Der europäische Rassismus

Philosophisches zum Nachdenken
janosch
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#11 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von janosch » Fr 5. Jan 2018, 13:00

Tree of life hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:
Kingdom hat geschrieben:Warum sind so wenig Menschen bereit, den auf zu nehmen,
Weil er zu faul ist, bei ihnen an der Haustür zu klingeln und um Aufnahme zu bitten.

Joh 13,20 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer jemanden aufnimmt, den ich senden werde, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat.

Wann hast du Zeit? 8-)
:lol: :thumbup:

Novas
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#12 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von Novas » Fr 5. Jan 2018, 14:11

ThomasM hat geschrieben:Der Islam ist keine Antwort auf diese Frage, sondern ein Rückschritt, insbesondere so, wie die Mehrheit der Moslems den Koran heutzutage auslegt.

Da Charles Le Gai Eaton ein Muslim ist, gilt für ihn zweifellos dieser Satz hier: „Gewiss, die Religion vor Gott ist die Hingabe (Islam)!“ (3:19) Doch die grundlegende theologische Lehre des Islam lautet: es gibt eine universale Religion, die sich in verschiedenen Religionen auf verschiedene Weise im Laufe der Zeiten offenbart hat. „Christentum“, „Islam“, „Judentum“, „Buddhismus“ und „Hinduismus“ sind also nur verschiedene Bezeichnungen für die eine universale Religion, welche immer Hingabe an Gott/Gottergebenheit ist. Große muslimische Denker wie Réne Guénon, Frithjof Schoun, Martin Lings und Seyyed Hossein Nasr sehen es so. Diese Frage ...

Wie konnte ein gütiger Gott eine überwältigende Mehrheit menschlicher Wesen erlauben, im Dienste falscher Religionen zu leben und zu sterben?

... kann aus islamischer Sicht sehr einfach beantwortet werden: die anderen Religionen sind ebenfalls wahre und authentische Religionen, die Anteil an der Offenbarung haben. Der theologische Exklusivismus ist hauptsächlich für Christen ein Problem, denn sie haben immer wieder anderen Religionen die Wahrheit abgesprochen (mit Verweis auf Joh 14,6), um sie egozentrisch für sich alleine zu reklamieren (schon alleine hier im Forum werden immer wieder exklusivistische Wahrheitsansprüche erhoben ;) ). Muslime haben dieses Problem so nicht, weil der Glaube an alle Propheten zu den fundamentalen Glaubensartikeln des Islam gehört. Nach ihrer Auffassung wurden im Laufe der Menschheitsgeschichte allen Völkern Propheten Gottes geschickt (Sure 13,7b; 35,24), die alle im Wesentlichen den selben ewigen Glauben, die Hingabe an Gott, gelehrt haben. Muhammad wird als „Siegel der Propheten“ bezeichnet, weil er alle vor ihm gewesenen Propheten bestätigt.

Es gab mal eine interreligiöse Veranstaltung bei der Seyyed Hossein Nasr neben dem Dalai Lama saß und die beiden haben sich freundschaftlich miteinander unterhalten. Dieses Bild der grenzüberschreitenden Toleranz und universalen Bruderschaft hat sich sehr tief in mich eingebrannt. Das hat mich zu der Frage gebracht, was diesen Dialog so oft verhindert. Meine Antwort darauf ist: der religiöse Exklusivismus. Wenn etwas falsch ist, dann diese Idee, dass immer die eigene Religion wahr und alle anderen falsch sind. Warum sollte ein gütiger Gott zulassen, dass Milliarden von Menschen seit Jahrtausenden in falschen Religionen leben und sterben? Das ergibt keinen Sinn.

Daher greift die Antwort von Kingdom oder von tree of life zu kurz. Die Menschen in anderen Kulturen haben keine Chance, Jesus anzunehmen, weil sie ihn gar nicht treffen können.

Darum ist die naheliegende Antwort: sie haben ihre eigene Offenbarung empfangen, die ebenso die Ewige Spirituelle Wahrheit reflektiert, wie der Edle Achtfache Pfad des Buddha, das Yogasutra des Patañjali oder die Bhagavad Gita (das ist sozusagen die Bibel der Hindus) nach der Auffassung des Koran gab es in der Menschheitsgeschichte rund 124.000 Propheten. Die genaue Zahl ist wohl nicht so wichtig, aber entscheidend ist: es gab sehr viele :)

„Wir haben doch schon vor dir Gesandte (zu den Menschen) geschickt. Über einige von ihnen haben wir dir (eigens) berichtet, über andere nicht.“ – Koran: Sure 40, Vers 78

ThomasM
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#13 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von ThomasM » Fr 5. Jan 2018, 15:26

Novalis hat geschrieben: ... kann aus islamischer Sicht sehr einfach beantwortet werden: die anderen Religionen sind ebenfalls wahre und authentische Religionen, die Anteil an der Offenbarung haben. Der theologische Exklusivismus ist hauptsächlich für Christen ein Problem, denn sie haben immer wieder anderen Religionen die Wahrheit abgesprochen, um sie egozentrisch für sich alleine zu reklamieren
Das ist deine Meinung, sie wird aber nicht von der Mehrheit der Moslems geteilt. Im Islam wird sogar die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Ausrichtungen bekämpft. Der Exklusivismus findest du auch dort (wie übrigens in jeder Religion).
Wenn du dir zugestehst, aus dem Islam die dir passende Ansicht herauszupicken, dann solltest du auch das Christentum nicht über einen Kamm scheren.

Novalis hat geschrieben: Darum ist die naheliegende Antwort: sie haben ihre eigene Offenbarung empfangen
Wie ich schrieb, das ist nur eine von drei Möglichkeiten.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Novas
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#14 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von Novas » Fr 5. Jan 2018, 15:54

ThomasM hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben: ... kann aus islamischer Sicht sehr einfach beantwortet werden: die anderen Religionen sind ebenfalls wahre und authentische Religionen, die Anteil an der Offenbarung haben. Der theologische Exklusivismus ist hauptsächlich für Christen ein Problem, denn sie haben immer wieder anderen Religionen die Wahrheit abgesprochen, um sie egozentrisch für sich alleine zu reklamieren
Das ist deine Meinung, sie wird aber nicht von der Mehrheit der Moslems geteilt. Im Islam wird sogar die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Ausrichtungen bekämpft

Die gibt es mit Sicherheit, doch dann haben sie den Begriff „Islam“ nicht verstanden, denn das bedeutet übersetzt einfach Hingabe an Gott (es soll ja vorkommen, dass Menschen schwer von Begriff sind :thumbup: )

Der Begriff Gottergebenheit («Islam») stellt keine besondere Bezeichnung dar, sondern ist seit Beginn der menschlichen Geschichte das Paradigma aller Gottergebenen (deutsch für «Muslime»).
alrahman.de

Im Koran selbst wird der Begriff in einem universalistischen und nicht partikularistischen Sinne verwendet, weshalb der Glaube an die vorausgehenden Propheten von Adam, Noah, Abraham, Mose bis Jesus alle miteingeschlossen sind in ihrem Glaubensbekenntnis. Keine Sekte oder Religionsgemeinschaft kann diesen Begriff für sich alleine reklamieren, schließlich kann jeder Mensch, jederzeit und überall, eine gottesbewusste Lebensweise praktizieren, möglicherweise sogar alleine für sich und ohne Anbindung an eine Religionsgemeinschaft. Wenn religiöse Menschen exklusive Wahrheitsansprüche erheben, dann gilt dieser Satz.

Extraordinary claims require extraordinary evidence.

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#15 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von Novas » Fr 5. Jan 2018, 16:23

Kingdom hat geschrieben:Weil die Menschen lieber den Menschen und der Religionsführern glauben schenken als zu hören was der gute Hirte sagte

Du spielst doch selbst Religionsführer und diktierst ständig anderen Menschen, was sie glauben sollen. Scherzkeks :D Ich gebrauche und verlasse mich lieber auf meinen eigenen Verstand, tut mir leid. Deine exklusiven Wahrheitsansprüche sind realitätsfremd, denn kein Mensch besitzt das Monopol der Wahrheit. Wir leben schon längst in einem interspirituellen Zeitalter, viele Menschen sind in mehreren spirituellen Traditionen zuhause und der intereligiöse Dialog ist inzwischen alltäglich. In Zukunft wird ein religiöser Pluralismus unvermeidlich sein. Diesen Satz ...

Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. (Joh 14,6; EU)

... kann man auch universalistisch verstehen. Denn was ist der Weg von Jesus, was verkörpert er? Die Gottergebenheit. Niemand kommt zum Vater außer durch Hingabe an ihn. So einfach könnte man diese Worte öffnen und die enge Brust weiten.

„Ich möchte beten wie Moses im Koran: Herr mache mir Raum in meiner engen Brust.“ ~ Johann Wolfgang von Goethe

Was spricht dagegen? Gottergebenheit ist nicht spezifisch christlich. Sie ist das universale Herz jeder Religion und in Jesus von Nazareth haben wir ein vollkommenes Beispiel dafür. Bricht Dir ein Zacken aus der Krone, wenn Du zugibst, dass es auch andere ernstzunehmende und sehr gute Beispiele gibt, vor und nach ihm? Wenn Du das Licht wirklich liebst und ehrst, dann solltest Du es überall ehren. Soweit wir sehen können, entwickelt sich alles in der Natur, bis hin zum Universum selbst, ganz zu schweigen von unserem Verständnis davon, inklusive Religion.

Wenn wir die Religionen vergleichen, dann sehen wir eine große Symmetrie, eine gemeinsame Entwicklung und Werte, wie das Streben nach Mitgefühl und Güte gegenüber allen Geschöpfen im Dienste des Allmächtigen. Ähnlich wie in Europa gibt es auch im Islam ein Ideal der Ritterlichkeit, um nur ein Beispiel zu nennen. Gläubige Muslime (wie Christen) verpflichten sich auf einen bestimmten Ehrencodex.
Zuletzt geändert von Novas am Fr 5. Jan 2018, 18:18, insgesamt 2-mal geändert.

Verlorener_Sohn
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#16 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von Verlorener_Sohn » Fr 5. Jan 2018, 18:07

ThomasM hat geschrieben: In diesem Kontext ist die von Novalis zitierte Frage wesentlich. Was sollte man mit all den Menschen machen, die vor Jesus gelebt hatten (und keine Chance hatten, Jesus kennenzulernen) oder in anderen Kulturen lebten (und keine Chance hatten, Jesus kennenzulernen)

Daher greift die Antwort von Kingdom oder von tree of life zu kurz.
Die Menschen in anderen Kulturen haben keine Chance, Jesus anzunehmen, weil sie ihn gar nicht treffen können.

Rein logisch gibt es damit nur drei Möglichkeiten

- Gott ist ungerecht und verdammt Menschen zum Tode, ohne ihnen einen Weg zu bieten
- Es gibt andere Wege zu Gott als der christliche Weg
- Die Menschen erhalten nach ihrem Tod eine Möglichkeit, sich für Jesus zu entscheiden.
Die katholische Kirche gibt auch dazu Antwort, die ich schon in einem anderen Thread gepostet habe.
Hier nochmal der Auszug aus dem Katholischen Katechismus:
843 Die Kirche anerkennt bei den anderen Religionen, daß sie, wenn auch erst „in Schatten und Bildern", nach Gott suchen. Er ist ihnen noch unbekannt, aber doch nahe, da er allen Leben, Atem und alles gibt und er will, daß alle Menschen gerettet werden. Somit betrachtet die Kirche alles, was sich in den Religionen an Wahrem und Gutem findet, „als Vorbereitung für die Frohbotschaft und als von dem gegeben ...‚ der jeden Menschen erleuchtet, damit er schließlich das Leben habe" (LG 16) [Vgl. NA 2; EN 53].
847 Diese Feststellung bezieht sich nicht auf solche, die ohne ihre Schuld Christus und seine Kirche nicht kennen:
„Wer nämlich das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott jedoch aufrichtigen Herzens sucht und seinen durch den Anruf des Gewissens erkannten Willen unter dem Einfluß der Gnade in den Taten zu erfüllen versucht, kann das ewige Heil erlangen" (LG 16) [Vgl. DS 3866-3872].
In der Bibel ist auch die Rede davon, dass alle Menschen vor Jesus nach ihren Taten beurteilt werden.
Ich kann jetzt aber nicht sagen, wo genau dies geschrieben steht.
Hier ist auch wieder die Parallele zu anderen Religionen.
Im Islam werden gute und schlechte Taten gegeneinander aufgewogen.
Im Buddhismus, Hinduismus, u.ä. gibt es das Karma.

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#17 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von Catholic » Fr 5. Jan 2018, 18:48

Verlorener_Sohn hat geschrieben: Die katholische Kirche gibt auch dazu Antwort, die ich schon in einem anderen Thread gepostet habe.
Hier nochmal der Auszug aus dem Katholischen Katechismus:
843 Die Kirche anerkennt bei den anderen Religionen, daß sie, wenn auch erst „in Schatten und Bildern", nach Gott suchen. Er ist ihnen noch unbekannt, aber doch nahe, da er allen Leben, Atem und alles gibt und er will, daß alle Menschen gerettet werden. Somit betrachtet die Kirche alles, was sich in den Religionen an Wahrem und Gutem findet, „als Vorbereitung für die Frohbotschaft und als von dem gegeben ...‚ der jeden Menschen erleuchtet, damit er schließlich das Leben habe" (LG 16) [Vgl. NA 2; EN 53].
.

Interessant ist in dem Zusammenhang auch,dass die katholische Lehre/Tradition die Überzeugung vertritt,dass ein Mensch,der den Wunsch hatte sich taufen zu lassen aber nicht die Möglichkeit dazu hatte,als getauft betrachtet wird (sogenannte "Begierdetaufe")
Wenn also ein Indio,der im tiefsten Amazonasgebiet lebte,getauft werden wollte,nachdem er einen Missionar über Jesus sprechen hörte,sich auf den Weg zur Missionsstation begab und unterwegs von Mitgliedern eines feindlichen Stammes getötet wurde,dann geht die Kirche davon aus,dass er als getauft gilt weil er den ehrlichen Wunsch hatte getauft zu werden.

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#18 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von JackSparrow » Fr 5. Jan 2018, 19:11

Novalis hat geschrieben:Die gibt es mit Sicherheit, doch dann haben sie den Begriff „Islam“ nicht verstanden, denn das bedeutet übersetzt einfach Hingabe an Gott
Der Begriff bedeutet Verrat, Aufgabe oder Unterwerfung. Götter sind dafür nicht notwendigerweise erforderlich.
https://en.m.wiktionary.org/wiki/أسلم#Arabic

Verlorener_Sohn hat geschrieben:In der Bibel ist auch die Rede davon, dass alle Menschen vor Jesus nach ihren Taten beurteilt werden.
Wollen wir der Vollständigkeit halber ergänzen, wovon in der Bibel außerdem noch die Rede ist:

(1) dass alle Menschen nach ihrem Glauben beurteilt werden und Taten keine Rolle spielen,
(2) dass Gott die Menschen schon zu Lebzeiten bestraft anstatt über Verstorbene zu richten,
(3) dass Straftäter zu Lebzeiten nach den Gesetzen des Moses zu bestrafen sind und nicht von Gott,
(4) dass alle Lebewesen den gleichen Atem haben sind und kein Verstorbener irgendeine Belohnung erfährt,
(5) dass manche Verstorbene auferstehen und alle anderen Verstorbenen weiterschlafen werden, ohne dass es jemals zu einer Beurteilung vor Jesus käme.

Novas
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#19 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von Novas » Sa 6. Jan 2018, 13:26

ThomasM hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben: Wie konnte ein gütiger Gott eine überwältigende Mehrheit menschlicher Wesen erlauben, im Dienste falscher Religionen zu leben und zu sterben
Das Problem fing bereits viel, viel früher an und hat nichts mit Rassismus zu tun

Das denke ich eben schon. Christen haben die Welt immer wieder in Christen und Nicht-Christen eingeteilt, wobei die Heiden und sogenannten Barbaren als die Noch-Nicht-Christen galten und die Häretiker und Ketzer, die Nicht-Mehr-Christen, als die Verräter im eigenen Lager. Die christliche Selbst- und Fremdwahrnehmung, sozusagen die Wahrnehmungsmatrix, war häufig von dem Gefühl begleitet, eine höhere Menschenart darzustellen, womit auch gewalttätige Formen der Missionierung, Kolonialismus und Imperialismus gerechtfertigt wurden. Oder man denke an die Griechen, welche die Welt in zivilisierte Menschen und Barbaren einteilten.

Das Phantom Rassismus
Rassismus und autochthone Völker

“Rassismus wurde historisch als Vorwand benutzt, um Expansion, Eroberung, Kolonialisierung und Vorherrschaft zu rechtfertigen und ging einher mit Intoleranz, Ungerechtigkeit und Gewalt.“


~ Rigoberta Menchú Tum, Friedensnobelpreisträgerin.
“Das Rassismus-Problem an der Schwelle zum 21. Jahrhundert

Wichtige und naheliegende Beispiele: die Kolonialisierung der Neuen Welt, die von rassistischen Übergriffen und Denkmustern begleitet war.

Die Kolonialisierung der Neuen Welt war, darüber sind sich Historiker und andere Wissenschaftler einig, von extrem rassistischen Übergriffen begleitet - von Hinrichtungen, Zwangsvertreibungen und Zwangsumsiedlungen, den „Indianischen Kriegen“ sowie vom Hungertod und Krankheit. Heute würde man diese Methoden als ethnische Säuberung und Völkermord bezeichnen. Die Unterwerfung der Bewohner der Neuen Welt wurde damals auf der Grundlage von Gesetzen betrieben. Erica Irene Daes, Vorsitzende und Beraterin der Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen für autochthone Bevölkerungsgruppen, weist in ihrer Studie über autochthone Völker nach, wie die sog. “Gesetze der Entdeckung“ und „Eroberung“ und Begriffe wie “terra nullius“ benutzt wurden, um die Unterwerfung zu rechtfertigen.

Diese “Doktrinen der Enteignung“ haben das Verhältnis der autochthonen Bevölkerungsgruppen zu ihrem Landbesitz grundlegend verändert. Zwei Papstbullen aus dem 15. Jahrhundert ebneten den Weg für den Eroberungsfeldzug der Europäer in der Neuen Welt und in Afrika. Die Bulle „Romanus Pontifex“, die Papst Nicolas V. dem portugiesischen König Alfonso V. im Jahr 1452 überbrachte, enthielt eine Kriegserklärung gegenüber allen Nicht-Christen weltweit und forderte ausdrücklich die Eroberung, Kolonialisierung und Ausbeutung der nichtchristlichen Nationen und ihrer Gebiete. Die zweite Bulle, „Inter Caetera“, von Papst Alexander IV., die im Jahre 1493 an den König und die Königin Spaniens überbracht wurde, begründete offiziell die christliche Dominanz über die Neue Welt. Sie wurde kurz nach der Reise von Christoph Kolumbus auf die Insel Hispaniola übergeben. Darin wurde die Unterwerfung der autochthonen Bevölkerung und ihrer Territorien legitimiert. Außerdem teilte sie alle neu entdeckten und noch zu erobernden Länder in zwei Hälften - Spanien bekam die Rechte zur Eroberung und Beherrschung über die eine Hälfte der Welt, Portugal über die andere.

Ein Jahr später wurde die Welt durch den Vertrag von Tordesillas (1494) nochmals aufgeteilt. Eine Folge ist, dass die meisten Brasilianer heute Portugiesisch und nicht Spanisch sprechen, im Gegensatz zum Rest Lateinamerikas. Die päpstlichen Bullen wurden niemals aufgehoben, obwohl die Vertreter der autochthonen Bevölkerungsgruppen den Vatikan wiederholt darum gebeten haben.
Weltkonferenz gegen Rassismus

Bild
Ist Christopher Kolumbus Amerikas erster Terrorist?

Die nichtchristlichen Länder wurden Niemandsland, “terra nullius“, von den christlichen Nationen genannt. Wenn heute von der „Verteidigung des christlichen Abendlands“ gesprochen wird, nicht selten kombiniert mit einem „antimuslimischen Rassismus“, dann knüpfen sie historisch daran an. Was meinst Du, was die amerikanischen Ureinwohner/Native Americans sagen, wenn man sie heute fragt, was sie von Christopher Kolumbus und dem „Kolumbus-Tag“ halten? Gerade die Amerikaner drücken im Hinblick auf ihr Rassismusproblem bis heute gerne ein Auge zu.

Dazu ist dieser Film sicher ein Klassiker, der das Problem des Rassismus in der modernen Zeit thematisiert.



Es ist ein Problem der beschränkten Wahrnehmung Gottes.

Das kommt leider noch erschwerend hinzu. Wenn Gott wirklich so wäre, wie er von manchen Menschen dargestellt wird, müsste ich Atheist werden. Die Götzenverehrung (Anbetung falscher Götter) hat sehr viele Gesichter. Die falschen Gottesbilder, welche die eigene Agenda rechtfertigen, übersieht der Mensch besonders gerne. Was also ist wahrer Glaube? Das waren die Juden in Auschwitz, welche das Sch'ma Jisrael selbst angesichts ihrer eigenen Vernichtung sangen:

"Höre Israel, Dein Gott ist ein einziger, und er ist ewig."


Catholic
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#20 Re: Der europäische Rassismus

Beitrag von Catholic » Sa 6. Jan 2018, 14:34

Novalis hat geschrieben: ...Häretiker und Ketzer, die Nicht-Mehr-Christen, als die Verräter im eigenen Lager.

Nun würde ich nicht den Begriff Verräter wählen.
Häretiker,die an ihrer Überzeugung festhielten wurden - um einmal einen Begriff späterer Zeiten aufzugreifen - als Staatsfeinde,also Feinde des Gesellschaftssystems betrachtet,vergleichbar den Terroristen der RAF in den späten 70er und frühen 80er Jahren in der BRD.

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