Helmuth hat geschrieben: ↑Mo 12. Aug 2019, 11:19
So ist dieses Wort des Paulus kein inspiriertes Gotteswort, das Wort von Jakobus über die Wirkungsweise der Begierde wird hingegen mehrfach bestätigt. Dazu exisitert schon das grundlegende 10. Gebot: "Du sollst nicht begehren ...".
Ich glaube, du machst es dir in deinem Versuch, Paulus in den Hintergrund zu rücken, etwas zu einfach.
Worum es Paulus ging - und das lässt sich nicht nur aus einem einzelnen Textteil ablesen - war die Stellung des Gesetzes. Woran Paulus verzweifelte war, dass er erkannt hatte, dass es ihm nicht möglich war, die Gesetze zu halten, obwohl er sie doch von ganzem Herzen und mit aller Kraft halten wollte (Röm. 7,19).
Wieso also sündigte er, obwohl er nicht sündigen wollte, ja er mit aller Kraft Gott nachfolgen wollte? Seine Erkenntnis war, dass es das Gesetz ist, das das, was er tat, zur Sünde machte. Ohne Gesetz gibt es keine Sünde, egal was man tut.
Diese Erkenntnis ist auch korrekt, wenn man z.B. die Tierwelt betrachtet. Begierden (oder hormonelle Reaktionen, Triebe, egal, was man dazu sagen will) gibt es bei Mensch und Tier. Solange niemand da ist, der dieses Verhalten zur Sünde erklärt, ist es keine Sünde.
Das ist der Hintergrund von Paulus Aussage, das Gesetz macht die Begierde zur Sünde.
Der Begierde kann kein Mensch ausweichen. Nimmt man das Gesetz dazu, heißt das, dass alle Menschen zu Sündern werden, selbst wenn sie es mit glühendem Herzen nicht wollen. Das Gesetz verdammt also alle Menschen, ein simples "Halte das Gesetz, sonst wirst du verdammt" ist nichts weiter als Verhöhnung des Menschen.
Deshalb ist für Paulus das Reinwaschen durch das Opfer von Jesus und die Gnade Gottes von so zentraler Wichtigkeit. Die Gnade nimmt den Zwang, das Gesetz zu halten weg und damit den Druck des Verdammt seins, ohne etwas dagegen machen zu können.
Jakobus war dagegen - wie viele Menschen - ein sehr viel traditioneller eingestellter Mensch, der deswegen fast nur schwarz-weiß sehen konnte. Heißt die Gnade nicht, dass das Gesetz abgeschafft wird und die Menschen tun und lassen können, was sie wollen? Mit dieser Konsequenz hat Paulus auch zu kämpfen gehabt und hat sich mit aller seiner Macht gegen diese falsche Schlussfolgerung gestemmt.
Jakobus war noch der Meinung, es wäre möglich, der Begierde zu entkommen. Das stimmt aber nicht, zumindest nicht in der Breite. Es kann sein, dass wir es schaffen, manche Begierden zu besiegen, aber dafür fallen wir dann anderen zum Opfer. Es gibt so viele Möglichkeiten zu sündigen, dass wir es einfach nicht schaffen, nicht zu sündigen. Wer Jakobus Worte für eine Anweisung hält, ein Sündenfreies Leben zu führen, der belügt sich selbst.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.