Das christliche Credo: ein Glaube der alle verbindet

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Novas
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#1 Das christliche Credo: ein Glaube der alle verbindet

Beitrag von Novas » Di 6. Okt 2015, 19:19

Ich empfehle euch gerne dieses wunderbare Buch „Credo: Ein Glaube der alle verbindet“ des Benediktinermönchs David Steindl-Rast, der wirklich brillant darin ist, komplizierte theologische Ideen auf das Wesentliche (oder Ursprüngliche) und somit Einfache zurück zu führen.

Haben oder hatten sie auch Zeiten, in denen sie einzelne Sätze des Glaubensbekenntnisses (Credo) nicht mitbeten können oder konnten? Weil ihnen manches in der Kirche absolut nicht „katholisch = allumfassend“ erschien oder z.B. die „Jungfrauengeburt“ dem wissenden Geist des 21. Jahrhunderts widerspricht?


Das Credo, die älteste gültige Zusammenfassung des christlichen Glaubens, wurde vielfach ausgelegt und interpretiert.

David Steindl – Rast unternimmt einen neuen Versuch, auf dem Hintergrund wissenschaftlicher Erkenntnisse und der Tatsache, dass Menschen aller Zeiten und Kulturen ihren mystischen Erfahrungen einen Ausdruck in poetischen Bildern gegeben haben.
Glaube ist Erfahrungssache, sonst verdient er diesen Namen nicht. So sind für Br. David die christlichen Glaubensaussagen ein möglicher Ausdruck religiösen Erlebens in deren Mitte die einzige Quelle steht, die als absolut gelten darf: die mystische Erfahrung, zu der jeder Mensch Zugang hat.
Die Glaubenssätze sind nicht fertig verpackt vom Himmel gefallen sondern drücken das religiöse Erleben jener aus, die es zuerst formuliert haben. Ausgehend von unserer inneren Offenbarung sollten die von der Tradition überlieferten Sätze für uns nachvollziehbar sein.

Für uns, die wir vielleicht im Credo mit Überzeugung den Ausdruck unseres Glaubens finden. Aber auch für jene spirituell Suchenden, die das Christsein nie von innen her kannten und fragen: Gibt es wirklich etwas am christlichen Glauben, was für jedes Menschenherz Bedeutung hat?
So widmet sich Steindl – Rast jedem einzelnen Satz vom „ich glaube“ bis zum „Amen“ auf 4 Ebenen:
Er geht den Fragen nach: Was heißt das – woher wissen wir das und warum ist das wichtig und er fügt persönliche Erwägungen an, die zu eigenen Betrachtungen anregen sollen.

So könnte das Beten des Credo wieder tiefen Herzensfrieden, ein Gefühl der Dazugehörigkeit und eine feste Verankerung im ewigen Jetzt des gegebenen Augenblicks schenken. Früchte, die nicht nur Menschen in der Vergangenheit ernteten sondern auch heute noch reifen und taufrisch zur Verfügung stehen.



Martin Auer, Lengau

18.1.2011
http://www.cursillo.at/artikel.php?Art_ID=3153

Bild

David Steindl – Rast: Credo – ein Glaube der alle verbindet
Mit einem Vorwort des Dalai Lama Verlag Herder
ISBN 978-3-451-30356-2
€[D] 18,95


Außerdem kann man auf Youtube einen Vortrag von ihn hören:


Der 1926 in Wien geborene und seit 1952 in den USA lebende Benediktiner führt - so er nicht auf Vortragsreisen ist - ein bescheidenes Leben in einer
Einsiedelei im Staat New York.

Eines seiner großen Themen auf der Suche nach einer Spiritualität, die alle Kulturen verbindet, ist die Dankbarkeit. In seinem Buch "Credo" widmet er sich
der ältesten Zusammenfassung des christlichen Glaubens. Es besteht aus nur 77 Worten. Dieses Credo ist in seinen Augen "gerade Ausdruck dessen, was alle Menschen, die zu ihrem wahren Selbst vorstoßen, gemeinsam haben". Eine der Möglichkeiten, dieses Gemeinsame auszudrücken, ist für ihn das christliche Glaubensbekenntnis. Belege für diesen Ansatz liefern ihm nicht nur die Erfahrungen seines eigenen Lebens im interreligiösen Dialog, sondern auch die modernen Wissenschaften einschließlich der Psychologie.

Steindl-Rast zeigt anhand der Lyrik, wie modernen Zeitgenossen Mystik erfahrbar werden könnte. Und - angesichts der Krise der religiösen Institutionen - ermutigt er dazu, in jesuanischer Tradition seinen eigenen Verstand zu brauchen. Steindl-Rast analysiert das Credo Wort für Wort und Satz für Satz. Erkenntnisleitend sind dabei jeweils drei Fragen, die sich durch alle Kapitel ziehen: Was heißt das eigentlich? Woher wissen wir das? Warum ist dieser Glaubenssatz so wichtig?

Motiviert ist Steindl-Rast von der Erkenntnis, dass die Sehnsucht nach Zugehörigkeit den stärksten Antrieb des Menschen bildet. Das Vertrauen darauf, dass es überhaupt so etwas gebe wie einen gemeinsamen Seinsgrund, verbinde die Menschheit über alle Grenzen hinweg. Das Credo nennt diesen Urgrund Vater. Zu ihm kann jeder Mensch in eine Sohn/Tochterbeziehung treten. In Logos führt Steindl-Rast glaubende und suchende Menschen an einen Glauben heran, dessen Wörter, Begriffe und Bilder heute Worthülsen geworden sind. Darüber hinaus ist seine Auslegung des Credos ein Beitrag zum Dialog der Religionen.

Eine Sendung von Radio Ö1 aus der Reihe LOGOS, Gestaltung: Johannes Kaup

Seid gesegnet.
Zuletzt geändert von Novas am Di 6. Okt 2015, 20:06, insgesamt 1-mal geändert.

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#2 Re: Das christliche Credo: ein Glaube der alle verbindet

Beitrag von NIS » Di 6. Okt 2015, 19:24

:Herz:
Der Heilige Geist (Hauke)

WISSEN VON MACHT

Novas
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#3 Re: Das christliche Credo: ein Glaube der alle verbindet

Beitrag von Novas » Di 6. Okt 2015, 22:08

NIS hat geschrieben::Herz:

Sehr berührend finde ich auch seine Art zu schreiben... hier ein Beispieltext von seiner Seite "gratefulness.org". Ein paar Worte ÜBER DAS HERZ. :thumbup:

Um zu verstehen in welchem Sinn das Herz ein Zuhause sein soll, müssen wir wissen, dass der Prototyp des Heims in der biblischen Tradition kein stabiles Haus ist, sondern die „Sukkah“, eine Bude oder Hütte aus grünen Zweigen. Am Fest des Sukkoh (oder Tabernakel) baut eine jüdische Familie eine von diesen Hütten vielleicht auf die Feuertreppe zwischen den Wohnhäusern von New York City, um da das frohe Gedenken an die Zeit zu feiern, als das auserwählte Volk auf seiner Reise durch die Wüste wusste, was ein Zuhause ist. Die Wände waren damals so lose gebaut, dass man durch sie des Nachbars Hütte erblicken konnte, und das Dach war offen genug, um einem die Sterne in der Wüstennacht schauen zu lassen. Dies ist noch heute die traditionelle Art, eine Sukkah zu bauen. Das Bewusstsein des Mysteriums oben und des bedürftigen Nachbars nebenan – dieses doppelte Bewusstsein stellt in der biblischen Tradition den Ort des Zuhauses dar: das Herz. Der Einsamkeit, welche wir beim Anblick der Sterne fühlen, ins Gesicht zu sehen und den Nöten unseres Nächsten ins Gesicht zu sehen: beides bringt uns dazu, unser Herz zu entfalten und bringt uns nach Hause, wo wir hingehören. Doch lasst uns nicht vergessen, dass es die Unterkunft für einen Besucher ist.

Andererseits ist Reise immer eine Reise nach Hause: „…das Ende unseres Erkundens wird sein, wo wir begannen…“ Wie dem auch sei: bis wir ankommen, wagen wir uns immer ins Ungewisse hinaus. Wir haben keine Gewissheit. Wir müssen unseren eigenen Weg finden; dieser kann durch keinen anderen ersetzt werden. Wir brauchen Mut.

Rabbi Levi Yitzhak, einer der chassidischen Heiligen, drückte diesen Mut des Besuchers wunderbar aus, wenn er betete: „Herr der Welt… ich bitte Dich nicht, mir das Geheimnis Deiner Wege zu enthüllen – ich könnte es nicht ertragen. Aber zeige mir eines: zeige es mir klarer und tiefer, zeige mir, was das, was im jetzigen Augenblick geschieht, mir sagen will, was es von mir fordert, was Du, Herr der Welt, mir dadurch sagst“.

„Zeige mir, was es mir sagen will!“ Das ist das Gebet des Herzens auf seiner dunklen Reise. So wie das Auge Licht wahrnimmt und das Ohr Klang, ist das Herz das Organ, welches Sinn wahrnimmt. Aber dies setzt den Mut voraus, die Botschaft zu hören und aufzubrechen zu dem, was sie von mir fordert – den Mut „Ja“ zu sagen.

Vielleicht hast du dich gewundert, wo die Liebe hineinkommen würde. Dies, jetzt, ist der Punkt. Liebe ist das bedingungslose „Ja“ des Herzens. Oder besser noch, wie e.e. cummings es ausdrückt: „Was Ja zum Wenn ist, ist Liebe zum Ja.“ Das „Ja“ der Liebe ist allumfassend. Wenn wir „Ja“ zur Reise sagen würden ohne „Ja“ zum Daheim, könnte unser Mut in ungläubigen Leichtsinn entarten. Aber wenn wir nur zum Daheim „Ja“ sagen würden und nicht auch zur Reise, könnte unser Vertrauen zu einer engen Ängstlichkeit schrumpfen. Einzig das allumfassende „Ja“ der Liebe schliesst den Bogen zwischen den Polen des Herzens, indem es Vertrauen und Mut zusammenschweisst. Wir lernen zum Vertrauen „Ja“ zu sagen, indem wir gläubig sind und „Ja“ zum Mut, indem wir unsere Ängste eine nach der anderen überwinden. Dazu braucht es ein ganzes Leben und der Tod ist die endgültige Prüfung. Mit seinem ganzen Herzen „Ja“ sagen, das ist spirituelle Praxis im Einklang mit der biblischen Tradition – zumindest ein Weg sie darzustellen.

Du kannst selbst sehen, wie nahe dies in der Praxis dem Ziel anderer spiritueller Wege kommt: Zen, Yoga, selbst einem Yaqui-Weg des Wissens. In der christlichen Tradition wird das „Ja“ des Herzens mit einem Blick auf den Einen gesagt, der „Gottes Ja“ genannt wird (2.Kor.1,20). Er wurde auf einer Reise geboren und verbrachte sein Leben damit, zu versuchen die ganze Welt heimzubringen, heim, wo er lebte, da, wo sich Gottes „Ja“ zu uns mit unserem „Ja“ zu Gott und unserem Nächsten kreuzt. Diese Kreuzung spiegelt sich in den zwei Balken des Kreuzes, an denen er starb. Sein Herz wurde durch die Lanze eines Soldaten geöffnet und es stand offen, während viele auf ihrer Reise vorbeigingen.

Friede sei mit dir!

Oder soll ich dir „Eintracht“ wünschen (Eintracht heisst auf Englisch concord, was sich vom Lateinischen con cord ableitet, was wörtlich „mit Herz“ bedeutet)?

Dein Bruder David
http://archive.gratefulness.org/de/brda ... _herz2.htm

Aus „Integral Yoga“, Frühling 1974
© A Network for Grateful Living. Übersetzung von Eve Landis.


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Munro
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#4 Re: Das christliche Credo: ein Glaube der alle verbindet

Beitrag von Munro » Di 3. Apr 2018, 12:11

Das Credo ist genial!
Jean Paul Getty:
Die Sanftmütigen werden die Erde besitzen, aber nicht die Schürfrechte.

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