Fischer beherrschten Griechisch?

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
Helmuth
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#11 Re: Fischer beherrschten Griechisch?

Beitrag von Helmuth » So 22. Jan 2017, 09:47

Schönen Sonntag, Rainer
Raiauer hat geschrieben:Paulus schrieb den Römern in Koine.
Hast du dafür einen historischen Beleg? Du forschst doch nach solchen. Wäre interessant.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

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Raiauer
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#12 Re: Fischer beherrschten Griechisch?

Beitrag von Raiauer » So 22. Jan 2017, 09:50

Helmuth hat geschrieben:Servus Rainer,

Ich gehe eher davon aus, dass Petrus die Worte diktiert hat und griechische Brüder den Text niedergeschrieben haben.

Hallo Helmuth....das geht auch aus dem ersten Petrusbrief hervor

1.Petrus 5:12

Durch den Bruder Silvanus, dessen Treue ich sehr schätze, habe ich euch diese wenigen Zeilen geschrieben.

Der zweite Brief des Petrus soll gemäss Fachleuten in einem anderen Stil geschrieben worden sein. Als These könnte man aufstellen, dass jemand anderes den Brief geschrieben hat und Petrus seinen Namen nicht erwähnte. Natürlich gibs auch noch die Möglichkeit, dass er persönlich den Brief verfasst hat. Dann sind wir wieder bei der Frage, ob er dazu in der Lage war. Ich kann mir gut vorstellen, dass er zwar auch Koine mehr oder weniger sprach, aber es bevorzugte bei einem Brief, einen Helfer zu haben, der alles korrekt aufschrieb. Meine Frau ist Brasilianerin und spricht Deutsch, aber wenn sie einen Brief schreiben muss, bittet sie, wegen der Formulierungen, mich dass zu übernehmen. ....LG Rainer
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lovetrail
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#13 Re: Fischer beherrschten Griechisch?

Beitrag von lovetrail » So 22. Jan 2017, 10:03

Carsten Peter Thiede meinte, dass der Begriff "Koine" irreführend sei, da diese Leute einfach griechisch sprachen. Der sprachliche Vergleich mit griechischen Tragödien-Dichtern (oder Philosophen wie Platon) sei ungefähr so, als würde man einen heutigen deutschen Text mit dem Deutsch eines Goethe oder Nietzsche messen.

LG
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Raiauer
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#14 Re: Fischer beherrschten Griechisch?

Beitrag von Raiauer » So 22. Jan 2017, 10:06

Hallo Helmuth....momentan kann ich nur Wiki zitieren

Er ist in einer Form der griechischen Sprache, der Koine, verfasst.

und

Die Schriften des Neuen Testaments der Bibel sind in der neutestamentlichen Variante der Koine verfasst, der allgemeinen (von allen gesprochenen) Sprache.... Die Ausbreitung der neuen Religion wurde durch sie sehr erleichtert: Indem die Evangelien (griechisch εὐαγγέλιον euangelion „gute Nachricht“, „frohe Botschaft“) auf Griechisch verfasst wurden, konnte sich das Christentum rasch in der städtischen Bevölkerung im ganzen östlichen Mittelmeerraum verbreiten

Ich denke, dass alle NT-Bücher in Koine verfasst wurden, ausser Matthäus, der sich mit seinem Evangelium an die Juden wandte. Die Apostel waren alle Galiläer, ausser Matthäus. Die Galiläer konnten mit Sicherheit Koine verstehen. Schreiben wäre noch mal eine Stufe höher. Aber wie gesagt, gab es ja dafür auch Schreiber, denen man diktieren konnte. ...LG Rainer
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#15 Re: Fischer beherrschten Griechisch?

Beitrag von Rembremerding » So 22. Jan 2017, 10:08

Raiauer hat geschrieben:Ich finde es interessant, dass sich Koine selbst unter den Römern hielt und Latein es nicht verdrängen konnte. Paulus schrieb den Römern in Koine. Auch für die Römer muss Koine akzeptabel gewesen sein...LG Rainer
Griechisch war seit Alexander dem Großen nach wie vor "Weltsprache" und vor allen "Kultursprache", besonders im Osten des Römischen Reichs. Dort löste es aramäisch ab. Selbst die römische Aristokratie bevorzugte griechisch. In Ägypten sprachen nach 250 v. Chr. schon Juden meist griechisch und übersetzten die Septuaginta.
Jesus kam aus dem zweisprachigen Galiläa und hatte keine Schwierigkeiten beim Verhör mit Pontius Pilatus oder hat einen Dolmetscher benötigt. Pilatus wird Lateinisch, aber auch Griechisch gesprochen haben, wie sein Beiname bezeugt: Pontus, sein Herkunftsort, war nämlich eine Provinz im griechischsprachigen Kleinasien.
In der frühchristlichen Gemeinde kam es zu Spannungen zwischen hebräischsprachigen und griechischsprachigen Gemeindemitgliedern, siehe Apg 6:1. Die daraufhin eingesetzten Diakone tragen allesamt griechische Namen.

Latein war in vielen Gegenden die Sprache der Besatzer. In Palästina war Latein ausschließlich Sprache des Militärs. Die wenigen lateinischen Lehnwörter im griechischen NT sind militärische Fachausdrücke (z.B. Custodia, Wache, in Mt 27:65).
Der Kern der römischen Gemeinde stammte aus Christen, die aus dem Osten nach Rom kamen. Die große Grußliste des Römerbriefs umfasst Personen, die Paulus bereits von seinen Missionsreisen her kannte.
Jahrzehnte, ja Jahrhunderte nach biblischer Zeit behielt Griechisch in Rom seinen Stellenwert. Die ältesten Briefe von römischen Bischöfen sind auf Griechisch geschrieben.

Servus :wave:
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#16 Re: Fischer beherrschten Griechisch?

Beitrag von Pluto » So 22. Jan 2017, 10:14

Rembremerding hat geschrieben:
Raiauer hat geschrieben:Ich finde es interessant, dass sich Koine selbst unter den Römern hielt und Latein es nicht verdrängen konnte. Paulus schrieb den Römern in Koine. Auch für die Römer muss Koine akzeptabel gewesen sein...LG Rainer
Griechisch war seit Alexander dem Großen nach wie vor "Weltsprache" und vor allen "Kultursprache", besonders im Osten des Römischen Reichs. Dort löste es aramäisch ab. Selbst die römische Aristokratie bevorzugte griechisch. In Ägypten sprachen nach 250 v. Chr. schon Juden meist griechisch und übersetzten die Septuaginta.
Das stimmt.
Aber glaubst du wirklich, einfache Leute wie der Fischer Simon auch griechisch kannten? Ich vermute eher, sie konnten weder lesen noch schreiben, und ihre Sprache war Aramäisch.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#17 Re: Fischer beherrschten Griechisch?

Beitrag von Rembremerding » So 22. Jan 2017, 10:32

Pluto hat geschrieben: Aber glaubst du wirklich, einfache Leute wie der Fischer Simon auch griechisch kannten? Ich vermute eher, sie konnten weder lesen noch schreiben, und ihre Sprache war Aramäisch.
Natürlich konnte Simon griechisch verstehen, sprechen, vielleicht schreiben. Unter Juden war es immer schon üblich, dass die Jungen lesen und schreiben konnten, um die Tora zu verstehen, hier natürlich aramäisch-hebräisch. Die Menschen damals waren doch nicht dümmer, als wir heute. Simon lebte in einer Gegend, die zweisprachig war. Er wuchs in einem Ort auf, Betsaida, in dem griechisch-römische Tempel standen. Er wohnte in Kapharnaum, ebenfalls ein Ort mit griechischprachiger Bevölkerung. Die Fischerei war nach einem Genossenschaftsprinzip geordnet, viele Kunden und Großhändler des Simon, der der Genossenschaft wohl vorstand, waren Griechen. Einer seiner Freunde sprach griechisch. Die Städte der Umgebung, Sepphoris und Tiberias, waren Städte mit griechischer Kultur.
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#18 Re: Fischer beherrschten Griechisch?

Beitrag von Raiauer » So 22. Jan 2017, 10:37

Rembremerding hat geschrieben: In der frühchristlichen Gemeinde kam es zu Spannungen zwischen hebräischsprachigen und griechischsprachigen Gemeindemitgliedern, siehe Apg 6:1. Die daraufhin eingesetzten Diakone tragen allesamt griechische Namen.

:

Hallo Rembremerding....der Text aus Apg 6:1 ist interessant

Die Gemeinde wuchs und die Zahl der Jünger und Jüngerinnen wurde immer größer. Da kam es – um eben diese Zeit – zu einem Streit zwischen den Griechisch sprechenden Juden in der Gemeinde und denen mit hebräischer Muttersprache.

Die Frage, die für mich auftaucht ist: Konnten die die griechisch sprechenden Juden nur griechisch und die hebräisch sprechenden Juden nur hebräisch, oder waren beide Gruppen zweisprachig und der sprachliche Hinweis diente nur der Unterscheidung? Was meinst du?---LG Rainer
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#19 Re: Fischer beherrschten Griechisch?

Beitrag von Rembremerding » So 22. Jan 2017, 10:51

Raiauer hat geschrieben:
Hallo Rembremerding....der Text aus Apg 6:1 ist interessant

Die Gemeinde wuchs und die Zahl der Jünger und Jüngerinnen wurde immer größer. Da kam es – um eben diese Zeit – zu einem Streit zwischen den Griechisch sprechenden Juden in der Gemeinde und denen mit hebräischer Muttersprache.

Die Frage, die für mich auftaucht ist: Konnten die die griechisch sprechenden Juden nur griechisch und die hebräisch sprechenden Juden nur hebräisch, oder waren beide Gruppen zweisprachig und der sprachliche Hinweis diente nur der Unterscheidung? Was meinst du?---LG Rainer
Im Originaltext wird von Hellenisten und Hebräern gesprochen. Es scheint also nicht ein sprachliches Problem, sondern ein ethnisches Problem gegeben zu haben. Die Judenchristen waren in der Mehrheit und bevorzugten ihre Witwen. In der Führung der 12 saßen Judenchristen.
Umso erstaunlicher ist, dass die Gemeinde dann ausschließlich wohl Hellenisten zum Diakondienst beriefen, was die Namen beweisen. Man findet im NT keinerlei Hinweise, dass sich Judenchristen und Heidenchristen in Palästina sprachlich nicht verständigen konnten. Oder doch? Findet jemand Hinweise?
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#20 Re: Fischer beherrschten Griechisch?

Beitrag von Raiauer » So 22. Jan 2017, 11:17

Rembremerding hat geschrieben: Natürlich konnte Simon griechisch verstehen, sprechen, vielleicht schreiben. Unter Juden war es immer schon üblich, dass die Jungen lesen und schreiben konnten, um die Tora zu verstehen, hier natürlich aramäisch-hebräisch.

Es gibt einen archäologischen Fund dazu. Er wird allgemein als Gezer-Kalender bezeichnet, eine hebräisch beschriebene Steintafel und stammt aus dem 10 Jahrhundert v.u.Z, also der Davidszeit. Die Erntezeiten sind darauf niedergeschrieben. http://www.kchanson.com/ANCDOCS/westsem/gezer.html Da jeder aber die Erntezeiten kannte, macht eine Tafel mit Infos darüber wenig Sinn. Die meisten Fachleute halten ihn deshalb für die Schreibübung eines Schülers. Es gibt genügend Hinweise innerhalb der Bibel, dass Kinder im Lesen und Schreiben unterrichtet wurden. Diese Tafel scheint dies zu bestätigen....LG Rainer
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