Werke des Glaubens und der Liebe

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
Rembremerding
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#1 Werke des Glaubens und der Liebe

Beitrag von Rembremerding » Mi 22. Mär 2017, 16:51

Es geschieht allzu oft, dass ein Christ, aufgrund der göttlichen Inspiration in seiner Wiedergeburt, beginnt seine Tugendakte und kleinen Opfer zu zählen. Tatsächlich mag dies zu Anfang im geistlichen Leben eine hilfreiche Übung sein, jedoch muss der feine Grad beachtet werden, hinter dem es zu einer Leistungsreligion mutiert. Dies ist ein Angriff des bösen Geistes, der ein Kind Gottes in die fleischliche Haltung zurückversetzt, man müsse etwas leisten, um Gottes Liebe erhalten zu können. Doch die Liebe zählt und rechnet nicht. Vollkommenheit wird nicht durch ein „Konto“ voller Tugendakte, beobachteter Gesetze und Opfer von Gott gewährt, sondern allein anhand des Grades der Liebe, mit denen sie vollführt wurden.
Liebe kann man nicht auf ein Konto einzahlen. Liebe verlangt sofort verschenkt zu werden. Liebe vermehrt sich, wenn man sie hergibt. Jesus Christus spricht in seiner Bergpredigt in Mt 5:3 von den Seligen, die arm im Geiste und doch im Himmelreich sind. Damit sind auch jene gemeint, die nichts sammelten in ihrem vielleicht langen Leben und deshalb am Ende nichts vorzuweisen haben, denn ihre ganzen Werke bestanden darin die Liebe weiterzugeben und andere Seelen damit zu gewinnen. Die Liebe sucht nicht den eigenen Vorteil, sie sucht den Moment an andere verschenkt zu werden.

So besteht der geistige Fortschritt nicht unbedingt darin etwas zu gewinnen, sondern zu verlieren. Manchem Christen mag die Frustration zu schaffen machen, die ihm überfällt, weil er kein bisschen des Wegs hin zu Gott voranzuschreiten scheint. Der böse Geist gibt ihm diese Depression, ein Gefühl der Gottverlassenheit, ein „geistiger Burnout“, der eine Verzweiflung hervorruft, weil immer das sündige Fleisch zu siegen scheint. Der Berg, an dessen Spitze Gott zu sitzen scheint, kann nicht erklommen werden. Dahinter steckt die Einstellung, dass man etwas zu erringen hat. Doch eigentlich hat man etwas zu verlieren: Die Einstellung, es selber tun zu wollen, zu müssen. Die heilige Kirchenlehrerin Therese von Lisieux sagt dazu: „Sie wollen einen Berg erklettern, der liebe Gott aber will, dass sie heruntersteigen: Er erwartet sie ganz unten, im fruchtbaren Tal der Demut“ (Ge 239).

Es ist ein „Loslassen“, auch jene „Gelassenheit“, von der schon Meister Eckhart spricht, die Menschen in vollkommener Armut und Hilflosigkeit vor Gott versetzt und so Platz macht für Frieden und Freude. Der Herr übernimmt es, die Seele mit allen seinen Gütern im Übermaß zu füllen, sobald man sie leert vom eigenen Hochmut. Die Seele wird offen für Gottes Gnade. Wer sich auf nichts anderes, als auf Gott stützt, zeigt den höchsten Grad an Vertrauen, an Glauben. Es darf kein Motiv etwas leisten zu wollen darin zu erkennen sein, wenn man Werke der Aszese und Buße anstrebt.

Dies soll aber nicht heißen, man solle Aszese und Buße gänzlich ablehnen. Sie leisten oft große Hilfe, um etwa eine bessere Unterscheidung der Geister zu erlangen, ein fruchtbares Gebetsleben oder ein „Bad“ der Liebe für Gottes Gegenwart zu bereiten. Es wird aber Seelen geben, denen Gott nicht den Weg zu ihm in Askese wie bei den Wüstenvätern oder den großen heiligen Büßern weist, denn „der Herr bereitet im Haus des Vaters viele Wohnungen“ (vgl Joh14:2). Es wird Seelen geben, die nicht den Leib zur Buße und Askese erhielten, sondern den Geist. Und dieser Weg zu Gott mag oftmals sogar schwerer sein, ja unbegehbar, würde der Herr nicht unser Hirte sein.
Dieser Weg soll die von Gott geschenkten Gegebenheiten zu lieben nützen, ihnen nicht ausweichen, sie nicht suchen oder manipulieren, sie nicht beklagen. Man erfreut sich ihrer oder erträgt sie, in der Liebe und aus Liebe zum Herrn. Man erfüllt diese Gegebenheiten mit seiner Demut, seinen gottgegebenen Talenten, seiner Geduld, seiner Sanftmut, mit der Frucht des Hl. Geists, eben mit der Liebe, die nicht den eigenen Vorteil sucht und sich nicht aufspart. Das sind dann Werke des Glaubens und der Liebe für Gott.

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Magdalena61
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#2 Re: Werke des Glaubens und der Liebe

Beitrag von Magdalena61 » So 26. Mär 2017, 23:54

Rembremerding hat geschrieben:Es geschieht allzu oft, dass ein Christ, aufgrund der göttlichen Inspiration in seiner Wiedergeburt, beginnt seine Tugendakte und kleinen Opfer zu zählen. Tatsächlich mag dies zu Anfang im geistlichen Leben eine hilfreiche Übung sein, jedoch muss der feine Grad beachtet werden, hinter dem es zu einer Leistungsreligion mutiert. Dies ist ein Angriff des bösen Geistes, der ein Kind Gottes in die fleischliche Haltung zurückversetzt, man müsse etwas leisten, um Gottes Liebe erhalten zu können.
Bezüglich der "Werke" besteht eine große Unsicherheit.

Muß man? Soll man? Darf man überhaupt (an einer Änderung von Gewohnheiten arbeiten, die man als negativ erkannt hat)? Oder ist das aktive Engagement bereits "fleischlich motiviertes Streben nach Leistung"; "Gefallsucht", Stolz auf das eigene Gutmenschentum?

Das klingt jetzt vielleicht etwas künstlich konstruiert.

Leider gibt es aber wirklich Christen, die der Meinung sind, sämtliche eigenen Bestrebungen, gegen sündiges Verhalten anzukämpfen seien als verwerflich anzusehen. Letztlich schieben sie die Verantwortung für ihre Entscheidungen Gott zu. Und sie halten andere Geschwister davon ab, den alten Menschen abzulegen. In meinen Augen sind das Irrlehrer mit einem frommen Anstrich.

Sie zitieren Paulus... "allein aus Gnade" und ignorieren Jakobus "der Glaube ohne (entsprechende) Werke ist tot". Ich halte es für sehr gefährlich, die - vermutlich vom Geist Gottes gewirkte- Motivation anderer Christen, ihr Leben gründlich auszumisten (= Buße zu tun) mittels fahrlässig konstruierter Menschenlehren auszubremsen.

Was verstehen Paulus und Jakobus unter "Werken"?
Paulus und Jakobus sprechen... von zwei unterschiedlichen Dingen. Das, was den Leser verwirrt, ist dabei vor allem die Wortwahl.

Während Paulus unter Werken Gesetzeswerke versteht, versteht Jakobus unter dem Begriff Werke die Taten, die aus dem Glauben heraus folgen. Glaubenswerke und Gesetzeswerke sind jedoch zwei Paar Schuh.

Die Glaubenswerke von Jakobus finden wir bei Paulus als „Frucht des Geistes“. Diese Früchte sind zuerst einmal keine gute Taten, vielmehr Charaktereigenschaften, aus denen gute Taten folgen, wie z.B.: Liebe, Freundlichkeit, Güte, Treue und Sanftmut (Galater 5,22-25).

Jakobus und Paulus sind sich also einig: Ein echter Glaube hat Auswirkungen.
erf. de
Eigentlich ist das gar nicht so schwer zu verstehen.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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Ska'ara
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#3 Re: Werke des Glaubens und der Liebe

Beitrag von Ska'ara » Mo 27. Mär 2017, 02:19

Rembremerding hat geschrieben: So besteht der geistige Fortschritt nicht unbedingt darin etwas zu gewinnen, sondern zu verlieren. Manchem Christen mag die Frustration zu schaffen machen, die ihm überfällt, weil er kein bisschen des Wegs hin zu Gott voranzuschreiten scheint. Der böse Geist gibt ihm diese Depression, ein Gefühl der Gottverlassenheit, ein „geistiger Burnout“, der eine Verzweiflung hervorruft, weil immer das sündige Fleisch zu siegen scheint. Der Berg, an dessen Spitze Gott zu sitzen scheint, kann nicht erklommen werden. Dahinter steckt die Einstellung, dass man etwas zu erringen hat. Doch eigentlich hat man etwas zu verlieren: Die Einstellung, es selber tun zu wollen, zu müssen. Die heilige Kirchenlehrerin Therese von Lisieux sagt dazu: „Sie wollen einen Berg erklettern, der liebe Gott aber will, dass sie heruntersteigen: Er erwartet sie ganz unten, im fruchtbaren Tal der Demut“ (Ge 239).

Es ist ein „Loslassen“, auch jene „Gelassenheit“, von der schon Meister Eckhart spricht, die Menschen in vollkommener Armut und Hilflosigkeit vor Gott versetzt und so Platz macht für Frieden und Freude.
:clap:
Sehr schön geschrieben!

manden1804
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#4 Re: Werke des Glaubens und der Liebe

Beitrag von manden1804 » Mo 27. Mär 2017, 08:53

Wer dem wirklichen Erschaffer des Universums - ist KEIN Gott irgendeiner der Religionen - gehorchen will (und das ist unsere Aufgabe hier) ,

muss natürlich Werke tun :

er muss lernen , wirklich harmonisch ( zunächst : fürsorglich , liebevoll , verantwortungsbewusst gegenüber der Schöpfung , teilend ) mit seinem

Schöpfer und dessen Schöpfung ( allen Menschen und der Natur ) zusammenzuleben .

Das ist leider bei dieser verdorbenen Menschheit und Welt ungeheuer schwer , aber man muss es versuchen .
Gott segne euch alle .

Rembremerding
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#5 Re: Werke des Glaubens und der Liebe

Beitrag von Rembremerding » Mo 27. Mär 2017, 11:41

Magdalena61 hat geschrieben: Leider gibt es aber wirklich Christen, die der Meinung sind, sämtliche eigenen Bestrebungen, gegen sündiges Verhalten anzukämpfen seien als verwerflich anzusehen. Letztlich schieben sie die Verantwortung für ihre Entscheidungen Gott zu. Und sie halten andere Geschwister davon ab, den alten Menschen abzulegen. In meinen Augen sind das Irrlehrer mit einem frommen Anstrich.
Ich will hier keine ökumenische Debatte eröffnen, aber vielleicht ist ein kurzer historischer Exkurs notwendig.
Im 16. Jahrhundert gab es eine große Skrupulosität, d.h. man sah sich stets überfordert Gottes Gebote erfüllen zu können, blickte hilflos auf die Sünde und hatte Angst in die Hölle zu gelangen. Luther hatte ebenso diese Not und erkannte sie auch bei den Menschen. Die Kirche tat nur wenig dagegen, ja beförderte vielfach diesen "Angstglauben". Die durchaus richtig korrigierende und damit befreiende Bewegung Luthers war nun "allein aus Gnade" und "allein aus Glauben". Allerdings betrachtete er den Menschen ohne irgendeine gute Veranlagung und nicht fähig selbst das Gute zu wollen. Im Grunde legte er aber nun die Ursache für das Böse in der Welt in Gottes Wesen, weil der Mensch ohne guten Willen auch keine Verantwortung für seine Taten hat. Das war eindeutig falsch. Die Prädestinationslehre Calvins war dann der traurige Höhepunkt dieser Entwicklung.

Im Konzil von Trient reagierte die Kirche positiv auf das Ansinnen Luthers und ging in zahlreichen Schreiben gegen diesen "Angstglauben" vor, blieb aber bei ihrer Lehre, dass der Mensch das göttlich Gute in sich trägt und somit Möglichkeiten besitzt sich gegen die Sünde zu stellen, in jedem Augenblick umkehren zu können. Dies natürlich nur im Glauben sowie der Gnade und allein mit der Kraft des Herrn, dem man sich öffnet.



Satan tut alles, um Menschen von Gott fern zu halten und er verwendet dazu oftmals fromme Beweggründe.
Die Ursünde des Menschen ist der Hochmut, der Stolz.
Ist es nun Hochmut zu sagen, dass man die Gnade des Herrn annimmt, um mit gestärkten Willen nun Sünde überwinden zu können?
Haben nicht manche Menschen den Glauben angesichts ihres Gottes zwar Nichts zu sein, aber sie stellen sich in Wirklichkeit vor, dass er beifällig zu allem nickt, was sie tun und sie für besser hält als gewöhnliche Leute?
Solche Menschen geben Gott für einen Cent Demut und bekommen dann ein paar Hundert Euro Hochmut und Stolz gegenüber ihren Mitmenschen von Satan. Hier gilt in etwa die paradoxe Aussage: "Beim demütig sein kann mir keiner was vormachen". An diese Menschen wird Jesus auch gedacht haben, als er davon sprach, dass viele "Herr, Herr" sagen, aber er sie nicht kennen wird.
Satan schenkt dem Menschen oft Heilung gegen Frostbeulen und gibt ihnen dafür ein spirituelles Krebsgeschwür, den Hochmut.

Demut bedeutet Mut zum Dienen. Unser guter Lehrer Jesus gab uns in der Fusswaschung ein hervorragendes Beispiel, was es bedeutet zwar selbst etwas zu tun, aber es in den Liebesdienst für andere und Gott zu stellen. So zu tun, den geschenkt bekommenen Glauben in tätiger Liebe auszudrücken, hat der Herr uns vorgemacht, damit wir so erst Anteil an ihm haben können.


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Novas
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#6 Re: Werke des Glaubens und der Liebe

Beitrag von Novas » Mo 27. Mär 2017, 12:29

Magdalena61 hat geschrieben: Sie zitieren Paulus... "allein aus Gnade" und ignorieren Jakobus "der Glaube ohne (entsprechende) Werke ist tot"

Richtig, wenn ein Mensch eine innere Transformation erlebt (oder den alten Menschen ablegt, wie Du es nennst) dann zeigt sich das in der gesamten Seinsweise. Jesus hat in der vollkommenen Selbst-Hingabe (Kenosis, κένωσις, griechisch: „Leerwerden“, „Entäußerung“)
gelebt und trotzdem sehr viele Werke vollbracht. Als Mitglied der schreibenden Zunft (Autor) erlebe ich das immer wieder, wenn ich etwas zu Papier bringe: eigentlich habe nicht "ich" (mein kleines Ego) das geschrieben, sondern etwas - ein sehr viel größeres Bewusstsein - hat durch mich geschrieben.
Ich stelle mich selbst nur zur Verfügung, sodass Ideen, Worte und Gedanken durch mich fließen. Genauer gesagt: alle schlechten und mittelmäßigen Texte sind von mir und alle wirklich guten Texte, sind ein Ausdruck von Inspiration, die der Mensch nicht selbst produziert, sondern sie widerfährt ihm; und das ist keine Leistung, sondern eine Gnade. So verstehe ich das Verhältnis von "Werk" und "Gnade": je mehr ich mich dieser Energie der Gnade öffne, desto bessere Werke entstehen und sie kommen aus einer gewissen Mühelosigkeit oder Gelassenheit.

In der chinesischen Philosophie ist das ein zentrales Prinzip:

„Niemals machen und doch bleibt nichts ungetan.“ „Der Edle tut es ohne Absicht.“ – Daodejing XXXVII.

Das "Tao" (das ewige Prinzip, am ehesten das, was Christen mit Gott, dem Wort oder dem Logos meinen) ist ewig ohne Tun, doch gleichzeitig bleibt nichts ungetan, es bewirkt und erhält unablässig alle Dinge, so sagte Laotse. Von "Gnade" spricht er nicht, denn das ist ein christliches Wort, aber er umschreibt die selbe Erfahrung. Letztlich kommt alles - ultimativ gesehen - aus einer reinen Gnade und ist unverdientes Geschenk.

Im Anfang (ἀρχή) war das Wort (λόγος)
und das Wort war bei Gott,
und das Wort war Gott.
Im Anfang war es bei Gott.
Alles ist durch das Wort geworden
und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.

Der Mensch denkt häufig, dass er es ist, der alle möglichen Taten und Leistungen vollbringt, dabei könnte er nichts tun und leisten ohne einen gesunden Körper, Geist und Seele, die uns geschenkt wurden.

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Andreas
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#7 Re: Werke des Glaubens und der Liebe

Beitrag von Andreas » Mo 27. Mär 2017, 14:07

Ich finde es ziemlich traurig, dass Christen sich so schwer tun, sich zu einem aktualisierten Menschenbild durchzuringen. Sie sehen immer noch nur das bewusste "Ich". Heute wissen wir, dass der Mensch aber nicht nur aus diesem "Ich" besteht, sondern auch noch aus dem Unterbewussten, dass unser Denken, Fühlen, Entscheiden und Handeln maßgeblich beeinflusst. Der Grund, das Unterbewusstsein derart zu verdrängen (!), kann doch nicht bloß sein, dass die Bibel diesen Begriff nicht enthält.

Das Unterbewusstsein böte so schön nachvollziehbare Ansatzpunkte um "Heiliger Geist" und "Inspiration" mit konkreten Inhalten zu füllen. "Kehrt um!" ist mit einer Änderung der Einstellung im Unterbewusstsein verbunden und nicht allein mit dem Willen des "Ich" zu erreichen, dass doch nur ausführt oder verwirklicht, was das Unterbewusstsein längst "beschlossen" hat. "Und glaubt (an die Frohe Botschaft)!" oder auch "Der Glaube versetzt Berge" meint ebenso und ganz besonders das Unterbewusstsein, welches der bestimmende Teil jeder Person ist und nicht das nur "Ego".

Das Gesetz (Über-Ich) spricht das Ego viel schwächer an als das Unterbewusstsein (Es). Deshalb funktioniert das Gesetz auch nicht. Das Gesetz führt nur all zu oft zur Unmenschlichkeit, weil es sich nicht auf den ganzen Menschen bezieht und nur seine Oberfläche, sein "Ich" sieht. Deshalb kann Gehorsam nicht die Er-Lösung sein. Erst wenn die Botschaft in das Herz verinnerlicht ist, d.h. im Unterbewusstsein wohnt, findet eine nachhaltige Umkehr der ganzen Person statt. Gott (die Liebe) sieht bis auf den Grund des Herzens. Ihm geht es nicht darum das "Ich" zu verurteilen, sondern den ganzen Menschen herzurichten.

"Verinnerlichen" bedeutet einerseits, über das "Ich" Unterbewusstes an die Oberfläche zu holen, dahinter zu kommen, was unser Handeln negativ bestimmt - und andererseits über das "Ich" das Unterbewusstsein heilsam und positiv umzuprogrammieren, damit das Gute das Schlechte in uns verdrängt.

Als Wirkstätte des Heiligen Geistes und der Inspiration ist das Unterbewusstsein die ideale Schnittstelle, der ideale Tempel für Gott, weil da - im Allerheiligsten - alle Aspekte des ganzen Menschen, seinem dem "Ich" so geheimnisvollen Ursprung haben: Herz, Seele, Kraft und Verstand. Dort ist das Gute und Schlechte zu Erkennen, das Gute zu bewahren und das Schlechte zu verwerfen. Diese innere Tempelreinigung ist unsere schwierige Aufgabe. Wir haben keine unreinen Geister, sondern wir sind unreine Geister.

Es gibt keinen personifizierten Satan, dem wir Ohnmächtig ausgesetzt wären. Jesus lehrte uns - mit anderen Worten als unseren modernen psychologischen - wie wir mit Vollmacht das Dämonische in uns austreiben können - aber nicht den personifizierten Teufel. Viel mehr, den Teufel an die Wand zu malen, denn das bedeutet, ihn aus unserem Verborgenen an die (Ober-)fläche zu holen, das satanische in uns, unserem "Ich" bildlich vor Augen zu stellen und so aus uns heraus und an die Wand zu verbannen. "Denn es ist nichts verborgen, dass nicht offenbar werden soll."

Aber was weiß ich schon?

Rembremerding
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#8 Re: Werke des Glaubens und der Liebe

Beitrag von Rembremerding » Mo 27. Mär 2017, 15:32

Andreas hat geschrieben:Der Grund, das Unterbewusstsein derart zu verdrängen (!), kann doch nicht bloß sein, dass die Bibel diesen Begriff nicht enthält....Erst wenn die Botschaft in das Herz verinnerlicht ist, d.h. im Unterbewusstsein wohnt
Zur Zeit Jesu gab es keine Psychologen und Freud war noch nicht geboren. :)
In der Hl. Schrift ist im jüdischen Verständnis das Unterbewusstsein im Herzen angesiedelt, als Haltung des Herzens bezeichnet, welche Gedanken und Handlungen hervorbringt. Du hast es ja selbst geschrieben.
Im Herzen ringt das Gewissen mit dem Fleisch, denn auch die Begierden und Triebe sind als Instinkte unterbewusst. Das Gewissen wiederum ist Teil unseres Geistes, das als Empfangsantenne für Gottes Geist wirkt.
Das Gesetz kann tatsächlich nicht dieses Unterbewusstsein ändern, aber es lehrt aufgrund der Wiederholung. Im übertragenen Sinn: Wer tagtäglich Handgriffe einübt, kann sie bald im Schlaf (im Unterbewusstsein). So kann man auch seine Herzenshaltung ändern (oder sich ständig sündig fühlen).

"Kehrt um!" ist mit einer Änderung der Einstellung im Unterbewusstsein verbunden und nicht allein mit dem Willen des "Ich" zu erreichen, dass doch nur ausführt oder verwirklicht, was das Unterbewusstsein längst "beschlossen" hat.
Hier muss man differenzieren: Es ist wie beim Gesetz. Der Wille ändert tatsächlich nicht das Herz (Unterbewusstsein). Jedoch kann eine bewusste Zustimmung im Willen (Gehorsam), die weder Gefühl noch Verstand nachvollziehen, in der Wiederholung zur Änderung der Herzenshaltung führen. Man spricht hier von Entscheidung. Erneut eine Analogie innerhalb des Gefühls: Wenn man traurig ist, kann es genügen die Gesichtszüge eines Lächelns bewusst anzunehmen und im Rückschluss ändert sich tatsächlich die Gemütslage.

Das Gesetz führt nur all zu oft zur Unmenschlichkeit, weil es sich nicht auf den ganzen Menschen bezieht und nur seine Oberfläche, sein "Ich" sieht. Deshalb kann Gehorsam nicht die Er-Lösung sein.
In der Bergpredigt sagt Jesus jene Worte, die das göttliche Gesetz verinnerlichen soll: "Ich aber sage Euch..."
Und doch ist das gesamte Erlösungsgeschehen im Gehorsam des Sohnes zum Vater, weshalb der Gehorsam doch auch für uns relevant sein muss. Hier muss unbedingt dieser Gehorsam des Sohnes betrachtet werden: Er umfasst den ganzen Menschen, aber in Jesu eben auch das Wesenhafte des göttlichen Sohns, was damit schon die Möglichkeit der Erlösung des Menschen in sich trägt. Jesus fordert von uns keine tiefenpsychologische Analyse. Jesus macht es uns einfach, indem er uns sagt: "Betet, dass der Wille des Vaters geschehe, dass ihr den Willen des Vaters tut und tun könnt". Dabei packt er den Menschen am längsten Hebel, den Gott ihm mitgegeben: An der Liebesfähigkeit und der Liebessehnsucht, der stärkste Antrieb das Unterbewusstsein (Herz) zu ändern.
Ihm geht es nicht darum das "Ich" zu verurteilen, sondern den ganzen Menschen herzurichten.
Richtig. Gott verurteilt keinen Menschen, auch nicht dessen "Ich". Der Mensch verurteilt sich immer selbst (und gegenseitig). Das Herrichten beginnt, wenn der Mensch diese Verurteilung aufgeben kann und sich der Liebe Gottes anvertraut.

"Verinnerlichen" bedeutet einerseits, über das "Ich" Unterbewusstes an die Oberfläche zu holen, dahinter zu kommen, was unser Handeln negativ bestimmt - und andererseits über das "Ich" das Unterbewusstsein heilsam und positiv umzuprogrammieren, damit das Gute das Schlechte in uns verdrängt.
Wie gesagt, Jesus macht es uns viel einfacher, er verlangt keine tiefenpsychologische Analyse von uns, sondern nur unsere Bereitschaft, unsere Öffnung.
Jesus war nicht nur ein Lehrer, ein Moralapostel, ein Seelenführer der uns sagt, was zu tun ist, sondern er ist die Kraft Gottes. Er wirkt nicht allein von außen als Lehre, er ist tatsächlich das Programm, ich nehme dein Wort auf, das uns umprogrammieren kann. Als Mensch haben wird die Hardware und das BIOS (Leben) von Gott, in der Taufe erhielten wir das Betriebssystem, in der Wiedergeburt drücken wir auf den Buttom, der die Christus-Programme startet und uns ständig "updatet", inklusive des Antivirenprogramms gegen immer neu oder wieder auftretende Sünden. Im Gebet sind wir "online" mit Gott, der in jeder Lebenslage für uns freies WLAN eingerichtet hat. Jesus will nur, dass wir aus Liebe zu ihm "am Drücker bleiben".
Wir haben keine unreinen Geister, sondern wir sind unreine Geister.
Wir können unreine Geister haben und wir können unseren Geist verunreinigen.
Indem wir in Wasser und Geist wiedergeboren werden, kommen wir in das Reich Gottes. Das ist nur mit reinem Geist möglich, den uns der Herr aus Gnade gibt und zu dem er verhilft. Der Hl. (reine) Geist Gottes bezeugt unserem reinen Geist, dass wir Kinder Gottes sind.
Jesus lehrte uns - mit anderen Worten als unseren modernen psychologischen - wie wir mit Vollmacht das Dämonische in uns austreiben können - aber nicht den personifizierten Teufel. Viel mehr, den Teufel an die Wand zu malen, denn das bedeutet, ihn aus unserem Verborgenen an die (Ober-)fläche zu holen, das satanische in uns, unserem "Ich" bildlich vor Augen zu stellen und so aus uns heraus und an die Wand zu verbannen. "Denn es ist nichts verborgen, dass nicht offenbar werden soll."

Hier kann ich leider nicht folgen. Mir hat Jesus keinen Therapieplan gegeben, wie ich meine Dämonen selbst austreibe. Er hat sich mir geschenkt, womit er sie allein durch seine Anwesenheit in mir austreibt. Dafür liebe ich ihn auch.
Ich gebe zu: Hier musst auch du mir nicht folgen. Hier beginnt die persönliche Glaubenserfahrung und zu dieser gehört ebenso, dass der Teufel für mich kein Abstraktum ist, auch wenn ich mich hier dadurch den üblichen Späßchen aussetze.

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Zuletzt geändert von Rembremerding am Mo 27. Mär 2017, 15:43, insgesamt 2-mal geändert.
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Novas
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#9 Re: Werke des Glaubens und der Liebe

Beitrag von Novas » Mo 27. Mär 2017, 15:40

Andreas hat geschrieben:Das Unterbewusstsein böte so schön nachvollziehbare Ansatzpunkte um "Heiliger Geist" und "Inspiration" mit konkreten Inhalten zu füllen. "Kehrt um!" ist mit einer Änderung der Einstellung im Unterbewusstsein verbunden und nicht allein mit dem Willen des "Ich" zu erreichen, dass doch nur ausführt oder verwirklicht, was das Unterbewusstsein längst "beschlossen" hat. "Und glaubt (an die Frohe Botschaft)!" oder auch "Der Glaube versetzt Berge" meint ebenso und ganz besonders das Unterbewusstsein, welches der bestimmende Teil jeder Person ist und nicht das nur "Ego". Das Gesetz (Über-Ich) spricht das Ego viel schwächer an als das Unterbewusstsein (Es). Deshalb funktioniert das Gesetz auch nicht

Hallo, Bruder Andreas ;) Damit hast Du vollkommen Recht. Doch solch eine Sprache kann nur jemand verwenden und sie nachvollziehen, der sich damit beschäftigt und die nötige Bildung erworben hat. Ich schätze beispielsweise Richard Rohr sehr, weil er imstande ist diese Verbindungen aufzuzeigen (ich empfehle sein Buch: Das Wahre Selbst, erschienen im Herder-Verlag) Das Interessante ist, dass die christliche Religion schon immer eine sehr tiefgreifende Weisheitslehre besaß, die über diese Dinge gesprochen hat, aber natürlich nicht mit der Sprache der modernen Psychologie.




Jesus macht es uns einfach, indem er uns sagt: "Betet, dass der Wille des Vaters geschehe, dass ihr den Willen des Vaters tut und tun könnt". Dabei packt er den Menschen am längsten Hebel, den Gott ihm mitgegeben: An der Liebesfähigkeit und der Liebessehnsucht, der stärkste Antrieb das Unterbewusstsein (Herz) zu ändern.

Gut gesagt. Im Grunde kann man die ganze Komplexität des Menschseins auf diese beiden geistigen Einstellungen zurück führen: Angst und Liebe. Eines von beiden beherrscht als der stärkste Antrieb immer das menschliche Herz.
Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus (1 Joh 4,18)
Liebe beinhaltet eine Vertrauenshaltung; und wo dieses Vertrauen ist, muss der „Dämon der Angst“ weichen.

Rembremerding hat geschrieben:Hier beginnt die persönliche Glaubenserfahrung und zu dieser gehört ebenso, dass der Teufel für mich kein Abstraktum ist, auch wenn ich mich hier dadurch den üblichen Späßchen aussetze.

Der Begriff des Teufels verweist auf ein reales geistiges Prinzip, daran kann gar kein Zweifel bestehen (ein Blick auf ein Mädchen, welches an Magersucht leidet und sich dabei bildhaft gesprochen in einem Teufelskreis befindet, genügt eigentlich schon) Problematisch ist nur die falsche Wörtlichnahme der Symbolsprache, die nicht wirklich hilfreich ist. Viel entscheidender ist die Frage, wie der Mensch Befreiung vom Leiden, in welcher Erscheinungsform auch immer sich dieses darstellt, erlangen kann. Leider habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass Christen zu viel über die Probleme sprechen und zu wenig über die Lösungen.

Rembremerding
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#10 Re: Werke des Glaubens und der Liebe

Beitrag von Rembremerding » Mo 27. Mär 2017, 19:25

Novalis hat geschrieben:Doch solch eine Sprache kann nur jemand verwenden und sie nachvollziehen, der sich damit beschäftigt und die nötige Bildung erworben hat.
Hier ist mein kritischer Ansatz: Mögen all die erkannten und wissenschaftlich erforschten psychologischen Zusammenhänge richtig sein, so darf man damit keine fast unüberwindliche Hürde zum Glauben errichten.
Jesus will alle an sich ziehen und niemand braucht eine tiefenpsychologische Analyse seiner selbst, bevor er "richtig" glauben kann. Der Weg ist gerade anders herum: Zuerst darf der Mensch sich der Liebe Gottes öffnen und dieser Glaube bringt die weiteren Gnaden an der Hand des Herrn mehr Weisheit über die Psychologie des Menschen, seiner selbst zu erlangen. Es muss immer eine kniende, betende Psychologie sein.
Anders herum droht die Gefahr Glauben zu "verkopfen", Methoden und Techniken anzuwenden, wie man sich selbst optimieren kann. Der christliche Glaube ist keine psychologische Therapie, sondern das Vertrauen in eine Person, Jesus Christus.
Das Interessante ist, dass die christliche Religion schon immer eine sehr tiefgreifende Weisheitslehre besaß, die über diese Dinge gesprochen hat, aber natürlich nicht mit der Sprache der modernen Psychologie.
Hier muss ich als Beispiel das Sakrament der Versöhnung (Beichte) erwähnen, in dem Jesus uns von Unversöhnlichkeit befreit, erkennen und verarbeiten von Schuld im Allgemeinen ermöglicht. In der Psychologie gibt es eine Schuldtherapie, allerdings hat der Psychologe keine Mittel an der Hand Schuld tatsächlich hinwegzunehmen oder den Menschen als allumfassend geliebt, erkannt und angenommen zu festigen. Das kann nur Gott, der Arzt, im Priester.

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