Die jüdische Vorstellung der Hölle

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lovetrail
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#11 Re: Die jüdische Vorstellung der Hölle

Beitrag von lovetrail » Do 25. Feb 2016, 08:15

Münek hat geschrieben:
Da für gläubige Juden das "Neue Testament" keine Bedeutung hat, könnte Deine Auffassung zutreffen.
Es ist auch nicht mit den AT-Vorstellungen kompatibel. Der Tod wurde immer als schlimm dargestellt. Er war schon die Strafe für das Essen der Paradiesfrucht. Von "Therapie" oder "Reinkarnation" ist da nicht die Rede.

Aber wer glaubt heutzutage noch an die Existenz einer feurigen, unterirdischen Hölle?
Auch wenn Christen im sonntäglichen Gottesdienst in Bezug auf den im Grab ruhenden
Jesus "glaubend" bekennen: "... niedergefahren zur Hölle..."

Das ist doch pure Mythologie...
Es gibt Berichte von Menschen, die dort (auf Besuch) waren. Ist zwar kein harter Beweis, aber es bestätigt die Warnungen Jesu vor dem Feuer der Gehenna.

LG lovetrail
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

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Münek
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#12 Re: Die jüdische Vorstellung der Hölle

Beitrag von Münek » Do 25. Feb 2016, 11:36

lovetrail hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das ist doch pure Mythologie...
Es gibt Berichte von Menschen, die dort (auf Besuch) waren. Ist zwar kein harter Beweis, aber es bestätigt die Warnungen Jesu vor dem Feuer der Gehenna.

Ja - in der griechischen Mythologie: Der Sänger Orpheus war dort unten und auch der Heros Herakles,
der den Höllenhund Kerberos aus dem schaurigen Reich der Toten entführte.
..

JackSparrow
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#13 Re: Die jüdische Vorstellung der Hölle

Beitrag von JackSparrow » Do 25. Feb 2016, 11:42

lovetrail hat geschrieben:Ihr mögt mich als zurückgebliebenen Fundamentalisten ansehen, aber diese angeblich "jüdische Sichtweise" ist nicht mit der Bibel zu vereinbaren.
Natürlich nicht. Laut Bibel ist Gehinnom ein Ort nahe Jerusalem.

Und die Grenze stieg das Tal Ben-Hinnom hinauf, südlich zum Berghang der Jebusiter, das ist Jerusalem. Und die Grenze stieg an bis zum Gipfel des Berges, der sich vor dem Tal Hinnom nach Westen zu erhebt, der am Ende der Refaïm-Talebene nach Norden zu liegt. Jos15:8


Münek hat geschrieben:Auch wenn Christen im sonntäglichen Gottesdienst in Bezug auf den im Grab ruhenden
Jesus "glaubend" bekennen: "... niedergefahren zur Hölle..."
Ein Besuch Jesu in Gehenna wird in der Bibel nicht erwähnt. Als Jesus tot war, befand er sich im Hades.

Ja - in der griechischen Mythologie
In der griechischen Mythologie gab es ein Leben nach dem Tod. In der jüdischen Mythologie gab es nur den Scheol, und das bedeutet nichts anderes als "Grab".

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lovetrail
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#14 Re: Die jüdische Vorstellung der Hölle

Beitrag von lovetrail » Do 25. Feb 2016, 13:12

JackSparrow hat geschrieben:
Ja - in der griechischen Mythologie
In der griechischen Mythologie gab es ein Leben nach dem Tod. In der jüdischen Mythologie gab es nur den Scheol, und das bedeutet nichts anderes als "Grab".
Wenn dem so wäre, dann fragt sich aber, warum man im Griechischen (LXX und NT) den Scheol überhaupt mit Hades übersetzt hat.
Ich denke es lässt sich an verschiedenen Beispielen aus dem AT zeigen, dass man unter Scheol sowohl das physische Grab als auch ein unterirdisches Totenreich für die Schatten verstanden hat.

vgl:
9 Darum freut sich mein Herz und jauchzt meine Seele. Auch mein Fleisch wird in Sicherheit ruhen.
10 Denn meine Seele wirst du dem Scheol nicht lassen, wirst nicht zugeben, dass dein Frommer die Grube sehe. (Psalm 16,9-10; Elberfelder)


zitiert auch von Petrus in Apg. 2 und auf Jesus angewandt.

LG lovetrail
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ThomasM
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#15 Re: Die jüdische Vorstellung der Hölle

Beitrag von ThomasM » Do 25. Feb 2016, 13:29

lovetrail hat geschrieben: Ihr mögt mich als zurückgebliebenen Fundamentalisten ansehen, aber diese angeblich "jüdische Sichtweise" ist nicht mit der Bibel zu vereinbaren.
Ich denke, dass das Zitat von Novalis schon korrekt sein kann (habe jetzt nicht so viel Kontakt zu jüdischen Gelehrten).

Es ist ein Fehler von Alltagschristen, dass sie annehmen, die gesamte "jüdische Sichtweiose" würde aus dem AT hervorgehen. Dem ist mitnichten so.
Für Juden spielen neben den Schriften des Gesetzes und der Propheten (eben das AT) auch der Thalmud und jüdische Überlieferungen eine wesentliche Rolle.
Diese haben dabei über die Jahrhunderte auch immer andere Denkweisen integriert.
So auch griechische, römische, arabische usw.

Wegen der zum Teil sehr abgetrennten Gemeinschaften in der Diaspora sind auch sehr unterscheidliche Sichtweisen entstanden.

Will man daher die Ansicht von Juden wissen, wäre es ein fataler Fehler, sich auf Schriften des AT zu beschränken.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

JackSparrow
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#16 Re: Die jüdische Vorstellung der Hölle

Beitrag von JackSparrow » Do 25. Feb 2016, 22:03

lovetrail hat geschrieben:Wenn dem so wäre, dann fragt sich aber, warum man im Griechischen (LXX und NT) den Scheol überhaupt mit Hades übersetzt hat.
Weil das Neue Testament die römische bzw. griechische Mythologie benutzt und nicht die jüdische.

10 Denn meine Seele wirst du dem Scheol nicht lassen, wirst nicht zugeben, dass dein Frommer die Grube sehe. (Psalm 16,9-10; Elberfelder)
"Seele" (nephesch) ist gleichbedeutend mit "Lebewesen" (vgl. 1Mo2:7), und der Scheol ist ein Hohlraum unter der Erde (Grube, Grab, Höhle, vgl. Luther: Höhle = Hölle), in dem man sich problemlos auch als lebendiger Mensch aufhalten kann: Und sie fuhren, sie und alles, was ihnen gehörte, lebendig in den Scheol hinab; und die Erde bedeckte sie, und sie wurden mitten aus der Versammlung weggerafft. 4Mo16:33

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Taner
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#17 Re: Die jüdische Vorstellung der Hölle

Beitrag von Taner » Do 25. Feb 2016, 23:04

Novalis hat geschrieben:Rav Naftali Bacharach erklärte: „Gehinom ist wie ein Schwamm; es saugt alles Negative auf, das sich während der Reise der Seele auf Erden an sie geklebt hat, und erlaubt dadurch der Seele zu ihrem originalen Status zurückzukehren.“
http://www.de.chabad.org/library/articl ... Himmel.htm

Inwiefern finden sie diese Aussagen von einem Herrn vertrauenswürdig ? Ist er bereits da gewesen und hatte er dabei all das erleben dürfen, was er erklärte oder ist ihm dies offenbart worden, ist er ein Auserwählter, ein Gesandter ?

Soweit ich weiß, ist die Hölle wie auch der Himmel erst nach der Jüngsten Tag von Bedeutung, vorher haben weder die Höllenwächter noch die Ansässigen dort keinen Qual zu ertragen bzw. keine Aufgabe zu erledigen oder aber keine Belohnung zu erwarten. Ach ja, im Islam wird übrigens überliefert dass der Engel Mikael die Hölle gesehen hat und dabei ist ihm das Lachen vergangen. Ich frage mich, ob all die Folterungen auf der Erde, sei es Zurecht oder zur Unrecht mit dem in der Hölle gleichzusetzen sind ?
King James Bible
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Novas
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#18 Re: Die jüdische Vorstellung der Hölle

Beitrag von Novas » Sa 27. Feb 2016, 16:08

lovetrail hat geschrieben:Hallo!

Ihr mögt mich als zurückgebliebenen Fundamentalisten ansehen, aber diese angeblich "jüdische Sichtweise" ist nicht mit der Bibel zu vereinbaren.

LG lovetrail

Wir sind vernunftbegabte Seelen, also sollten wir diese Fähigkeit nutzen. Die entscheidende Frage ist für mich deshalb: was ergibt Sinn und was ergibt keinen Sinn? Wenn etwas keinen Sinn ergibt, dann werde ich es auch nicht glauben. Karl Rahner sagte mal ganz passend: „Gott sei Dank gibt es das nicht, was sich neunzig Prozent der Menschen unter Gott vorstellen.

Die Seele war, ist und wird immer G-ttlicher Besitz sein. Auch wenn wir von Zeit zu Zeit diese Reinheit verdunkeln mögen, werden wir schlussendlich zu diesem Zustand zurückkehren.

Ich kann das mit der Bibel vereinbaren, weil es Sinn ergibt. ;) Für mich gilt auch: Himmel und Hölle sind Symbole für geistige Zustände, welche die Nähe oder Ferne zu Gott beschreiben. Das ist für mich ein aufgeklärtes Verständnis. Diese Zustände können wir schon hier auf Erden erfahren.

Set your minds on things that are above!

Schon unser Erdenleben kann eher von „höllischen Prinzipien“ bestimmt werden (Selbstsucht, Gier, Hass, Verblendung, Angst, Negativität [...]) oder eher von „himmlischen (geistigen) Prinzipien“ bestimmt werden (wie Liebe, die Fähigkeit zu vergeben, Mitgefühl, Vertrauen, Lebensfreude, geistige Offenheit für kreative Energie, Heiligkeit im Sinne einer heilsamen und lebensbejahenden Denkweise[...])

Je mehr diese himmlischen Prinzipien in uns lebendig werden, desto wacher und erfüllender wird unser Leben sein. Es wird zu einem Baum des Lebens, der reiche Früchte trägt. Es kann aber auch zu einem unfruchtbaren Baum werden, davor warnt uns die hl. Schrift.

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lovetrail
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#19 Re: Die jüdische Vorstellung der Hölle

Beitrag von lovetrail » Sa 27. Feb 2016, 17:32

Ja, dass es höllische und himmlische Einflüsse hier schon auf Erden gibt ist offensichtlich.

Jakobus sagt einmal:

5 So ist auch die Zunge ein kleines Glied und rühmt sich doch großer Dinge. Siehe, ein kleines Feuer — welch großen Wald zündet es an!
6 Und die Zunge ist ein Feuer, eine Welt der Ungerechtigkeit. So nimmt die Zunge ihren Platz ein unter unseren Gliedern; sie befleckt den ganzen Leib und steckt den Umkreis des Lebens in Brand und wird selbst von der Hölle in Brand gesteckt. (Jak.3,5-6; Schlachter)


"Geistige Zustände" können aber ganz schön real werden. Ich glaube nicht, dass diejenigen welche im Feuersee landen, sich damit trösten, sie würden nur geistige Zustände durchlaufen.

Dass letztendlich alles von Gott versöhnt wird, glaube ich auch, aber ich sehe den Bruch bzw das Gericht als einschneidendes Geschehen an, welches man nicht durch humanistische Begriffe wie "Therapie" abschwächen oder gar positiv besetzen soll.

Damit würde man letztendlich die Notwendigkeit und Dringlichkeit der Umkehr und Hinwendung zum Sohn Gottes unterwandern.

Soweit meine "fundamentale" Ansicht dazu.

LG lovetrail
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JackSparrow
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#20 Re: Die jüdische Vorstellung der Hölle

Beitrag von JackSparrow » Sa 27. Feb 2016, 18:51

lovetrail hat geschrieben:5 So ist auch die Zunge ein kleines Glied und rühmt sich doch großer Dinge.
Prüde war er jedenfalls nicht.

und wird selbst von der Hölle in Brand gesteckt. (Jak.3,5-6; Schlachter)
καὶ φλογιζομένη ὑπὸ τῆς γεέννης
kai flogizomene hypo tes geennes
und wird angezündet durch die Gehenna (Jak.3,6; Jack Sparrow)

Ich glaube nicht, dass diejenigen welche im Feuersee landen,
Da steht nichts von einem Feuersee.

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