ich habe auch kein Problem damit dem Volk von Goethe anzugehören.



Über den Begriff "links" kann man natürlich streiten, dazu empfehle ich das Buch "Unter Linken" von Jan Fleischauer.

Der Witz ist ja, dass Muslime selbst eher konservative Sichtweisen vertreten. Und ein konservativer Muslim ist noch lange nicht „extremistisch“. So wenig wie jeder wertkonservative Christ sofort ein Kreuzritter ist :) Muslime können „konservativ“, „liberal“, „gemäßigt“, „weltoffen“, „rational“, „traditionell“ und alles mögliche andere sein ~ oder sogar eine Kombination aus diesen. Die Mediendarstellung ist leider meistens schwarz-weiß. Ich denke, dass Extremismus keine Religion hat. Dabei handelt es sich um eine Geisteskrankheit.



Hier sagt ein Muslim:

Islam und Extremismus sind zwei verschiedene Dinge mit einer großen Lücke ohne Brücke.

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#72 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von Pluto » Do 8. Mär 2018, 18:26

Novalis hat geschrieben:Der Witz ist ja, dass Muslime selbst eher konservative Sichtweisen vertreten. Und ein konservativer Muslim ist noch lange nicht „extremistisch“.
So lange wie man Zustände nicht erlaubt, dass sich die Polizei nicht mehr ohne SEK in manche muslimische Enklave traut.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#73 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von Pluto » Do 8. Mär 2018, 18:27

Novalis hat geschrieben:Hier sagt ein Muslim:

Islam und Extremismus sind zwei verschiedene Dinge mit einer großen Lücke ohne Brücke.
Das Problem ist ein anderes: Es wird nicht zwischen Religion und Staat unterschieden (siehe Iran).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#74 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von closs » Do 8. Mär 2018, 18:33

Pluto hat geschrieben:Es wird nicht zwischen Religion und Staat unterschieden (siehe Iran).
Das gilt aber gewissermaßen in den USA ebenfalls, dass man dort eine gesellschaftliche Grundlage einer Law-and-Order-AT-Religion hat - gerade die Republikaner lassen keine Gelegenheit aus, das Wort "God" fallen zu lassen, meinen damit aber ihr staatliches System.

Was die Trennung von Religion und Staat angeht, ist Europa am weitestens voraus - schau Dich nur mal in Frankreich und Deutschland um.

Novas
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#75 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von Novas » Fr 9. Mär 2018, 14:47

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Hier sagt ein Muslim:
Islam und Extremismus sind zwei verschiedene Dinge mit einer großen Lücke ohne Brücke.
Das Problem ist ein anderes: Es wird nicht zwischen Religion und Staat unterschieden (siehe Iran).

Zweifellos stellt sich aus moderner Perspektive die Frage nach der Kompatibilität des Islam mit einer Demokratie, die eine Trennung von Staat und Religion beinhaltet. Viele Menschen im Westen befürchten die Einführung der „Scharia“. Doch was bedeutet dieser Begriff eigentlich? „Weg zur Tränke bzw. Wasserstelle“, womit das religiöse Gesetz gemeint ist, welches im Falle eines Muslim den Koran, die Sunna (Praxis des Propheten) und Hadith (Aussprüche des Propheten Muhammad) umfasst. Mit einem Weg zur Wassertränke wird es verglichen, denn „das Heil, zu dessen Erwerb Gott die Gelegenheit bietet, gleicht einer Tränke in der Wüste“ (Tilman Nagel. Das islamische Recht. Eine Einführung. WVA-Verlag Skulima: Westhofen, 2001, S. 4) und es ist tatsächlich so, dass ein gläubiger Muslim nicht trennt zwischen seinem religiösen und weltlichen Leben. Doch weshalb sollte das unvereinbar mit einer Demokratie sein? Dazu gehört die Religionsfreiheit. Interessant ist übrigens, dass der Begriff „Scharia“ im Koran nur ein einziges Mal (Sure 45,18) erwähnt wird und dort ist sie auch kein kodifiziertes Gesetzbuch, wie etwa unser „Bürgerliches Gesetzbuch“. Sie ist vielmehr ein Regelwerk für das religiöse Leben, eine Wegweisung für ein gelingendes Leben, eine Lehre, mittels der die Menschen zum spirituellen Ziel ihres Daseins geführt werden sollen: und dazu verpflichtet ein Muslim sich freiwillig.

Da sich in den ersten Jahrzehnten nach Muhammads Tod der Islam bis nach Spanien und Zentralasien ausdehnte (worüber die Muslime vermutlich selbst sehr überrascht waren :) ), haben die Gelehrten ein islamisches Rechtssystem entwickelt, weil sie plötzlich innerhalb kürzester Zeit eine funktionierende Verwaltung aufbauen mussten. Die arabische Stammesgesellschaft des 7. und 8. Jahrhunderts kannte noch kein verfasstes Staatswesen im modernen Sinne. Aus unsrer heutigen Sicht ist es sicherlich ein archaisches Recht. Ich denke, dass Recht und Rechtsprechung immer weiterentwickelt und modernisiert werden müssen und es darf niemals zu einem monolithischen Block erstarren. Es ist wenig bekannt, dass der Islam überhaupt kein bestimmtes Konzept eines „islamischen“ Staates vorschreibt, denn der Staatsbegriff im modernen Sinne entstand erst an der Wende zum 19. Jahrhundert.

closs hat geschrieben:Was die Trennung von Religion und Staat angeht, ist Europa am weitestens voraus - schau Dich nur mal in Frankreich und Deutschland um.

Mit Sicherheit braucht es eine “Reformation des Islams”. Das sehen alle gebildeten Muslime so mit denen ich mich unterhalten habe. Auf alrahman.de findet man viele sehr gute Beiträge zu diesem Thema. Sie argumentieren für eine säkulare Staatsform.

Man solle sich einmal vorstellen, was beispielsweise in Deutschland geschähe, wenn man die Trennung von Staat und Religion aufheben würde und ein im Kompromiss zwischen Katholiken und Protestanten entstandene Gesetz der christlichen Mehrheit der muslimischen Minderheit aufzwängen würde. Was wäre die Reaktion der Muslime in Deutschland? Also wäre es auch im Sinne des Islams und seines Propheten, der gesagt haben soll: „Und wünsche für die Menschen das, was du für dich selbst wünschst, so bist du ein Muslim.“

Den Kapitalfehler, den religiöse Fanatiker begehen, ist der, dass sie Säkularismus mit Gottlosigkeit gleichsetzen. Ist das aber eine kluge Schlussfolgerung? Keines Falls, denn durch die Trennung von Staat und Religion wird der Verwaltungsapparat eines Staates nicht automatisch zu einem religionsfreien Raum. Der Staat wird nach wie vor von Menschen geführt, die einer Religion oder einer Weltanschauung angehören. Die Neutralität des Staates bedeutet auch, dass der Staat nicht für Laizismus in der französischen Tradition oder für den Atheismus Partei ergreifen darf. Indes muss der Staat ermöglichen, dass alle Menschen aus ihren jeweiligen Überzeugungen in dieser Gesellschaft wirken können; und dies nicht nur privat, sondern auch öffentlich.

Fanatiker müssen verstehen, dass es bestimmte Dinge auf der Welt gibt, die keine Religion haben. Sie sind säkular. Ob es ein Christ, Muslim oder ein Jude ist, der Getreide auf richtige Weise anpflanzt, so wird man am Ende auch etwas ernten können. Ähnlich ist es auch in der Verwaltung eines Staates, die den Motor der Gesellschaft darstellt. Ist es da nicht gleichgültig, wer diesen antreibt, solange Gerechtigkeit ausgeübt wird?
alrahman.de: Scharia Mania in der arabischen Welt

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Novas
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#76 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von Novas » Fr 9. Mär 2018, 17:16

closs hat geschrieben:Sonst läuft man Gefahr, sich einem neuen europäischen Rassismus hinzugeben

Die Gefahr gibt es mit Sicherheit. Beispielsweise gibt es Karikaturen, die den Propheten Muhammad als Schwein darstellen. Soetwas ist ganz klar rassistisch, nicht wirklich hilfreich und vollkommen geschmacklos.
Zuletzt geändert von Novas am Fr 9. Mär 2018, 17:42, insgesamt 1-mal geändert.

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#77 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von Pluto » Fr 9. Mär 2018, 17:39

Novalis hat geschrieben:Doch weshalb sollte das unvereinbar mit einer Demokratie sein? Dazu gehört die Religionsfreiheit. Interessant ist übrigens, dass der Begriff „Scharia“ im Koran nur ein einziges Mal (Sure 45,18) erwähnt wird und dort ist sie auch kein kodifiziertes Gesetzbuch, wie etwa unser „Bürgerliches Gesetzbuch“. Sie ist vielmehr ein Regelwerk für das religiöse Leben, eine Wegweisung für ein gelingendes Leben, eine Lehre, mittels der die Menschen zum spirituellen Ziel ihres Daseins geführt werden sollen: und dazu verpflichtet ein Muslim sich freiwillig.
So lange wie es nur bei uns Religionsfreiheit gibt, bleibt der Islam unvereinbar mit dem demokratischen Abendland.
Die Sharia ist deswegen abzulehnen, weil sie drakonische Strafen fordert die mit unserem humanistischen Verständnis unvereinbar sind.

Novalis hat geschrieben:Da sich in den ersten Jahrzehnten nach Muhammads Tod der Islam bis nach Spanien und Zentralasien ausdehnte (worüber die Muslime vermutlich selbst sehr überrascht waren :) ),
Du hast vergessen zu sagen, dass eine breite Spur von Blut die "Eroberung" von Südeuropa begleitete.

Novalis hat geschrieben:Aus unsrer heutigen Sicht ist es sicherlich ein archaisches Recht.
Ganz meine Meinung.

Novalis hat geschrieben:Ich denke, dass Recht und Rechtsprechung immer weiterentwickelt und modernisiert werden müssen und es darf niemals zu einem monolithischen Block erstarren.
Die Sharia scheint aber gerade so ein monolithischer Block zu sein. Um meine Zweifel zu zerstreuen, könntest du mal auflisten welche ihrer Gesetze in den letzten Jahrzehnten geändert wurden?

closs hat geschrieben:Was die Trennung von Religion und Staat angeht, ist Europa am weitestens voraus
Das bezweifle ich! (siehe unten)
closs hat geschrieben:schau Dich nur mal in Frankreich und Deutschland um.
Leider ist in Deutschland Vieles nur oberflächlich so. Es ist mehr ein Lippenbekenntnis als eine echte Trennung. Ich erinnere daran, dass der Staat mit rund 20 Milliarden Euro, bis heute die meisten Einrichtungen der Kirche finanziert. Willst du einen wirklich laizistischen Staat sehen, wo die Regierung sich vollkommen aus der Kirche heraus hält, da musst du nach USA blicken.

Novalis hat geschrieben:Den Kapitalfehler, den religiöse Fanatiker begehen, ist der, dass sie Säkularismus mit Gottlosigkeit gleichsetzen. Ist das aber eine kluge Schlussfolgerung? Keines Falls, denn durch die Trennung von Staat und Religion wird der Verwaltungsapparat eines Staates nicht automatisch zu einem religionsfreien Raum.
Wie so was geht, kannst du am amerikanischen System erkennen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#78 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von SamuelB » Fr 9. Mär 2018, 17:56

Novalis hat geschrieben: Beispielsweise gibt es Karikaturen, die den Propheten Muhammad als Schwein darstellen. Soetwas ist ganz klar rassistisch, nicht wirklich hilfreich und vollkommen geschmacklos.
Wieso rassistisch? Ist das aufgrund seiner Abstammung geschehen?

Ansonsten muss man solcherlei leider hinnehmen. Ist eben eine Form von Kunst. Selbst Alice Weidel musste sich als 'Nazischlampe' bezeichnen lassen. Satire... :x

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#79 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von Novas » Fr 9. Mär 2018, 17:59

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Doch weshalb sollte das unvereinbar mit einer Demokratie sein? Dazu gehört die Religionsfreiheit. Interessant ist übrigens, dass der Begriff „Scharia“ im Koran nur ein einziges Mal (Sure 45,18) erwähnt wird und dort ist sie auch kein kodifiziertes Gesetzbuch, wie etwa unser „Bürgerliches Gesetzbuch“. Sie ist vielmehr ein Regelwerk für das religiöse Leben, eine Wegweisung für ein gelingendes Leben, eine Lehre, mittels der die Menschen zum spirituellen Ziel ihres Daseins geführt werden sollen: und dazu verpflichtet ein Muslim sich freiwillig.
So lange wie es nur bei uns Religionsfreiheit gibt, bleibt der Islam unvereinbar mit dem demokratischen Abendland

Zu spät. Muslime leben bereits unter uns und gehören dazu und sie werden ihren Glauben nicht aufgeben. Das müssen sie aber auch nicht, denn unsre „freiheitliche demokratische Grundordnung“ garantiert die Religionsfreiheit aller Menschen. Manche Menschen scheinen nicht zu begreifen, was das bedeutet. Alexis de Tocqueville war ein kritischer Vordenker der modernen Demokratie. Bereits 1831 warnte er davor, dass Demokratien Züge eines totalitären Systems annehmen und eine Tyrannei der Mehrheit eintreten könne. Er bezeichnete das als „Diktatur der Mehrheit“ (Alexis de Tocqueville: Über die Demokratie in Amerika. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1984) Sind Muslime „integrationsunwillig“, wenn sie sich der Diktatur der Mehrheit nicht unterwerfen möchten?


Du hast vergessen zu sagen, dass eine breite Spur von Blut die "Eroberung" von Südeuropa begleitete.

Diese Blutspur zieht sich durch die ganze menschliche Geschichte. Wir sind nicht besser. Seitdem wir Ich und Du sagen konnten, brachte Kain seinen Bruder Abel um. Die norwegische Akademie der Wissenschaften hat mal vor einer Weile errechnet, dass seit dem Jahr 3600 vor Christus insgesamt 14.513 Kriege stattfanden. Dabei gab es drei Milliarden 64 Millionen Tote. Nur 292 dieser rund 5600 Jahre waren ohne Krieg. Wollen wir hoffen, dass die Menschheit daraus lernt und die Konflikte in Zukunft intelligenter löst.

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#80 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von closs » Fr 9. Mär 2018, 20:09

Novalis hat geschrieben:Die Gefahr gibt es mit Sicherheit. Beispielsweise gibt es Karikaturen, die den Propheten Muhammad als Schwein darstellen. Soetwas ist ganz klar rassistisch
Sehe ich genauso - das geht in Richtung "Stürmer".

Pluto hat geschrieben:Ich erinnere daran, dass der Staat mit rund 20 Milliarden Euro, bis heute die meisten Einrichtungen der Kirche finanziert.
Diese Zahl ist absichtlich oder mindestens fahrlässig falsch. - Letztlich kommt ein Betrag unter 1 Milliarden heraus, der zudem noch mit Zinsen zu verrechnen wäre, wenn man die Schulden des Staats an die Kirche verzinsen würde - ein klassisches Beispiel für Volksverdummung.

Begründung:
1) Kirchensteuern (falls die hier mit reingerechnet wurden) werden gegen Entgelt vom Staat für die Kirchen eingezogen - das hat nichts mit "Staatsgeld" zu tun.
2) Outgesourcte Verpflichtungen wie Krankenhäuser, Kindergärten, etc. werden JEDEM Dienstleister, also auch der Kirche, bezahlt - das sind keine "Spenden". - Stell Dir mal vor, Du würdest den Klempner kommen lassen und die Begleichung der Rechnung dafür als "Spende" bezeichnen.
3) Denkmalschutz ist Verpflichtung des Staates.
4) etc

Was wirklich (aus unterschiedlichen Gründen) doof ist, sind die Gehaltszahlungen der oberen (!) Chargen in der theologischen Hierarchie - allerdings werden diese virtuell mit den Zinsen verrechnet, die der Staat an die Kirchen zahlen müssten. - Ein klassisches Beispiel medialer Irreführung.

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