Ist die Auferstehung Jesu leiblich und historisch?

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SilverBullet
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#11 Re: Ist die Auferstehung Jesu leiblich und historisch?

Beitrag von SilverBullet » Fr 8. Apr 2016, 11:24

Wenn ich es richtig verstehe, ist das „Markus-Evangelium“ der älteste Glaubens-Text zu Jesus.

Im Abschnitt „Jesu Grablegung“ steht etwas interessantes:
... 43 kam Joseph von Arimathia, ein ehrbarer Ratsherr, welcher auch auf das Reich Gottes wartete. Der wagte es und ging hinein zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu
(Quelle)

Wenn man mal davon absieht, dass es sich um einen kompletten Erzählentwurf handeln könnte, und sich darauf einlässt, zwischen den Zeilen zu lesen, dann fällt mir etwas auf:

1.
Der gesamte Vorgang der „Grablegung“ ist etwas exotisch, denn Gräber waren wohl nicht gerade erschwinglich und so könnte ich mir denken, dass es ohne den „einflussreichen Ratsherren“ entweder zum „Hängen lassen“ (wobei das Kreuz wohl eher auch wieder „benötigt“ wurde) oder zu einem „Hineinrollen in ein Massengrab“ gekommen wäre.
Bereits hier scheint also eine Entwicklung zu starten.
2.
Ein „ehrbarar Ratsherr“ ist anscheinend kein niemand, denn er bringt Pilatus dazu, dass dieser sich selbst einschaltet.
Wieso taucht dieser „Ratsherr“ plötzlich auf, wo Jesus doch eher nicht mit den Reichen Kontakt hatte?
3.
Was bedeutet es, wenn ein „ehrbarer Ratsherr“, also ein einflussreicher Mann, das „Reich Gottes erwartet“ und deshalb ein Grab für einen Leichnam zur Verfügung stellt?
„Ratsherr“ verstehe ich als einen Politiker, also einen Stimmungsfachmann – er lenkt die Stimmung innerhalb der Bevölkerung.
4.
Komisch ist, dass Pilatus der Übergabe des Leichnams zustimmt. Der Kreuzigungsgrund war ja im Grunde die Unruhe, die durch die Aussagen eines Wanderpredigers entstanden war und die Möglichkeit des „Hochkochens“ zu einem handfesten Aufstand-Problem.
Die Römer müssen gewusst haben, dass dieses Gebiet ein extremes religiöses Spannungsfeld war – irgendwie lag (wenn ich es richtig verstehe) ein „Messias in der Luft“.
Ausgerechnet in dieser Situation wird der Leichnam an einen „Politiker“ übergeben, der ganz offensichtlich die „Aufbewahrung“ in einem Grab zur Absicht hat.
-> „Nachtigal, ick hör dir trapsen“
5.
Von (römischen) Soldaten als Wache, habe ich bei „Markus“ (auf die Schnelle) nichts gefunden.

Der gesamte Vorgang ist aus meiner Sicht irgendwie komisch und bietet einige Zusammenhänge, die zu einem „Designsverdacht“ einladen.

Das Problem ist natürlich, dass man die Absicht hinter dem Text und die „Kenntnisse“ des Autors wohl sehr schwer in „die Rechnung“ mit einbringen kann.

So wie ich es verstehe, ist die Auferstehung von den Toten, für die damalige Zeit, wohl eine neue Idee, ein neues Konzept, eine neue Erzählung oder was auch immer.

Das „Auffahren und Gott-Werden“ ist jedoch kein neues Konzept. Gerade bei den Römern gibt es die Figur des „Romulus“, also des Stadtgründers von Rom. Der ist nicht gestorben, aber wohl plötzlich bei einer Militärparade unter einer spektakulären Umweltsituation (Donnern, Unwetter, dunkle Wolke) verschwunden. Senatoren, die am nächsten gestanden haben, glaubten danach, dass er „in die Höhe gerissen“ worden war.
Nach einer kurzen „Zeit des Schweigens“ fing man an, Romulus als „Gott“, der von einem „Gott“ geboren war, zu verehren. Romulus wird zu einem „Gewährsmann der Weltherrschaft Roms“.
Es gibt wohl auch einen „Zeugen“, der von der kurzzeitigen Rückkehr Romulus und dessen Aussage, dass Rom zur Weltmacht aufsteigen wird, berichtet.

Auch hier waren es „Politiker“, die den „letzten Kontakt vor dem Wunder“ hatten :-)

(ich habe mal gehört, dass das Christentum eine sehr politische Religion sein soll…)

JackSparrow
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#12 Re: Ist die Auferstehung Jesu leiblich und historisch?

Beitrag von JackSparrow » Fr 8. Apr 2016, 12:59

SilverBullet hat geschrieben:Die Römer müssen gewusst haben, dass dieses Gebiet ein extremes religiöses Spannungsfeld war – irgendwie lag (wenn ich es richtig verstehe) ein „Messias in der Luft“.
Die beste Strategie wäre es gewesen, wenn die Römer einfach ihren eigenen Messias erfunden hätten.

Vielleicht einen, der Nächstenliebe und Vergebung predigt statt Kampf und Rebellion. Und der sich vielleicht auch mal traut, die Gesetze von Moses zu kritisieren. Und der den Juden beibringt, dem Kaiser zu geben, was dem Kaiser gebührt. Und ihnen mit Vergeltung droht, sollten sie nicht die Gesetze der Pax Romana befolgen. Aber so viel Intelligenz kann man den Römern ja nun wirklich nicht zutrauen.

Ausgerechnet in dieser Situation wird der Leichnam an einen „Politiker“ übergeben, der ganz offensichtlich die „Aufbewahrung“ in einem Grab zur Absicht hat.
Hätte man eine Auferstehung inszenieren wollen, hätte man eventuell einen einflussreichen Komplizen benötigt, der den gekreuzigten Doppelgänger rechtzeitig beiseite schafft.

Nach einer kurzen „Zeit des Schweigens“ fing man an, Romulus als „Gott“, der von einem „Gott“ geboren war, zu verehren.
Die meisten römischen Kaiser ließen sich als Gott verehren. Zu Lebzeiten galten sie als Inkarnation des Gottes Iuppiter, und nach ihrem Tod wurden sie zu einem echten unsterblichen Gott. Manche Kaiser hatten sogar eigene Tempel.

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Münek
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#13 Re: Ist die Auferstehung Jesu leiblich und historisch?

Beitrag von Münek » Di 3. Mai 2016, 16:04

Der berühmt-berüchtigte evangelische Theologieprofessor Rudolf BULTMANN (1884-1976) schrieb
über Jesu angebliche leibliche Auferstehung von den Toten kurz und knackig:

"Ein Leichnam kann nicht wieder lebendig werden und aus dem Grabe steigen."

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Bastler
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#14 Re: Ist die Auferstehung Jesu leiblich und historisch?

Beitrag von Bastler » Di 3. Mai 2016, 16:44

Was genau ist denn leibliche Auferstehung?
Man kann sich das ja sehr verschieden vorstellen.

Man kann sagen: Gott habe den Körper Jesu im Grab wieder funktionstüchtig gemacht und ihn verändert.

Die andere Vorstellung wäre: Jesus ist gestorben, sein Körper verwest, die Geschichten vom leeren Grab sind lediglich spätere Illustrationen. Allerdings ist Jesus trotzdem leiblich auferstanden, allerdings mit einem neuen Körper, dem sogenannten Auferstehungsleib.

In Mel Gibsons Jesus-Film "The passion" sieht man die Leinentücher auf der Grabbahre Jesu in sich zusammensinken. Und plötzlich steht ein nackter Mann nebendran.

Die Versionen, in denen Jesu Körper verwandelt wird, leuchten mir gar nicht ein. Ich glaube nicht, dass unser Auferstehungsleib aus den Originalmolekülen unseres jetzigen Körpers bestehen wird. Da wäre er ja denselben materiellen Gesetzen unterworfen, wie wir sie heute schon kennen.

Vor allem aber wäre dann Jesu Auferstehung was ganz anderes, als die Auferstehung von unsereins. Der Körper meiner Großeltern und Eltern ist verwest. Heißt das dann, dass bei uns alles anders ist? Welchen Sinn hat es dann, dass Gott Mensch wurde - ein Mensch, bei dem dann doch wieder alles anders ist, als bei uns? Wäre Jesus dann wirklich noch im vollen Sinne Mensch? Oder nicht so eine Art Sonderwesen?

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#15 Re: Ist die Auferstehung Jesu leiblich und historisch?

Beitrag von Pluto » Di 3. Mai 2016, 17:09

@ alle Nichtchristen die in diesem Thread schreiben...

Darf ich an den Untertitel dieses Forums erinnern?
Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.

... und nun will euch nicht weiter stören. :wave:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#16 Re: Ist die Auferstehung Jesu leiblich und historisch?

Beitrag von Bastler » Di 3. Mai 2016, 17:16

Danke für den Hinweis, das war mir nicht bewusst.

Ich bin übrigens Christ. Und ich glaube an die leibliche Auferstehung.

Mir ist allerdings nicht klar, wie ich hier schreiben soll. Gerade als Christ sehe ich einiges in Kirche und Bibel sehr kritisch.
Wahrscheinlich ist das das Letzte, was ich in diesem Unterforum schreibe. Ich möchte ja niemanden aufregen oder in Verlegenheit bringen.

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#17 Re: Ist die Auferstehung Jesu leiblich und historisch?

Beitrag von Münek » Di 3. Mai 2016, 19:36

Auch ich habe nicht aufgepasst. Deshalb von mir keine Kommentare mehr in diesem Thread. :angel:

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#18 Re: Ist die Auferstehung Jesu leiblich und historisch?

Beitrag von NIS » Di 3. Mai 2016, 19:45

Niemand hat die Auferstehung Jesu Christi erlebt!
AMEN
Der Heilige Geist (Hauke)

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#19 Re: Ist die Auferstehung Jesu leiblich und historisch?

Beitrag von Pluto » Di 3. Mai 2016, 21:05

Bastler hat geschrieben:Danke für den Hinweis, das war mir nicht bewusst.

Ich bin übrigens Christ. Und ich glaube an die leibliche Auferstehung.
Du warst auch nicht gemeint. :D
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#20 Re: Ist die Auferstehung Jesu leiblich und historisch?

Beitrag von Münek » Di 3. Mai 2016, 23:23

Pluto hat geschrieben:
Bastler hat geschrieben:Danke für den Hinweis, das war mir nicht bewusst.

Ich bin übrigens Christ. Und ich glaube an die leibliche Auferstehung.
Du warst auch nicht gemeint. :D
ICH :devil: war gemeint. SATANUS MÜNEKUS. :devil:

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