Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
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Naqual
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#571 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Naqual » Di 6. Okt 2015, 18:01

closs hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Wobei ich sagen würde dass der radikale Islamismus eine Regression in eine frühere Entwicklungsstufe darstellt
Richtig - was die These unterstützt, dass kulturelle Entwicklung auch Rückschritt bedeuten kann - das gilt aus meiner Sicht für die westliche Entwicklung aus anderen Gründen ebenso.
Ja.
Entwicklung sollte man nicht als zielgerichtete Gerade sehen. Eher eine Spirale, die sich zwar vor und zurückbewegt, aber auch nach oben.
Das Dritte Reich war ein extremer Rückschritt in der Deutschen Geschichte. Aber genau dieser führte auch wieder zu einem massiven Sprung vorwärts (Ethik, Selbstkritik, Ausformung der Demokratie, usw.)
Anderes Beispiel. Wir leben in einem Zeitgeist der durch starke Individualität im Denken geprägt ist. Dies wird zu zunehmenden Phänomenen sozialer Isolation (zumindest im Empfinden) führen. Dadurch steigt aber auch wieder der Druck zu einem Denken in Gemeinschaften.

Naqual hat geschrieben:Diesen Transfer schaffen nur wenige.
Er ist auch schwer, weil die Fachbegriffe der anderen Religonen ganz komplexe Gebilde sind, die ebenfalls über Jahrhunderte hinweg aus anderer Perspektive geschaffen wurden. Und da braucht man viel Zeit für. Plakativ, kurz und einfach in folgendem Beispiel:
Die christliche Nirwana-Kritik in verschiedenen Veröffentlichungen. Nirwana ist aber gar nicht Nichts, sondern "nichts Bekanntes". (Stark vereinfacht, aber das ist der Kern) Und da haben wir schon einen ganz erheblichen Abstraktionsgrad. Noch schwieriger wirds dann in einem Religionsvergleich, bei dem man z.B. "Naqual" (Bedeutung: "was man nicht mit Worten benennen kann")mit Nirwana vergleicht. :mrgreen:

Novas
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#572 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Novas » Di 6. Okt 2015, 18:06

Naqual hat geschrieben:Ganz offen gesagt, wenn ich mehr über mich wissen will, lese ich lieber ein buddhistisches Buch, ein Buch über Yoga, oder schlicht ein Psychologiebuch

Dein Geist ist frei. Prüfe alles und behalte das Gute. Es gibt natürlich auch eine eigene christliche Tradition der Mystik und Kontemplation (sehr bekannt ist sicherlich die Imitatio Christi des Thomas von Kempen). Das apostolische Credo ist einfach die älteste erhaltene Zusammenfassung des christlichen Glaubens. Es ist wie ein lebensspendender Baum: er ist verwurzelt in der Erde der Tradition und öffnet sich doch mit seinen Ästen nach oben hin zum Sonnenlicht und der Weite des Himmels.
Beides braucht der Baum, damit er wachsen und Früchte tragen und junge Sprösslinge hervor bringen kann, welche die allem Leben als Keim oder kreatives Potential innewohnende Christus-Kraft weiter tragen und vermehren, wies es diese wunderbaren Jesusworte sagen: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die RebenJohannes 15, 1-8. Darüber hat der Benediktinermönch David Steindl-Rast ein bekanntes Buch geschrieben, mit dem Titel „Credo: ein Glaube der alle verbindet“, bezeichnender Weise mit einem Vorwort des Dalai Lama, denn es gibt inzwischen schon eine richtige Tradition des interreligiösen christlich-buddhistischen Dialogs.

„Die Autoritätskrise, in der wir stehen, zwingt uns zu fragen, worauf wir uns letztlich verlassen können'", schreibt der Autor und fährt fort: '"Wir werden Glaubenssätze immer wieder auf persönlich nachvollziehbare Erfahrung und Überzeugung zurückführen müssen ' auf innere Autorität also, bei allem Respekt für äußere... Ich schaue auf die Flut von Kirchenaustritten und sehe darin voll Hoffnung ein Austreten der Kirche über ihre herkömmlichen Ufer, eine Überschwemmung...Zu den Früchten, die Menschen in der Vergangenheit ernteten, wenn sie das CREDO beteten und so ihrem Glauben Ausdruck gaben, zählen folgende: ein tiefer Herzensfriede, ein Gefühl der Zugehörigkeit und des Daheimseins und eine feste Verankerung im ewigen Jetzt des gegebenen Augenblicks. Als ein Christ, der das CREDO schon seit fast 80 Jahren betet, kann ich dafür bürgen, dass die Früchte auch heute noch reifen und taufrisch verfügbar sind. Christ oder Nicht-Christ, wer immer das CREDO Satz für Satz mit unserer dreizinkingen Zange in den Griff bekommt, sollte imstande sein, in diesem Text jenen Ur-Glauben zu erspüren, der uns als Menschen eint ' in uns selbst, untereinander und mit dem göttlichen Seinsgrund“.
http://www.amazon.de/Credo-Ein-Glaube-a ... 3451303566

55cf0aa6.l.jpg

Die Eibe, die auf dem Gelände des Hofgutes „Schloss La Motte” der Familie Brodback steht, zählt zu den ältesten Bäumen im Saarland.
Sie ist schon sehr lange als Naturdenkmal bekannt. Die Altersangabe für diesen Baum schwanken. Die Vorfahren erzählen von einer 1000-jährigen Eibe, eine Publikation über die Naturdenkmäler im Saarland von 1953 erwähnt ein Alter von ca. 700 Jahren.
Die Europäische Eibe (Taxus baccata) ist die älteste Baumart Europas. Sie stammt aus der Zeit des Tertiär. Durch jahrhundertelange Übernutzung steht sie heute auf der roten Liste der gefährdeten Arten.
http://www.lebach-aktuell.de/?page_id=202

closs
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#573 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von closs » Di 6. Okt 2015, 18:27

Naqual hat geschrieben:Dies wird zu zunehmenden Phänomenen sozialer Isolation (zumindest im Empfinden) führen. Dadurch steigt aber auch wieder der Druck zu einem Denken in Gemeinschaften.
Das sagt mir meine optimistische Seite auch. - Ich meine, in der Generation meiner Kinder (unabhängig von der offiziell-medialen Gesellschafts-Kultur) so etwas wie eine neue Bescheidenheit zu entdecken - man geht am Wochenende wandern und findet das cool - und dabei meine ich nicht nur meine "verzogenen" :lol: Kinder, sondern das, was man von ihnen aus dem Freundeskreis hört.

Es hat sich in der neuen Generation rumgesprochen, dass es materiell nicht unendlich weiter in die "reichere" Richtung geht, sondern dass man froh sein kann, wenn man kreativ den gewohnten Standard hält - und das kann man, wenn man sich sozialisiert ohne Einbußen der Lebens-Qualität tun.

Naqual hat geschrieben:Er ist auch schwer, weil die Fachbegriffe der anderen Religonen ganz komplexe Gebilde sind
Auch der eigenen.

Das Ergebnis ist Meinungs-Mittelmaß, das sich selbstbewusst vorträgt. - Man hat sich daran gewöhnt, dass man eine Meinung haben darf (ist ja auch gut so) und vernachlässigt dabei oft die Qualität der Meinung. - Mir fehlt da die Tiefe. - Deshalb komme ich in religiösen Dingen wirklich immer mehr zurück auf den früheren Status, als die Bibel für das Volk nicht zugänglich war.

Das geht natürlich nicht - und eigentlich will ich es auch nicht. - Aber ich möchte mal Physiker sehen, wenn jeder Depp zu einem Fachbuch zur Quantenmechanik Meinungs-Schwadronierei machen würde.

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#574 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Novas » Di 6. Okt 2015, 18:54

closs hat geschrieben:Das geht natürlich nicht - und eigentlich will ich es auch nicht. - Aber ich möchte mal Physiker sehen, wenn jeder Depp zu einem Fachbuch zur Quantenmechanik Meinungs-Schwadronierei machen würde.

Das stimmt natürlich. Die Lösung:

Matthew 5:16 - Let your light shine before men in such a way that they may see your good works, and glorify your Father who is in heaven.

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#575 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von JackSparrow » Di 6. Okt 2015, 23:15

Novalis hat geschrieben:Das ist die Basis.
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Erstens ist der Energiegehalt des Universums konstant. Etwas zu "erschaffen" widerspricht somit dem 1. Hauptsatz der Thermodynamik.

Zweitens kann in abgeschlossenen Systemen die Gesamtentropie nur zunehmen. Auf telepathischem Wege, also ohne Energieübertragung, irgendeine Arbeit zu verrichten, widerspricht somit dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik. Andernfalls könnte man sich problemlos ein Perpetuum mobile herbeiwünschen.

Drittens gehören zu meiner Umwelt nicht nur ich, sondern noch Milliarden weiterer Lebewesen bis hin zu Mikroorganismen. Von "in yourself" kann also überhaupt keine Rede sein.

Viertens ist mir bisher noch keinerlei Guru über den Weg gelaufen, der seine Zauberkunst auch nur ansatzweise hätte demonstrieren können. Ganz im Gegenteil. Die widerlegen ihre eigenen Theorien meist sogar selbst. https://www.psiram.com/ge/index.php/Bärbel_Mohr

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#576 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von JackSparrow » Di 6. Okt 2015, 23:23

Naqual hat geschrieben:Nunja, und bei den zehn Geboten habe ich auch schon gegen fast alle verstoßen.
Erstens sind es 613 Gebote und nicht nur 10.

Zweitens gelten diese Gebote explizit für dasjenige Volk, welches (siehe Moses) durch den HERRN aus Ägypten geführt wurde und anschließend im heutigen Israel siedelte. Ich persönlich war bisher noch nie in Ägypten.

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#577 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Novas » Di 6. Okt 2015, 23:48

Samantha hat geschrieben:Mich hat niemand beeinflusst und ich lese freiwillig

Da bietet es sich mal an, zu fragen, was mit „Beeinflussung“ eigentlich gemeint ist. Es gibt gute und negative Einflüsse, aber ganz sicher gibt es eines immer: irgendwelche Einflüsse. Umso wichtiger ist es, dass man unterscheiden lernt, um dann umso bewusster gute und wohltuende Einflüsse zu wählen, was auch immer für Dich das sein mag ;)
Von Graham Cooke gibt es im Netz einen Vortrag mit dem Titel: „Cultivating An Influential Lifestyle“, wo er genau über dieses Thema spricht. Das ist im Grunde das, was Christen (mehr oder weniger erfolgreich) tun: sie kultivieren den Geist Jesu, sie imitieren auf individuelle Weise seine Art und Weise zu denken, zu sprechen und zu handeln, um Ihn dann durch ihr Leben widerzuspiegeln und ihr Umfeld dadurch positiv zu beeinflussen.

Das kann man auch ganz loslösen von Religion, weil es hauptsächlich um eine Wandlung/Umkehr ("metanoia") im eigenen Denken geht, um deinen ganz persönlichen "Lifestyle", was andere tun bleibt ihnen überlassen. Doch Du kannst sie inspirieren und ihnen auf ihrem Weg helfen.

“Joy gives us influence that arouses desire in people. The angels came with glad tidings and great joy and inspired shepherds to leave their flock and go searching for a baby in the middle of the night! What you are most happy about gives you power to inspire others. When our joy is full, we have an authority to lift people in the spirit.” (Graham Cooke)

Freude gibt uns einen Einfluss, der in den Menschen Wünsche entfacht. Die Engel kommen mit einer Freudenbotschaft, einer großartigen Freude. Das, was Dich am glücklichsten macht, gibt Dir auch die meiste Kraft andere zu inspirieren. Sie wirklich aufzubauen und zu stärken im Geist.

Zuletzt geändert von Novas am Mi 7. Okt 2015, 00:20, insgesamt 1-mal geändert.

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#578 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Novas » Mi 7. Okt 2015, 00:04

Lena hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Das AT sollte man überhaupt nur dann lesen, wenn man NT-mäßig geistig abgesichert ist - ansonsten wird man verrückt.

Die Menschheit bis heute, verhält sich ja in der Art, wie im AT beschrieben. Auch hier im Forum immer wieder zu erleben.

Der neue Bund, das neue Testament, zeichnet einen neuen Menschen, der sich gegensätzlich verhalten kann, durch einen neuen Geist, in seinem Wesen.

:Herz:

Gut erkannt. :) Oft ist es so, dass man das Neue Testament aus der Sicht des AT liest und dadurch überdeckt, obwohl es eigentlich umgekehrt sein sollte: das Alte wird durch das Neue überschrieben und umgewandelt.

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#579 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Naqual » Mi 7. Okt 2015, 06:05

Novalis hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Ganz offen gesagt, wenn ich mehr über mich wissen will, lese ich lieber ein buddhistisches Buch, ein Buch über Yoga, oder schlicht ein Psychologiebuch
Dein Geist ist frei. Prüfe alles und behalte das Gute. Es gibt natürlich auch eine eigene christliche Tradition der Mystik und Kontemplation
Gott sei Dank. ;)

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#580 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Naqual » Mi 7. Okt 2015, 06:09

Novalis hat geschrieben:Oft ist es so, dass man das Neue Testament aus der Sicht des AT liest und dadurch überdeckt, obwohl es eigentlich umgekehrt sein sollte: das Alte wird durch das Neue überschrieben und umgewandelt.
Diesen Weg halte ich für nicht ungefährlich. Weil man das AT uminterpretiert dabei. Das religiöse Denken und Empfinden im AT ist jedoch die Grundlage aus dem heraus das NT entstand. Also für ein korrektes Verständnis des NT muss man ersteinmal das AT ohne das NT nachvollziehen.

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