Die Weisheit orthodoxer Christen

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#11 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von Novas » Mi 27. Sep 2017, 19:13

Wenn euch eine schöne Landschaft begeistert, ein Kirchlein, irgendetwas Schönes, so bleibt nicht stehen dabei, sondern geht darüber hinaus zur Doxologie, zum Lobpreis Gottes für alles Schöne, damit ihr IHN erfahrt, den allein Schönen …

~ Altvater Porphyrios von Kavsokalývia


Bild

Benutzeravatar
AlTheKingBundy
Beiträge: 4758
Registriert: Sa 8. Jun 2013, 22:04

#12 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von AlTheKingBundy » Mi 27. Sep 2017, 19:19

Novalis hat geschrieben: Da hast Du vollkommen Recht :thumbup: sehe es mal so: wenn die katholische und orthodoxe Kirche so verkehrt wären, wie manche behaupten, dann hätten sie nicht immer wieder heilige und erleuchtete Menschen produziert. Oder bedenke, wie sehr sie sich immer wieder für soziale Gerechtigkeit engagiert haben. Ist Dir bewusst, dass die katholische Soziallehre eine entscheidende Rolle bei der Formulierung der Idee der sozialen Marktwirtschaft spielte? Die orthodoxen Christen betreiben keine Bilderanbetung, sondern sie ehren diejenigen, die darauf abgebildet werden.

Ähm, man kann sich doch so viele Heilige produzieren, wie man will, wenn man selbst definieren kann, wer heilig ist. Es mag sein, dass es innerhalb der RK oder sonstewo durchaus demütige, hilfbereite Menschen unterwegs waren oder sind. Aber darum geht es nicht: ich greife wie gesagt nicht das Individuum an, sondern die Organisation.

Zum Bildnisverbot: so kann man sich immer herauswinden. Ein Kniefall vor dem Bild oder eine Anbetung vor diesem ist Gott ein Gräuel, so sagt es die Bibel. Ehrlich wäre es zu sagen, wir distanzieren uns vor biblischen Aussagen und erlauben es einfach. Beides geht nicht.

Novalis hat geschrieben: Die rechtgläubigen Christen - beginnend mit der Ur-Gemeinde der Christen - haben immer Heiligenverehrung betrieben (die Heiligenverehrung hängt eng mit dem apostolischen Glaubensbekenntnis zusammen

Das ist einfach nicht wahr. Beweise?
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#13 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von Novas » Mi 27. Sep 2017, 19:25

AlTheKingBundy hat geschrieben:Ähm, man kann sich doch so viele Heilige produzieren, wie man will, wenn man selbst definieren kann, wer heilig ist

Das definieren nicht Menschen, sondern Gott. Der zeitlose und ewige Maßstab wurden uns offenbart durch die Lehre und das Vorbild Christi.

Aber darum geht es nicht: ich greife wie gesagt nicht das Individuum an, sondern die Organisation.

Das macht es nicht besser, denn die Kirche ist der corpus Christi mysticum („mystischer Leib Christi“) auf Erden. Nach dem heiligen Augustinus verwirklicht sich dieser Leib in zwei Teilen: ein Teil, „der im Himmel allezeit mit Gott, seinem Schöpfer, verbunden blieb und niemals an sich erfahren musste, daß ein Glied von ihm zu Falle kam; dieser Teil lebt in den heiligen Engeln in ewiger Seligkeit und kommt [...] dem andern noch auf Erden pilgernden Teil zu Hilfe; diese beiden Teile werden einstmals auch eins sein im gemeinsamen Genuß der Ewigkeit, ja sie sind bereits eins durch das Band der Liebe, eine Vereinigung, die keinen anderen Zweck hat als die Verehrung Gottes“ ~ Die Bibliothek der Kirchenväter: Vom Heiligen Geist und von der Kirche

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#14 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von Novas » Mi 27. Sep 2017, 19:50

AlTheKingBundy hat geschrieben:Zum Bildnisverbot: so kann man sich immer herauswinden. Ein Kniefall vor dem Bild oder eine Anbetung vor diesem ist Gott ein Gräuel, so sagt es die Bibel

Die orthodoxen Christen haben da eine sehr klare Position, die sehr gut begründet und durchdacht ist. Johannes von Damaskus begründete die Ikonenverehrung mit der Lehre der Inkarnation: weil Gott in Jesus Christus Fleisch wurde und eine konkrete, menschliche Gestalt annahm, ist eine bildliche Darstellung möglich. Christus, die Apostel und alle Heiligen, welche die Ikonen darstellen, verkörpern alle auf ihre Weise den Heiligen Geist und diesen ehren und respektieren sie. Seit dem Zweiten Konzil von Nicäa (787) gilt Ikonenverehrung als erlaubt, aber ihre Anbetung ist verboten. Sie unterscheiden also zwischen Verehrung und Anbetung. Recht hast Du damit, dass es im alten Bund ein Bilderverbot gab, aber im neuen Bund eröffnet sich uns eine wesentlich weiträumigere Perspektive, denn wir leben in einer Zeit nach der Inkarnation von Jesus Christus. Wenn Jesus das vollkommene „Ebenbild/Abbild“ GOTTES ist (gr. eikon; 2Kor 4,4; Kol 1,15) warum sollen dann bildliche Darstellungen ein Problem sein?

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
Johannes 1,14

Wenn das Wort Fleisch wurde und unter uns wohnte, wenn Gott menschliche Gestalt angenommen hat, wenn das wirklich geschehen ist, dann hat Gott selbst das Bilderverbot durch Christus aufgehoben und durch seine eigene Offenbarung durchbrochen. Das ist ein Grund zur Freude :)

Bild
Zuletzt geändert von Novas am Mi 27. Sep 2017, 20:19, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
AlTheKingBundy
Beiträge: 4758
Registriert: Sa 8. Jun 2013, 22:04

#15 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von AlTheKingBundy » Mi 27. Sep 2017, 20:19

Novalis hat geschrieben:
AlTheKingBundy hat geschrieben:Ähm, man kann sich doch so viele Heilige produzieren, wie man will, wenn man selbst definieren kann, wer heilig ist

Das definieren nicht Menschen, sondern Gott. Der zeitlose und ewige Maßstab wurden uns offenbart durch die Lehre und das Vorbild Christi.

Also ist der Papst Gott?

Novalis hat geschrieben: Das macht es nicht besser, denn die Kirche ist der corpus Christi mysticum („mystischer Leib Christi“) auf Erden.

Die Kirche ist sicher nicht der Leib Christi auf Erden, aber jeder soll glauben was er will. Wie gesagt, wenn man die Bibel außen vor lässt, dann kann die Kirche im Rahmen des eigenen Glaubens alles sein.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#16 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von Novas » Do 28. Sep 2017, 17:13

Denn der Herr ist in mir und hat mich ihm ähnlich gemacht. Der Herr verherrlicht den Menschen und macht ihn sich ähnlich.

~ St. Silouane l'Athonite , (1866 - 1938), Mönch, Eremit und geistlicher Vater

Bild

AlTheKingBundy hat geschrieben:
Das definieren nicht Menschen, sondern Gott. Der zeitlose und ewige Maßstab wurden uns offenbart durch die Lehre und das Vorbild Christi.
Also ist der Papst Gott?

Ich habe von Christus und nicht vom Papst gesprochen :) Schauen wir uns das mal historisch an: in der Alten Kirche gab es fünf Patriarchate, wovon Rom eines war. Demnach ist der Papst einfach der Patriarch von Rom, nicht mehr und nicht weniger. Dazu gehörten noch Konstantinopel (heute Istanbul), Alexandrien, Antiochien und Jerusalem. Zusammen bildeten sie die Welt/Universalkirche. Mein Eindruck ist auch, dass sich die Christen wieder allmählich zu diesem Verständnis hin bewegen, denn immer öfter wird von der Weltkirche gesprochen: http://weltkirche.katholisch.de/

Die Kirche ist sicher nicht der Leib Christi auf Erden

Das steckt hinter dem Begriff der „Kirche“, denn das kommt von dem griechischen Wort „kyriakon“ = dem Herrn (kyrios: Jesus Christus) zugehörig. Diese spirituelle Gemeinschaft bildet zusammen den Leib Christi auf Erden - aber nicht nur auf Erden, sondern auch in der himmlischen Welt, denn das ist auch eine transzendente Gemeinschaft, die über Raum und Zeit hinweg verbunden ist im gemeinsamen Bewusstsein der Liebe, Weisheit und Einheit. Das ist die Idee, die hinter der Heiligenverehrung steht. Wenn wir Christen wirklich an das ewige Leben glauben, dann liegt es nahe, dass wir uns an jene erinnern, die vor uns den Weg gingen und uns in das ewige Leben voraus gingen. Die hier und jetzt in der geistigen Welt immer noch leben und anwesend sind.


Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#17 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von Novas » Do 28. Sep 2017, 19:07

Warum sollen wir der Dunkelheit nachjagen? Also, wenn wir das Licht aufdrehen, wird die Dunkelheit von selbst verschwinden. Wir werden Christus in unserer ganzen Seele hausen lassen und die Dämonen werden von selbst verschwinden.

~ Gerontas Porphyrios



Jésus le Christ, lumière intérieure,
Ne laisse pas mes ténèbres me parler.
Jésus le Christ, lumière intérieure,
Donne-moi d'accueillir ton amour.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#18 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von Novas » Fr 29. Sep 2017, 15:38

Wir sollten durch unser Leben die Erde zum Himmel machen.

~ Johannes Chrysostomus (um 350 - 407), griechischer Kirchenlehrer, berühmter Prediger und seit 397 Patriarch von Konstantinopel

Bild

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#19 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von Novas » Fr 29. Sep 2017, 20:33

Ehre nicht Christus hier mit seidenen Gewändern, während du dich draußen auf der Straße nicht um ihn kümmerst, wo er vor Kälte und Blöße zugrunde geht. Gott braucht keine goldenen Kelche, sondern goldene Menschen.

~ Johannes Chrysostomus

Bild

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#20 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von Novas » Fr 29. Sep 2017, 22:43

AlTheKingBundy hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Die rechtgläubigen Christen - beginnend mit der Ur-Gemeinde der Christen - haben immer Heiligenverehrung betrieben (die Heiligenverehrung hängt eng mit dem apostolischen Glaubensbekenntnis zusammen

Das ist einfach nicht wahr. Beweise?

Doch, das ist wahr. Wichtig ist erst mal: orthodoxe Christen unterscheiden zwischen Anbetung (adoratio) und Verehrung (veneratio). Anbetung gebührt nur Gott. Doch lieben und verehren können wir auch Menschen. Hast Du jemals eine Frau geliebt ohne sie zu verehren? Ebenso können wir jene Menschen wertschätzen, die geistige Begleiter auf dem spirituellen Weg sind. Manche davon Leben jetzt noch auf Erden, während andere schon ihr irdisches Dasein vollendet haben und ihre Reise in der spirituellen Welt fortführen.

„Schaut auf das Ende ihres Lebens, und ahmt ihren Glauben nach!" (Hebräer 13,7)

Die Heiligen erinnern durch ihr Vorbild daran, dass das Evangelium nicht nur gepredigt, sondern gelebt werden möchte, denn die schönste Theorie ist nur so viel wert, wie ihre gelebte Praxis. Wenn das Menschen sehr gut gelingt, dann erinnert man sich gerne an sie. Die spirituelle Gemeinschaft ist nicht an die körperliche Anwesenheit gebunden. Auch wenn ich fern von euch weile, bin ich im Geist bei euch, so sagte es Paulus im Kolosserbrief (Kolosser 2,5) Paulus, sowie die ganze spirituelle Gemeinschaft der Seelen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, ist auch hier und heute im Geist mit uns, denn „Die Liebe hört niemals auf!" (1 Korinther 13,8).

Bild

Verschiedensprachige Graffiti in Rom (S. Sebastiano) beweisen, dass um 250 n. Chr. Christen aus Ost und West die Apostel um Fürsprache bitten. Im Bild eine vulgärlateinische Kritzelei: "Paule ed Petre petite pro Victore" - "Paulus und Petrus, bittet für Viktor!"
Mehr dazu hier: Wie ist das mit den Heiligen? - Heiligenverehrung aus der Sicht eines katholischen Christen

Antworten