8 Argumente, warum der körperliche Tod Teil der Schöpfung war

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ThomasM
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#1 8 Argumente, warum der körperliche Tod Teil der Schöpfung war

Beitrag von ThomasM » So 15. Mai 2016, 17:03

In der Diskussion um Evolution hat Roland immer mal wieder auch theologische Argumente angeführt, warum er denkt, dass Leben nicht durch Evolution entstanden ist. Diese theologische Diskussion konzentriert sich auf die Frage, ob es denn sein kann, dass der körperliche Tod Teil der (sehr guten) Schöpfung Gottes gewesen ist.
Ich habe hier einmal 8 Argumente gesammelt, wieso dies tatsächlich der Fall ist.
1. Argument: Der Tod war vor dem Sündenfall präsent
1. Mose 1, 29+30
Dann sprach Gott: Hiermit übergebe ich euch alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen tragen, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten. Euch sollen sie zur Nahrung dienen. 30 Allen Tieren des Feldes, allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, was Lebensatem in sich hat, gebe ich alle grünen Pflanzen zur Nahrung.
Diese von vielen ignorierte Stelle besagt: Pflanzen starben, weil sie als Nahrung dienten. Aber Pflanzen sind Leben. Also gab es den Tod, ganz eindeutig.
Nicht in der Bibel erwähnt werden Bakterien, Fische, Viren, Pilze usw. also Mikrolebewesen, die damals nicht bekannt waren. Die evolutionären Prozesse bei denen sind besonders deutlich. Aber die Bibel erwähnt sie nicht. Ein biologisches System ohne diese Lebewesen ist undenkbar.

2. Argument: Als Adam und Eva sündigten, starben sie sofort
1. Mose 2, 16+17
16 Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten,
17 aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.

Hier wird die Strafe für den Sündenfall gesagt, Tod an demselben Tag. Die Übersetzungen sind sich hier einig.
Eine abweichende Übersetzung, wie sie von denen vertreten wird, die diesen Text anders verstehen wollen, ist nicht im Urtext angelegt. Übersetzt man hier also anders, dann nur deswegen, um davon abzulenken, dass der körperliche Tod NICHT die Drohung war, die hier ausgesprochen wurde.

3. Argument: Adam und Eva wurden aus dem Parades vertrieben, um zu verhindern, dass sie endgültig wie Gott wurden
1. Mose 3, 22
Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, dass er nur nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich!
Die Formulierung ist eindeutig. Der Mensch hatte bis dato noch nicht vom Baum des Lebens gegessen, d.h. war noch nicht körperlich unsterblich. Es gibt auch keinerlei textlichen Hinweis, dass der Mensch vorher von dem Baum des Lebens gegessen hätte. Er wird extra erwähnt, aber dann nicht mehr, bis zu dieser Stelle.
Tatsächlich ist die theologisch konsistente Interpretation:
Der Mensch wurde nach dem Bilde Gottes geschaffen. Es gab biblisch nur zwei Eigenschaften, die Gott auszeichnete. Die Fähigkeit, eine Ethik zu bestimmen (das Erkennen von gut und böse) und die Unsterblichkeit. Beides hatte der Mensch bei seiner Schöpfung nicht, die Bäume waren das symbol, das er beides erlangen konnte, wenn er in das Reich Gottes übergehen konnte.

4. Argument: Erst durch den körperlichen Tod kommen wir in das Reich Gottes
Joh. 12, 24+25
Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. 25 Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.
Durch Jesus werden wir von der Sünde gereinigt. Die Folge ist aber nicht, dass wir körperlich nicht sterben werden, sondern die Fähigkeit, zu Gott zu kommen. Eben durch körperlichen Tod.
Die Folge der Sünde kann also deshalb nicht körperlicher Tod gewesen sein.

5. Argument: Durch Jesus wird die Folge der Sünde getilgt
Röm. 5, 12 und Röm. 5, 18
Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten
...
Wie es also durch die Übertretung eines einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so wird es auch durch die gerechte Tat eines einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung kommen, die Leben gibt.
Nun schauen wir uns doch die Folge der Tat Jesu an. Sind die, die an ihn glauben körperlich unsterblich?
Nein!
Auch die Christen sterben körperlich. Aber der körperliche Tod ist nur eine Durchgangsstation. Das wahre Leben kommt danach. Das glauben wir und das leben wir.
Da Jesu die Tat Adams rückgängig gemacht hat, gibt es nur eine mögliche Folgerung: Das war auch die Situation vor dem Sündenfall. Adam und Eva waren bei der Schöpfung körperlich sterblich, hatten aber die Verheißung, in das Reich Gottes zu kommen (Baum des Lebens)

6. Argument: Jesu trug unsere Sünde durch Gottesferne
Mat. 27, 46
Um die neunte Stunde rief Jesus laut: Eli, Eli, lema sabachtani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Dies ist der tiefste Punkt der Geschichte um den Tod Jesu. Nicht, als er körperlich starb, sondern als er dort hing, verlassen von allen, auch von Gott. Hier trug er, der schuldlos war, unsere Sünden. Indem er von Gott verlassen wurde.

7. Argument: Wenn wir körperlich unsterblich sind, bekommen wir keine Kinder mehr
Mat. 22,30
Denn nach der Auferstehung werden die Menschen nicht mehr heiraten, sondern sein wie die Engel im Himmel
Warum sollte man auch Kinder bekommen, wenn man körperlich nicht stirbt? Dies bestätigt Jesus hier. Wenn wir in Gottes Reich kommen, werden wir uns nicht mehr vermehren.
Nach der Schöpfung war es aber der Auftrag, sich zu vermehren. Also war der Zustand der körperlichen Unsterblichkeit noch nicht erreicht.

8. Argument: Sterben und Tod sind im Angesichts des Reiches Gottes nicht wirklich schrecklich
Joh. 16,33
In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Röm 8, 18
Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.
Sterben und Tod sind nur dann schrecklich, wenn uns das Nichts erwartet.
Aber im Glauben wissen wir: Wir kommen in das Reich Gottes, Jesus hat dort unsere Wohnung vorbereitet. Damit ist Sterben und Tod der Stachel genommen, es erwartet uns die Herrlichkeit.
Diese Verheißung hatten auch Adam und Eva. Sie sollten körperlich sterben, um ins Reich Gottes zu kommen. durch den Sündenfall haben sie diese Verbindung zum Leben gekappt.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Roland
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#2 Re: 8 Argumente, warum der körperliche Tod Teil der Schöpfung war

Beitrag von Roland » So 15. Mai 2016, 22:07

Hi Thomas,

danke für deine ausführliche Darstellung.
Greife einige Punkte mal heraus:

ThomasM hat geschrieben: 1. Argument: Der Tod war vor dem Sündenfall präsent …
Pflanzen starben, weil sie als Nahrung dienten.

OK. Wobei Pflanzen aber, wie aus deinem Zitat von 1.Mose 1, 30 hervorgeht, anders als der Mensch keinen "Lebensatem" in sich haben, keine "lebendige Seele" (hebr. näphäsch) sind, wie das in anderer Übersetzung heißt und daher haben sowohl ihr Leben als auch ihr Tod eine andere Qualität als das Leben und der Tod des Menschen.
Ich glaube, dass der leibliche Tod nur für den Menschen mit dem Sündenfall in die Schöpfung eindrang.

ThomasM hat geschrieben: 2. Argument: Als Adam und Eva sündigten, starben sie sofort … Hier wird die Strafe für den Sündenfall gesagt, Tod an demselben Tag. …

Das Todesurteil war an demselben Tag gesprochen, die Vollstreckung kam später. So ist das m.E. gemeint.

ThomasM hat geschrieben: Die Folge der Sünde kann also deshalb nicht körperlicher Tod gewesen sein.

Diese Vergeistlichung des Todes als Folge der Sünde ist m.E. nicht möglich, denn:
1. Der in 1. Mose 2 und 3 verwendete Begriff für "Tod" und "sterben" (mot bzw. mawet) umfasst das physische Sterben, wie aus der weiteren Verwendung der selben Begriffe, etwa in 1. Mose 5 hervorgeht ("und er starb").
2. Römer 5, 12 "Wie durch einen Menschen die Sünde ist gekommen in die Welt und der Tod durch die Sünde" steht im Gesamtkontext des 5. Kapiltels, wo stets vom leiblichen Sterben die Rede ist, nämlich vom leiblichen Sterben Jesu für uns Menschen. Das leibliche Sterben und Auferstehen Jesu lässt nur den Schluss zu, dass auch das Sterben infolge der Sünde das leibliche Sterben einschließt, weil beides aufeinander bezogen wird.
3. Auch in 1Kor 15,20ff. geht es um die leibliche Auferstehung , die dem Tod infolge der Sünde gegenübergestellt gestellt wird. Das ganze Kapitel handelt ausdrücklich von der Leiblichkeit der Auferstehung was nur bedeuten kann, dass auch der Tod als Folge der Sünde leiblich ist: „Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus einst alle lebendig gemacht“ (1Kor 15,21) – dem Auferstehungsleib (1. Kor 15,35ff) steht der todgeweihte Leib der Sünde gegenüber.

Also die Folge des Sündenfalls ist, neben dem geistlichen, auch der körperliche Tod.

ThomasM hat geschrieben: Nicht, als er körperlich starb, sondern als er dort hing, verlassen von allen, auch von Gott. Hier trug er, der schuldlos war, unsere Sünden. Indem er von Gott verlassen wurde.

Halte ich für eine zweifelhafte Auslegung, zumal in allen Lehrbriefen, wie auch aus dem Vorgesagten hervorgeht, davon die Rede ist, dass das Opfer Jesu sein leibliches Sterben war. Die Verlassenheit ist eher ein Nebenaspekt.

ThomasM hat geschrieben: Nach der Schöpfung war es aber der Auftrag, sich zu vermehren. Also war der Zustand der körperlichen Unsterblichkeit noch nicht erreicht.

Auch nicht zwingend. Denn auch der unsterbliche Mensch hätte die Erde durch Vermehrung füllen müssen.

Mein Hauptargument wird jedoch garnicht behandelt: Eine quälend langsame Erschaffung des Menschen nach darwinistischen Prinzipien, mittels Mutation und Selektion, Überproduktion und Konkurrenz, Krankheit und Tod, widerspricht erstens allem, was die Bibel über die Schöpfertätigkeit Gottes aussagt. Und zweitens wäre der Mensch, der auf diese Weise durch Gottes Hand aus dem Tierreich hervorgegangen ist eigentlich von demselben Gott keiner Sünde zu bezichtigen.

Soviel zunächst...

Gruß Roland
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
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Andreas
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#3 Re: 8 Argumente, warum der körperliche Tod Teil der Schöpfung war

Beitrag von Andreas » So 15. Mai 2016, 23:41

Das einfachste textliche Argument ist, m.M.n. dass Gott den Mensch aus Staub machte bevor er vom Baum aß. Da war der Tod schon beschlossene Sache:
Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.
...
Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zum Ackerboden; von ihm bist du ja genommen. Denn Staub bist du, zum Staub musst du zurück
Dass der Mensch vom Ackerboden genommen ist, und zum Ackerboden zurückkehren muss, hat nichts mit dem Naschen vom Baum zu tun - deswegen wird er aus dem Garten Eden vertrieben, das schon - aber sterben muss er deswegen nicht.

So, wie der Allwissende ja vorher wusste, dass der Mensch vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen essen wird, wusste er auch, dass er an diesem Tag sterben wird, weil er aus Staub gemacht ist. Gestorben ist der Mensch an dem Tag, da er davon aß ja dann auch. Denn am sechsten Tag erschuf Gott den Menschen und am sechsten Tag muss es demnach auch gewesen sein als Gott dazu Erde vom Ackerboden nahm. Dieser sechste Tag ist heute noch, denn am siebten Tag vollendet Gott alle seine Werke und dann erst ruht er.
Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte.
Der Mensch ist Teil der Schöpfung und es ist sehr gut so, aber vollendet ist die Schöpfung eben noch nicht - oder ist da irgendwer anderer Meinung und kommt sich schon vollendet vor - ich jedenfalls nicht, da fehlt es noch weit. :oops: Vollendet ist der Mensch erst, wenn er sein Kreuz auf sich genommen hat und Jesus in den Tod nachgefolgt ist. Dann bricht für die Schöpfung - Gottes gesamtes Werk - der siebente Tag an und dann wird die Schöpfung vollendet. Mit Tagen sind keine Tage oder Jahre gemeint, sondern ich fasse das schlicht als siebenfache Unterteilung des gesamten Schöpfungswerkes auf - aus der Sicht Gottes geht es nicht um die Zeit sondern um die unterschiedlichen Arbeitsschritte bei der Schöpfung. Untätig ist er am siebten Tag ja nicht, wie man lesen kann.

Dieses Memento mori (Bedenke, dass du sterblich bist!) ist eine der wesentlichsten Botschaften in diesem Sinnabschnitt der gerade dadurch textlich gerahmt wird, dass der Ackerboden ganz am Anfang und ganz am Ende steht. Die unbiblische Kapiteleinteilung und die unbiblischen Überschriften verwirren da mehr als sie dem Verständnis nutzten. So interpretiere ich das - andere sehen das natürlich anders.

ThomasM
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#4 Re: 8 Argumente, warum der körperliche Tod Teil der Schöpfung war

Beitrag von ThomasM » Mo 16. Mai 2016, 09:21

Hallo Roland
Roland hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben: 1. Argument: Der Tod war vor dem Sündenfall präsent …
Pflanzen starben, weil sie als Nahrung dienten.
OK. Wobei Pflanzen aber, wie aus deinem Zitat von 1.Mose 1, 30 hervorgeht, anders als der Mensch keinen "Lebensatem" in sich haben, keine "lebendige Seele" (hebr. näphäsch) sind, wie das in anderer Übersetzung heißt und daher haben sowohl ihr Leben als auch ihr Tod eine andere Qualität als das Leben und der Tod des Menschen.
Ich glaube, dass der leibliche Tod nur für den Menschen mit dem Sündenfall in die Schöpfung eindrang.
Nun gut, du nimmst den Mensch als Sonderstellung heraus, d.h. die gesamte Tierwelt einschließlich Säugetiere und Primaten sind der Evolution unterworfen und Sterben war für diese Teil der Schöpfung. Das ist schon mal ein Fortschritt gegenüber bisher üblichem kreationistischem Denken.

Tatsächlich hat alleine der Mensch aus biblischer Sicht die Eigenschaft der Gottes-Ebenbildlichkeit und ist auch in der Bibel herausgehoben. Die Bibel ist die Geschichte der Beziehung zwischen Mensch und Gott, die Natur kommt lediglich nebenbei vor.
Insofern können wir uns einigen.

Mich stört zwar, dass du dann für den Mensch unnatürliche Wunder einforderst, was Schöpfung und Leben angeht, was dem Befund widerspricht, dass der Mensch naturwissenschaftlich vollkommen in die Tierwelt hineinpasst, aber das ist kein biblisches Thema. Was verständlich ist, denn die Schreiber der Bibel wussten noch nicht, was Naturwissenschaft ist und hatten ein altertümliches Naturbild.

Roland hat geschrieben: Das Todesurteil war an demselben Tag gesprochen, die Vollstreckung kam später. So ist das m.E. gemeint.
Allerdings steht es so nicht da. Diese Interpretation ist zwanghaft dazugefügt.

Roland hat geschrieben: Diese Vergeistlichung des Todes als Folge der Sünde ist m.E. nicht möglich, denn:
1. Der in 1. Mose 2 und 3 verwendete Begriff für "Tod" und "sterben" (mot bzw. mawet) umfasst das physische Sterben, wie aus der weiteren Verwendung der selben Begriffe, etwa in 1. Mose 5 hervorgeht ("und er starb").
Die Unterscheidung zwischen körperlichen und geistigem Tod ist tatsächlich eine Erkenntnis der Menschen, die erst mit dem neuen Testament klar wurde und erst dort (z.B. in der Offenbarung) dargestellt wird.
Insofern denke ich, dass Gottes Offenbarung zwar bereits auf diese Unterscheidung hinausläuft, die Schreiber diese aber nicht verstanden haben und daher die Worte benutzt haben, die sie kannten. Letztlich geht es um eine biblische Gesamtschau.

Roland hat geschrieben: 2. Römer 5, 12 "Wie durch einen Menschen die Sünde ist gekommen in die Welt und der Tod durch die Sünde" steht im Gesamtkontext des 5. Kapiltels, wo stets vom leiblichen Sterben die Rede ist, nämlich vom leiblichen Sterben Jesu für uns Menschen.
Das leibliche Sterben und Auferstehen Jesu lässt nur den Schluss zu, dass auch das Sterben infolge der Sünde das leibliche Sterben einschließt, weil beides aufeinander bezogen wird.
Das leiblich ist dort nirgendwo betont. Insofern sehe ich keine Probleme, den Text ohne Abschwächung der internen Bedeutung als Darstellung des geistigen Todes zu lesen.
Mein Hauptargument aber hast du nicht angesprochen.
Nach Jesu Rettungstat wurde der Tod besiegt. Der Tod IST nicht mehr.
Doch wir sterben immer noch körperlich. Die Rettung zum Leben ist geistiger Natur - der Eingang ins Reich Gottes.
Hat also Jesu tat, die Sünde aufgehoben, so bedeutet das, dass der Zustand vor der Sünde wieder eingerichtet wurde.

Roland hat geschrieben: 3. Auch in 1Kor 15,20ff. geht es um die leibliche Auferstehung , die dem Tod infolge der Sünde gegenübergestellt gestellt wird. Das ganze Kapitel handelt ausdrücklich von der Leiblichkeit der Auferstehung was nur bedeuten kann, dass auch der Tod als Folge der Sünde leiblich ist: „Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus einst alle lebendig gemacht“ (1Kor 15,21) – dem Auferstehungsleib (1. Kor 15,35ff) steht der todgeweihte Leib der Sünde gegenüber.
Gerade dieser Text unterstützt meine Interpretation.
Denn um das ewige Leben zu erlangen benötigt man einen BESONDEREN Leib, einen Leib, der nichts mit dem zu tun hat, was wir haben. Diesen erlangen wir, indem unser jetziger Leib körperlich stirbt.
Das ist das, was Gott mit der Schöpfung wollte. Adam und Eva haben einen Körper bekommen, der den Gesetzen dieses Universums unterworfen ist, aber mit der Verheißung dereinst einen neuen Leib zu bekommen, der unverweslich ist (Baum des Lebens). Der Sündenfall hat diese Verheißung in Frage gestellt und die Mission Jesus nötig gemacht.

Roland hat geschrieben: Halte ich für eine zweifelhafte Auslegung, zumal in allen Lehrbriefen, wie auch aus dem Vorgesagten hervorgeht, davon die Rede ist, dass das Opfer Jesu sein leibliches Sterben war. Die Verlassenheit ist eher ein Nebenaspekt.
Es ist mir wie ein Licht aufgegangen, als ich gemerkt habe, dass das keinesfalls ein Nebenaspekt ist.

Roland hat geschrieben: Mein Hauptargument wird jedoch garnicht behandelt: Eine quälend langsame Erschaffung des Menschen nach darwinistischen Prinzipien, mittels Mutation und Selektion, Überproduktion und Konkurrenz, Krankheit und Tod, widerspricht erstens allem, was die Bibel über die Schöpfertätigkeit Gottes aussagt.
Also mit dem quälend langsam musst du schon vorsichtig sein. Zeitliche Aspekte in Gottes Rettungsplan einzuflechten, ist ziemlich problematisch, weil Gott eine vollkommen andere Vorstellung von Zeit hat. Was sind schon 3 Milliarden Jahre bei Gott?
Genauso könntest du dich über die quälend langen 6 Tage wundern, warum hat Gott nicht einfach "Schnipp" gemacht?
Oder über die quälend lange Zeit zwischen Abraham und heute. Warum Jesus nicht sofort schicken? Warum erst der Umweg über das Volk Israel, wenn doch alle Menschen gemeint waren?
Oder die quälend lange Zeit zwischen Jesus und heute. Die Urgemeinde war schon ziemlich frustiert, als Jesus nicht sofort wiederkam. Gott hatte offensichtlich einen anderen Zeitplan.

Du hast oben ja zugestanden, dass die Tierwelt sich in der evolutionären Weise entwickelt hat, es geht nur um den Menschen. Ich sehe in dieser Vorgehensweise Gottes eher die Lust am Leben, die Freude an Vielfalt, das Spielen mit Formen und Farben. Die Evolution zu sehen, lässt einen schon ziemlich staunen.

Die negative Sicht auf Sterben ist eine menschliche Sicht, die daher kommt, weil wir die Verbindung zum Leben - Gott - verloren haben. Wieso siehst Du als Christ Sterben als etwas Negatives? Ist es nicht vielmehr so, wie Paulus gesagt hat:
Phil. 1,21
Denn für mich ist Christus das Leben und Sterben Gewinn.

Roland hat geschrieben: Und zweitens wäre der Mensch, der auf diese Weise durch Gottes Hand aus dem Tierreich hervorgegangen ist eigentlich von demselben Gott keiner Sünde zu bezichtigen.
Du meinst es ist keine Sünde, dem Gebot Gottes nicht zu gehorchen und den Einflüsterungen der Schlange nachzugeben?

Es ging um den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.
Übersetzt heißt das, dass Gott den Menschen sagte "Was gut oder böse ist, bestimme ich. Ihr sollt in dieser Hinsicht mir folgen"
Dass der Mensch von dem Baum aß, heißt:
Er sagte "Nein, nicht du bestimmst, was gut und böse ist, ich bestimme das."
Das ist übrigens eine Sünde, die bis heute immer wieder wiederholt wird.

Dadurch trennte sich der Mensch von Gott. Diese Trennung war ein geistiger Akt, genauso wie das Sterben, das darauf folgte.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#5 Re: 8 Argumente, warum der körperliche Tod Teil der Schöpfung war

Beitrag von ThomasM » Mo 16. Mai 2016, 09:23

Andreas hat geschrieben: Dass der Mensch vom Ackerboden genommen ist, und zum Ackerboden zurückkehren muss, hat nichts mit dem Naschen vom Baum zu tun - deswegen wird er aus dem Garten Eden vertrieben, das schon - aber sterben muss er deswegen nicht.
Danke Andreas für dieses Argument, das ich bisher noch nicht kannte.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Salome23
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#6 Re: 8 Argumente, warum der körperliche Tod Teil der Schöpfung war

Beitrag von Salome23 » Mo 16. Mai 2016, 10:51

Roland hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben: Die Folge der Sünde kann also deshalb nicht körperlicher Tod gewesen sein.

Diese Vergeistlichung des Todes als Folge der Sünde ist m.E. nicht möglich, denn:
1. Der in 1. Mose 2 und 3 verwendete Begriff für "Tod" und "sterben" (mot bzw. mawet) umfasst das physische Sterben, wie aus der weiteren

Wie erklärst du dann Folgendes?

Mt 8,22 Aber Jesus spricht zu ihm: Folge du mir und lass die Toten ihre Toten begraben!

Sind die hier genannten(blau markiert)Toten-> physisch Tote <- ?

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#7 Re: 8 Argumente, warum der körperliche Tod Teil der Schöpfung war

Beitrag von NIS » Mo 16. Mai 2016, 11:00

Salome23 hat geschrieben:Mt 8,22 Aber Jesus spricht zu ihm: Folge du mir und lass die Toten ihre Toten begraben!

Sind die hier genannten(blau markiert)Toten-> physisch Tote <- ?
Die Lüge tötet den Glauben und ohne Glauben ist kein Leben!

Ihr wisst nicht, was der Tod ist und werdet es nicht erfahren, wenn ihr das Gesetz der Nächstenliebe haltet!
AMEN

Der Tod hindert Euch daran, das Gesetz zu brechen, denn Gott ist der Richter im Tod.
AMEN

Die Lüge war der Tod Gottes!
AMEN
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#8 Re: 8 Argumente, warum der körperliche Tod Teil der Schöpfung war

Beitrag von Rembremerding » Mo 16. Mai 2016, 11:06

Ich denke, um Missverständnisse zu vermeiden, muss man den körperlichen und geistigen Tod unterscheiden. Zudem war der geistige Tod im AT noch weitaus verborgener, als im NT.

Geistig wurden A&E sofort tot nach dem Essen der Frucht, denn sie schämten sich von da an vor Gott, d.h. sie vergaßen, wer sie von Gott her sind und blickten nur mehr darauf, wer Gott in ihren Augen ist. Sie distanzierten sich also.
Unser Herr spricht davon mit Nikodemus, als er ihm erklärte, dass man im Geiste wiedergeboren werden muss, um das ewige Leben zu erlangen. Wer geistig neu geboren werden muss, ist zuvor tot.

Gehen wir von unserer heutigen Situation aus, in der Gesundheit vergöttert wird und das Leben immer länger, so erkennen wir, dass dies nicht automatisch bedeutet, dass der Mensch und sein Zusammenleben dadurch geistiger, moralischer, besser wird. Diese Vergötterung des Leibes führt häufig dazu, dass der Mensch beginnt sich selbst zu optimieren und in dieser individualistischen Sicht den Blick auf den Anderen verliert.
Als Fazit kann man deshalb durchaus erkennen: Der körperliche Tod ist Teil der Schöpfung, damit wir bereit sind unser Leben geistig zu gestalten, um unsere Sehnsucht für das ewige Leben zu erkennen. Wären wir unsterblich, wäre dies in unserem derzeitigen geistigen Zustand eine schreckliche Qual. Genau hier setzt die Aussage vom Reich Gottes unseres Herrn ein: Wiedergeboren im Geist haben wir hier in Diesseits bereits einen Blick ins Reich Gottes. Wir müssen uns nicht um das Morgen kümmern und die Vergangenheit in Unversöhnlichkeit zurücklassen. Gott sorgt für uns, Gott vergibt uns, damit wir vergeben können. Der Augenblick zählt und er kann dem Nächsten gelten, weil Gott uns versorgt und heilt. So ist der Tod Teil der Schöpfung, damit wir in eine neue Schöpfung hineingeboren werden können.

Vielleicht noch eine textliche Zusammenschau: Warum wählten die Bibelschreiber die Schlange als Verführer?
Sie schöpften aus babylonischen (und damit sumerischen) Erzählungen und wussten um deren Weltbild. Dort gilt die Schlange als weise, weil sie unsterblich ist. Man dachte dies, weil man die Häutung der Schlange als Symbol ständiger Erneuerung betrachtete. Zudem wohnte die Schlange in Erdhöhlen, also im Schoß der Mutter Erde, eine der höchsten Gottheiten dieser sumerisch-babylonischen Kultur. Die Schlange hatte also ihr Wissen unmittelbar von der Muttergöttin Erde.
Später erlangte die Schlange, die sich in ihr eigenes Ende biss, als Kreis das Symbol für Unsterblichkeit durch ständige (körperliche) Wiedergeburt.
Der Text in der Bibel stellt sich gegen dieses Weltbild: Das Symbol dieses Weltbilds wird zum Verführer, aber der alleinige Gott erklärt in dem Text uns Menschen klar: Ihr werdet sterben, da ist keine (körperliche) Wiedergeburt in ein neues Leben wieder hier im Diesseits, ihr tragt Verantwortung für ein gerechtes Leben im Diesseits, denn es ist euer einziges, lernt im hier und jetzt!


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#9 Re: 8 Argumente, warum der körperliche Tod Teil der Schöpfung war

Beitrag von NIS » Mo 16. Mai 2016, 11:16

Rembremerding hat geschrieben:Als Fazit kann man deshalb durchaus erkennen: Der körperliche Tod ist Teil der Schöpfung, damit wir bereit sind unser Leben geistig zu gestalten, um unsere Sehnsucht für das ewige Leben zu erkennen.
;) :thumbup:

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#10 Re: 8 Argumente, warum der körperliche Tod Teil der Schöpfung war

Beitrag von Novas » Mo 16. Mai 2016, 11:18

Andreas hat geschrieben:Der Mensch ist Teil der Schöpfung und es ist sehr gut so, aber vollendet ist die Schöpfung eben noch nicht - oder ist da irgendwer anderer Meinung und kommt sich schon vollendet vor - ich jedenfalls nicht, da fehlt es noch weit. :oops: Vollendet ist der Mensch erst, wenn er sein Kreuz auf sich genommen hat und Jesus in den Tod nachgefolgt ist. Dann bricht für die Schöpfung - Gottes gesamtes Werk - der siebente Tag an und dann wird die Schöpfung vollendet. Mit Tagen sind keine Tage oder Jahre gemeint, sondern ich fasse das schlicht als siebenfache Unterteilung des gesamten Schöpfungswerkes auf - aus der Sicht Gottes geht es nicht um die Zeit sondern um die unterschiedlichen Arbeitsschritte bei der Schöpfung. Untätig ist er am siebten Tag ja nicht, wie man lesen kann

Das kommt meinem Verständnis sehr nahe, lieber Andreas :thumbup: Was deine Frage angeht: ich glaube, aus der Perspektive Gottes ist die Schöpfung schon vollendet (das Wort, welches der sterbende Jesus spricht ist „tetelestai“ – „Es ist vollbracht“ oder: „Es ist (schon) vollendet“) , doch wir erleben das jetzt aus unsrer Perspektive als Prozess, der noch zur Erfüllung kommt, wie der Same, der aufgeht und sich von allein entfaltet (das Problem ist hier eher, dass Menschen dazu neigen Widerstand zu leisten, anstatt sich hinzugeben). „Vollendet“ sind wir bereits in dem Sinne, dass uns das ewige Leben bereits geschenkt wurde, wir haben in gläubiger Hingabe schon Anteil daran.

Der „Fluss“ des zeitlichen Lebens fließt also schon hier und jetzt – mit jedem Augenblick, Herzschlag und Atemzug unsres Da-Seins – in das ewige Leben hinein, um schließlich ganz und gar darin aufzugehen. Dem Tod sind längst die Stacheln gezogen, wo er als Verwandlung des Lebens in Leben verstanden wird.

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