Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
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Andreas
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#31 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von Andreas » Fr 7. Jul 2017, 17:53

Rembremerding hat geschrieben:Als die Sünde in die Welt kam, verdrängte sie die Möglichkeit einer mystischen Einheit, die zuvor gegeben war.
Wann kam denn die Sünde in die Welt (wie und warum?), und wann war davor die Möglichkeit einer mystischen Einheit gegeben?

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Andreas
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#32 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von Andreas » Sa 8. Jul 2017, 15:30

Da war doch noch was? :roll: Eine Schlange die gar keine echte Schlange war - sondern etwas Monströses.



Wie lange soll das noch so gehen? Wann wird das Christentum endlich mal erwachsen und hört auf damit Sesamstraße zu machen?

Novas
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#33 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von Novas » So 9. Jul 2017, 07:22

fin hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi ...

... ist an Jesu Wahrheit gebunden. Seine Botschaften für andere Lehren zu mißbrauchen sehe ich darum sehr kritisch

Die Botschaft und Lehre Christi ist universal für alle Menschen und diese Menschen dürfen sie aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Ich persönlich empfinde das als sehr bereichernd, da es mir hilft die Person und Genialität Jesu, seinen spirituellen Weg und seine Weisheitslehre besser zu verstehen. Manche Buddhisten verehren Jesus beispielsweise als einen Bodhisattva (Sanskrit, m., बोधिसत्त्व bodhisattva; von Bodhi ‚Erleuchtung' oder ‚Erwachen' und Sattva ‚Wesen') das bedeutet „Erleuchtungswesen“. Muslime verehren ihn als großen Propheten und Gesandten Gottes (Sure 19:30), jedoch nicht verstanden als Gottes Sohn, sondern Prophet wie vor ihm Noah, Moses und Abraham und nach ihm Muhammad (der Frieden und Segen Gottes sei auf ihnen allen :) )

Noch eine deutlich größere Rolle spielt Jesus (Isa) in der islamischen Mystik, die ihn als vollkommenen Menschen begreift.
Das geht dann schon eher in die Richtung, dass er ein Sohn Gottes war. Denn als Al-Insān al-Kāmil, als vollkommener Mensch, ist Jesus das vollkommene Spiegelbild Gottes auf Erden (Ibn Arabi verstand es so). Das entspricht im Grunde meinem Jesus-Bild.

Ausgangspunkt für diesen Thread ist der Name Jesu Christi, der nachweislich nicht für alle Religionsformen steht/stehen kann - insbesondere nicht für die Glaubensgemeinschaft der Bahai, sondern nur für jene Lehre, die Jesus vermittelte. Orientierungspunkt sind die zugehörigen Schriften und diese besagen in aller Deutlichkeit, daß falsche Propheten und Christusse erscheinen werden.

Ja, für Christen gründet sich der Glaube auf die eigenen Heiligen Schriften, die eigene Heilige Tradition und die eigene persönliche Glaubenserfahrung. Dennoch ist es erlaubt Jesus außerhalb dieses tradierten religiösen Rahmens zu betrachten. Für die Bahá'í ist Jesus eine Manifestation Gottes (maẓhar-i-iláhí), das ist einer ihrer theologischen Schlüsselbegriffe, um ihr Konzept der Offenbarung und den spirituellen Rang und Autorität derjenigen zu beschreiben, die sie als Propheten und Gesandten Gottes verstehen. In ihren Heiligen Schriften heißt es dazu:

Jeder von ihnen ist der Pfad Gottes, der diese Welt mit den Reichen der Höhe verbindet, und das Banner Seiner Wahrheit für alle in den Reichen der Erde und des Himmels. Sie sind die Manifestationen Gottes unter den Menschen, die Beweise Seiner Wahrheit und die Zeichen Seiner Herrlichkeit.
(Ährenlese, 21)

Mit anderen Worten: sie bejahen, dass Jesus der Pfad Gottes ist (der Weg, die Wahrheit und das Leben Joh 14,6) der diese Welt mit den Reichen der Höhe verbindet. Insofern stimmen sie dem Christentum zu. Der Name Jesus Christus ist ihnen heilig. Sie sagen aber auch, dass das (ihrem Glauben nach) ebenso für die anderen Propheten gilt:

"Da diese Vögel des himmlischen Thrones alle aus dem Himmel des Willens Gottes herabgesandt sind, da sie alle sich erheben, Seinen unwiderstehlichen Glauben zu verkünden, sind sie wie eine Seele und ein Wesen anzusehen"
(Kitab-i-Iqan, 2:60)
Quelle

In einer globalisierten Welt, in der all die verschiedenen Religionen und spirituellen Traditionen miteinander leben und in Zukunft miteinander reden und kooperieren müssen, anstatt nur aneinander vorbei zu leben, stellt sich ganz radikal diese Frage: in welcher Beziehung stehen die spirituellen Wahrheiten des Christentums zu den anderen Weltreligionen?

Die Glaubensgemeinschaft der Bahai hat sich darum schon als Irrlehre (in Bezug auf christliche Genese und Lehre) entlarvt, da die Bahai ihrem Begründer 'Baha'ullah' glauben, er sei der wiedergekehrte Christi (gewesen). Diese Gemeinschaft ist darum sehr einfach als Fake zu entlarven, da ja geschrieben steht: So alsdann jemand zu euch wird sagen: Siehe, hier ist Christus! oder: da! so sollt ihr's nicht glauben. 24 Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun (Mt 24,23f)

Jesus selbst hat sogar ein Kriterium definiert, wie wir die Spreu vom Weizen, die Wahrheit von der Falschheit trennen können: an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen (Mt 7:16-20) soweit ich das sehen kann, bringen die Bahá'í sehr gute Früchte hervor. Sie leben nach diesem Grundsatz von Goethe: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut; denn das allein unterscheidet ihn von allen Wesen, die wir kennen! (Das Göttliche) wenn Menschen danach leben, dann leben sie nach dem Geist von Jesus Christus, egal welcher Religion sie angehören. Nicht selten lassen andere Religionen einen „Strahl jener Wahrheit erkennen, die alle Menschen erleuchtet“ (Nostra Aetate) seit Nostra Aetate ist ein neues Zeitalter des Christentums angebrochen, denn wer heute aus christlich-katholischer Perspektive den interreligiösen Dialog wagt, darf es mit dem Rückenwind des Konzils tun.

Das beinhaltet den Dialog mit allen Glaubensgemeinschaften, der den alten Denkrahmen mit Sicherheit sprengen und erweitern wird. Die Konzilsväter konnten nicht wissen, wohin dieser Weg führen wird, aber sie haben die Christenheit ermuntert loszugehen, dafür gilt ihnen wirklich mein größter Respekt. Sehr lesenswert ist dieses Büchlein:

Bild

Die Wege christlicher Mystik gewinnen an Anziehungskraft. Sie machen Christen und Nichtchristen neugierig und berühren etwas Wesentliches in ihnen. Eine wachsende Zahl von Menschen, die sich auf einen spirituellen Weg machen, sind auf der Suche nach einer Möglichkeit, diese Suche mit ihrem modernen Weltbild in Einklang zu bringen. Dieses Buch bietet eine Standortbestimmung wie auch einen Blick auf die möglichen Zukunftswege christlicher Mystik bzw. integraler Spiritualität, sowie auf die spirituellen Wege Asiens, die die Integrale Spiritualität mitprägen und starke Impulse im interreligiösen Dialog setzen. Mit Beiträgen von Christian Rutishauser, Marion Küstenmacher, Sebastian Painadath uvm.

Quelle

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#34 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von Novas » So 9. Jul 2017, 12:22

Andreas hat geschrieben:Wie lange soll das noch so gehen? Wann wird das Christentum endlich mal erwachsen und hört auf damit Sesamstraße zu machen?

Gute Frage. Die ganze Menschheit muss wohl noch erwachsen werden :thumbup: in Zukunft wird der interreligiöse Dialog immer selbstverständlicher werden, denn das wird einfach eine Begleiterscheinung der Globalisierung sein (und der Clash of Civilizations, der religiöse Fundamentalismus und nationalistische Rivalitäten sind die Kinderkrankheiten) Wir sind gerade die ersten Zeugen einer entstehenden Weltzivilisation mit allen positiven Aspekten und damit einhergehenden Herausforderungen. Ich gehöre zu den Menschen, die sich schon eher als Weltbürger fühlen und das hat selbstverständlich auch für mein Verständnis von Religion weitreichende Konsequenzen. Beispielsweise bin ich mir bewusst, dass die Stufen des spirituellen Weges und die damit einhergehenden Stadien des Bewusstseins in ausnahmslos allen Traditionen ziemlich ähnlich beschrieben werden.

Zum spirituellen Weg des Christen gehören:

Schriftlesung (lectio)
Meditation (meditatio)
Gebet (oratio)
Kontemplation (contemplatio)

Das entspricht den indischen spirituellen Wegen, in denen shravana (Schriftlesung), manana (Meditation) und nididhyasana (Kontemplation) also Hören-Reflektieren-Meditieren die Basis der spirituellen Übung bilden. Darauf folgt dann Anubhava, die Selbst-Verwirklichung. Das entspricht der Aussage des Paulus, dass nicht mehr er selbst lebe, sondern Christus in und durch ihn (Gal 2,20). Das ist im christlichen Kontext die höchste Form der Selbst-Verwirklichung: das Erlebnis der Einheit des menschlichen mit dem göttlichen Bewusstsein (Christus), die Einheit der Seele mit Gott, wie es Johannes Climacus formulierte. Mit Beispielen aus der christlichen Literatur und den Büchern aller anderen Religionen, welche diese spirituelle Erfahrung sehr präzise beschrieben und erforscht haben, könnte eine riesige Bibliothek gefüllt werden.
Zuletzt geändert von Novas am So 9. Jul 2017, 14:53, insgesamt 2-mal geändert.

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#35 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von Andreas » So 9. Jul 2017, 12:58

Novalis hat geschrieben:Gute Frage. Die ganze Menschheit muss wohl noch erwachsen werden ...
Dann fangen wir doch gleich mal damit an, literarische Figuren von historischen Personen unterscheiden zu lernen.

Novalis hat geschrieben:Manche Buddhisten verehren Jesus beispielsweise als einen Bodhisattva (Sanskrit, m., बोधिसत्त्व bodhisattva; von Bodhi ‚Erleuchtung' oder ‚Erwachen' und Sattva ‚Wesen') das bedeutet „Erleuchtungswesen“. Muslime verehren ihn als großen Propheten und Gesandten Gottes (Sure 19:30), jedoch nicht verstanden als Gottes Sohn, sondern Prophet wie vor ihm Noah, Moses und Abraham und nach ihm Muhammad (der Frieden und Segen Gottes sei auf ihnen allen :) )
Noah ist eine literarische Figur der jüdischen Schöpfungsmythologie.

Abraham und Moses sind literarische Figuren der jüdischen Gründungslegende.

Die Exodustradition zwischen alttestamentlicher Literaturgeschichte und Geschichte Israels
Die Überzeugung, von JHWH aus Ägypten herausgeführt worden zu sein, bildet das „Urbekenntnis Israels“ (Noth, 52). So jedenfalls stellt es sich im Licht der alttestamentlichen Schriften dar, in denen das Exodus-Credo nahezu omnipräsent ist. Allerdings stammen die besagten Schriften überwiegend aus exilischer und nachexilischer Zeit. Sie zeigen damit zunächst nur, dass die Überlieferung vom Exodus Israels eine entscheidende Rolle bei der Identitätsbildung des werdenden Judentums spielte. Inwieweit das „biblische“ Israel der alttestamentlichen Texte mit dem historischen Israel in vorexilischer Zeit zu tun hat, ist indes eine vollkommen andere Frage. Da externe Quellen den Exodus nicht erwähnen, ist man zur Beantwortung ganz auf die kritische Analyse der alttestamentlichen Texte angewiesen, die aber nur selten Historizität beanspruchen können. Die Darstellung der vorstaatlichen Zeit in den Büchern Exodus bis Richter gehört bis auf wenige Ausnahmen in den Bereich der religiösen Legendenbildung, und nichts anderes gilt für große Teile dessen, was die Samuel- und Königebücher über die Epoche der Monarchie zu berichten wissen (→ Samuel- und → Königebücher).

Jesus von Nazareth ist eine historisch Person.

Jesus Christus ist kategorial nochmal anders einzuschubladen - was ich nicht abwertend meine.

Wenn du also Noah, Abraham, Moses und Jesus in solcher Weise in einen Topf wirfst, wie du es im oben blau markierten Teil machst, machst du meiner Meinung nach genauso Sesamstraße mit den Leuten wie Rem der Adam, Eva und den Satan als die Wahrheit darüber verkaufen will, wie die Sünde in die Welt gekommen sei.
Zuletzt geändert von Andreas am So 9. Jul 2017, 13:14, insgesamt 1-mal geändert.

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#36 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von Novas » So 9. Jul 2017, 13:13

Andreas hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Gute Frage. Die ganze Menschheit muss wohl noch erwachsen werden ...
Dann fangen wir doch gleich mal damit an, literarische Figuren von historischen Personen unterscheiden zu lernen.

Novalis hat geschrieben:Manche Buddhisten verehren Jesus beispielsweise als einen Bodhisattva (Sanskrit, m., बोधिसत्त्व bodhisattva; von Bodhi ‚Erleuchtung' oder ‚Erwachen' und Sattva ‚Wesen') das bedeutet „Erleuchtungswesen“. Muslime verehren ihn als großen Propheten und Gesandten Gottes (Sure 19:30), jedoch nicht verstanden als Gottes Sohn, sondern Prophet wie vor ihm Noah, Moses und Abraham und nach ihm Muhammad (der Frieden und Segen Gottes sei auf ihnen allen :) )
Noah ist eine literarische Figur der jüdischen Schöpfungsmythologie.

Abraham und Moses sind literarische Figuren der jüdischen Gründungslegende.

Die Exodustradition zwischen alttestamentlicher Literaturgeschichte und Geschichte Israels
Die Überzeugung, von JHWH aus Ägypten herausgeführt worden zu sein, bildet das „Urbekenntnis Israels“ (Noth, 52). So jedenfalls stellt es sich im Licht der alttestamentlichen Schriften dar, in denen das Exodus-Credo nahezu omnipräsent ist. Allerdings stammen die besagten Schriften überwiegend aus exilischer und nachexilischer Zeit. Sie zeigen damit zunächst nur, dass die Überlieferung vom Exodus Israels eine entscheidende Rolle bei der Identitätsbildung des werdenden Judentums spielte. Inwieweit das „biblische“ Israel der alttestamentlichen Texte mit dem historischen Israel in vorexilischer Zeit zu tun hat, ist indes eine vollkommen andere Frage. Da externe Quellen den Exodus nicht erwähnen, ist man zur Beantwortung ganz auf die kritische Analyse der alttestamentlichen Texte angewiesen, die aber nur selten Historizität beanspruchen können. Die Darstellung der vorstaatlichen Zeit in den Büchern Exodus bis Richter gehört bis auf wenige Ausnahmen in den Bereich der religiösen Legendenbildung, und nichts anderes gilt für große Teile dessen, was die Samuel- und Königebücher über die Epoche der Monarchie zu berichten wissen (→ Samuel- und → Königebücher).

Jesus von Nazareth ist eine historisch Person.

Jesus Christus ist kategorial nochmal anders einzuschubladen - was ich nicht abwertend meine.

Wenn du also Noah, Abraham, Moses und Jesus in solcher Weise in einen Topf wirfst, wie du es im oben blau markierten Teil machst, machst du meiner Meinung nach genauso Sesamstraße mit den Leuten wie Rem der Adam, Eva und den Satan als die Wahrheit darüber verkaufen will, wie die Sünde in die Welt kam.



Ob Abraham und Moses real existierten oder nicht, weiß ich nicht. Wenn Propheten wie Jesus und Muhammad historisch reale Personen sind, warum sollte es dann bei ihren Vorgängern ausgeschlossen sein? Ich vermute eher, dass es einen historischen Kern gibt, der dann weiter ausgeschmückt wurde (so wie die Biographie (sira) des Propheten von Ibn Ishaq, die nicht als objektiver Tatsachenbericht zu verstehen ist) Ich bin mir vollkommen bewusst, dass Religion immer die erzählte Geschichte des Glaubens ist. Sie erzählt eine sakrale und keine faktische Geschichte, aber sie hat einen historischen Kern (denn eine Religion fällt auch nicht einfach vom Himmel ;) ) Die Bahá'i haben da sicher einen Vorteil, da ihre Religion im Jahr 1844 entstanden ist und die Existenz ihrer Propheten ist historisch belegt und ihre Werke sind im Original erhalten (in persischer und arabischer Sprache)

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#37 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von Andreas » So 9. Jul 2017, 13:52

Novalis hat geschrieben:Ob Abraham und Moses real existierten oder nicht, weiß ich nicht. Wenn Propheten wie Jesus und Muhammad historisch reale Personen sind, warum sollte es dann bei ihren Vorgängern ausgeschlossen sein?
Weil es eben keine Vorgänger waren, sondern literarische Figuren wie Adam und Eva auch. Weil die pseudogeschichtliche Darstellung in der Bibel so gut wie nichts mit den tatsächlich historischen Tatsachen des geographischen Raumes in welcher diese Legenden handeln zu tun haben.

Die Kirchen wehren sich mit Händen und Füßen gegen die wissenschaftlich sehr gut begründeten Spätdatierungen der biblischen Texte und die archäologischen Fakten, die belegen, dass die Verfasser der Schriften kaum eine Ahnung davon hatten, was zu den Zeiten von denen sie angeblich "berichten" tatsächlich so los war in Agypten, Assur, Babylon, Syrien und Palästina. Dass zur Zeit Abrahams dort keine Kamele bekannt waren, er aber auf solchen durch die Gegend reitet, ist nur ein Beispiel, woran man das erkennen kann. Kamele als Reittiere gab es schon viel früher - aber nur in der Mongolei zu der zu Abrahams Zeiten noch keine Verbindung bestand. Als sie schrieben, ja, da waren Kamele schon wieder so lange in Palästina bekannt, das die Bibelschreiber glaubten, dass es sie auch zu Abrahams "Zeiten" schon gegeben haben müsse. Eben weil es damals noch keine Geschichtsschreibung in unserem heutigen Sinne gab, konnten sie das auch gar nicht besser wissen.

Das alles wissen die heutigen Theologen natürlich. Dennoch machen die Kirchenoberen mit uns Sesamstraße "Von Gott eingehaucht ..." "Die Bibel ist die Wahrheit ..." Als ob Gott nicht genau wissen müsste, wann und wo es Kamele gab. Beispiele dieser Art von historischen Fehleinschätzungen der Bibelschreiber, gibt es, wie Sand am Meer. Die hatten einfach von den tatsächlichen Gegebenheiten der Zeit in der sie ihre Erzählungen handeln lassen Null Ahnung. Das zur Zeit der angeblichen Landnahme nicht vorhandene Jericho zum Beispiel. Andererseits werden bedeutende Städte die damals tatsächlich existierten und eine maßgebliche Rolle spielten nicht im AT erwähnt, weil sie zur Zeit der Abfassung längst wieder untergegangen waren.

Glaubst du, Moses wäre auch nur in die Nähe eines damals wirklich lebenden Pharaos gekommen und der hätte sich das gefallen lassen andauernd von einem Sklaven belabert zu werden? Das ist so unsinnig, als wenn ich behaupten würde, dass ich der Bundeskanzlerin persönlich Aug in Auge über Wochen mein Missfallen an ihrer Politik vorgetragen hätte. Dazu müsste man eigentlich keine historischen Dokumente aus der Zeit kennen, oder sich die Bilder ansehen die zu der Zeit in Stein gemeißelt wurden. Dazu müsste ein wenig gesunder Menschenverstand und Lebenserfahrung genügen. Sieh dir den G20 Gipfel an. Sitzen da etwa die Wortführer der Demonstranten mit am Tisch? Die medial verbreitete Botschaft dieses Gipfels ist klar. Bilder sagen mehr als tausend Worte. Die Machteliten gehen gesittet in die Elbphilharmonie während ihre Untergebenen als randalierender Mob von den Schergen der Eliten in Schach gehalten werden. Das ist der einzige Sinn, diese Gipfel in Großstädten abzuhalten und nicht auf einer eigens dafür hergerichteten Insel am Arsch der Welt. Das ist die mediale Botschaft der ganzen Aktion: Seht her, wo der Hammer hängt und seid gehorsam.

Es ist völlig absurd zu glauben, dass ein Pharao dieser Zeit alle Nase lang mit einem Wortführer der Sklaven seine Politik diskutiert hätte. Der Pharao hätte nicht ein einziges Mal mit Mose gesprochen. Widerspenstigen Sklaven hat ein Pharao höchstens Lederriemen durch die Oberlippe ziehen lassen, um sie daran an sich heran zu ziehen und ihnen mit einem Spieß die Augen auszustechen. Da gibt es Abbildungen in Ägypten die solche Szenen darstellen. Aus dem außerbiblischen Schriftverkehr der Pharaonen mit ihren Untergebenen kann man sehr genau schließen wie es "zu Mose" angeblichen Zeiten wirklich zuging.

Es gab damals Verträge - sogar zwischen verfeindeten - Reichen, in denen vereinbart wurde, geflüchtete Sklaven dem rechtmäßigen Eigentümer wieder zurückzugeben. Abschiebung und Rückführung von Flüchtlingen nennt man das heute.

Novas
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#38 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von Novas » So 9. Jul 2017, 14:04

Andreas hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Ob Abraham und Moses real existierten oder nicht, weiß ich nicht. Wenn Propheten wie Jesus und Muhammad historisch reale Personen sind, warum sollte es dann bei ihren Vorgängern ausgeschlossen sein?
Weil es eben keine Vorgänger waren, sondern literarische Figuren wie Adam und Eva auch. Weil die pseudogeschichtliche Darstellung in der Bibel so gut wie nichts mit den tatsächlich historischen Tatsachen des geographischen Raumes in welcher diese Legenden handeln zu tun haben

Es ist eine sakrale und keine faktische Geschichte, ja. Religionen entstehen wohl immer dann, wenn die sakrale und faktische Geschichte aufeinanderstoßen. In Bezug auf Religion und ihre Mythologie lautet die einzig wichtige Frage: was wollen diese Geschichten zum Ausdruck bringen?

Rembremerding
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#39 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von Rembremerding » So 9. Jul 2017, 14:06

Die Bewegungsrichtung des geistlichen Fortschritts der Menschen gerade im Westen ist seit wenigen Jahrhunderten schon längst eine andere: Vom Erwachsensein in die Infantilität, vom Kind sein (um empfänglich für den lehrenden Hl. Geist zu sein) ins kindische, von der Entwicklung der Botschaft Jesu in den menschlichen Geist in die Verwicklung dieser Botschaft ins weltliche.
Das Christentum ist schon längst erwachsen, weil es aus Gott wächst. Die Weisheit des Christentums ist bewahrt im Hl. Geist und damit im mystischen Leib des Herrn, seiner Kirche, seiner Gemeinde. Es sind die weltlich Klugen und Weisen, sofern sie sich vom Leib des Herrn bewusst absondern, die sich als Erwachsene sehen und denen gerade deshalb das Wesen des Evangeliums verborgen bleibt, weil es ihnen als zu einfach, zu kindlich, zu töricht erscheint.

Gott gab sich in seinem Sohn, der ins Fleisch kam, den Namen Jehoschua, Jesus, was "Gott ist Rettung, Gott rettet" bedeutet. So muss es etwas oder jemanden geben, vor dem der Mensch gerettet werden muss/soll. Jesus spricht davon, wer und was es ist.
So ist es geradezu kindisch und gefährlich aus Klugheit den Menschen in falsche Sicherheit zu wiegen, ohne Sündenbewusstsein, ohne Wissen um böse geistige Mächte.
Nicht Verdrängung, Ignoranz rettet den Menschen, sondern der Sieg von Jesus über Sünde und Tod durch seine Auferstehung, der dem Menschen erst die wahre Freiheit schenkt. Diese Freiheit ist unverkäuflich, geschenkt, kostenlos, weil Gnade, weil aus Liebe für jeden Menschen

@Novalis
wenn es dich interessiert, hier von mir eine kurze Zusammenfassung eines schon vor längerer Zeit geschriebenen Aufsatzes über die Bahai:
Bis ins 18. Jh. gehörten nicht alle Schiiten im Iran der dort tonangebenden UṣūlÄ«-Schule an. Die Opposition bestand in der Gruppe der AkhbārÄ«s, das waren Anhänger der Überlieferungen (khabar , arab. Nachricht, ein anderes Wort für hadit), deren Ansicht war, dass die Religionsgelehrten für "religiöse Erkenntnis" entbehrlich sind. Demnach könne jeder Gläubige Zugang zur Wahrheit finden, wenn er den Koran unter Beachtung der (schiitischen) Überlieferung lese.
Eine andere, ebenso ernstzunehmende oppositionelle Bewegung zum UṣūlÄ« -Establishment waren Ende des 18. Jhs. die Shaykhis (nach dem Oberhaupt ihrer Schule Shaykh Ahmad al-AhsaÊ¿i). Diese führten Ideen der Schulen von Isfahan, der Akhbarilehre und Elemente der Gnosis zusammen.

Aus diesen Shaykhis ging die radikale sozialrevolutionär-religiöse Bewegung der Babis hervor. Ihr Oberhaupt war Saiyid Ali-Muhammad Shirazi (1819-1850), der 1844 behauptete, der Bab (bab, arab. Tür, Pforte), die "Pforte" zum verborgenen zwölften Imam-Mahdi der Zwölferschia zu sein. 1848 behauptete der Bab, er selbst sei dieser von den Schiiten erwartete Imam-Mahdi. Als dieser Mahdi verkündete er, das islamische Gesetz, die Scharia, sei nunmehr aufgehoben und er beanspruchte auch die politische Herrschaft für sich.
Daraufhin wurde die Bewegung der Babis von der qadsharischen Obrigkeit zerschlagen, der Bab 1850 in Täbris hingerichtet, auch da er nicht mehr als Muslim anerkannt wurde. Im Untergrund und im Ausland bestanden die Babis aber fort.

Aus dem Milieu der Babi-Lehre entstand die Bahai-Religion.
Als Nachfolger des Bab wurde Mirza Husain Ali Nuri, der wegen eines babistischen Anschlags gegen den Schah 1852 inhaftiert wurde, im Gefängnis 1853 durch "Erleuchtung" berufen. Er nannte sich fortan Baha'u'llah, was so viel wie "Glanz Gottes" oder "Herrlichkeit Gottes" bedeutet.
Der politische Kampf wurde ab jetzt vermieden.

Nach der Entlassung aus dem Gefängnis ging Baha'u'llah in die Türkei ins Exil. Dort wurde er vom türkischen Sultan in Akka unter Hausarrest gestellt. In dieser Zeit verfasste er das Heilige Buch der Bahai, das "Kitab-i Aqdas", worin das "Grundgesetz" für eine zukünftige Weltordnung enthalten ist.
Der Sohn des Baha'u'llah, Abbas Efendi mit Ehrennahmen Abdul-Baha (Diener der Herrlichkeit), war von Baha'u'llah testamentarisch als Nachfolger eingesetzt worden, nahm seinen Wohnsitz in Haifa, von wo er durch ausgedehnte Reisen begann, den Westen für die neue Religion zu erschließen. Er gilt den Bahai als einziger autorisierter Ausleger der Offenbarung.

Ob Abdul-Baha ein Testament hinterließ, ist umstritten. Das zwölferschiitische Legitimitätsprinzip galt nicht mehr, und im "Kitab-i Aqdas" war die Schaffung des "Hauses der Gerechtigkeit" als Leitungsorgan festgelegt. Jedenfalls tauchte ein Testament des Abdul-Baha 1922 in New York auf, worin Shoghi Efendi, ein Enkel des Abdul-Baha, als eingesetzter Nachfolger aufscheint, was wegen des Verdachts der Testamentsfälschung nicht die allgemeine Anerkennung der Bahai-Gemeinschaft fand.

Shoghi Efendi widmete sich der Straffung von Lehre und Gemeinde, dem Aufbau einer Verwaltungsordnung, die die weltweite Ausbreitung der Religion ermöglichte und einen Bahai-Weltstaat zum Ziel hatte.
Nach dem Tod Shoghi Efendis übernahm der "Internationale Bahai-Rat" die Führung der Gemeinschaft. Um den Vorsitz im Rat wurde gestritten.

Seit 1963 hat ein "Universales Haus der Gerechtigkeit" die Leitungsfunktion, dessen Mitglieder von "Nationalen Geistigen Räten" gewählt werden.
Heute stellen die Bahais den Anspruch, Weltreligion zu sein, was von der Mehrheit der Vertreter der Religionswissenschaft auch akzeptiert wird.

Quellen:
Jes P. Asmussen, Handbuch der Religionsgeschichte, Bd 3, S. 489f.
Lutz Berger, Islamische Theologie, II. Historischer Teil, S. 119f.
LThK, Bd 1, S. 1354
In Bezug auf Religion und ihre Mythologie lautet die einzig wichtige Frage: was wollen diese Geschichten zum Ausdruck bringen?
So ist es.
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#40 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von Andreas » So 9. Jul 2017, 14:30

Novalis hat geschrieben:Es ist eine sakrale und keine faktische Geschichte, ja. Religionen entstehen wohl immer dann, wenn die sakrale und faktische Geschichte aufeinanderstoßen. In Bezug auf Religion und ihre Mythologie lautet die einzig wichtige Frage: was wollen diese Geschichten zum Ausdruck bringen?
Da gebe ich dir völlig Recht. Aber genau dazu ist es notwendig diese Dinge endlich strikt auseinander zu halten und nicht zu historisieren, weil dann die angeblich historische Wahrheitsebene die spirituelle Wahrheitsebene verdeckt.

Und eines muss auch klar sein: In der Bibel haben sich auch viele profane Interessen der damaligen Eliten manifestiert, um ihren "ethisch und moralisch" ungerechtfertigten Landbesitz und ihre Macht zu legitimieren. Die Religion wurde schon immer missbraucht - ob nun bewusst oder unbewusst. Die Bibel ist in meinen Augen in fast allen Teilen eine Melange von Spiritualität und profaner Machtpolitik, weil Welt- und Gottesbilder der Menschen damals so mit einander verschmolzen waren und eine Einheit bildeten. Aus dieser Nummer endlich heraus zu kommen, täte nicht nur dem Christentum gut - und das bedeutet meiner Meinung nach nicht, Religion und Glauben aus der Welt zu schaffen, weil sie durchaus eine notwendige und gerechtfertigte Funktion im Leben der Menschen haben.

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