Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#51 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von Münek » So 9. Jul 2017, 23:50

Novalis hat geschrieben: Da ich das für keine sinnvolle Option halte, bin ich stattdessen lieber im Geist der Brüderlichkeit und Freundschaft mit allen anderen Menschen auf dem Weg.
Sehr richtig - aber dafür braucht man ganz gewiss nicht den Glauben an den "lieben" Gott der Bibel, der - um sich mit der seit Adam sündigen Menschheit zu versöhnen - seinen eingeborenen Sohn blutig opfern musste.

Das ist - und da hat der Theologe Bultmann recht - primitive Mythologie.

Benutzeravatar
fin
Beiträge: 1144
Registriert: So 16. Okt 2016, 13:49

#52 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von fin » Mo 10. Jul 2017, 10:24

-- Remy Dingsda & Novaly --

Novalis hat geschrieben:... narzisstisch in endloser Selbstbespiegelung
Ja, wir erinnern :D uns ...

Spoiler
Zeigen
Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Ich bin eher ein Löwe.
Bild
Ich staune, was man mit Photoshop alles machen kann.

2Lena
Beiträge: 4723
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 09:46

#53 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von 2Lena » Mo 10. Jul 2017, 12:15

Münek hat geschrieben:ganz gewiss nicht den Glauben an den "lieben" Gott der Bibel, der - um sich mit der seit Adam sündigen Menschheit ... zu versöhnen.
Bitte schneid nicht Wörter aus Zeitschriften aus und gibt sie als Bild-Zeitung heraus.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#54 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von Novas » Mo 10. Jul 2017, 13:59

fin hat geschrieben:-- Remy Dingsda & Novaly --

Novalis hat geschrieben:... narzisstisch in endloser Selbstbespiegelung
Ja, wir erinnern :D uns ...

Spoiler
Zeigen
Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Ich bin eher ein Löwe.
Bild
Ich staune, was man mit Photoshop alles machen kann.


Der Löwe ist ein Sinnbild für das Wahre Selbst in Einssein mit Gott (oder mit einem anderen Wort: CHRISTUS ;) ) der Name Jesus Christus besitzt Kraft, weil er auf dieses Einssein hinweist. Der WEG CHRISTI, lehrt uns wer oder was wir als Menschen in unserer Essenz wirklich sind.

"Wie ein Diamant im Gestein eingeschlossen lebt es in der Tiefe unseres Herzens unser Wahres Selbst. - Spiritualität ist der Weg, auf dem wir in den Erfahrungen unseres Lebens unser Wahres Selbst zum Vorschein bringen. Das christliche Bild dieser Selbst-Findung heißt 'Auferstehung' - Sehnsucht nach Gott und unserem Wahren Selbst ist ein und dieselbe Sehnsucht. Die Religion hat nur eine Aufgabe, nur eine einzige: Aus zweien eins zu machen."

~ Richard Rohr
Zentrum für Psychosynthese

Dieser WEG ist der universelle Weg der menschlichen Selbstfindung, die zur unio mystica führt, der direkten Erfahrung des Einsseins. In diesem Einssein werden alle möglichen Grenzziehungen - auch religiöse Grenzen - transzendiert. Da ich immer wieder für Momente einen Einblick darin gewonnen habe, sehe ich die verschiedenen spirituellen Traditionen und Religionen eher in ihrem Zusammenspiel, denn sie sind alle verschiedene Facetten des Einsseins.

Das ist eine ganz simple Wahrheit.

Diese [transzendente] Erfahrung erlangen heißt, die Wirklichkeit von allem, was ist, durchdringen, den Sinn der eigenen Existenz begreifen, seinen richtigen Platz in der systematischen Anordnung der Geschöpfe finden, vollkommen in Bezug stehen zu allem, was ist, in einem Identitäts- und Liebes-Verhältnis.
Thomas Merton, Weisheit der Stille


Münek hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben: Da ich das für keine sinnvolle Option halte, bin ich stattdessen lieber im Geist der Brüderlichkeit und Freundschaft mit allen anderen Menschen auf dem Weg.
Sehr richtig - aber dafür braucht man ganz gewiss nicht den Glauben an den "lieben" Gott der Bibel, der - um sich mit der seit Adam sündigen Menschheit zu versöhnen - seinen eingeborenen Sohn blutig opfern musste.

Das ist - und da hat der Theologe Bultmann recht - primitive Mythologie.


Die Bibel ist ein Buch der Weisheit. Sie vermittelt eine zeitlose spirituelle Lehre, die in Form von Geschichten veranschaulicht werden (Jesus bediente sich dieser typisch rabbinischen Lehrweise, die er in der Synagoge gelernt hat). In Wahrheit spielt es keinerlei Rolle ob das faktisch geschehen ist, weil es auf die Lehre ankommt. Die Sprache der Religion kommuniziert vieles, was mit einer rein rationalen (faktenbasierten) Sprache niemals ausgedrückt werden könnte.

Du nennst es primitive Mythologie, weil deine Rationalität nicht tief genug reicht. Sie kratzt nur an der Oberfläche. Es ist ja gerade der Sinn von Spiritualität, dass sie den Menschen darüber hinaus führt (falls er das möchte, versteht sich). Die große Verschachtelung des Seins können wir folgendermaßen darstellen:

Bild
Integrales Forum

Die Wirklichkeit ist eine multidimensionale Einheit vieler verschiedener Ebenen, Schichten und Level. Die Materie ist dabei nur der grobstofflichste Aspekt. Am anderen Ende steht der GEIST, Gott, das Göttliche, welche das gesamte Spektrum umfasst. Die materielle Welt - die Welt der Fakten, in welcher der Materialist hauptsächlich operiert - ist nur ein Bruchteil der Wirklichkeit. So entzieht sich ihm das Verständnis religiöser Mythologie, welche die menschliche Existenz mit dem GEIST in Beziehung setzt, den er unentwegt leugnet. Klar, wenn Du von dieser Grundlage ausgehst, dann macht das keinen Sinn :)

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#55 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von Münek » Mo 10. Jul 2017, 23:43

Münek hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Da ich das für keine sinnvolle Option halte, bin ich stattdessen lieber im Geist der Brüderlichkeit und Freundschaft mit allen anderen Menschen auf dem Weg.
Sehr richtig - aber dafür braucht man ganz gewiss nicht den Glauben an den "lieben" Gott der Bibel, der - um sich mit der seit Adam sündigen Menschheit zu versöhnen - seinen eingeborenen Sohn blutig opfern musste.Das ist - und da hat der Theologe Bultmann recht - primitive Mythologie.
Bultmann, einer der größten Theologen des letzten Jahrhunderts, wird nicht ohne Grund zu diesem niederschmetternden Ergebnis gekommen sein. Mir konnte noch niemand plausibel machen, weshalb ein Gott seinen Sohn einen blutigen Sühnetod sterben lassen
musste, um sich mit der sündigen Menschheit zu versöhnen - wobei die Ur- und Erbsünde selbst wiederum auf einem Mythos (para-
diesischer Sündenfall) beruht.


Das IST primitive Mythologie.

Novalis hat geschrieben:Die Bibel ist ein Buch der Weisheit. Sie vermittelt eine zeitlose spirituelle Lehre, die in Form von Geschichten veranschaulicht werden (Jesus bediente sich dieser typisch rabbinischen Lehrweise, die er in der Synagoge gelernt hat). In Wahrheit spielt es keinerlei Rolle ob das faktisch geschehen ist, weil es auf die Lehre ankommt.
Ohne Geschichte, d.h. ohne faktisches Geschehnis, hängt die "spirituelle Lehre" voll in der Luft. Das ist übrigens die Auffassung des Ex-Papstes Ratzinger, die er in seinem Jesusbuch nachdrücklich betont. Auch für Paulus kam mit dem Ungehorsam des HISTORISCHEN Adam
die Sünde und der Tod in die Welt.


Novalis hat geschrieben:Du nennst es primitive Mythologie, weil deine Rationalität nicht tief genug reicht.
Du machst Witze. Welche Rationalität? Die Irrationalität dieser Mythologie ist förmlich mit Händen greifbar.

Novalis hat geschrieben:Sie kratzt nur an der Oberfläche.
Im Gegenteil- der blutige Kreuzes- und Sühnetod Jesu, dieser primitive Mythos, steht im ZENTRUM des christlichen Glaubens.

Novalis hat geschrieben:Die Wirklichkeit ist eine multidimensionale Einheit vieler verschiedener Ebenen, Schichten und Level. Die Materie ist dabei nur der grobstofflichste Aspekt. Am anderen Ende steht der GEIST, Gott, das Göttliche, welche das gesamte Spektrum umfasst. Die materielle Welt - die Welt der Fakten, in welcher der Materialist hauptsächlich operiert - ist nur ein Bruchteil der Wirklichkeit.
Eine unbelegte Behauptung ohne Plausibilität und Evidenz. Eine simple Glaubensannahme. Glauben und annehmen kann man ALLES.

Novalis hat geschrieben:So entzieht sich ihm das Verständnis religiöser Mythologie, welche die menschliche Existenz mit dem GEIST in Beziehung setzt, den er unentwegt leugnet. Klar, wenn Du von dieser Grundlage ausgehst, dann macht das keinen Sinn :)
Der menschlichen Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Man kann sich alles einbilden - und zur Realität erklären. Zur sogenannten geistigen Realität. ;)

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#56 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von Münek » Mo 10. Jul 2017, 23:51

2Lena hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:ganz gewiss nicht den Glauben an den "lieben" Gott der Bibel, der - um sich mit der seit Adam sündigen Menschheit ... zu versöhnen.
Bitte schneid nicht Wörter aus Zeitschriften aus und gibt sie als Bild-Zeitung heraus.
Wie meinen?

Rembremerding
Beiträge: 2984
Registriert: So 18. Aug 2013, 16:16

#57 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von Rembremerding » Di 11. Jul 2017, 10:00

Novalis hat geschrieben:Die materielle Welt - die Welt der Fakten, in welcher der Materialist hauptsächlich operiert - ist nur ein Bruchteil der Wirklichkeit. So entzieht sich ihm das Verständnis religiöser Mythologie, welche die menschliche Existenz mit dem GEIST in Beziehung setzt, den er unentwegt leugnet.
In Mythen versucht der Mensch eine Erklärung zu finden von dem, was nicht ist, aber schon immer war. Der Mensch agiert und reagiert weitaus mehr durch sein Unterbewusstsein, als gerade Materialisten annehmen. Die Forschung hat bereits viel über diese Wirksamkeiten etwa von Sinnbildern, Chiffren und Symbolen entdeckt, eben auch, dass davon einiges der Forschung verborgen bleibt und somit jenseits materieller Erkenntnismöglichkeiten.

Zu Beginn wurden viele Texte mit Mythen in Bezug gesetzt. Die ersten historisch-literarischen Analysen von Texten, wie sie etwa Bultmann vollzog, wollten überall Mythen entdecken. Vieles von dem, was damals "entmythologisierend" ausgeschieden wurde, wird später wieder als historisch relevant in die Texte aufgenommen.
Dies auch, weil die historische Forschung und die Mythenforschung weiter vorangeschritten sind und man mehr über die Mechanismen von Mythen und ihre Bezüge zur menschlichen Psyche weiß. Gerade hier wird menschliche Existenz und Geist als Beziehung erkannt.
Viele psychische Erkrankungen entstehen durch Verdrängung und Verleugnung dieser Beziehung. In diesem Sinne waren Mythen, Sinnbilder und Symbole für den geistig weitaus sensibleren Menschen der fernen Vergangenheit auch Therapien und Reinigungsmöglichkeiten für die Seele.
Unter diesem Blickwinkel kann man beispielsweise Mantras sehen oder das Meditationsbild des hl. Nikolaus von Flüe.

Servus :wave:
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#58 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von Novas » Di 11. Jul 2017, 19:16

Rembremerding hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Die materielle Welt - die Welt der Fakten, in welcher der Materialist hauptsächlich operiert - ist nur ein Bruchteil der Wirklichkeit. So entzieht sich ihm das Verständnis religiöser Mythologie, welche die menschliche Existenz mit dem GEIST in Beziehung setzt, den er unentwegt leugnet.
In Mythen versucht der Mensch eine Erklärung zu finden von dem, was nicht ist, aber schon immer war. Der Mensch agiert und reagiert weitaus mehr durch sein Unterbewusstsein, als gerade Materialisten annehmen. Die Forschung hat bereits viel über diese Wirksamkeiten etwa von Sinnbildern, Chiffren und Symbolen entdeckt, eben auch, dass davon einiges der Forschung verborgen bleibt und somit jenseits materieller Erkenntnismöglichkeiten.

Zu Beginn wurden viele Texte mit Mythen in Bezug gesetzt. Die ersten historisch-literarischen Analysen von Texten, wie sie etwa Bultmann vollzog, wollten überall Mythen entdecken. Vieles von dem, was damals "entmythologisierend" ausgeschieden wurde, wird später wieder als historisch relevant in die Texte aufgenommen.
Dies auch, weil die historische Forschung und die Mythenforschung weiter vorangeschritten sind und man mehr über die Mechanismen von Mythen und ihre Bezüge zur menschlichen Psyche weiß. Gerade hier wird menschliche Existenz und Geist als Beziehung erkannt.
Viele psychische Erkrankungen entstehen durch Verdrängung und Verleugnung dieser Beziehung. In diesem Sinne waren Mythen, Sinnbilder und Symbole für den geistig weitaus sensibleren Menschen der fernen Vergangenheit auch Therapien und Reinigungsmöglichkeiten für die Seele.
Unter diesem Blickwinkel kann man beispielsweise Mantras sehen oder das Meditationsbild des hl. Nikolaus von Flüe.

Servus :wave:

Ken Wilber zeigt mit seinem integralen Modell die vier grundlegenden Dimensionen des Kosmos auf, die in Form der großen drei Domänen des ICH, des WIR und des ES zusammengefasst werden können. Im folgenden nun einige Aspekte dieser grundlegenden Dimensionen in Wilbers eigenen Worten:

Ich (oben links): Bewußtsein, Subjektivität, Selbst und Selbstausdruck (u.a. auch Kunst und Ästhetik), Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit, nicht reduzierbares und unmittelbares gelebtes Gewahrsein, Darstellungen in der ersten Person.

Wir (unten links): Ethik, Moral, Weltsichten, gemeinsamer Kontext, Kultur, intersubjektive Bedeutung, gegenseitiges Verständnis, Angemessenheit, Gerechtigkeit; Darstellungen in der zweiten Person.

Es (rechte Seite): Wissenschaft und Technik, objektive Natur, empirische Formen (u.a. Gehirn und Gesellschaftssysteme), propositionale Wahrheit; objektives Äußeres von Individuen und Systemen, Darstellungen in der dritten Person.
Quelle

Er bezeichnet sie als die "Großen Drei". Sir Karl Popper sprach von den drei Welten: die subjektive (Ich), die kulturelle (Wir), und die objektive (Es). Habermas spricht von der subjektiven Wahrhaftigkeit (Ich), der intersubjektiven Richtigkeit (Wir) und der objektiven Wahrheit (Es). Platon spricht vom Schönen, Guten und Wahren. Daraus ergeben sich zwei Wege der Erkenntnis: den rechtsseitigen Weg der Erkenntnis über die Objektivität und der linksseitige Weg der Erkenntnis über die Subjektivität. Religion und Spiritualität beschäftigt sich mit der Weltsicht, Sinn und Bedeutung, Gefühlen und moralischen Werten, welche über die Beschreibung des bloßen Außen der Dinge hinaus geht. Hier geht es um Innerlichkeit und Tiefe, um unser Bewusstsein.

Entsprechend gebrauchen die Naturwissenschaft und die Religion eine unterschiedliche Sprache. Die Naturwissenschaft bedient sich der ES-Sprache, während die Religion eine ICH-Sprache und WIR-Sprache verwendet.

Sowohl die ICH-Sprache als auch die WIR-Sprache sind dialogisch und interpretativ, gehen hermeneutisch, also deutend, vor und befassen sich mit den Phänomenen des Inneren, von Innen heraus.
Quelle: Integrales Leben

Das innere Erleben des Menschen, wozu religiöses Erleben und mystische Erfahrung gehört, kann zwar aus der objektiven Perspektive (ES-Bereich) beschrieben werden - als gehirnphysiologischer Prozess, das Zusammenspiel von Synapsen, Transmittern usw. - doch damit wissen wir noch rein gar nichts über ihre Bedeutung. Die Deutung erfolgt in der ICH- und WIR-Perspektive, woraus dann eine bestimmte Weltsicht entspringt. Der wissenschaftliche Materialismus kann hier durchaus als "Flachland" bezeichnet werden, weil die Dimension der Subjektivität und Intersubjektivität (die unsrem Leben Sinn und Bedeutung verleiht) auf die objektiven und interobjektiven Merkmale reduziert wird, sodass die gesamte Innerlichkeit unter den Tisch fällt.

Ein Kósmos mit innerer Tiefe, Sinn und Bedeutung, ein geistreiches und seelenreiches Weltbild wurde ersetzt durch die Vorstellung eines physischen Kosmos der reinen Oberflächen. Anstatt von der untersten Ebene der großen Kette des Seins - der Materie - zur höchsten Dimension (GEIST) hinauf zu denken, wird nun das Höchste auf das Niedrigste reduziert. Zweifellos hat die ES-Perspektive ihre Berechtigung, doch sie sollte nicht verabsolutiert werden. Denn ...

... die Folge davon ist eine Entqualifizierung des Kósmos, eine Blindheit gegenüber Wert, Bedeutung, Innerlichkeit und Tiefe, welche eben allesamt keinen einfachen Ort haben, auf den man den Finger legen könnte. Ein weiteres Beispiel zur Veranschaulichung der Verflachung des Kósmos auf den rein materiellen Kosmos ist die psychologische Schule des Behaviorimus. Der Behaviorismus betrachtet die Innerlichkeit des Menschen als "black box", bestenfalls als eine "intervenierende Variable". Daher beschränkt er sich auf das menschliche Verhalten, welches beobachtbar und objektivierbar ist und beschrieben werden kann. Der Behaviorismus lässt sich auf keinen Dialog mit dem Menschen ein: Der Mensch ist nicht Subjekt der Kommunikation, sondern allenfalls ein Objekt der Information. Wilber bemerkt hierzu trocken: "Ob wohl je ein Behaviorist seiner Liebsten erklärt hat, daß ihre gemeinsame Liebe lediglich eine intervenierende Variable ist?" 13 Kurz gesagt: Behaviorismus ist Psychologie in ES-Sprache. Das soll nicht etwa heißen, dass uns der Behaviorismus überhaupt nichts mitzuteilen hätte, sondern nur, dass wir darin keinerlei qualitativen, moralischen Aussagen über Innerlichkeit oder den Wert der Intentionen von Menschen finden werden.

"Flachland" ist also ein Begriff, den Wilber geprägt hat, um diesen geradezu klassischen Typ von Reduktionismus zu benennen, der sich seit dem Siegeszug der modernen Naturwissenschaften im Verlauf der Moderne hartnäckig verbreitet hat. Im Kern bezeichnet er die Reduktion des vielschichtigen Kósmos auf seine rein materiellen Korrelate. Der ICH- und der WIR-Bereich, also die ganze linke Seite des Quadrantenmodells, in der wir Sinn, Wert, Tiefe, Würde, Schönheit und Gerechtigkeit verorten, wurden dem Erdboden gleichgemacht, plattgewalzt, für rein subjektiv und somit unwissenschaftlich erklärt. Sie waren plötzlich nicht mehr "wirklich" wirklich. Mit der verabsolutierten Wahrheit der ES-Bereiche in den Händen erklärte man die Dimensionen der Innerlichkeit jedes Holons für inexistent und degradierte Bewusstsein zu einem reinen Epiphänomen des materiellen Gehirns. Das versetzte der Großen Kette des Seins der Philosophia perennis einen fast vernichtenden Stoß.
Integrales Forum


Die große KETTE DES SEINS wurde durch das Flachland eingetauscht :) Wilber zitiert gerne Alfred North Whitehead, um die daraus resultierende Entqualifizierung des Kósmos zum allein physischen Kosmos zu illustrieren:

"Eine fade Sache, ohne Klang, ohne Duft, ohne Farbe, nur noch das endlose, sinnlose Hasten von Material. Das hat die moderne Philosophie ruiniert."

und weiter kommentiert Wilber:

Um genau zu sein: Es hat die moderne Lebenswelt ruiniert. Wenn man vom Inneren zum Äußeren geht, vom Geist zum Gehirn, vom Mitgefühl zum Serotonin, dann geht man vom Wert zum Wertlosen, von der Würde zum Würdelosen ~ Ken Wilber

Rembremerding
Beiträge: 2984
Registriert: So 18. Aug 2013, 16:16

#59 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von Rembremerding » Mi 12. Jul 2017, 10:12

Novalis hat geschrieben:Daraus ergeben sich zwei Wege der Erkenntnis: den rechtsseitigen Weg der Erkenntnis über die Objektivität und der linksseitige Weg der Erkenntnis über die Subjektivität. Religion und Spiritualität beschäftigt sich mit der Weltsicht, Sinn und Bedeutung, Gefühlen und moralischen Werten, welche über die Beschreibung des bloßen Außen der Dinge hinaus geht. Hier geht es um Innerlichkeit und Tiefe, um unser Bewusstsein.

Einiges bei Ken Wilber ist Anthroposophie 2.0: "Kette des Seins", "Informationsfelder". Rudolf Steiner scheint der "Grandfather of Integral Life" zu sein :) . In der Psychologie von C.G. Jung und Freud trifft man auch auf das "Es, Ich, Wir".
Die beiden oben erwähnten Erkenntniswege nennt man anderswo den okkulten (Objektivität) und den mystischen (Subjektivität) Weg. Das eine geschieht über Verstand und Intellekt, das andere über das Herz, also eine unmittelbare Gotteserfahrung.
Schon die Alchemie, welche gerade während der Aufklärung ihre Blüte erreichte, versuchte im geistigen Bereich das eine mit dem anderen zu verbinden. Nach außen sollte dies durch stoffliche Verbindungen der Materie veranschaulicht werden, da "wie oben, so unten" sowie Informationen im geistigen Bereich mit dem stofflichen Bereich wechselwirken. Schon Goethe wusste auch von einer "Gestaltenlehre", Morphologie.
Die Tradition ist aber weitaus älter: der doppelseitige Aeskulapstab (Hermesstab) sollte schon absteigende und aufsteigende "Ketten des Seins" darstellen. In der Bibel findet man die eherne Schlange des Moses. Schon bei den Ägyptern ist es Symbol einer okkulten (geheimen) Lehre.
Herrschaftsstab und das Flügelsymbol haben dabei ebenso Bedeutung.
Bild

Das war nur ein kleiner unvollständiger gedanklicher Schwenk über die Lehre von Ken Wilber und einige Hintergründe.
Es zeigt sich auch hier der Versuch des Menschen Gott und damit sich selbst zu verstehen, zu Gott und sich selbst zu gelangen. Diese Sehnsucht ist im Menschen angelegt, Teil seines Sein und Da-Sein.
Seit Jesus wurde dem Menschen ein erfolgreicher Weg gegeben: Gott gibt sich zu erkennen, Gott gelangt zum, in den Menschen, Gott ist der Agierende.

Servus :wave:
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#60 Re: Die spirituelle Kraft des Namens Jesu Christi

Beitrag von Novas » Mi 12. Jul 2017, 13:19

Rembremerding hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Daraus ergeben sich zwei Wege der Erkenntnis: den rechtsseitigen Weg der Erkenntnis über die Objektivität und der linksseitige Weg der Erkenntnis über die Subjektivität. Religion und Spiritualität beschäftigt sich mit der Weltsicht, Sinn und Bedeutung, Gefühlen und moralischen Werten, welche über die Beschreibung des bloßen Außen der Dinge hinaus geht. Hier geht es um Innerlichkeit und Tiefe, um unser Bewusstsein.

Einiges bei Ken Wilber ist Anthroposophie 2.0: "Kette des Seins", "Informationsfelder". Rudolf Steiner scheint der "Grandfather of Integral Life" zu sein :) . In der Psychologie von C.G. Jung und Freud trifft man auch auf das "Es, Ich, Wir".
Die beiden oben erwähnten Erkenntniswege nennt man anderswo den okkulten (Objektivität) und den mystischen (Subjektivität) Weg. Das eine geschieht über Verstand und Intellekt, das andere über das Herz, also eine unmittelbare Gotteserfahrung.
Schon die Alchemie, welche gerade während der Aufklärung ihre Blüte erreichte, versuchte im geistigen Bereich das eine mit dem anderen zu verbinden. Nach außen sollte dies durch stoffliche Verbindungen der Materie veranschaulicht werden, da "wie oben, so unten" sowie Informationen im geistigen Bereich mit dem stofflichen Bereich wechselwirken. Schon Goethe wusste auch von einer "Gestaltenlehre", Morphologie.
Die Tradition ist aber weitaus älter: der doppelseitige Aeskulapstab (Hermesstab) sollte schon absteigende und aufsteigende "Ketten des Seins" darstellen. In der Bibel findet man die eherne Schlange des Moses. Schon bei den Ägyptern ist es Symbol einer okkulten (geheimen) Lehre.
Herrschaftsstab und das Flügelsymbol haben dabei ebenso Bedeutung.
Bild

Das war nur ein kleiner unvollständiger gedanklicher Schwenk über die Lehre von Ken Wilber und einige Hintergründe.
Es zeigt sich auch hier der Versuch des Menschen Gott und damit sich selbst zu verstehen, zu Gott und sich selbst zu gelangen. Diese Sehnsucht ist im Menschen angelegt, Teil seines Sein und Da-Sein.
Seit Jesus wurde dem Menschen ein erfolgreicher Weg gegeben: Gott gibt sich zu erkennen, Gott gelangt zum, in den Menschen, Gott ist der Agierende.

Servus :wave:



Friede sei mit Dir. Ich selbst gehe den kontemplativen Weg, der nicht das intellektuelle Wissen, sondern die direkte Erfahrung des Menschen in den Mittelpunkt rückt. Die integrale Theorie und Praxis ist jedoch sehr hilfreich, wenn es darum geht, diese Erfahrungen dann in Begriffe zu fassen, insbesondere weil sie die Erkenntnisse der modernen Psychologie mit den großen Traditionen der religiösen Weisheitslehren zusammenfasst. Gerade für das Christenum sehe ich hier die Chance für eine Erneuerung. Auf meinem eigenen Weg bin ich mehr und mehr zu der Schlussfolgerung gekommen, dass nicht nur ich Gott suche, sondern es ist Gott selber, der eine GEIST, der sucht, der sich durch die gesamte Evolution zum Ausdruck bringt, wovon mein Menschsein nur ein kleines Sandkorn am unendlichen Strand der Evolution ist. Wilber nennt die Evolution den absoluten und ewigen "GEIST IN AKTION". Der Aeskulapstab, der die absteigende und aufsteigende Ketten des Seins symbolisiert, wie Du richtig sagst, bringt diesen Prozess der Evolution sehr gut zum Ausdruck.

In einem anderen Beitrag habe ich schon darauf hingewiesen, dass diese beiden Pfade - der Aufsteigende und Absteigende - in den Pfaden von Buddha und Christus sichtbar wird. Der Buddha will die Welt und den menschlichen Zustand des Leidens transzendieren, während Christus umgekehrt radikal hinunter und mitten hinein geht, um göttliche Menschlichkeit mitleidig zu verkörpern:


Novalis hat geschrieben:
Jesus und Buddha: Die Integration der Pfade von Buddha und Christus

• Der Buddha und der Christus sind Symbole für zwei spirituelle Ansätze, die verschiedene Facetten / Ansätze des Wegs zur Klarheit über das Leben / die Wirklichkeit / "Gott" hervorheben,
• Der Buddha ist derjenige, der "auf und aussteigt", indem er das Meer von Samsara überschreitet. Der Christus ist derjenige, der "hinunter und hinein" das gleiche Meer von Samsara / menschlichen Zustand / Leiden hinabsteigt, um die göttliche Menschlichkeit mitleidig zu verkörpern und den menschlichen Zustand zu umarmen, um denen zu dienen, die in Unwissenheit verloren sind. Du brauchst beide Ansätze ... Das braucht das andere. Sie sind gegenüberliegende Seiten der "Münze" des Erwachens.


Doch das darf nicht so verstanden werden, dass diese zwei spirituellen Ansätze sich ausschließen, denn sie beschreiben nur die zwei Pfade des GEISTES. Seine Bewegung in Richtung Transzendenz und seine Bewegung in Richtung Immanenz (oder Inkarnation ;) ). In der Kontemplation erfährt der Mensch die reine Seligkeit der Transzendenz, doch das alleine kann nicht genügen. Der Mensch muss auch wieder hinabsteigen in den menschlichen Zustand und mitleidig am Leid der Welt teilnehmen, sozusagen sein Kreuz auf sich nehmen, denn nur dann hat er die volle Bewegung der großen Kette des Seins vollzogen und gelebt. Sehr gut sichtbar wird das im Leben von Thomas Merton:

Aktion und Kontemplation

Zu Beginn seiner Klosterzeit genießt es Thomas Merton einfach, an einem Ort zu sein: "Es ist sehr gut und schön, nur von Gott besetzt zu sein, einfach in seiner Gegenwart zu sitzen, und den Mund zu halten und allein durch die schlichte Tatsache, dass Gott es liebt, in deiner Seele zu sein, geheilt zu werden". Zugleich richtet die Welt den Blick auf ihn beziehungsweise lässt er sie an seiner Welt teilhaben. Seine Bücher sprechen davon, machen ihn bekannt. Immer wieder wird er so aus seiner Idylle herausgerufen, um den Blick auf die Welt zuzulassen, auszuhalten und sich ihm zu stellen. Er erhebt seine warnende Stimme mit Blick auf die Gefahr eines Atomkrieges und sympathisiert mit der Friedensbewegung, solidarisiert sich mit ihr. Aktion und Kontemplation sind für Merton die beiden bestimmenden Pole, gehören für ihn zusammen, um seinen eigenen Beitrag zur Bewältigung der Probleme in der Welt leisten zu können. Immer wieder weist Thomas Merton leidenschaftlich darauf hin, dass Mönch-Sein eben keine Weltflucht ist, sondern genau das Gegenteil.

"Dadurch, dass ich im Kloster lebe, nehme ich erst wahrhaft Anteil an den Kämpfen und Leiden der Welt. (…) Meine Ordensgelübde und meine Existenz als Mönch sind ein ständiges Nein zu Konzentrationslagern, Bombenflugzeugen, politischen Schauprozessen, Justizmorden, Rassendiskriminierungen, zur Diktatur ökonomischer Systeme. (…) Mein Schweigegelübde mache ich zum Protest gegen die Lügen von Politikern, Propagandisten und Agitatoren, und wenn ich doch rede, dann um gegen die zu protestieren, die behaupten, dass sich christlicher Glaube und meine Kirche allen Ernstes mit den Mächten von Unrecht und Zerstörung verbünden könnten. Dennoch ist wahr, dass der Glaube, den ich bekenne, auch von vielen beschworen wird, die Kriege, Rassendiskriminierung, Selbstgerechtigkeit und alle verkappten Formen von Tyrannis rechtfertigen."

Dieses entschiedene Nein gründet in einem rückhaltlosen Ja zu Gott und zur Wirklichkeit. Freilich musste Merton bald seine Radikalität ausbalancieren. Sein Kloster war kein Paradies, seine klösterlichen Mitbrüder keine Heiligen. Er selbst spürte wieder mehr den Drang, künstlerisch als Schriftsteller zu agieren. Dann löste die Begegnung mit einer Krankenschwester bei ihm unerwartet erotische Sehnsüchte aus und brachte ihn in Bedrängnis und innere Auseinandersetzung. Seine Korrespondenz ist unglaublich, die Zahl der Besucher ebenso − für viele stellte sich die Frage, wie sich all diese Facetten mit einem kontemplativen Leben vereinbaren lassen konnten. Merton selbst sieht Analogien zu einem Reisenden:

"In gewissem Sinne sind wir immer Reisende, und wir reisen, als wüssten wir nicht, wohin wir gehen. In einem anderen Sinn sind wir schon angekommen. Wir können uns Gott in diesem Leben nie ganz zu eigen machen, und deshalb reisen wir, reisen in der Dunkelheit. Doch durch die Gnade ist er bereits unser, und darum sind wir in diesem Sinne schon angekommen und leben im Licht. Doch ach! Wie weit muss ich gehen, um dich zu finden, in dem ich längst angekommen bin!"

deutschlandfunk.de: "Gott liebt es in deiner Seele zu sein"

Das Besondere an JESUS CHRISTUS ist, dass er diese beiden Aspekte in seiner Person vereint. Er ist als der Gekreuzigte derjenige, der ganz hinabgestiegen ist in das Leid der Welt, aber als der Auferstande ist er auch derjenige, der sie vollkommen transzendierte: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Joh 16, 33)

Antworten