Wer verführte David?

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closs
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#171 Re: Wer verführte David?

Beitrag von closs » Mi 23. Nov 2016, 16:44

Halman hat geschrieben:Mir ging es darum, festzustellen, dass auch klein geschrieben Wörter sich auf Gott beziehen können.
Ja, ganz zu Recht.

Halman hat geschrieben:Martin M .Buber war Religionsphilosoph und Dichter. Daher nehme ich an, dass er sprachlich sehr bewandert war.
Genau das iste der Punkt. Mir würde es schwerfallen, ihm sprachliche Schlamperei zu unterstellen. - Und gerade deswegen ist seine Übersetzung von 2.Sam. eigentlich klar im Sinne von 1.Chr. - es steht bei Buber in beiden Fällen (in unterschiedlichen Worten) semantisch dasselbe da.

Halman hat geschrieben:"Jener" könnte sich auf Jahwe beziehen
SChwierig - im Deutschen bezieht sich bei genauem Gebrauch "jenes/jener" auf etwas Ferneres als "dieses/dieser". - Da aber "Jahwe" (bzw. sein Zorn) das näheste Hauptwort vor "jener" ist, kann es sich darauf nicht beziehen.

Im LAteinische ist es übrigens ähnlich: "iste - dieser"/"ille - jener". - Allerdings ist leider in der Vulgata der Satz anders kontruiert, so dass man auf diesem Wege nichts rauskriegen kann.

Halman hat geschrieben:Die erste Stelle, in der das Wort שָׂטָן (ßatán) in der Bibel erscheint, ist Num 22:22 und bezieht sich dort auf JaHWeHs Engel, welcher sich Bileam als Widergeist (gem. der Naftali Herz Tur-Sinai-Übersetzung) in den Weg stellte.
Bei Buber heisst es "Hinderer" - passt also.

Auch hier könnte man eine Lösung finden, wenn man (wie es die messianischen Christen tun) den Satan als Funktions-Größe Gottes verstehen ("der, der im Auftrag Gottes versucht) - dann wäre der Satan so etwas Ähnliches wie der "Lügengeist" in 1.Kön. 22,22 (nur halt viel mächtiger).

Halman hat geschrieben:Kannst Du die altgriechische Entsprechung für "jener" finden?
οὗτος αὕτη = dieser. - Für "jene" scheint es keine Entsprechung zu geben.

Halman hat geschrieben:Könnte man nicht sparsamer übersetzen?
Möglich - aber der Verfasser hat es halt so geschrieben.

Halman hat geschrieben:Dies, und die paläohebräische Schrift einer Qumran-Handschrift, sprechen meiner Meinung für eine vorexilische Abfassung des Buches Hiob.
Gut möglich. - Das Mindeste ist, dass man keine Schlussfolgerungen zieht, die nur funktionieren, wenn es nach-exilisch wäre.

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Münek
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#172 Re: Wer verführte David?

Beitrag von Münek » Mi 23. Nov 2016, 16:47

Halman hat geschrieben:Bibelwissenschaft wird zur Datierung ausgesagt:
Das Alter der vorliegenden weisheitlichen Erzählung ist sehr umstritten. Die Erwähnung des Satan in Sach 3 und die Nähe der Erzählweise zur Josefsnovelle und dem Jonabuch scheinen aber darauf hinzuweisen, dass die Teile in nachexilischer Zeit entstanden sind. Es ist gut denkbar, dass die Erzählung auf eine ältere Legende zurückgreift, die nicht schriftlich erhalten ist.
In der "Einleitung in das Alte Testament" von Erich Zenger u.a., 6. Auflage heißt es auf S. 344 als Fazit:

"So wird man die Entstehung des Ijobbuches am ehesten in die Zeit des 5.- 2. Jh.s. v.Chr. ansetzen."

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