Verhängnisvoller Missionsbefehl

closs
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#281 Re: Verhängnisvoller Missionsbefehl

Beitrag von closs » Do 26. Nov 2015, 12:28

Pluto hat geschrieben:Aus Sicht der "dritten Person" kann man sehr wohl zwischen Wahrnehmung und Vorstellung (Illusion) unterscheiden.
Ganz zu Ende gedacht stimmt das auch nicht, denn jede dritte Person ist auch wieder Subjekt. :!: - Aber ich weiss, was Du meinst.

Pluto hat geschrieben:Sie ist "eingebildet" sofern sie nicht intersubjektiv bestätigt werden kann.
OK - hieße das dann, dass eine intersubjektiv nicht bestätigte Sache (man macht ja nicht über alles ein wissenschaftliches Projekt) so lange "Vorstellung" ist, bis sie wissenschaftlich bestätigt ist?

Wenn ja: Dann könnten doch meine Vorstellungen über Deine Tochter zutreffend sind, selbst wenn für mich noch nicht nachgewiesen ist, dass es sie gibt - nicht wahr? - Also können sich Vorstellungen auf etwas Reales beziehen - oder nicht?

Pluto hat geschrieben:Nein kann es nicht....
Das ist der Knackpunkt. - Du vertrittst eine erkenntnis-wissenschaftliche Position, die wissenschaftliches Arbeiten nur dann als solches anerkennt, wenn der Gegenstand dieses Arbeitens intersubjektiv nachweisbar ist. - Dies entspricht nicht dem Status Quo der Wissenschafts-Theorie.

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#282 Re: Verhängnisvoller Missionsbefehl

Beitrag von closs » Do 26. Nov 2015, 12:31

Savonlinna hat geschrieben:Dann definiere erst mal Logik.
Ach Du lieber Gott. - Am Ende kommt raus, dass nur die Beobachtung Maßstab sein kann - dann müsste man aber Mathematik und Philosophie knicken.

Zu Deiner gewünschten Definition (wik): "Unter Logik (von altgriechisch λογικὴ τέχνη logiké téchnÄ“ ‚denkende Kunst‘, ‚Vorgehensweise‘) versteht man die Lehre des vernünftigen Schlussfolgerns. In der Logik wird die Struktur von Argumenten im Hinblick auf ihre Gültigkeit untersucht, unabhängig vom Inhalt der Aussagen".

Savonlinna hat geschrieben:Mit Formalismen kannst Du nicht aufweisen, dass man Dogmen wissenschaftlich begründen kann.
Man beachte das Geblaute.

Savonlinna hat geschrieben:Du willst Durch eine allgemeine Denkleistung betrügen.
Wie kommst Du eigentlich auf SO was?

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Münek
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#283 Re: Verhängnisvoller Missionsbefehl

Beitrag von Münek » Do 26. Nov 2015, 12:53

closs hat geschrieben: Ich könnte es nicht, weil mir zur Zeit keine konkreten Materialien vorliegen, mit denen ich es referieren könnte - und ich habe halt keine Lust, mir selbige zu erarbeiten, wenn von vorne herein klar ist, dass man es zum Teil mit Leuten zu tun hat, die es ausschließen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. - Deinen Optimismus, mit Sachargumenten weltanschauliche Schranken zu durchbrechen, teile ich nicht (mehr).

Ich schließe es ja nicht aus, habe aber meine Zweifel, die Du (vielleicht) ausräumen könntest.

Ich lasse mich gern eines Besseren belehren. Dafür sind bloße Behauptungen allerdings unzureichend.


PS
Ich erinnere mich noch sehr genau an Deine Behauptung, dass das (bisher auch von katholischen Fakultäten em-
pfohlene) Standardwerk "Der historische Jesus" von Theißen/Merz nach einer "katholischen Veröffentlichung"
nicht mehr "prüfungsrelevant sein soll". Auf Nachfrage konntest Du diese Behauptung ebenfalls nicht belegen.
Und das war nicht das erste Mal...

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#284 Re: Verhängnisvoller Missionsbefehl

Beitrag von Münek » Do 26. Nov 2015, 13:09

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:In der Tat. Als "Vermittler" müsstest Du Dich nach einem Zweitjob umschauen.
Da ist was dran. - Ich habe in der Tat die (Über-)Macht weltanschaulicher Prägung unterschätzt.

Du solltest für Dein Unvermögen nicht Dritten die Schuld geben.

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#285 Re: Verhängnisvoller Missionsbefehl

Beitrag von Savonlinna » Do 26. Nov 2015, 13:22

closs hat geschrieben: Zu Deiner gewünschten Definition (wik): "Unter Logik (von altgriechisch λογικὴ τέχνη logiké téchnÄ“ ‚denkende Kunst‘, ‚Vorgehensweise‘) versteht man die Lehre des vernünftigen Schlussfolgerns. In der Logik wird die Struktur von Argumenten im Hinblick auf ihre Gültigkeit untersucht, unabhängig vom Inhalt der Aussagen".

Savonlinna hat geschrieben:Mit Formalismen kannst Du nicht aufweisen, dass man Dogmen wissenschaftlich begründen kann.
Man beachte das Geblaute.
Eben. Die Inhalte der Argumente können einen Nullwert haben.
Darum kann auch Deine Aussage, dass jedes Dogma wissenschaftlich begründet werden kann, einen Nullwert haben.

Danach fragen hier alle, und Du ziehst Dich auf formale Richtigkeiten zrück. Der größte Nonsens kann formal richtig hergeleitet sein, und das weißt Du - und dennoch willst Du damit das theologische Fach Dogmatik rechtfertigen.

Das nenne ich Betrügerei. Du wilst den Usern das Gefühl geben, eine logische Herleitung bestätige die Richtigkeit, dass unwissenschaftliche Dogmen wissenschaftlich begründet werden können - obwohl das durch die logische Herleitung nicht bestätigt wird.

Selbst wenn Dogmen wissenschaftlich begründet werden können - was ich in dieser Formulierung allerdings für ziemlich ausgeschlossen halte -, wird das durch eine logische Herleitung nicht bestätigt.

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#286 Re: Verhängnisvoller Missionsbefehl

Beitrag von closs » Do 26. Nov 2015, 13:29

Münek hat geschrieben: Auf Nachfrage konntest Du diese Behauptung ebenfalls nicht belegen.
Stimmt. - Ich habe das aus einem Artikel entnommen, den ich nicht notiert habe - die Aussage galt nach meiner Erinnerung für katholische Universitäten.

Aber warum immer die Nachweise? - Reicht eine Aussage ihres Inhalts Willen nicht? - Aus meiner Sicht wäre der nächste Schritt NICHT gewesen "Wo steht das?", sondern "Was bedeutet das?". - Die Leute, die man zitieren kann, haben es doch auch nur geschrieben. - Wenn man Deinen Weg konsequent geht, müsste man fragen, ob die Leute, die es geschrieben haben, sich geirrt haben. - Oder ob diejenigen sich geirrt haben, von denen sich der, der es geschrieben hat, informiert hat.

Die eigentliche Aussage war, dass es zur Zeit Bewegung gibt in Bezug auf die Abgrenzung zwischen historisch-nüchterner Wissenschaft und theologischer Interpretation in Bezug auf die Bibel. - DAS ist das Thema - und nicht, ob man noch weiß, wo man eine Information her hat. - Du kannst Dich schon drauf verlassen, dass ich keine Informationen erfinde. :|

Münek hat geschrieben:Ich lasse mich gern eines Besseren belehren. Dafür sind bloße Behauptungen allerdings unzureichend.
Würde man Dich überzeugen, dass man Unfalsifizierbares (Dogma, Gott) wissenschaftlich bearbeiten kann, wäre dies keine weltanschauliche, sondern eine erkenntnis-theoretische Aussage. - Es sagt überhaupt nichts pro oder contra Weltanschauung aus.

Münek hat geschrieben:Du solltest für Dein Unvermögen nicht Dritten die Schuld geben.
Da kann Unvermögen dabein sein - ungeachtet dessen habe ich wirklich die Macht weltanschaulicher Prägung unterschätzt.

Du musst Dir das mal vorstellen, in welcher Situation man als Christ ist: Man steht einer Fraktion gegenüber, die nicht einmal anerkennt, dass sie weltanschaulich agiert, weil sie die Maßstäblichlichkeit der Regeln des kritischen Rationalismus als nicht-weltanschaulich versteht - was vollkommen irrig ist. - Man steht also einer Weltanschauung gegenüber, die meint, keine zu sein - diese brillante Selbst-Immunisierungs-Schranken intellektuell zu durchbrechen, ist anscheinend ein Ding der Unmöglichkeit.

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#287 Re: Verhängnisvoller Missionsbefehl

Beitrag von Savonlinna » Do 26. Nov 2015, 13:58

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Auf Nachfrage konntest Du diese Behauptung ebenfalls nicht belegen.
Stimmt. - Ich habe das aus einem Artikel entnommen, den ich nicht notiert habe - die Aussage galt nach meiner Erinnerung für katholische Universitäten.

Aber warum immer die Nachweise? - Reicht eine Aussage ihres Inhalts Willen nicht?
Sie reicht ja nicht einmal Dir selber. Du brauchst immer Autoritäten, auf die Du Dich berufst. Du nimmst die berühmtesten Leute der Erde und behauptest, die würden so denken wie Du.

Wenn es Dir wirklich nur um die Sache ginge, dann müsstest Du keine Autoritäten als Kronzeugen aufrufen.
Insofern reicht Dir Deine eigene Aussage eben selber nicht.

Weist man Dir allerdings nach, dass Du die Autoritäten falsch verstanden hast oder gar nicht kennst, meinst Du sofort, es käme ja gar nicht auf die Autoritäten an, sondern auf den Wahrheitsgehalt.

Was Dich nicht daran hindert, sofort die nächste Autorität zu nennen, die angeblich Deine Meinung vertrete.
Weist man Dir nach, dass Dein Inhalt falsch ist, behauptest Du ohne zu zögern, dass Plato, Eckhart, Descartes alle Deiner Meinung seien. Ja sogar alle Kulturen, alle Religionen seien Deiner Meinung.

Keiner kann das so schnell widerlegen, und darauf setzt Du offensichtlich.
Erst wemm man widerlegt hat, dann sollte man plötzlich wieder nur auf den Inhalt achten.
So kriegst Du jeden kirre.

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#288 Re: Verhängnisvoller Missionsbefehl

Beitrag von closs » Do 26. Nov 2015, 15:12

Savonlinna hat geschrieben:Sie reicht ja nicht einmal Dir selber. Du brauchst immer Autoritäten, auf die Du Dich berufst.
"Brauchen" ist übertrieben. - Aber es ist schon hilfreich, wenn man quer durch die Geistes-Geschichte auf Menschen trifft, die Ähnliches formulieren, was man meint.

Savonlinna hat geschrieben:Weist man Dir allerdings nach, dass Du die Autoritäten falsch verstanden hast oder gar nicht kennst, meinst Du sofort, es käme ja gar nicht auf die Autoritäten an, sondern auf den Wahrheitsgehalt.
Auch das ist richtig. - Aber damit führst Du in ein ganz anderes Feld.

Große Geister sagen manchmal Dinge, die über ihren ursprünglichen Verwendungszweck hinaus einsetzbar sind. - Insofern beißt sich Dein "Der Autor hat es anders gemeint" nicht mit einem "Es passt genauso, wenn man es "so" versteht".

Savonlinna hat geschrieben:Weist man Dir nach, dass Dein Inhalt falsch ist, behauptest Du ohne zu zögern, dass Plato, Eckhart, Descartes alle Deiner Meinung seien.
Sie sind nicht MEINER Meinung, sondern sie formulieren etwas, was haargenau in das passt, was ich meine. - Das ist ein Unterschied.

Savonlinna hat geschrieben:Keiner kann das so schnell widerlegen
Das ist auch der falsche Weg. - Ich erinnere Dich mal an ein Beispiel, das wir schon mal hatten - Heidegger (ohne jetzt darüber groß diskutieren zu wollen - es geht hier um etwas Grundsätzliches):

Sein Hauptwerk "Sein und Zeit" ist (nach meinem Verständnis) NICHT spirituell ausgelegt - es ist eher existentialistisch orientiert. -Trotzdem sind Aussagen daraus spirituell deutbar, wenn man die existenzialistische Ebene in die spirituelle Ebene kippt. - Ob Heidegger es so gemeint hat? - Weiss ich nicht - wahrscheinlich nein. - Ist das relevant? Für den geistigen Gewinn ist es NICHT relevant. - Übrigens: In Spätwerken von Heidegger meine ich herausgelesen zu haben, dass er sein "Sein und Zeit"-System selber spirituell gekippt hat. Aber diese Stellen werde ich sicherlich jetzt nicht finden - nur als Hinweis.

Aber wir reden hier nicht über Heidegger, sondern von der Bedeutung grundlegender Aussagen großer Denker, die über das hinaus gehen können, was die Verfasser/Denker sich gedacht haben, als sie es niedergeschrieben haben. - Deshalb: Was sollen Falsifizierungen in Bezug auf Autoren, wenn es um Inhalte geht? - Diese Falsifizierungen sind dann wichtig, wenn man eine Dissertation o.ä. über Autoren macht.

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#289 Re: Verhängnisvoller Missionsbefehl

Beitrag von Savonlinna » Do 26. Nov 2015, 16:12

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Weist man Dir nach, dass Dein Inhalt falsch ist, behauptest Du ohne zu zögern, dass Plato, Eckhart, Descartes alle Deiner Meinung seien.
Sie sind nicht MEINER Meinung, sondern sie formulieren etwas, was haargenau in das passt, was ich meine. - Das ist ein Unterschied.
Der menschliche Anstand fordert, dass man nicht unter Nietzsche etwas laufen lässt, was das Gegenteil von Nietzsches Denken ist.
Ich erwarte das vor allem von Akademikern, die Respekt vor Autoren haben sollten und sie nicht mutwillig falsch darstellen.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Keiner kann das so schnell widerlegen
Das ist auch der falsche Weg. - Ich erinnere Dich mal an ein Beispiel, das wir schon mal hatten - Heidegger (ohne jetzt darüber groß diskutieren zu wollen - es geht hier um etwas Grundsätzliches):

Sein Hauptwerk "Sein und Zeit" ist (nach meinem Verständnis) NICHT spirituell ausgelegt - es ist eher existentialistisch orientiert. -Trotzdem sind Aussagen daraus spirituell deutbar, wenn man die existenzialistische Ebene in die spirituelle Ebene kippt. - Ob Heidegger es so gemeint hat? - Weiss ich nicht - wahrscheinlich nein. - Ist das relevant? Für den geistigen Gewinn ist es NICHT relevant. - Übrigens: In Spätwerken von Heidegger meine ich herausgelesen zu haben, dass er sein "Sein und Zeit"-System selber spirituell gekippt hat. Aber diese Stellen werde ich sicherlich jetzt nicht finden - nur als Hinweis.
Bevor ich dazwischen gefahren bin, hast Du ohne Ende - ohne jegliche Einschränkung - Dein Denken als Heideggers Denken verkauft.
Erst als ich dann etwas von Heidegger las, merkte ich, dass Du Heidegger verfälschst.
Jetzt wagst Du es in dem gleichen Maße nicht mehr, aber bei anderen Autroren treibst Du es weiter so.
Du beharrst auf Deinem Recht, sie öffentlich falsch darzustellen, weil Du keine Lust hast, sie noch extra dafür zu lesen.
Dir reicht sogar ein einziges Eckhart-Zitat, um Eckhart in Grund und Boden zu verfälschen.

Wenn Du es alleine in der Stube machst, schreit kein Hahn danach.
Wenn Du es öffentlich tust, dann ist das bewusster Betrug. Denn ich weise Dich oft genug darauf hin, dass Du diesen Philosohen auf diese Weise die Ehre abschneidest.

closs hat geschrieben:Aber wir reden hier nicht über Heidegger, sondern von der Bedeutung grundlegender Aussagen großer Denker, die über das hinaus gehen können, was die Verfasser/Denker sich gedacht haben, als sie es niedergeschrieben haben.
DU redsest von Heidegger. Du behauptest, das sei Heidegger, was Du da aufschreibst.
Dein Dasein/Sein-Denken hat nicht die Qualität eines Heideggers, wenn ich das mal so sagen darf. Aber nun werden alle glauben, dass Heidegger nur so eine Denkqualität hat wie Du.

Denn Du schneidest Heidegger alles das ab, was über Dich hinausgeht.
Und darum rege ich mich so darüber auf.

closs hat geschrieben:- Deshalb: Was sollen Falsifizierungen in Bezug auf Autoren, wenn es um Inhalte geht? - Diese Falsifizierungen sind dann wichtig, wenn man eine Dissertation o.ä. über Autoren macht.
Es geht ja DIR um die Autoren. Das bist ja Du, der das allergrößte Gewicht darauf legt, von den berühmtesten Philosphen bestätigt zuw erden.
Es ist mir überhaupt noch kein User begegnet, der sich dermaßen hiter großen Autoren versteckt und permanent behauptet, sie sagten genau das, was man selber meint.

Falsifziieren muss ich ja nur Falschaussagen.
Du bestehst darauf, Falschaussagen über berühmte Autoren machen zu dürfen. Warum?

Warum kannst Du nicht wahrheitsmäß sagen, dass Du keine Ahnung hast, wie Philsoph A das gemeint hat, aber Dir für Dich selber dabei Erkenntnisse zu stande kommen, die wie folgt lauten, Doppelpunkt, Pünktchen, Pünktchen.

Wenn Du meinst, dass ich Dich falsch verstanden hätte, dann korrigierst Du mich ohne Ende.
Also ist es Dir doch nicht egal, was man mit der Person macht.
Nur bei anderen Persönen willst Du das machen dürfen, was Du bei Dir selber nicht duldest.

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#290 Re: Verhängnisvoller Missionsbefehl

Beitrag von closs » Do 26. Nov 2015, 17:27

Savonlinna hat geschrieben:Der menschliche Anstand fordert, dass man nicht unter Nietzsche etwas laufen lässt, was das Gegenteil von Nietzsches Denken ist.
Damit ist es nicht getan - nimm mal Kant: Er wird sowohl als der "Papst" der Aufklärung verstanden als auch als Überwinder der Aufklärung - für beides gibt es genug Gründe.

Dein Satz stimmt dann, wenn sicher ist, was ein Autor wirklich gedacht hat - dazu wird man in unterschiedlichen Zeiten sehr unterschiedliche Antworten finden - jeweils von Akademikern. - Dann liest man dann Sätze wie "Die neuere Forschen versteht x inzwischen ganz anders als früher, weil ... " - und denselben Satz liest man dann auch 100 Jahre später. - Das geht nicht bei jedem Autoren, aber oft bei Autoren, die sehr Grundlegendes gedacht haben.

Savonlinna hat geschrieben:Erst als ich dann etwas von Heidegger las, merkte ich, dass Du Heidegger verfälschst.
Und dann kommt der nächste und merkt, dass DU Heidegger verfälscht. - Und der Übernächste kommt und merkt, dass der Nächste, der merkt, dass Du Heidegger verfälschst, Deine Auffassung verfälscht - und so geht das ewige weiter.

Savonlinna hat geschrieben:Dir reicht sogar ein einziges Eckhart-Zitat, um Eckhart in Grund und Boden zu verfälschen.
Vielleicht verfälscht Du ihn ja - oder auch nicht. - Ich merke halt bei einer Lektüre, dass da einer Satz für Satz Sachen rauslässt, die mit meinem Weltbild korrelieren - und überprüfe dann in der Tat NICHT, ob es Zufall ist. - Ich denke dann eher, dass es so etwas wie eine Universalität des Geistes gibt, der sein Licht überall hinterlässt.

Was übrigens Heidegger angeht: Ich glaube schon (aus Anmerkungen seines Spätwerks, die ich irgendwo in mir gespeichert habe), dass er am Ende seines Lebens seine "Ontologie" geistig verstanden hat (also vertikal zwischen Mensch und Gott). - Das war mein Eindruck damals - wollte man es genauer wissen, müsste man sich jetzt volle Pulle in Literatur reinhängen.

Aber wie gesagt: Das ist nicht das Entscheidende. - Das Entscheidende ist, dass Heidegger etwas hinterlassen hat, das (evt. entgegen seiner eigenen Absicht) wunderbar passt auf das Verhältnis zwischen "Gott" ("Sein") und "Mensch" ("Seiendes"). - Marx hat Hegels Dialektik auch ganz anders verwendet als Hegel - und trotzdem ist die marxistische Dialektik nicht ohne Hegel denkbar.

Savonlinna hat geschrieben:Dein Dasein/Sein-Denken hat nicht die Qualität eines Heideggers, wenn ich das mal so sagen darf.
Das darfst Du, weil es selbstverständlich stimmt. - Aber man kann von seinem Denken profitieren, indem man es strukturell versteht und ins Spirituelle transponiert.

"Die Undefinierbarkeit des Seins dispensiert nicht von der Frage nach seinem Sinn, sondern fordert dazu gerade auf".
Martin Heidegger, Sein und Zeit

"Die Einheit der horizontalen Schemata von Zukunft, Gewesenheit und Gegenwart gründet in der ekstatischen Einheit der Zeitlichkeit. Der Horizont der ganzen Zeitlichkeit bestimmt das, woraufhin das faktisch existierende Seiende wesenhaft erschlossen ist".
Martin Heidegger, Sein und Zeit

Und vieles andere mehr. - Ich werde jetzt NICHT anstrengenderweise und nutzloserweise ausführen, warum diese und andere Sätze von Heidegger geistig transponiert verstanden werden können (wenn man sie überhaupt transponieren muss) - aber man kann begründen, warum sie in geistigem/transzendentem Verständnis auffällig viel Sinn machen. - Ob dies dem Autor bewusst war oder ob er dieses Potential "nur" in sich unbewusst getragen hat, ist eine interessante Frage, aber nicht entscheidend.

Savonlinna hat geschrieben:Du bestehst darauf, Falschaussagen über berühmte Autoren machen zu dürfen. Warum?
Das sagt normalerweise der Wissenschaftler, wenn ein anderer Wissenschaftler sein Autorenbild nicht teilt - man drückt sich dann etwas verdeckter aus, tut aber im Grunde dasselbe, was Du gerade tust.

Savonlinna hat geschrieben:Denn Du schneidest Heidegger alles das ab, was über Dich hinausgeht.
Ich nehme das raus, was transzendent verwertbar ist - das mag sein.

Savonlinna hat geschrieben:Das bist ja Du, der das allergrößte Gewicht darauf legt, von den berühmtesten Philosphen bestätigt zuw erden.
"Bestätigt" ist der falsche Ansatz. - Ich bin entzückt, wenn ich bemerke, dass ich am selben Strang ziehe wie ein Plato oder Augustinus oder Descartes oder Hegel oder Heidegger oderoderoder - und NICHT am selben Strang ziehe wie ein Sartre oder die Analytische Philosophie. - Man kann von diesen Leuten so viel lernen, was man selber gar nicht so gut hinkriegt - aus meiner Sicht ist das Luxus pur.

Savonlinna hat geschrieben:Warum kannst Du nicht wahrheitsmäß sagen, dass Du keine Ahnung hast, wie Philsoph A das gemeint hat,
Erstens weil ich in erheblich vielen Fällen schon meine, eine Ahnung zu haben, wie Philosoph x das meint - aber tatsächlich auch manchmal nicht mehr.

Wie können wir heute überhaupt wissen, wie ein Mensch vor meinetwegen 500 oder 1.000 Jahren gedacht hat? - Neulich habe ich im Umkreis der "Schwarzen Hefte"-Diskussion um Heidegger eine Interpretation eines jüdisch-französischen Wissenschaftllers gehört, die komplett anders ist als die Interpretation des Mainstreams. - Dieser Wissenschaftler hat den Heidegger-Unterschied zwischen europäischem und jüdischen Denken (der Heidegger immer wieder zum Nazi-Strick gemacht wird) GANZ anders erklärt (wer mag, kann im ZEIT-Archiv schätzungsweise im Jahr 2013 rumsuchen) - also zur Verteidigung Heideggers interpretiert - und das als Jude, der sich ja am ehesten aufregen könnte. - War ganz anders und hoch interessant.

Tja - und jetzt? - Wie hat Heidegger (stellvertretend für "Autor") tatsächlich gedacht? - Diese Frage scheint ja nicht so sehr vom Autor, als vielmehr von der Rezeption der Zeit abhängig zu sein. - Und was meinst Du mit "falsifizieren"? - Die EIGENE Interpretation als "wahr" darzustellen? - Da wäre ich vorsichtig.

Savonlinna hat geschrieben:Wenn Du meinst, dass ich Dich falsch verstanden hätte, dann korrigierst Du mich ohne Ende.
Wir leben ja beide noch - wir können uns also konkret austauschen. - Was glaubst Du, wie gerne ich mal mit Descartes sprechen würde - geht aber nicht.

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