War der Sündenfall von Gott geplant?

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
closs
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#471 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Fr 5. Feb 2016, 15:10

Pluto hat geschrieben:Wenn Gott dem Menschen die Herrschaft über die Erde verleiht, so wird diese Theozentrismus ganz automatisch zum Anthropozentrismus.
Was ist anders beim säkularen Fortschritts-Glauben?

Gibt es etwas, was NICHT anthropozentrisch ist? - Meine Antwort: Die Antwort durch das Ego, seine Ich-Zentrierung freiwillig aufzugeben - religiös chiffriert mit "Dein Wille geschehe".

Pluto hat geschrieben:Vielmehr bedeutet er, dass Sokrates seiner Zeit weit voraus dachte, und meinte nichts auf der Welt könne bewiesen werden.
Das passt durchaus zu meiner Aussage.

Pluto hat geschrieben:Vielmehr bedeutet er, dass Sokrates seiner Zeit weit voraus dachte, und meinte nichts auf der Welt könne bewiesen werden.
Ja - aber ist der KR nicht die Disziplin, die über das methodisch über den KR Hinausgehende als "irrelevant" bezeichnet? (Methodisch ok, philosophisch nicht ok)

closs
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#472 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Fr 5. Feb 2016, 15:12

Savonlinna hat geschrieben:Wie sollen Dich auch andere Alternativen überzeugen, wenn Du nur von Deiner Variante überzeugt bist?
Das geht schon, wenn Alternativen dazu gut verargumentiert werden und substantiell standhalten.

Savonlinna hat geschrieben:Und warum soll ausgerechnet Dein Erkenntnisstand missioniert werden?
Weil es mein Erkenntnis-Stand ist, der zudem die Philosophie seit Jahrtausenden durchzieht. - Du missionierst doch auch.

closs
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#473 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Fr 5. Feb 2016, 15:16

Novalis hat geschrieben:Eigentlich ist es unsre Aufgabe, dass wir einen geschickten Schachzug machen und ein Christsein leben, dass diese autonome Vernunft des Menschen bejaht.
Wahrscheinlich ist es das Einzige - intellektuelle Stichhaltigkeit bricht an den harten Wänden anderer Erkenntnis-Modelle. - Es fällt übrigens auf, dass viele Theologen, nachdem sie "es" verstanden haben, nicht mehr philosophieren - es nützt aus ihrer Sicht nichts.

Was bleibt, ist die "mimesis" - oder wie es Karl Valentin (ihm zugeschrieben) sagt: "Sie brauchen Kinder nicht zu erziehen, sie machen einem sowieso alles nach". ;)

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Savonlinna
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#474 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Savonlinna » Fr 5. Feb 2016, 15:19

closs hat geschrieben:Du missionierst doch auch.
Nein. Ich tue gerade das nicht, was Du immer von mir forderst: ein Weltbild entwerfen.

Als ich noch eins hatte - in der Studentenzeit, vorübergehend -, da wäre ich nie auf die Idee gekommen, meinen Mist anderen aufzuschwatzen geschweigen denn ein ganzes Forum damit zu bombardieren, im Wahn, die anderen wären alle auf dem falschen Dampfer.

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#475 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Novas » Fr 5. Feb 2016, 15:21

closs hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Eigentlich ist es unsre Aufgabe, dass wir einen geschickten Schachzug machen und ein Christsein leben, dass diese autonome Vernunft des Menschen bejaht.
Wahrscheinlich ist es das Einzige - intellektuelle Stichhaltigkeit bricht an den harten Wänden anderer Erkenntnis-Modelle. - Es fällt übrigens auf, dass viele Theologen, nachdem sie "es" verstanden haben, nicht mehr philosophieren - es nützt aus ihrer Sicht nichts.

Was bleibt, ist die "mimesis" - oder wie es Karl Valentin (ihm zugeschrieben) sagt: "Sie brauchen Kinder nicht zu erziehen, sie machen einem sowieso alles nach". ;)

Die Nachmoderne ist geprägt von einem passiven Nihilismus, neurotischen Ängsten und Depressionen, einer metaphysischen Resignation und einem Mangel an einem echten Prinzip Hoffnung, dass Menschen in Bewegung setzt. George Steiner spricht von der maßlosen Müdigkeit Europas. Die Kraft des Geistes ist ermüdet und erschöpft. Darüber redet man nur meistens nicht, vorallem Rationalisten nicht, weil sie all dies nicht zu beantworten wissen.

Sie haben keine wirklich sinngebende Perspektive auf Lager. Die brauchen die Menschen aber....

Jesaja 61, 1: Er (der Geist des Herrn) hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, daß sie frei und ledig sein sollen.

Das ist auch unsre Aufgabe ;)
Zuletzt geändert von Novas am Fr 5. Feb 2016, 15:40, insgesamt 1-mal geändert.

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#476 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Savonlinna » Fr 5. Feb 2016, 15:33

Novalis hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Eigentlich ist es unsre Aufgabe, dass wir einen geschickten Schachzug machen und ein Christsein leben, dass diese autonome Vernunft des Menschen bejaht.
Wahrscheinlich ist es das Einzige - intellektuelle Stichhaltigkeit bricht an den harten Wänden anderer Erkenntnis-Modelle. - Es fällt übrigens auf, dass viele Theologen, nachdem sie "es" verstanden haben, nicht mehr philosophieren - es nützt aus ihrer Sicht nichts.

Was bleibt, ist die "mimesis" - oder wie es Karl Valentin (ihm zugeschrieben) sagt: "Sie brauchen Kinder nicht zu erziehen, sie machen einem sowieso alles nach". ;)

Die Nachmoderne ist geprägt von einem passiven Nihilismus, neurotischen Ängsten und Depressionen, einer metaphysischen Resignation und einem Mangel an einem echten Prinzip Hoffnung, dass Menschen in Bewegung setzt. George Steiner spricht von der maßlosen Müdigkeit Europas. Darüber redet man nur meistens nicht, vorallem Rationalisten nicht, weil sie all dies nicht zu beantworten wissen.
Solche Befindlichkeiten wechseln tatsächlich so alle zwei Jahrzehnte, manchmal sogar in jedem Jahrzehnt.

Ich kann in dieser Linie schon sehr wohl einen Sinn erkennen - teilweise sind es Gegenbewegungen zu den Übertreibungen der vorigen Jahrzehnte oder innerhalb des eigenen Jahrzehnts, teilweise sind es Direktreaktionen auf akute Notzustände.

Wenn man das alles mit einem liebenden und verständnisvollen Auge betrachtet - was einem natürlich manchmal nicht gelingt -, dann sieht man in diesem Ablauf das Ringen um genau diese "Hoffnung", von der Du sprichst, und um die Immanenz des Transzendenten.

Gerade in dem Letzten, was ich sagte, ist Meister Eckehart wirklich eine Brücke, und er wird viel gelesen heute.

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#477 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Fr 5. Feb 2016, 16:29

Savonlinna hat geschrieben:Ich tue gerade das nicht, was Du immer von mir forderst: ein Weltbild entwerfen.
Im Grunde tust Du es auch - nur habe ich noch keinen Namen dafür. - Individueller Non-Systemismus? :oops:

Savonlinna hat geschrieben:die anderen wären alle auf dem falschen Dampfer.
Es gibt tatsächlich im groben Überblick verschiedene Richtungen:
* Materialismus/Naturalismus
* Spiritualismus
* Non-Systemismus

Allen drei liegt ein Weltbild zugrunde bzw. alle drei sind Weltbilder. - Ich stehe für "Spiritualismus", weil ich aus einer Reihe von Gründen glaube, dass der Ursprung des Menschen primär nicht die Natur ist (sekundär ja).

Novalis hat geschrieben:Das ist auch unsre Aufgabe
Das wäre jetzt wieder "Mission".

Savonlinna hat geschrieben:Gerade in dem Letzten, was ich sagte, ist Meister Eckehart wirklich eine Brücke
Aber Immanenz ist doch immer auch Transzendenz. - Es bestreitet doch kein Christ, dass der Geist immanent ist - aber irgendwoher muss er doch reinkommen.

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#478 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Savonlinna » Fr 5. Feb 2016, 17:04

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich tue gerade das nicht, was Du immer von mir forderst: ein Weltbild entwerfen.
Im Grunde tust Du es auch - nur habe ich noch keinen Namen dafür. - Individueller Non-Systemismus? :oops:
Dein Trieb, andere in Dein System zu integrieren und dort zu vergewaltigen, ist unbremsbar, nicht wahr?

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:die anderen wären alle auf dem falschen Dampfer.
Es gibt tatsächlich im groben Überblick verschiedene Richtungen:
* Materialismus/Naturalismus
* Spiritualismus
* Non-Systemismus

Allen drei liegt ein Weltbild zugrunde bzw. alle drei sind Weltbilder.
Ach, wo. Wer weiß denn hier schon, was "Welt" ist und was ein Bild von dieser Welt ist.

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#479 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Fr 5. Feb 2016, 17:35

Savonlinna hat geschrieben:Dein Trieb, andere in Dein System zu integrieren und dort zu vergewaltigen, ist unbremsbar, nicht wahr?
Naja - eigentlich geht es um die Erkenntnis, dass keiner ansatzlos erkennen kann - irgendwas spielt immer mit.

Savonlinna hat geschrieben:Wer weiß denn hier schon, was "Welt" ist und was ein Bild von dieser Welt ist.
Man hat Vorstellungen davon, die sehr unterschiedlich sind. - Von "Wissen" kann keine Rede sein - das eh nicht.

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#480 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Novas » Fr 5. Feb 2016, 18:14

Savonlinna hat geschrieben: Wenn man das alles mit einem liebenden und verständnisvollen Auge betrachtet - was einem natürlich manchmal nicht gelingt -, dann sieht man in diesem Ablauf das Ringen um genau diese "Hoffnung", von der Du sprichst, und um die Immanenz des Transzendenten.

Das hast Du gut gesagt. Ich unterscheide die schöpferischen Vernunft, die den Menschen wach und lebendig macht und sein Denken in Bewegung bringt (und mit ihm das "Herz", die Willenskraft und Kreativität) von einer müden und erschöpften Vernunft, die schnell unerträglich langweilig werden kann und den Menschen kalt lässt.

Camille ruft in Büchners Revolutionsdrama Dantons Tod aus: "Die allgemein fixen Ideen, welche man die 'gesunde Vernunft' tauft, sind unerträglich langweilig. Der glücklichste Mensch war der, der sich einbilden konnte, dass er Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist sei." (G. Büchner: Dantons Tod, in: Werke und Briefe, München 1965, S. 58.)


Dem würde ich beifügen: für die christliche.Mystik ist diese "Einbildung" ein reales Geschehen im Menschen.
Meister Eckhart befürwortet außerdem eine schmerz- oder leidempfindliche Vernunft im Sinne von Compassion, nicht eine rationalistisch in sich selbst abgeriegelte, die zwar weiß, dass der Mensch ins "Sein geworfen ist", aber ihn dann ratlos und sprachlos zurück lässt.

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