Travis hat geschrieben:DIe Sprachen sind halt teilweise sehr unterschiedlich aufgebaut und die Worte lassen teilweise diverse Bedeutungen zu. Wie man übersetzt richtet sich nach dem Zusammenhang des jeweiligen Abschnittes.
Das behaupten die christlichen Bibelherausgeber immer, nur leider stimmt das nicht. Die Wahl der Wörter wird oft von der eigenen theologischen Absicht geleitet.
Das lässt sich leicht nachweisen. Das fängt schon beim siebten Wort der Bibel an. Vom Kontext her ist völlig klar, dass "Erde" falsch ist, und dass es "Land" heißen muss. Für die jüdische Theologie geht es immer um das eigene Land (das gelobte Land), das eigene Volk und den eigenen Gott. Christlich möchte man das aber "universeller" verstanden wissen. Darum steht da "Erde", weil wir heute unter Erde den Planeten Erde assoziieren. Vom Kontext ist völlig klar, dass es hier um "Land" geht, und auch nicht um Erde, wie Blumentopferde:
Gen 1,10-11 hat geschrieben:Das Trockene nannte Gott Land und das angesammelte Wasser nannte er Meer. Gott sah, dass es gut war. Dann sprach Gott: Das Land lasse junges Grün wachsen, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, und von Bäumen, die auf der Erde Früchte bringen mit ihrem Samen darin. So geschah es.
Denn das "Trockene" besteht nicht nur aus "Erde" und nicht alles Land bringt Früchte hervor, weil es auch Wüsten, Felsen, Flüsse und Seen gibt. Wo hier in meinem Zitat aus der EU mal "Land" und mal "Erde" steht, steht immer dasselbe Wort "Land" wie auch bei "Erde" in "Himmel und Erde". Land ist vom Kontext eindeutig richtig, weil es ja um die Scheidung von Meer und Land geht, dem Urozean (über dem der Geist Gottes schwebte) und dem Land, welches noch unter dem Meer ist. Die erste Scheidung ist die vom Himmel und dem Wasser, die zweite Scheidung ist die vom Land und dem Wasser.
Jeder Jude weiß wie sein Land - auch heute noch - genannt wird: Eretz Jisrael = das Land Israel. Kein Jude denkt dabei an den ganzen Planeten oder irgendwelchen Ackerboden. Am Anfang schuf Gott den Himmel und das Land. Das geht aus dem Kontext klar hervor.
Dieses theologische Verwirrspiel zieht sich in dieser Weise durch das ganze AT hindurch. Den jüdischen Autoren ging es immer um ihr Land. Für die "Erde" die Früchte hervorbringt haben sie das schöne Wort "adamah", aber die gibt es nicht im Meer sondern an manchen Stellen auf dem "Land".
So bedeckt die Sintflut auch nicht die ganze Erde, sondern das ganze (eigene) Land (Israel) und die Sintflut muss deshalb die Berge bedecken, weil das jüdische Jerusalem mit dem Tempel oben auf dem Tempelberg liegt. Der Untergang des ersten Tempels und die Arche des Exils waren die große jüdische Katastrophe, die hier "vorweggenommen" wurde und endete mit dem Opfer Noahs im zweiten Tempel. Die Sünde der Brüder (!) Kain und Abel war, dass sie zwei Opferstätten hatten (Nord- und Südreich der Brüder (!) = der Söhne Jakobs) und jeder für sich opferte und dass sie nicht gemeinsam ein Opfer im einzig legitimen Tempel des Bruders (!) Juda darbrachten. Alles Volk auf dem Land war verdorben, was damit gemeint ist, wird schnell klar, wenn man einen Blick in die Chronikbücher wirft: es geht immer um den Opferkult, auch für die anderen Götter im Gegensatz zum jüdischen Monotheismus: Ein Gott, ein Volk, ein Land, ein Tempel = Judentum.
Die "Wasser" von oben sind die Assyrer, die das Land des Nordreichs "überschwemmen" und die "Wasser" aus der Tiefe stehen für die Babylonier, welche das Land Juda, das Südreich, "überschwemmen". Daher kommen diese ganzen Doppelungen und unterschiedlichen Zeitangaben in der Sintflutgeschichte her, weil der Verlust des "ganzen" Landes "Israel" ein zweistufiges Ereignis war. Immer steht in der Sintfluterzählung Eretz = Land und nicht "Erde". Aber wenn man das AT auf Christus hin lesen "muss", übersetzt man es eben so, dass es dem Christen passt - und nicht dem Juden, der es geschrieben hat.
So wird dann eben aus dem überfluteten "Land" eine "weltweite" Sintflut gemacht und man streitet sich in der Folge um des Kaisers Bart, weil man meint die Bibel "wörtlich" auslegen zu müssen, aber in den christlichen Bibelübersetzungen einfach oft absichtlich die falschen Wörter stehen, denn so viel hebräisch können die Übersetzer mit Sicherheit, dass sie "Land" und "Erde" im Hebräischen unterscheiden können. Sie wollen halt nicht und machen das wider besseres Wissen. So groß ist die Ehrfurcht vor "Gottes Wort", dass man es ihm nach Belieben im Munde rumdreht.
Was wohl der Jude Jesus da gelesen hat?
"Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde"
oder
"Im Anfang schuf Gott den Himmel und das Land."
"Denn noch sieben Tage dauert es, dann lasse ich es vierzig Tage und vierzig Nächte lang auf die Erde regnen"
oder
"Denn noch sieben Tage dauert es, dann lasse ich es vierzig Tage und vierzig Nächte lang auf das Land regnen".
"Und der HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht."
oder
"Und der HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr den Ackerboden (adamah!) verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange das Land (eretz!) steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht."