Magdalena61 hat geschrieben:... entwertet/ negiert das Zeugnis der Bibel, wirft es weg und reduziert die Autorität Gottes auf, wie Ella de Groot schreibt: "Lebenskraft, Lebensenergie".
Was mir in der Tat ein deutlich besseres, da abstrakteres Bild scheint für einen Gott, von dem man sich kein Bild machen soll. Die Vorstellung einer Person ist nun mal ein sehr konkretes Bild. Doch ein so konkretes Bild führt auch deutlich in die Irre, wenn man sich nicht imme und immer wieder mit grosser Disziplin bewusst macht, dass es eben nur ein Bild ist und nicht das, was Gott wirklich ist.
Die paar Unterschiede in Auslegungsfragen und denominationsabhängigen Sonderlehren sind nicht wirklich relevant, denn in der Hauptsache sind die Kirchen sich einig.
Die Frage kann ja nicht sein, worin sich die Kirchen einig sind, sondern was die Bibel sagt. Die Kirchen scheinen sich des öftern auch in Dingen einig zu sein, von denen heute kein Mensch mehr weiss, was genau sie meinten, als sie entstanden. Das Glaubensbekenntnis ist voll von solchen Dingen.
Wer sich dazu berufen fühlt, spirituelle Experimente zu machen und sich einen maßgeschneiderten Gott zusammen zu basteln, der kann das ja tun. Aber dann sollte er sich besser nicht mehr "Christ" nennen.
Christen orientieren sich an der Wahrheit, so gut sie sie erkennen. ("Die Wahrheit macht euch frei"). Ella de Groot erkennt offenbar Wahrheit nach bestem Wissen und Gewissen am besten in einem Bild eines nicht personalen Gottes. Unchristlich wäre, wenn sie diese Überzeugung leugnen würde und etwas heuchelte, was gar nicht stimmt.
Für die Pfarrerstelle würde ich aber sowieso nicht auf Theologie abstellen, sondern auf seelsorgerliche Qualitäten; die hat sie offenbar.
"Christ" kommt von "Christus". So nannte man bereits zur Zeit der Apostel die Jünger, die sich zu Jesus Christus bekannten.
Richtig, und zu Christus bekennt sich, wer Christus nachfolgt. Der hatte ja auch seine eigene Erkenntnis und Erfahrung über konventionelle Deutungen gestellt und sich damit Ärger eingehandelt; das, was Jesus in den Synagogen lehrte, hat auch immer die *Rechtgläubigen* in Rage gebracht. Ella de Groot befindet sich somit in bester Nachfolgetradition.
Offenbar hat sie keine guten Erfahrungen mit Gebetserhörungen gemacht.
Dann fragt man sich natürlich, warum. Von welcher Qualität war ihr Glaube, bevor sie daran ging, ihn zu "verbessern"?
Sie hat wahrscheinlich wie alle auch mal als Kind Religionsunterricht erhalten, in dem Gott als gütiger Vater dargestellt wurde. Das Bild des gütigen Vaters, das Jesus uns brachte, war zu seiner Zeit eine Revolution (da das AT ja eher das Bild des zürnenden rachsüchtigen Gottes vermittelt) - heute ist es ziemlich abgelutscht und aufgebraucht. Neue eigene Worte können in der Tat helfen, mit der Realittät des Göttlichen in Kontakt zu kommen.
Der biblische Glaube lebt nicht von intellektuellem Wissen und auch nicht von philosophischen Erkenntnissen, sondern von der realen Beziehung zum Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs... und den, aus der Interaktion zwischen Gott und Mensch resultierenden Erfahrungen. Wenn die Beziehung zu Gott nicht gepflegt wird oder gar nicht da ist, dann kommt so etwas wie "Religiosität" dabei heraus.
mir scheint, Ella de Groot habe eine solche Beziehung. und gerade weil sie real ist, wählt sie auch jene Worte dafür, die diese erlebte Realität bestmöglich widerspiegeln.
Dass sie Gott als Liebe in Beziehungen erfährt, ist ja wiederum sehr christlich. "Wenn du Streit mit einem Bruder hast, so erledige dieses Problem, bevor du in die Kirche gehst um zu beten." - oder das Gleichnis vom Samariter - laut Jesus ist Liebe in Beziehung wichtiger als alle Theologie, wichtiger als allle Worte.
Der Geist ist es, was zählt, nicht das Kleben an Buchstaben.
grüsse, barbara