War Hiob eine historische Person?

Themen des alten Testaments
Helmuth
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#1 War Hiob eine historische Person?

Beitrag von Helmuth » Fr 26. Jan 2018, 15:16

Das Buch Hiob bereitet mir seit eh und je ein wenig Kopfzerbrechen. Nicht in der Hinsicht, dass ich bei diesem Buch an dessen Inspiration von Gott zweifle, sonder ob es sich bei Hiob um eine historische Persönlichkeit gehandelt hatte.

Bei den ersten beiden Kapitel aus Mt. bin ich in umgekehrter Weise aufgrund einiger Hinweise durch euch zum dem Schluss gekommen, dass an der Historizität der Ereingisse weniger zu zweifeln ist, dafür aber, mit Verlaub, ist die Inspiration für mich weiterhin nicht gegeben. Sachliche Diskussion zu Mt. bitte aber weiterhin dort, hier bitte nur für das Buch Hiob.

Am Buch Hiob stelle ich bis heute nicht das Zeugnis durch Gottes Inspiration in Frage, sondern das der Historizität. Aus diesem Grund habe ich die Themenfrage auch nicht unter Bibelkritik wie bei Mt. 1 und 2 platziert sondern unter Altes Testament (AT).

Welche Hinweise können für oder gegen die Historizität Hiobs geliefert werden?
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

jsc
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#2 Re: War Hiob eine historische Person?

Beitrag von jsc » Fr 26. Jan 2018, 15:41

Dafür würde ja sprechen, dass die Bibel selbst die Geschichte nicht als Gleichnis formuliert ("... Ist wie ein ..." etc), oder?
Aber irgendwie wundert es mich nicht, dass gerade du dieses Thema eröffnest...mit welchen Büchern hast du denn sonst noch Probleme? :mrgreen:

Abischai
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#3 Re: War Hiob eine historische Person?

Beitrag von Abischai » Fr 26. Jan 2018, 15:44

Ich meine, Hiob hat kurz nach der Flut gelebt und teile damit die Ansicht vieler Ausleger.

Es wird das Volk Gottes nicht erwähnt, obwohl einige Ortsangaben nahe dem späteren Israel liegen.
Die selbstverständliche Nennung zweier Saurier legt nahe, daß das Geschehen kurz nach der Flut stattfand.
Einige Namen sind auch aus der Zeit nach Abraham (etwas zu Jakobs Zeit) bekannt, was nach Anachronismen aussieht.
Dabei kann es sich aber um zufällige Namensgleichheiten handeln.

Ich sehr keinen Grund, warum Hiob NICHT historisch sein sollte, ist mir nicht bekannt, und nach den Grundzügen evang. Schriftauslegung gilt das Buch solange als direkt, bis Elemente sichtbar werden, die dem Kontext der Bibel widerspärchen, so sie denn direkt verstanden würden. Nur in letzterem Falle sollte davon ausgegangen werden, daß es sich um Bilder handelt.

Da ich aber nichts erkennen kann, was bei wörtlichem Verständnis der Bibel widerspräche, gehe ich davon aus, daß Hiob historisch ist.
Die Art der Niederschrift im Stil eines Epos könnte einfach eine künsterlische Art sein, die aber auf einer wahren Begebenheit beruht und allenfalls in einzelnen Punkten zum Zwecke der Lehre etwas überhöhte Aussagen haben könnte.
Novellen haben solchen Charakter.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

Abischai
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#4 Re: War Hiob eine historische Person?

Beitrag von Abischai » Fr 26. Jan 2018, 15:46

jsc hat geschrieben:Dafür würde ja sprechen, dass die Bibel selbst die Geschichte nicht als Gleichnis formuliert ("... Ist wie ein ..." etc), oder?...
In Gleichnissen werden niemals konkrete Namen genannt, sondern immer nur anonyme Figuren dargestellt. Im Buch Hiob sind alle beteiligten namentlich genannt, sogar die Räuber werden ihrer Herkunft nach ziemlich genau benannt (wenn auch nicht namentlich).
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Helmuth
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#5 Re: War Hiob eine historische Person?

Beitrag von Helmuth » Fr 26. Jan 2018, 16:42

Abischai hat geschrieben: Ich meine, Hiob hat kurz nach der Flut gelebt und teile damit die Ansicht vieler Ausleger.
Naja Ausleger halt. Das relativert die Sache damit für mich. Roger Liebi z.B. meint, das Buch wurde von Mose abgefasst. Hinweise dazu habe ich keine weiteren.

Hi 1, 1 hat geschrieben: Es war Mann im Lande Uz, sein Name war Hiob; und selbiger Mann war vollkommen und rechtschaffen und gottesfürchtig und das Böse meidend.
Wo liegt das Land Uz? Es sind, wie du richtig sagt, Namen nach der Flut. Der Namen wir erwähnt abr nicht das Land. Es gibt eigentlich nur wenige Namen, sich zu einem Volk mit Landnamen entwickelt haben, zuallererst Israel, dann Moab oder Edom oder Mizrajim und das berüchtigte Babel. Aber für Uz als Land kennt die Schrift keine nähere geographische oder völkische Beschreibung.

Hi 1, 6 hat geschrieben: Und es geschah eines Tages, da kamen die Söhne Gottes, um sich vor Jehova zu stellen; und auch der Satan kam in ihrer Mitte.
Nach der Vorstellung der Familie Hiobs wird diese Begebenheit geschildert. Das war mir bislang der stärkste Hinweis darauf, dass keine historische Berichterstattung vorliegt.

Abischai hat geschrieben:In Gleichnissen werden niemals konkrete Namen genannt, sondern immer nur anonyme Figuren dargestellt.
Dazu gibt es ein Gegenbeispiel bzgl. Jesu Erzählung über Abraham und Lazarus aus Lk.16. Im Gegensatz zu Hiob spielt sich diese Geschichte im Totenreich ab. Die Namen sind konkret.
Zuletzt geändert von Helmuth am Fr 26. Jan 2018, 17:00, insgesamt 1-mal geändert.
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#6 Re: War Hiob eine historische Person?

Beitrag von jsc » Fr 26. Jan 2018, 17:00

Dein Gegenbeispiel ist eigentlich keins

Helmuth
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#7 Re: War Hiob eine historische Person?

Beitrag von Helmuth » Fr 26. Jan 2018, 17:09

jsc hat geschrieben:Dein Gegenbeispiel ist eigentlich keins
Abraham wurde hier von Jesus für eine Geschichte benutzt. Er selbst war natürlich eine historische Persion, das wäre dann der Unterschied zu Hiob. aber die Erzählung von Jesus ist m.E. fiktiv. Hast du Hinweise, welche hier eine Historizität belegen? Das wäre sachdienlich.

Im Tanach steht das Buch Hiob nicht in den Geschichtsbüchern (der Propheten) eingereiht, sondern unter der "Schrift", als eine Sammlung, welche wie die Sprüche oder Psalmen einzureihen sind. Es gibt AT-Experten, die dem Buch den Status Literatur geben.

Wäre ja nicht weiter schlimm, oder? Zumal es Jesus dann auch gemacht hatte. Die göttliche Botschaft ist aber klar: Kein Satan kann dem Rechtschaffenen etwas anhaben oder bei Jesu Erzählung: Es gibt für Gottlose kein Entrinnen dem Feuer der Hölle nach dem Tode.

Ich suche also auch Hinweise, welche das Buch als Literatur belegen können.
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#8 Re: War Hiob eine historische Person?

Beitrag von Travis » Fr 26. Jan 2018, 19:10

Im Hinblick auf

Hesekiel 14,14
und wenn dann diese drei Männer im Lande wären, Noah, Daniel und Hiob, so würden sie durch ihre Gerechtigkeit allein ihr Leben retten, spricht Gott der HERR.
und
Hesekiel 14,19+20
19 Oder wenn ich die Pest in dies Land schicken und meinen Grimm darüber ausschütten würde mit Blutvergießen, um Menschen und Vieh darin auszurotten, 20 und Noah, Daniel und Hiob wären darin – so wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Sie würden durch ihre Gerechtigkeit weder Sohn noch Tochter retten, sondern allein ihr eigenes Leben.
und
Jakobus 5,8-11
8 Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe. 9 Seufzt nicht widereinander, damit ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht vor der Tür. 10 Nehmt zum Vorbild des Leidens und der Geduld die Propheten, die geredet haben in dem Namen des Herrn. 11 Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben. Von der Geduld Hiobs habt ihr gehört und habt gesehen, zu welchem Ende es der Herr geführt hat; denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.
wird Hiob, ebenso wie Noah und Daniel, zumindest innerbiblisch als historische Person angesehen.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

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#9 Re: War Hiob eine historische Person?

Beitrag von Lena » Fr 26. Jan 2018, 19:21

Eine Aussage die dem Hiob zugeschrieben wird, finde ich erwähnenswert:

Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt
Hiob 19,25
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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Travis
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#10 Re: War Hiob eine historische Person?

Beitrag von Travis » Fr 26. Jan 2018, 20:43

Lena hat geschrieben:Eine Aussage die dem Hiob zugeschrieben wird, finde ich erwähnenswert: Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt
Hiob 19,25
Ja, diese Aussage ist Klasse! :)
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

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