Warum dürfen gebrechliche Menschen Gott nicht opfern?

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GanzBaff
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#1 Warum dürfen gebrechliche Menschen Gott nicht opfern?

Beitrag von GanzBaff » Di 2. Jul 2013, 10:00

Im 3. Buch Mose listet Gott die Bestimmungen für Priester auf. Unter anderem gebietet er, dass Menschen mit Gebrechen ihm nicht opfern dürfen, damit er nicht entweiht wird. Wie passt dass zum späteren Jesus, der sich gerade der Gebrechlichen annimmt?

3. Mose 21, 16-24 hat geschrieben:16 Und der HERR redete mit Mose und sprach:
17 Sage zu Aaron: Wenn einer deiner Nachkommen in künftigen Geschlechtern einen Fehler hat, der soll nicht herzutreten, um die Speise seines Gottes zu opfern.
18 Denn keiner, an dem ein Fehler ist, soll herzutreten, er sei blind, lahm, mit einem entstellten Gesicht, mit irgendeiner Missbildung
19 oder wer einen gebrochenen Fuß oder eine gebrochene Hand hat
20 oder bucklig oder verkümmert ist oder wer einen weißen Fleck im Auge hat oder Krätze oder Flechten oder beschädigte Hoden hat.
21 Wer nun unter Aarons, des Priesters, Nachkommen einen Fehler an sich hat, der soll nicht herzutreten, zu opfern die Feueropfer des HERRN; denn er hat einen Fehler. Darum soll er sich nicht nahen, um die Speise seines Gottes zu opfern.
22 Doch essen darf er die Speise seines Gottes, vom Heiligen und vom Hochheiligen.
23 Aber zum Vorhang soll er nicht kommen noch zum Altar nahen, weil ein Fehler an ihm ist, damit er nicht entheilige mein Heiligtum; denn ich bin der HERR, der sie heiligt.
24 Mose aber sagte dies zu Aaron und zu seinen Söhnen und zu allen Israeliten.

Irgendwo hat es geheißen, Gott widerspreche sich nicht, er ändere seine Meinung nicht, und er sei zu allen Zeiten derselbe. Ich verstehe diesen Widerspruch nicht.

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Andreas
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#2 Re: Warum dürfen gebrechliche Menschen Gott nicht opfern?

Beitrag von Andreas » Di 2. Jul 2013, 10:26

Ich nehme mal an, dass es versinnbildlichen soll, worum es geistlich geht. Damit wir uns Gott nähern können, müssen wir uns auch seiner "Vollkommenheit" annähern. Jesus ist uns als Heiler (Heiland) zur Seite gestellt, damit wir sprirituell "gesunden" können. Wenn uns unsere Sünden nicht vergeben sind, sind wir geistlich nicht auf der gleichen Wellenlänge, was die Gemeinschaft (Kommunion) mit Gott unmöglich macht. Erst wenn wir auf der gleichen Wellenlänge sind, können wir Gott auf die gleiche Weise erkennen, wie Gott uns erkannt hat.

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GanzBaff
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#3 Re: Warum dürfen gebrechliche Menschen Gott nicht opfern?

Beitrag von GanzBaff » Di 2. Jul 2013, 10:48

Also ist diese Bibelstelle (die ja recht genaue Diagnosen stellt) eher symbolisch zu verstehen? Blind sein, lahm sein, zerquetschte Hoden zu haben, bucklig oder verkrüppelt zu sein... also alles "nur" sinnbildliche Folgen von Sünde?

Woher nimmt man die Gewissheit, dass solche Bibelstellen der Interpretation bedürfen, während andere wörtlich zu nehmen sind? Vor ein paar Monaten hätte ich selbst noch argumentiert: "Wir können nicht wissen was Gott mit diesen Regeln bezwecken will, aber es hat einen Grund, sonst stünde es nicht in der Bibel". Nun frage ich mich aber: Beruhen dererlei Gesetze nicht viel eher auf allzu menschlichem Bedürfnis gewissen Leuten eine Vorrangstellung zu geben? (Hier: Priester, Gesunde) Und wenn dem so ist, warum steht dort: "Der HERR aber sprach..."?

Hätte Gott also gewollt, dass nur "geistig reine" Menschen ihm opfern, warum hat er es nicht genau so gesagt? Warum spricht er körperliche Gebrechen an?

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Andreas
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#4 Re: Warum dürfen gebrechliche Menschen Gott nicht opfern?

Beitrag von Andreas » Di 2. Jul 2013, 11:04

GanzBaff hat geschrieben:Hätte Gott also gewollt, dass nur "geistig reine" Menschen ihm opfern, warum hat er es nicht genau so gesagt? Warum spricht er körperliche Gebrechen an?
Aus dem gleichen Grund, warum Jesus in Gleichnissen gesprochen hat. Das ist so ähnlich wie bei der Fernsehwerbung. Da werden zwei Botschaften gesendet. Eine, die sich an das Bewusstsein richtet und die andere, die sich an das Unterbewusstsein richtet. Letztere ist die viel wirksamere, obwohl man die gar nicht bewusst mitkriegt. Deswegen meinen die meisten, dass Werbung bei ihnen nicht funktioniert. Die Werbung funktioniert, sonst würden nicht Milliarden dafür ausgegeben.

Auch Riten funktionieren auf dieser Ebene. Die Stiftshütte mit ihren drei Bereichen symbolisiert verschiedene Stufen auf dem Weg zu Gott oder verschiedene "Himmel".
Stell dir vor, du bist ein heliumgefüllter Balon der zu Gott in den Himmel reisen will. Deine Sehnsucht ist das Helium, das dich nach oben ziehen will. Die im Boden verankerten Stricke halten dich am Boden. Du bist noch in der Sündhaftigkeit verstrickt. Wenn die Stricke los sind, beginnst du abzuheben. Um noch höher zu kommen, wirst du weiteren Ballast (sandgefüllte Säcke) abwerfen müssen. Staub zu Staub.

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#5 Re: Warum dürfen gebrechliche Menschen Gott nicht opfern?

Beitrag von Martinus » Di 2. Jul 2013, 11:12

GanzBaff hat geschrieben:Im 3. Buch Mose listet Gott die Bestimmungen für Priester auf. Unter anderem gebietet er, dass Menschen mit Gebrechen ihm nicht opfern dürfen, damit er nicht entweiht wird. Wie passt dass zum späteren Jesus, der sich gerade der Gebrechlichen annimmt?


Nicht nur Priester,das galt auch für Opfer. Unter dem mosaischen Gesetz mußten die Opfertiere fehlerlos, ohne Makel sein.
Jesus war ebenfalls ein ‘ein makelloses und fleckenloses Lamm’.
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Andreas
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#6 Re: Warum dürfen gebrechliche Menschen Gott nicht opfern?

Beitrag von Andreas » Di 2. Jul 2013, 12:07

GanzBaff hat geschrieben:Hätte Gott also gewollt, dass nur "geistig reine" Menschen ihm opfern, warum hat er es nicht genau so gesagt? Warum spricht er körperliche Gebrechen an?
Woher nehmen und nicht stehlen? Es gibt keine geistig reinen Menschen. Ihre geistige Unreinheit sieht man aber nicht - körperliche Fehler können gesehen werden. Es geht vordergründig um das Bild, das vom Volk bei Rituellen Handlungen wahrgenommen wird.
GanzBaff hat geschrieben:Also ist diese Bibelstelle (die ja recht genaue Diagnosen stellt) eher symbolisch zu verstehen? Blind sein, lahm sein, zerquetschte Hoden zu haben, bucklig oder verkrüppelt zu sein... also alles "nur" sinnbildliche Folgen von Sünde?
Das sind keine Folgen von Sünde. Der Piester soll mit seiner körperlichen Reinheit sinnbildlich für geistige Reinheit stehen - auch wenn er geistig natürlich nicht rein ist.
GanzBaff hat geschrieben:Woher nimmt man die Gewissheit, dass solche Bibelstellen der Interpretation bedürfen, während andere wörtlich zu nehmen sind?
Die Auswahl fällt leicht. Alles was in der Bibel steht ist ein Sinnbild für spirituelle Phänomene. Würde mein Balonbeispiel in der Bibel stehen, wäre die Atmosphäre voll mit balonfahrenden Christen, die alles viel zu wörtlich nehmen. :lol: Gott im Himmel kämen sie durchs Balonfahren nicht viel näher.
GanzBaff hat geschrieben:Beruhen dererlei Gesetze nicht viel eher auf allzu menschlichem Bedürfnis gewissen Leuten eine Vorrangstellung zu geben? (Hier: Priester, Gesunde) Und wenn dem so ist, warum steht dort: "Der HERR aber sprach..."?
Weil den Priestern und Pharisäers ihre Vorrangstellung wichtiger wahr, als ihre eigentliche Aufgabe die Unterweisung in spirituellen Dingen, war Jesus so sauer auf sie. Sie haben sich selbst, und was viel schlimmer ist, auch die ihnen Anvertrauten an der spirituellen Entwicklung behindert. Es geht nicht um die Gesetze und Gehorsam sondern um geistliche Entwicklung, um Erkenntnis des Transzendentalen. Menschen können so ziemlich alles pervertieren.

Martinus
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#7 Re: Warum dürfen gebrechliche Menschen Gott nicht opfern?

Beitrag von Martinus » Di 2. Jul 2013, 13:18

Andreas hat geschrieben: war Jesus so sauer auf sie. Sie haben sich selbst, und was viel schlimmer ist, auch die ihnen Anvertrauten an der spirituellen Entwicklung behindert. .
nicht nur behindert, Jesus war da deutlicher
Mt 23,13 Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließt vor den Menschen! Ihr geht nicht hinein und die hineinwollen, lasst ihr nicht hineingehen.
Quelle Luther
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#8 Re: Warum dürfen gebrechliche Menschen Gott nicht opfern?

Beitrag von GanzBaff » Di 2. Jul 2013, 18:18

Nur damit ich das richtig verstehe:

Diese Gebote sind von Gott. Sie sind aber von Gott nicht so gemeint wie er es gesagt hat sondern sie sind sinnbildlich zu verstehen, quasi nur eine manipulative Werbebotschaft. Gott wollte nur geistig reine Menschen, die es aber nicht gibt, also versteckte er die Botschaft in einer anderen Ebene. Weil die Priester seine Gebote wörtlich nahmen, wurde Gott zornig. Jegliche Bestrebungen die Bibel wörtlich zu nehmen sind falsch, da die Bibel immer nur spirituelle Phänomene umschreibt? Also ist alles doch eher unverbindlich für jene, die die Worte verstehen, und jene die sie nicht verstehen gehören nicht zum Volk Gottes.

:?: :?: :?:

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#9 Re: Warum dürfen gebrechliche Menschen Gott nicht opfern?

Beitrag von Martinus » Di 2. Jul 2013, 18:52

GanzBaff hat geschrieben:Nur damit ich das richtig verstehe:

Diese Gebote sind von Gott. Sie sind aber von Gott nicht so gemeint wie er es gesagt hat sondern sie sind sinnbildlich zu verstehen, quasi nur eine manipulative Werbebotschaft.
Die Gebote waren im AT verbindlich. Hier eine Begebenheit die das zeigt. Es war verboten die Bundeslade zu berühren.
6 Als sie zur Tenne Nachons kamen, drohten die Rinder den Wagen umzuwerfen. Da griff Usa nach der Lade Gottes und hielt sie fest. 7 Sofort flammte Jahwes Zorn gegen Usa auf. Gott schlug ihn wegen seiner Respektlosigkeit, sodass er dort neben der Lade Gottes starb.
NEÜ 2. Samuel 6
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#10 Re: Warum dürfen gebrechliche Menschen Gott nicht opfern?

Beitrag von GanzBaff » Di 2. Jul 2013, 19:44

Martinus hat geschrieben:Die Gebote waren im AT verbindlich. Hier eine Begebenheit die das zeigt. Es war verboten die Bundeslade zu berühren.
Also doch wörtlich nehmen? Wer hat noch eine dritte Meinung?

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