War der Sündenfall von Gott geplant?

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Münek
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#461 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Münek » Fr 5. Feb 2016, 11:29

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Der eigentliche Wahn (eines Teils) der Menschen besteht doch darin zu glauben, dass die Welt (das Universum) um ihretwillen von einem fürsorglichen allmächtigen Gott geschaffen wurde.
Dazu drei Antworten:

1) Ich habe noch keinen Christen erlebt, den dieser Aspekt irgendwie interessieren würde.

Das will nichts besagen. Dieses Thema wird von Christen - von Fundis abgesehen - selten verbalisiert.

Halten wir uns an die offizielle Doktrin (Katholischer Katechismus I 1):

"Gott ist in sich unendlich vollkommen und glücklich. In einem aus reiner Güte gefassten Ratschluss hat
er den Menschen aus freiem Willen erschaffen, damit dieser an seinem glückseligen Leben teilhabe."

Schlimmer geht es nicht. Das ist Anthropozentrismus allerster Güte.

closs
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#462 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Fr 5. Feb 2016, 11:48

Münek hat geschrieben: Das hat sich mir eingeprägt
Müsste ich mir nochmal genau angucken - aus dem Stand kann ich Dir nur sagen, dass ich in den letzten Jahren persönliches kein einziges an Jenseits-Versprechen gedacht habe. - Aber das andere stimmt auch: Das Dasein wäre in der Tat sinnlos, wenn es nur ein Abspulen von Evolution wäre.

Savonlinna hat geschrieben:Ich kenne Deine Lippenbekenntnisse.
Das meine ich tatsächlich - nur finde ich es ermüdend, es bei jedem Post als Vorwort einzubauen.

closs
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#463 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Fr 5. Feb 2016, 11:52

Münek hat geschrieben:Das ist Anthropozentrismus allerster Güte.
Das ist erst mal Theozentrismus, der - weil wir Menschen nichts ohne uns denken und fühlen - vom Menschen formuliert wird.

Im übrigen finde ich den Katechismus einerseits für wichtig (damit dem Exegese-Chaos wenigstens ein Riegel vorgeschoben wird), andererseits ist er nicht in meiner Sprache geschrieben (wäre auch ein bißchen viel verlangt :) ). - Ich muss da auch immer übersetzen.

In meiner Sprache würde dieser Satz heißen:
Gott ist die Aufhebung der Dialektiv in das "Alles in Einem", in das wir zur gegebenen Zeit aufgehoben werden. - Dass diese Sprache wenig attraktiv für ein allgemeines Verständnis ist, ist naheliegend.

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Savonlinna
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#464 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Savonlinna » Fr 5. Feb 2016, 12:22

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich kenne Deine Lippenbekenntnisse.
Das meine ich tatsächlich - nur finde ich es ermüdend, es bei jedem Post als Vorwort einzubauen.
Was ich sagen wollte:
Du kannst es schon darum nicht in jedes post einbauen, weil es dann nämlich Deinem post widersprechen würde. Die meisten Deiner Aussagen wären dann hinfällig.

Zum Beispiel Deine Konstrukte, von denen Du behauptest, sie würden, "de-anthropozentrieren".
Wie passt das zusammen mit Deinem Lippenbekenntnis?

closs
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#465 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Fr 5. Feb 2016, 13:52

Savonlinna hat geschrieben:Zum Beispiel Deine Konstrukte, von denen Du behauptest, sie würden, "de-anthropozentrieren".
Sie entsprechen MEINEM Erkenntnisstand, zu dem ich bisher keine überzeugenden Alternativen gehört habe.

Grundlegend würde man aus dem "grundsätzlich nicht wissen können" auch schließen können, dass der Mensch grundsätzlich schweigt - das gälte dann alerdings auch für die Dinge, über die Wittgenstein meint, trotzdem reden zu können. - Es beträfe dann alles.

So ist es nach meinem Erkenntnisstand aber nicht gemeint - dem Menschen ist ein Anteil am"memra" gegeben, mit dem er suchen soll.

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#466 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Pluto » Fr 5. Feb 2016, 13:54

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das ist Anthropozentrismus allerster Güte.
Das ist erst mal Theozentrismus, der - weil wir Menschen nichts ohne uns denken und fühlen - vom Menschen formuliert wird.
Einspruch!
Wenn Gott dem Menschen die Herrschaft über die Erde verleiht, so wird diese Theozentrismus ganz automatisch zum Anthropozentrismus.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#467 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Pluto » Fr 5. Feb 2016, 14:02

Savonlinna hat geschrieben:Aus meiner Sicht ist jedes Verständnis-System (ob Deines, meines oder das der Naturalisten) unter dem Vorbehalt des "Ich weiss, dass ich (absolut) nichts weiss".
Dieser Spruch hat mit Unwissenheit nichts zu tun.
Vielmehr bedeutet er, dass Sokrates seiner Zeit weit voraus dachte, und meinte nichts auf der Welt könne bewiesen werden.
Er schuf damit die die Grundlage auf der Naturwissenschaft heute betrieben wird, aka Kritischer Rationalismus.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Savonlinna
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#468 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Savonlinna » Fr 5. Feb 2016, 14:07

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Aus meiner Sicht ist jedes Verständnis-System (ob Deines, meines oder das der Naturalisten) unter dem Vorbehalt des "Ich weiss, dass ich (absolut) nichts weiss".
Dieser Spruch hat mit Unwissenheit nichts zu tun.
Vielmehr bedeutet er, dass Sokrates seiner Zeit weit voraus dachte, und meinte nichts auf der Welt könne bewiesen werden.
Er schuf damit die die Grundlage auf der Naturwissenschaft heute betrieben wird, aka Kritischer Rationalismus.
Dieses Zitat stammt nicht von mir, sondern von closs.

Bitte um Korrektur.

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#469 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Savonlinna » Fr 5. Feb 2016, 14:10

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Zum Beispiel Deine Konstrukte, von denen Du behauptest, sie würden, "de-anthropozentrieren".
Sie entsprechen MEINEM Erkenntnisstand, zu dem ich bisher keine überzeugenden Alternativen gehört habe.
Und warum soll ausgerechnet Dein Erkenntnisstand missioniert werden?

Wie sollen Dich auch andere Alternativen überzeugen, wenn Du nur von Deiner Variante überzeugt bist?

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#470 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Novas » Fr 5. Feb 2016, 14:56

closs hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Ein Brückenbauer ist für mich Meister Eckhart, weil er gerade diese Autonomie bejaht und nur das für ihn wirkliche Nachfolge ist.
Ja - aber wie kann man das im westlichen 21. Jh. verstehen?

Eigentlich ist es unsre Aufgabe, dass wir einen geschickten Schachzug machen und ein Christsein leben, dass diese autonome Vernunft des Menschen bejaht. Für Eckhart ist die Erkenntnis der Wahrheit eine Sache der Vernunft; und diese Wahrheit erkennt und bejaht er zugleich in dem Gott des Johannesevangeliums, der „Fleisch geworden ist in seinem Sohn“.
Die schöpferische Vernunft (deren Kehrseite Liebe ist) ist das Seelen-Werkzeug, welches wir benötigen, um die Wahrheit des Evangeliums verstehen zu können und frisch, lebendig und glaubwürdig zur Sprache zu bringen. Nietzsche sagte mal: die Kraft des Geistes kann ermüdet, erschöpft sein. Das entspricht im Grunde dem passiven Nihilismus des heutigen Menschen. Eckhart zeigt eine Antwort. ;)
Zuletzt geändert von Novas am Fr 5. Feb 2016, 15:19, insgesamt 2-mal geändert.

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