Wurzeln des Antisemitismus

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Janina
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#11 Re: Wurzeln des Antisemitismus

Beitrag von Janina » Do 12. Apr 2018, 10:04

Helmuth hat geschrieben:In mehreren Threads habe ich die Problematik des Antisemitismus angerissen. Ich verstehe darunter konkret den Hass auf das jüdische Volk, so hat er sich nun im Sprachgebrauch eingebürgert.
Warum eigentlich? Dafür gibt es 1. bereits das sachlich korrekte Wort Antijudaismus, und 2. umfasst das Wort Semiten alle semitischen Sprachgruppen als mythische Nachkommen von Sem (Noahson), heute Araber, Israelis, Aramäer, Malteser und mehrere Sprachgruppen in Äthiopien/Eritrea. Da das aber eh keiner weiß, ist der Begriff Semiten genauso dämlich wie der Begriff Arier.

closs
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#12 Re: Wurzeln des Antisemitismus

Beitrag von closs » Do 12. Apr 2018, 15:46

Helmuth hat geschrieben:Hier haben wir ein anderes Phänomen: Gott hatte sie erwählt.
Das ist hintergründig richtig, spielt aber beim "Volk" keine Rolle. - Die Leute sehen eine Minderheit, die medial oder politisch hoch- oder runter-geschaukelt wird, aber nicht die Gründe dafür - am ehesten wird als Grund "der Reichtum der Juden" wahrgenommen (ignorierend, dass es immer viele arme Juden in Europa gab).

Spirituell stimme ich Dir zu - die Gesellschaft hat es immer anders gesehen. - Entweder man hat sich einreden lassen, dass Judas der Christusmörder war, oder man hat auf das Bankwesen verwiesen, mit dem die Geld-Juden die ehrlichen deutschen Arbeiter über den Tisch zögen. - Die "Erwählung" sehe ich darin, dass die Juden überhaupt in dieser Situation der Fremdheit in der Welt sind - ein Levitenvolk.

Novas
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#13 Re: Wurzeln des Antisemitismus

Beitrag von Novas » Do 12. Apr 2018, 15:56

Otto hat geschrieben:Jeder der sagt, "nicht die Abstammung sondern der Glaube ist wichtig"
Nicht der Glaube, sondern die Lebensweise ist wichtig :) Und nicht nur die Juden, sondern die ganze Menschheit ist auserwählt. Da das Judentum zur Menschheit gehört, haben sie jedoch Anteil an der universalen Auserwählung aller Menschen. Problem gelöst.

Janina hat geschrieben:Warum eigentlich? Dafür gibt es 1. bereits das sachlich korrekte Wort Antijudaismus, und 2. umfasst das Wort Semiten alle semitischen Sprachgruppen als mythische Nachkommen von Sem (Noahson), heute Araber, Israelis, Aramäer, Malteser und mehrere Sprachgruppen in Äthiopien/Eritrea. Da das aber eh keiner weiß, ist der Begriff Semiten genauso dämlich wie der Begriff Arier.

Richtig. Im Grunde ist es ein Volk.

Rilke
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#14 Re: Wurzeln des Antisemitismus

Beitrag von Rilke » Do 12. Apr 2018, 18:17

Hallo Helmuth :wave:
Helmuth hat geschrieben: Die gesamte Schrift geht einher mit der Geschichte des Volkes Israel. Die richtige Haltung zu diesem Volk ist mit eintscheidend, wie sich auch Jesus zu uns einmal bekennen wird. Davon bin ich mitterweile völlig überzeugt.
Das würde ich etwas differenzierter betrachten. Die Juden verstehen sich selbst nicht als erwähltes Volk aus der Gnade Gottes, sondern aus ihrem Mut, das Gesetz anzunehmen. In der jüdischen Legende glaubt man, dass Gott jedem Volk der Erde das Gesetz angeboten hatte, und jedes Volk schlug es ihm aus. Nur Israel nahm es dankend an, und die Erwählung ist sozusagen der Lohn der Vorväter. Dieses Erwählungsgefühl schwingt im jüdischen Volk durchgehend mit und die Propheten deuteten ja immer wieder an, dass der Erlöser für alle Völker dieser Erde kommen würde. Als es dann so weit war, wollten die Juden dies nicht einsehen, sie wollten das Ende ihrer Erwählung nicht anerkennen.

Ein praktisches Beispiel bietet die Priesterkaste im Volk aus Priestern: Die Kohenniten bilden die direkte väterliche Nachkommenschaft des Aharons, Bruder Moses. Für diese theokratisch-adelige Priesterkaste gab es eigene Gesetze und Verordnungen, die nur jene Menschen betraf, deswegen ist eine Abstammung von Priestern unter heutigen Juden noch nach 3.300 Jahren familiär überliefert und mit heutigen DNA-Forschungen bestätigt. Für die väterlichen Nachkommen von Kohenniten sind jüdische Gesetze relevant, die sehr viel strenger als einfache jüdische Gesetze sind. Beispielsweise darf ein Kohen keinen Friedhof betreten, auch nicht für Beerdigungen der engsten Verwandten.
Für diese Priester galten also eigene Gesetze, die ein gesonderter Teil des Volkes Israel sind - nur sind jene Gesetze für die heutige Christenheit absolut unrelevant geworden. Sie sind zwar nicht aus dem AT gestrichen, aber sie sind einfach nicht mehr nötig, da das Priesteramt der Juden von Gott persönlich abgeschafft wurde - es benötigt keine Leviten und Kohenniten mehr, um Gott zu huldigen und ihm zu opfern.
Hier sehe ich eine Analogie zum Judentum und zum jüdischen Volk selbst - zwar mag es noch bestehen und es mag noch immer ein besonderes Volk sein (Welches antike Volk existiert denn noch in solcher Geschlossenheit und sicherer Überlieferung? Kein Anderes.), aber die geistliche Relevanz und die Heilsnotwendigkeit haben sie durch den Messias und die Erlösung aller Menschen verloren. Mit dem Erscheinen des Messias ist die Erwählung Israels vollendet worden und das der Sinn des Volkes, welches einzig und allein die Entwicklung hin zu Jesus war, wurde beendet.
Das mag hart klingen, aber im Grunde ist das nichts Schlimmes - sie haben ihren Zweck erfüllt und hätten im Leibe Christi aufgehen sollen. Einige taten es, noch mehr tun es heute, Gott sei Dank!, und noch mehr verbleiben in ihrem starren Blick auf die Tradition und Kultur, die sie nun anbeten.
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. - Joh 10, 27-28

janosch
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#15 Re: Wurzeln des Antisemitismus

Beitrag von janosch » Do 12. Apr 2018, 18:43

Rilke hat geschrieben;

...Heilsnotwendigkeit haben sie durch den Messias und die Erlösung aller Menschen verloren. Mit dem Erscheinen des Messias ist die Erwählung Israels vollendet worden und das der Sinn des Volkes, welches einzig und allein die Entwicklung hin zu Jesus war, wurde beendet.
Das mag hart klingen, aber im Grunde ist das nichts Schlimmes - sie haben ihren Zweck erfüllt und hätten im Leibe Christi aufgehen sollen. Einige taten es, noch mehr tun es heute, Gott sei Dank!, und noch mehr verbleiben in ihrem starren Blick auf die Tradition und Kultur, die sie nun anbeten.

Das nennt man auch Religion!

Und sie dürfen ausüben...so vie alle anderen, aber Verblödung und ein Zionismus das mit ein Rassistische Ideologie verbunden ist, inkl. ein solche Staat mit ein Religion vorantreiben ist nicht ein ioten besser als der Islam! Wenn die Christen das mit machen wollen, und das unterstützen, damit Christus im dreck ziehen wollen, dann sind sie auch nicht ein Ioten Besser! :cry:

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1Johannes4
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#16 Re: Wurzeln des Antisemitismus

Beitrag von 1Johannes4 » Do 12. Apr 2018, 19:09

Hallo Helmuth,

was mich an den modernen Formen des Antisemitismus mit am Meisten "fasziniert", ist, dass deren heutige Vertreter häufig sogar glauben, dass sie selber keine antisemitische Tendenzen hätten. Oft muss man z.B. nur mal genauer hinsehen und wird feststellen, dass diejenigen bei Juden oder auch heutigen Israelis deutlich strengere Maßstäbe anlegen als bei anderen vergleichbaren Gruppen.

Eine interessante Abhandlung über Antisemitismus fand ich vor geraumer Zeit bei der "Bundeszentrale für politische Bildung", die ich als Lektüre empfehle, da darin auch unterschiedliche Facetten erörtert werden:
http://www.bpb.de/politik/extremismus/a ... smus?p=all

Grüße,
Daniel.
Da der hiesige Admin willkürlich meine Beiträge löscht, lohnt es sich nicht hier noch mitzulesen bzw. sich mit Kommentaren einzubringen. Wünsche Euch alles Gute.

janosch
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#17 Re: Wurzeln des Antisemitismus

Beitrag von janosch » Do 12. Apr 2018, 19:33

1Johannes4 hat geschrieben:Hallo Helmuth,

was mich an den modernen Formen des Antisemitismus mit am Meisten "fasziniert", ist, dass deren heutige Vertreter häufig sogar glauben, dass sie selber keine antisemitische Tendenzen hätten. Oft muss man z.B. nur mal genauer hinsehen und wird feststellen, dass diejenigen bei Juden oder auch heutigen Israelis deutlich strengere Maßstäbe anlegen als bei anderen vergleichbaren Gruppen.


Kannst du mir eine beispiel sagen? Ich denke diese Maßstab ist gleich aufgestellt bei jeden Religion, das Problem ist daran, wie auch immer, das diese Religiöse Ramen diese Religionen „irgend“ ein Grund verlassen werden. Und genau das dürfte nicht sein.

Darum heißt es meistens von unsere Christlichen Regierung und deren Medien, -wird es Lauthals gepredigt,wen um das Islam geht,- der Staat und Religion Trennen muß! Und bei den Jüdische, oder eben die Christlichen nicht der fall ist! Wieso wird es hier nicht verlangt??? :o

Helmuth
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#18 Re: Wurzeln des Antisemitismus

Beitrag von Helmuth » Do 12. Apr 2018, 19:45

Rilke hat geschrieben: ... sie haben ihren Zweck erfüllt und hätten im Leibe Christi aufgehen sollen.
An dieser Stelle widerspreche ich. Sie hätten nicht im Leib Christi aufgehen sollen, sondern sie sollten an deren Spitze stehen. Und zwar gesamtheitlich, sowohl geistlich als auch politisch und wirtschaftlich. Lies dazu die Segensbestimmungen aus 5 Mose 28.1-14.

Du vergleichst den Istzustand mit ihrem Sollzustand und ziehst daraus die falschen Schlüsse, auf die uns Paulus in Römer 11 hinweist. Derart beginnt Antisemitismus von christlicher Seite und vor den Konsequenzen warnt er entsprechend auch.

Ich sage nicht, dass dieses Denken dich beherrscht, aber als falsch befinde ich es dennoch. Bei anderen ist es bereits ausgeprägt, wie hier zum Beispiel Janosch mittlerweile offenkundig Zeugnis ablegt. Er hasst das Volk bereits, das denke ich bei dir ja doch nicht.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Rilke
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#19 Re: Wurzeln des Antisemitismus

Beitrag von Rilke » Do 12. Apr 2018, 20:11

Helmuth hat geschrieben: Sie hätten nicht im Leib Christi aufgehen sollen, sondern sie sollten an deren Spitze stehen. Und zwar gesamtheitlich, sowohl geistlich als auch politisch und wirtschaftlich. Lies dazu die Segensbestimmungen aus 5 Mose 28.1-14.
Hm, da haben wir wirklich unterschiedliche Auffassungen.
Dann wäre den Juden ja eine ewige Rolle als Parallelexistenz bestimmt. Traurig wäre das, wenn sie nie im Leibe Christi aufgehen könnten sich stets als gesondertes Volk sehen müssten.

Vergiss nicht das Gleichnis vom Winzer, Jesus sagte deutlich:
"Was wird nun der Besitzer des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Winzer vernichten und den Weinberg anderen geben. Habt ihr nicht das Schriftwort gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden."

Für mich ist ein Jude, sogar ein Stammesbruder meinerseits, zum Vorbild geworden: Hermann Cohen, der Karmelit
Er ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Mann der selbstverliebtesten Familie der Welt all seinen Stolz wegwirft und sich Jesus zum Vorbild nimmt.

Helmuth hat geschrieben:Ich sage nicht, dass dieses Denken dich beherrscht, aber als falsch befinde ich es dennoch.
So sei es. Aber ein Antisemit bin ich selbstverständlich nicht, schön blöd wär ich. :lol:
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. - Joh 10, 27-28

Otto
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#20 Re: Wurzeln des Antisemitismus

Beitrag von Otto » Do 12. Apr 2018, 23:14

Helmuth hat geschrieben:
Otto hat geschrieben: Ich meine deine Einstellung inzwischen zu kennen: Jeder der sagt, "nicht die Abstammung sondern der Glaube ist wichtig", ist schon -für dich- ein Antisemit.
Blödsinn, bitte mein Ottchen, bleib seriös.
Lass uns nach Gründen für Antisemitmus suchen und nicht wer wen auf den Kopf scheißt.
Blödsinn? Deine Worte:
Helmuth hat geschrieben:Wer die Worte des Paulus und das Wesen der zwei unterschiedlichen Bündnisse nicht versteht, oder vielleicht auch nicht verstehen will, das ist schwer zu beurteilen, mit dem kann ich das nicht weiter ausführen.Dessen Geist könnte hier durch den Geist des Antisemitismus blockiert sein. Wenn es mir aber an Weisheit mangelt, es besser zu erklären, dann kann ich nichts machen.
LGrüße von Otto

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