weibliche/männliche Mystik

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
Rembremerding
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#1 weibliche/männliche Mystik

Beitrag von Rembremerding » Sa 25. Nov 2017, 20:04

Novalis hat geschrieben: Ja, das wäre mal eine genauere Betrachtung wert, wo sich die männliche und weibliche Spiritualität unterscheidet. Sozusagen der männliche und weibliche Genius und damit verbundene Geistesgaben ( griechisch chárisma χάρισμα :thumbup: ), denn die gibt es.
Beginnen wir einfach damit, die verschiedenen Energieprinzipien im weiblichen und männlichen Genius zu erkennen:

Das Weibliche
- erschafft, bringt die Idee zur Manifestation
- ist deshalb auch schöpferisch, kreativ, Leben gebärend, aufnehmend, umwandelnd und heilend.
- ist diffus, zerfließt in die Tiefe und Breite, zeigt sich strömend, emotional und formlos
- ist überfließende Liebe, kann sich ganz geben
- ist deshalb Hingabe, empfänglich und passiv

Nicht umsonst wird der Hl. Geist mit weiblichen Artikel niedergeschrieben.

Das Männliche
- ist der Impuls, die Idee
- ist zielgerichtet, nach vorne, nach oben gerichtet
- ist gebündelt, dynamisch
- ist schützend, gibt der weiblichen Energie einen Rahmen, Sicherheit und Struktur, in der sie sich an sich selbst hingeben und entfalten kann.
- ist Struktur, haltend und gebend, aktiv.

Der Sohn Gottes und Gottvater ist Wille und Macht/Kraft, um bewegend im Hl. Geist tätig zu sein.

Mann und Frau sind sich gegenseitig Spiegel, um ganz sich selbst zu werden.

Die Mystik der Frau schöpft aus ihrer Hingabe und Empfänglichkeit.
Die Mystik des Mannes schöpft aus seiner Haltung und (Ab-)Gabe.
Die Frau kann in die Erleuchtung eintreten, weil sie sich dort in Gott findet.
Der Mann kann in die Erleuchtung eintreten, weil er sich dort in Gott verliert.

Oder?


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closs
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#2 Re: weibliche/männliche Mystik

Beitrag von closs » Sa 25. Nov 2017, 23:51

Rembremerding hat geschrieben:Oder?
Prinzipiell stimme ich Dir zu. - Allerdings sind Urbilder in der heutigen Philosophie nicht "in" - insofern ist es wahnsinnig schwer, über dieses Thema zu sprechen: Die Worte, die man aus Begriff und Gehalt gebildet hat, verfaulen üblicherweise im Odium des Zeitgeistes, sobald sie den Mund verlassen.

Mimi
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#3 Re: weibliche/männliche Mystik

Beitrag von Mimi » So 26. Nov 2017, 08:07

closs hat geschrieben: Die Worte, die man aus Begriff und Gehalt gebildet hat, verfaulen üblicherweise im Odium des Zeitgeistes, sobald sie den Mund verlassen.
…und das in „Variaciones“….

Beides sind ewige, göttliche Urprinzipien.
Matthäus 19,4
4 Jesus antwortete: »Habt ihr nicht gelesen, was in den Heiligen Schriften steht? Dort heißt es, dass Gott am Anfang den Menschen als Mann und Frau geschaffen hat.
"Jedes menschliche Wunschbild,
das in die christliche Gemeinschaft mit eingebracht wird,
hindert die echte Gemeinschaft und muss zerbrochen werden,
damit die echte Gemeinschaft leben kann."
Dietrich Bonhoeffer

Rembremerding
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#4 Re: weibliche/männliche Mystik

Beitrag von Rembremerding » So 26. Nov 2017, 08:38

closs hat geschrieben: Allerdings sind Urbilder in der heutigen Philosophie nicht "in" - insofern ist es wahnsinnig schwer, über dieses Thema zu sprechen: Die Worte, die man aus Begriff und Gehalt gebildet hat, verfaulen üblicherweise im Odium des Zeitgeistes, sobald sie den Mund verlassen.
Da sprichst du wahr.
Christen jedoch sind das Salz der Erde und sollen den Verfaulungsgeruch aus der Welt schaffen, in dem sie damit Worte und Prinzipien wieder haltbar machen. Die Philosophie war zu Anfang Dienerin der Theologie und das nicht ohne Grund. Der Mensch, das weiblich-männliche, besitzt aus einer Überordnung eingesenkte Prinzipien, die weder Mehrheitsmeinungen noch trotzige Egoismen entfernen können. Mann und Frau sind nicht gleich, aber gleichwertig.

Aber eigentlich darf die Fragestellung dieses Threads bereits diese vorhandene und erkannte Unterschiedlichkeit voraussetzen und auf dieser Begründung die besonderen Kennzeichen, Ausprägungen und Wirkungen von männlicher und weiblicher Mystik diskutieren.
Eben darum:
Mimi hat geschrieben:
Beides sind ewige, göttliche Urprinzipien.


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closs
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#5 Re: weibliche/männliche Mystik

Beitrag von closs » So 26. Nov 2017, 09:27

Rembremerding hat geschrieben:Aber eigentlich darf die Fragestellung dieses Threads bereits diese vorhandene und erkannte Unterschiedlichkeit voraussetzen und auf dieser Begründung die besonderen Kennzeichen, Ausprägungen und Wirkungen von männlicher und weiblicher Mystik diskutieren.
Ja - ok. - Somit auf dieser Ebene folgendes:

Für Außenstehende, deren weltanschauliche Formatierung damit wenig anfangen kann: "Mann" und "Frau" repräsentieren christlich gesehen in der Tat etwas, was man mit "Zeugung" (9 Minuten) und "Austragen" (9 Monate) oder mit "Komponieren" und "Interpretieren" oder mit "Haus bauen" und "Haus lebendig halten" gleichnishaft darstellen kann.

Biblisch ist es Jahwe, der die Welt schafft, aber sich als Wirkkraft in die Schöpfung einbringt ("die Ruah" alias HG), weshalb es in der Genesis nicht heißt: "Und Gott brachte das Grün hervor", sondern "Die Erde brachte das Grün hervor".

Eigentlich versteht man in intakten naiven und intakten Hochkulturen dieses Prinzip entweder instinktiv oder philosophisch - es ist relativ neu, dass eine Kultur den Unterschied von Mann und Frau fast nur noch körperlich versteht (da ein Loch, da ein Stengel). - Dies weist auf Defizite hin.

Rembremerding
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#6 Re: weibliche/männliche Mystik

Beitrag von Rembremerding » So 26. Nov 2017, 09:56

closs hat geschrieben:
Für Außenstehende, deren weltanschauliche Formatierung damit wenig anfangen kann: "Mann" und "Frau" repräsentieren christlich gesehen in der Tat etwas, was man mit "Zeugung" (9 Minuten) und "Austragen" (9 Monate) oder mit "Komponieren" und "Interpretieren" oder mit "Haus bauen" und "Haus lebendig halten" gleichnishaft darstellen kann. Biblisch ist es Jahwe, der die Welt schafft, aber sich als Wirkkraft in die Schöpfung einbringt ("die Ruah" alias HG), weshalb es in der Genesis nicht heißt: "Und Gott brachte das Grün hervor", sondern "Die Erde brachte das Grün hervor".
Wunderbar, danke.
Der Mann baut die Wohnung, die Frau macht sie wohnlich.
Hier ist die weibliche Mystik von Teresa von Avila interessant. Im Grunde beschreibt sie in "der Seelenburg", wie man seine Seele "wohnlicher" für Gott machen kann.
Eigentlich versteht man in intakten naiven und intakten Hochkulturen dieses Prinzip entweder instinktiv oder philosophisch - es ist relativ neu, dass eine Kultur den Unterschied von Mann und Frau fast nur noch körperlich versteht (da ein Loch, da ein Stengel). - Dies weist auf Defizite hin.
Ying-Yang, Drachenstrom und Feng-Shui im Osten, gleichfalls Drachenstrom (als Drachensagen festgelegt) und die messbare "Qualität" eines Ortes (Genius Loci) im Westen lassen noch erahnen, dass die Prinzipien erkannt wurden.
Der Untergang dieses Wissens begann damit, dass man weibliche und männliche Prinzipien zu werten begann (der Sündenfall von gut und böse). Heute ist man etwa "nur" Hausfrau, das wettbewerblich-kämpferische des Männlichen erlangte im Materialismus Vorrang. Der Feminismus beschränkt sich heute im Kurzschluss deshalb nur darauf, möglichst gleich mit männlicher Macht zu sein, anstatt die weiblichen Werte wieder auf gleicher Ebene mit den männlichen zu heben.

Wie unerhört von der Natur, nur Frauen Kinder gebären zu lassen. Wie unerhört von der Natur überhaupt männlich und weiblich hervorzubringen - lasst uns diese Ungerechtigkeit ändern.
Anstatt positiv und lebensbejahend die Qualitäten von Mann und Frau anzunehmen, stellt man sich in Widerspruch zur Natur.
Wieder kann hier die Widersprüchlichkeit des postmodernen Menschen erkannt werden: Einerseits sich seine Würde zu nehmen und eigentlich geringer als das Tier darzustellen, andererseits sich als absolute Größe zu betrachten. Eine Ameise will sich zu Gott erheben.

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#7 Re: weibliche/männliche Mystik

Beitrag von Janina » So 26. Nov 2017, 11:05

Rembremerding hat geschrieben:Ja, das wäre mal eine genauere Betrachtung wert, wo sich die männliche und weibliche Spiritualität unterscheidet.
Beginnen wir einfach damit, die verschiedenen Energieprinzipien im weiblichen und männlichen Genius zu erkennen:
Ich hätte da einen Vorschlag:

Das Männliche
- pinkelt neben das Becken

Das Weibliche
- kackt auf die Brille

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#8 Re: weibliche/männliche Mystik

Beitrag von Detlef » So 26. Nov 2017, 20:29

Janina hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Ja, das wäre mal eine genauere Betrachtung wert, wo sich die männliche und weibliche Spiritualität unterscheidet.
Beginnen wir einfach damit, die verschiedenen Energieprinzipien im weiblichen und männlichen Genius zu erkennen:
Ich hätte da einen Vorschlag:
Das Männliche
- pinkelt neben das Becken
Das Weibliche
- kackt auf die Brille
Lass mich raten: Dass passierte im Zug gen ...nee, ähm,also, in Boardtoilette der TGV nach Genua :?: :shock:
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)

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#9 Re: weibliche/männliche Mystik

Beitrag von Münek » So 26. Nov 2017, 21:21

Janina hat geschrieben:Ich hätte da einen Vorschlag:

Das Männliche
- pinkelt neben das Becken

Das Weibliche
- kackt auf die Brille
Komisch - ich pinkle zur großen Freude meiner Frau immer auf die Brille. :)

Novas
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#10 Re: weibliche/männliche Mystik

Beitrag von Novas » So 26. Nov 2017, 23:10

Mimi hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Die Worte, die man aus Begriff und Gehalt gebildet hat, verfaulen üblicherweise im Odium des Zeitgeistes, sobald sie den Mund verlassen.
…und das in „Variaciones“….

Beides sind ewige, göttliche Urprinzipien.
Matthäus 19,4
4 Jesus antwortete: »Habt ihr nicht gelesen, was in den Heiligen Schriften steht? Dort heißt es, dass Gott am Anfang den Menschen als Mann und Frau geschaffen hat.


Darum geht es. Frauen haben zweifellos einen eigenen „Genius“, ein „Charisma“. Wo dieser geleugnet wird, wie durch die Gender-Ideologie, die alles gleichgültig machen möchte, da wird das Weibliche in Wahrheit verachtet. Das könnte man eine „moderne Misogynie“ nennen. Wie Rem bereits gesagt hat, gibt es in der asiatischen Kultur das Prinzip von Yin und Yang, welches das ewige Wechselspiel des männlichen und weiblichen Prinzips beschreibt, sie sind einander bedingende Gegensätze, die zusammen die göttliche Vollkommenheit zum Ausdruck bringen. Yin und Yang sind also nicht einander ausschließende, sondern sich ergänzende und umarmende Kräfte. „Gegensätze ziehen sich an“, so heißt es ja. Zusammen symbolisieren sie das Ideal des göttlichen und vollkommenen Menschen. Allerdings ist es nicht so simpel, wie es manchmal dargestellt wird: in der Realität hat jeder Mensch sowohl männliche als auch weibliche Anteile, in jedem Yin ist ein Anteil Yang enthalten und umgekehrt.

Yin und Yang sind keine unüberbrückbaren Gegensätze. Im Yin ist Yang enthalten und umgekehrt. Zudem bedingen sie sich gegenseitig: ohne Yin kein Yang und umgekehrt. Mal dominiert das eine, mal das andere, doch sollten beide stets in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Befinden sich beide Prinzipien im Gleichgewicht, können die Energien ungehemmt fließen – dies führt zu Vollkommenheit und Glück. Diese beiden Gegensätze ziehen sich eben an, allerdings sollten ihre unterschiedlichen Energien nicht dazu genutzt werden, um sich gegenseitig zu bekriegen. Vielmehr sollten sie zusammengeführt werden, um sich zu ergänzen und so etwas Neues, ein Ganzes zu erzeugen.

Yin und Yang in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)

Das Yin Yang findet seine Anwendung in verschiedenen Bereichen der chinesischen Kultur. So teilt die Traditionelle Chinesische Medizin die Menschen z. B. in Yin- und Yang-Typen ein. Mehr noch: Alle Menschen, Tiere, Pflanzen und Gegenstände; das gesamte Universum unterliegen in der TCM den beiden Kräften Yin und Yang. Yin und Yang symbolisieren sich natürlich auch in uns Menschen: Die Frau als Yin, der Mann als Yang. Yin steht also für weiblich und kalt, Yang für männlich und warm. Und auch hier gilt: Die beiden Energien sind gegensätzlich, ziehen sich aber an. Wie Tag und Nacht ergänzen sich die beiden einander entgegengesetzten, jedoch gleichwertigen Kräfte. Sind sie im Gleichgewicht miteinander, herrscht Harmonie.
fid-gesundheitswissen: yin und yang

Bild

Wenn das heute geleugnet wird, so ist das ein sehr deutlicher Hinweis auf die innere Zerrissenheit und Disharmonie des modernen Menschen. Viele finden das heute nur normal, weil sie sich an diesen Zustand der Gespaltenheit gewöhnt haben :) Es gibt das göttlich Männliche und das göttlich Weibliche, die zusammen das Absolute darstellen, wie es beispielsweise sichtbar wird in dem göttlichen Liebes-Paar Radha und Krishna in der Weisheitslehre des Ostens. Im Tantra wird von den zwei Schöpfer-Kräften, von Shiva und Shakti gesprochen. Mit Shiva ist das reine göttliche Bewusstsein gemeint, während Shakti seine Energie ist. In der menschlichen Beziehung von Mann und Frau kommt dieses Zusammenspiel der Schöpferkräfte zum Ausdruck.

“Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie“ (Gen 1,26-27).

Hinter dieser einfachen Aussage der Bibel steht also eine zeitlose Weisheitslehre. Der Mann entspricht dem Yang bzw. Shiva und die Frau entspricht dem Yin bzw. Shakti. Im Judentum gibt es ein ähnliches Verständnis. Adam Kadmon (auch Adam Qadmon, aramäisch: אדם קדמון „ursprünglicher Mensch, Kosmischer Mensch“; griech. οὐράνιος ἄνθρωπος uranios anthropos „Himmlischer Mensch“) der Gottmensch (den ich als christlicher Mystiker CHRISTUS nenne :thumbup: ), zeigt sich in der Vereinigung von Mann und Frau. Durchaus auch und gerade in ihrer sexuellen Vereinigung.
Zuletzt geändert von Novas am So 26. Nov 2017, 23:43, insgesamt 2-mal geändert.

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