Der Christus-Glaube aus katholischer Sicht

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Novas
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#1 Der Christus-Glaube aus katholischer Sicht

Beitrag von Novas » Mo 15. Feb 2016, 01:31

Christus-Glaube (Ein Text von Karl Veitschegger, katholischer Christ)

Christ und Christin sein heißt, von Jesus Christus glauben und leben lernen. Im Zentrum des Christentums steht kein heiliges Buch, keine Philosophie, auch kein Moralgesetz, sondern eine konkrete Person: Jesus von Nazaret .


Vor 2000 Jahren

Sein Wirken vor rund 2.000 Jahren in Palästina lässt sich kurz so skizzieren: Er wächst als Kind einer jüdischen Familie in Nazaret auf, lebt in der Glaubens-Tradition Israels, tritt mit 30 Jahren an die Öffentlichkeit, heilt Kranke, macht sich zum Freund der Armen und Verachteten und verkündet: Gott ist „Abba" (aramäisch für „guter Vater"), der seine Schöpfung liebt. Auch wenn die Brutalität dieser Welt anderes vermuten lässt, wird sich letztendlich Gottes Liebe gegen alle Grausamkeit durchsetzen. Diese Hoffnung wider alle Hoffnung nennt Jesus „Reich Gottes".

Jesus lebt diese Botschaft mit allen Fasern seiner Existenz – und verblutet dafür wie ein Verbrecher am Kreuz, hingerichtet in Jerusalem von den Mächtigen seiner Zeit. Als er verhaftet wird, fliehen die meisten seiner männlichen Jünger, auch jene, die zum engeren Kreis der „Zwölf" gehören. „Tod am Kreuz“ heißt für sie nicht nur Qual, sondern auch Fluch: Gott scheint nicht auf der Seite Jesu zu stehen. Die Feinde triumphieren.


Verrückt

Aber bald darauf passiert etwas, das völlig verrückt klingt: Einige Frauen und Männer aus der Jüngerschaft Jesu machen die Erfahrung: „Jesus lebt. Gott hat ihn auferweckt!“ Sie verstehen zuerst selbst nicht, was ihnen da widerfahren ist. Nach anfänglicher Angst - wer sollte ihnen so etwas glauben? - teilen sie ihre Erfahrung dann doch auch anderen mit. Der Geist Gottes, der Heilige Geist, sagen sie, ermutige sie dazu, Apostel (Gesandte) des Auferstandenen zu sein. Ein gewisser Simon, der auch Petrus (Fels) genannt wird, ist ihr Anführer.

Gott ist einer von uns geworden

Immer deutlicher erkennt die rasch wachsende Jesus-Jüngerschaft, die man bald „Christen“ nennt: Wenn Jesus auferstanden ist, dann hat Gott ihn nicht verflucht, dann war sein schmachvoller Tod nicht sinnlos. Dann hat Gott „das Schwache in der Welt erwählt, um das Starke zu Schanden zu machen" (1 Korinther 1,27). Dann gehören Gott und Jesus untrennbar zusammen und Gott hat in Jesus alle Dunkelheiten des Menschseins durchlebt, durchlitten und „durchliebt“, sogar die Gottverlassenheit und den Tod. Es gibt kein Dunkel mehr, das Gottes Liebe nicht durchdringen könnte. Durch Jesus kann jede Schuld vergeben und jeder „Karfreitag“, den je ein Mensch erleiden muss, in Oster-Freude verwandelt werden. Gott vertrauen heißt jetzt, zuversichtlich auf das Schicksal Jesu schauen. Deshalb nennen Christen und Christinnen Jesus bis heute „Herr“ und „Sohn Gottes“. Er ist für sie der „Christus“(= Messias). Mit diesem Ausdruck wird im Judentum der Bringer des endgültigen Heiles bezeichnet. Bis heute glauben Christen und Christinnen: Was Jesus gebracht hat, ist - letztendlich! - stärker als alle Katastrophen dieser Welt, stärker als jedes menschliche Versagen, stärker als Krebs, Atombombe und Tod.

Karl Veitschegger


Quelle: Katholische Kirche Steiermarck

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Novas
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#2 Re: Der Christus-Glaube aus katholischer Sicht

Beitrag von Novas » Mo 22. Feb 2016, 10:32

Karl Veitschegger (2012) „Ich glaube an den Heiligen Geist..." - Gedanken eines katholischen Christen

Ohne ihn wäre Jesus für uns nur eine Gestalt der Vergangenheit, die vor 2000 Jahren in Palästina gelebt hat. Aber durch ihn, der alle Zeiten übersteigt und verbindet, ist Christus auch heute präsent und wir können mit ihm in Beziehung treten: durch den Geist Gottes, den Heiligen Geist.



Erfrischend und bewegend


Immer wieder bewegt er Menschen, sich mit Jesus zu beschäftigen, ihm zu vertrauen und nach seiner Botschaft zu leben. Sie fangen Feuer an ihm und geben es weiter. Gemeinschaft wächst, eine weltweite und bunte Gemeinschaft: die Kirche. (Man muss dabei nicht primär an Bauwerke und Institution denken!) In ihr verkünden, feiern und leben Menschen, was Jesus ihnen aufgetragen hat. Und obwohl es unter ihnen auch Streit und großes menschliches Versagen gibt, lässt der Heilige Geist diese Gemeinschaft nie im Stich. Wenn sie sich von Jesus entfernt, reinigt und erneuert er sie – immer wieder. Das ist oft schmerzhaft. Aber er sorgt dafür, dass das Feuer Jesu nie erlischt. Es wird immer Menschen geben, die sich vom Geist des Guten anstecken lassen. Außerdem: „Der Geist weht, wo er will!“ (Joh 3,8). Er bewegt in allen Milieus und Kulturen, Weltanschauungen und Religionen Menschen, nach dem Sinn des Lebens zu fragen, sich für Liebe und Gerechtigkeit einzusetzen, Versöhnung anzustreben, Frieden zu stiften. Allen Widerständen zum Trotz baut der Heilige Geist an der Zukunft, in die Gott uns Menschen führen will.



Lebensatem Gottes

In der Bibel wird der Heilige Geist mit dem hebräischen Wort ruach (רוח) und mit dem griechischen Wort pneuma (πνεύμα) bezeichnet. Beide Wörter haben erfrischende, belebende, dynamische Bedeutung: Wind, Hauch, Atem, Lebenskraft, Geist... Man darf sagen: Der Heilige Geist ist der kraftvolle Lebensatem Gottes! Er kommt aus dem Innersten Gottes. Darum nennen wir ihn heilig. Er ist der „Geist des Vaters“ (vgl. Mt 10,20) und der „Geist des Sohnes“ (vgl. Gal 4,6). Er weht, poetisch gesagt, von Ewigkeit zu Ewigkeit zwischen Vater und Sohn. Er ist kein unpersönliches Fluidum – es gibt nichts Unpersönliches in Gott! – sondern personale Liebe. Man kann sagen: Er ist die „dritte Person" in Gott. („Dreifaltigkeit“ oder „Dreieinigkeit“ Gottes). In inniger Einheit mit dem Vater und dem Sohn ist er der eine Gott, der die Schöpfung hervorbringt, sie zur Freiheit befähigt, sie von ihrer Selbstschädigung heilt und zur Vollendung bringt.



In unseren Herzen

Die christliche Taufe und alle Segenshandlungen der Kirche geschehen bewusst „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19). Menschen werden mit diesen Worten der ewigen Liebe Gottes anvertraut. Diese ist vor 2000 Jahren in Jesus Mensch geworden und ist auch heute präsent – „ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist“ (Röm 5,5). Dort können wir ihr nachspüren. Sie will auch uns bewegen. Ich glaube an den Heiligen Geist.




Karl Veitschegger




Woran man das Wirken des Heiligen Geistes kennt:

"Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung." (Galater 5,22-26)
"Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit." (2 Korinther 3,17)

„Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne (und Töchter) Gottes. Denn ihr habt nicht einen Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht, so dass ihr euch immer noch fürchten müsstet, sondern ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen (und Töchtern) macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ (Römer 8, 14-15)

„Niemand kann (ehrlichen Herzens) sagen: ‚Jesus ist der Herr!’, außer im Heiligen Geist!" (1 Korinther12, 3)

„Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt." (1 Korinther 12,7)

„Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2 Tomotheus 1,7)
http://members.aon.at/veitschegger/text ... -geist.htm
Zuletzt geändert von Novas am Mo 22. Feb 2016, 14:17, insgesamt 1-mal geändert.

Novas
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#3 Re: Der Christus-Glaube aus katholischer Sicht

Beitrag von Novas » Mo 22. Feb 2016, 12:02

Karl Veitschegger (2009) „Unsterbliche Seele"
Wie soll es eine unsterbliche Seele geben? Stirbt im Tod nicht auch die Psyche?



Der Begriff „Seele“ wird in Psychologie, Philosophie und Theologie unterschiedlich verwendet. Wenn jemand von „Seele“ spricht, muss man daher darauf achten, was er damit meint. Auch in der Bibel bzw. in ihren Übersetzungen kann der Ausdruck „Seele“ Verschiedenes bedeuten!

Setzt man „Seele“ einfach mit Psyche gleich, dann endet sie natürlich mit dem Tod, weil auch unsere psychischen Gehirnfunktionen mit dem Körper sterben. Wenn christlicher Glaube von „unsterblicher Seele“ spricht, meint er, dass der Mensch mehr ist als ein neurobiologischer „Apparat“, weil Gott zu jedem Menschen eine ganz persönliche Beziehung hat und diese Beziehung jeden Menschen zu einem unergründlichen Geheimnis macht. Dieses Geheimnis, das der Mensch vor Gott und in Gott ist, kann – so sagt katholischer Glaube – der Tod nicht zerstören.




Karl Veitschegger (2009)




Zitate zum Bedenken



Joseph Ratzinger:
„Denn 'eine geistige Seele haben' heißt gerade: besonderes Gewolltsein, besonderes Gekanntsein und Geliebtsein von Gott; eine geistige Seele haben heißt: ein Wesen sein, das von Gott auf ewigen Dialog hin gerufen ist und darum seinerseits fähig ist, Gott zu erkennen und ihm zu antworten"
(Einführung ins Christentum 1968, S. 296)


Dr. Dirk Evers:

„Wenn wir zerfallen, wenn unser Leib zerfällt, wenn unser Geist sich verwirrt, dann ist es Gottes Gedächtnis, sein Gedenken an uns, das uns zusammenhält, das das, was unsere Person ausmacht, bewahrt und – so die christliche Hoffnung – in neuer Form realisieren wird, in der es keinen Tod, kein Leid und keine Tränen mehr geben wird.“

http://members.aon.at/veitschegger/text ... _seele.htm

Novas
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#4 Re: Der Christus-Glaube aus katholischer Sicht

Beitrag von Novas » Di 23. Feb 2016, 16:47

Karl Veitschegger (2010)

Hat Jesus gelacht?


â–º In der Bibel wird berichtet, dass Jesus geweint hat. Hat er auch gelacht?

Lachen gehört zum Mensch-Sein und Jesus war ein echter Mensch. Daher dürfen wir mit Recht annehmen, dass Jesus in bestimmten Situationen herzlich gelacht hat. Ihm als Juden war der sprichwörtliche jüdische Humor sicher nicht fremd. Natürlich konnte er auch sehr ernst sein. Aber Ernsthaftigkeit und echter Humor sind ja keine Gegensätze, sondern gehören zutiefst zusammen.



â–º Gibt es in der Bibel Hinweise darauf, dass Jesus gelacht hat?

Jesus nimmt in Kana an einer Hochzeit teil (Joh 2). Hochzeiten sind im Judentum immer fröhliche Ereignisse, wo nicht nur kräftig Wein getrunken, sondern auch viel gelacht wird. Auch bei anderen Festmählern unterhält Jesus sich offensichtlich gut, zumindest lädt man ihn gerne ein. Dass er kein finsterer Asket und kein Kind von Traurigkeit ist, verrät ein Wort, mit dem ihn seine Gegner kritisieren: „Dieser Fresser und Säufer…!“ (Mt 11,19). Auch aus vielen seiner Gleichnisse spricht Humor. So stellt er ausgerechnet einen schlitzohrigen Verwalter als Vorbild effektiven Handelns hin (Lk 16,1-13). Und wenn er zu hartherzigen Hütern religiöser Gesetze, die oft Unwichtiges hochspielen, aber dabei das Wichtigste, die Liebe, übersehen, sagt: „Ihr siebt Mücken aus und verschluckt Kamele“ (Mt 23,24), dann tut er das mit Witz und weiß, dass er die Lacher auf seiner Seite hat.



â–º Wenn Jesus so war, müssten da nicht auch die Christen fröhlicher sein?

Man muss nie fröhlich sein, aber man darf es. Fröhlichkeit vorzugaukeln, wäre nur peinlich. Viele Christinnen und Christen sind - Gott sei Dank! - auch unaufgefordert herzliche und humorvolle Menschen. „Humor ist eine Erscheinungsform der Religion", sagt Gilbert Keith Chesterton, weil Humor die Dinge dieser Welt nicht zu ernst nimmt. Der Glaube weiß: Nichts ist so ernst, dass Gott es nicht letztlich zum Guten wenden könnte.



Karl Veitschegger
http://members.aon.at/veitschegger/text ... -lacht.htm

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