Münek hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Es gibt keinerlei vernünftige Kriterien darüber, was ein athentisches Jesuswort ist und was nicht. Hier spielen weltanschaulich geprägte Vermutungen die Hauptrolle.
Du solltest dem frommen starrsinnigen Außenseiter Klaus Berger nicht alles glauben, was er in seiner dogmatischen Einfalt behauptet.
Ein reines argumentum ad hominem. Der Heidelberger Professor ist ein führender, weltweit bekannter Neutestamentler, der sich nicht brav einfügt in die liberale Exegese, in die "theological correctness" sondern diese bisweilen ganz schön aufgemischt hat.
Man muss sich einfach nur die Gründe ansehen, weshalb die liberale kritische Exegese manche Jesusworte als nicht authentisch ansieht, dann sieht man, dass sie butterweich und oft nur dazu da sind, eine bestimmte Meinung über Jesus zu festigen, bei der diese Worte schlicht im Wege sind. Reine Vermutungen, nichts Zwingendes, keinerlei vernünftige Kriterien darüber, was ein athentisches Jesuswort ist und was nicht.
Münek hat geschrieben: Dass im Denken historisch-kritisch arbeitender Exegeten "weltanschaulich geprägte Vermutungen" eine Rolle spielen, ist in höchstem Ma-
ße unwahrscheinlich. Persönliche Glaubensvorstellungen des Exegeten - ob pro oder contra - bleiben dizipliniert außen vor. Die historisch-kritische Exegese sieht sich NICHT als Widerpart zum dogmatischen Glauben; denn für Dogmen interessiert sie sich NICHT.
Das ist völliger Quatsch. Jede Exegese, also jede Auslegung von biblischen Texten, erfolgt auf der Grundlage von Vorannahmen. Voraussetzungslose Exegese gibt es nicht, da hat Bultmann völlig recht. Und bei der liberalen historisch-kritischen Exegese ist eine der Grundannahmen, dass alle neutestamentlichen Berichte die der "normalen Alltagserfahrung" des Otto-Normalverbrauchers widersprechen, als Legenden zu werten sind. Man empfindet sie als für den "modernen Menschen" anstößig. Es darf keine Engelerscheinungen geben, keine Jungfrauengeburt, keine Wunder die über den Placebo-Effekt hinausgehen, keine Auferstehung ect.
Man setzt das Neue Testament ins Unrecht, zugunsten einer naturalistischen Weltanschauung.
Diese Weltanschauung darf man ja haben aber man darf nicht behaupten, sie sei die einzig objektive, wissenschaftliche, redliche usw. Es ist eine Weltanschauung, weiter nichts.
Münek hat geschrieben: Darüber hinaus solltest mal überlegen, weshalb selbst tiefgläubige Dogmatiker wie die renommierten Theologen Rahner, Küng und Kasper der Wahrheit die Ehre gaben und Jesu Irrtum einräumten. Es gibt sicher noch viele andere Dogmatiker, die derselben Meinung sind und es aus Grün-
den intellektueller Redlichkeit ablehnen, sich selbst in die Tasche zu lügen.
Man müsste sich halt die Aussagen dieser Theologen im Zusammenhang ansehen. "Tiefgläubig" ist ja erstmal eine Worthülse. Wenn irgendein Theologe klare Aussagen Jesu ignoriert oder aufgrund seines Wunsches, Jesus als irrenden Wanderprediger darzustellen, für nicht authentisch erklärt, dann mag er wohl tiefgläubig sein. Aber eben kein Christ mehr. Jesus war nur entweder ein menschlicher Wanderphilosph, der sich in seinen Erwartungen geirrt hat - oder der Christus an den Christen glauben.
Münek hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Und dein gutes Recht ist es, mein lieber Münek, einfach was dir nicht passt zu streichen. Überzeugend ist das allerdings nicht.
Ich streiche ja nichts. Aber ich vertraue halt der Bibelwissenschaft mehr als der Kirche. Die katholische Kirche ist - wie die Kirchengeschichte zeigt - vielfach verlogen und korrupt; dieser Institution traue ich nicht. Was für ein Sündenpfuhl die hei-
lige Mutter Kirche ist, zeigten zuletzt die aufgedeckten unsäglichen Kindermissbräuche und - natürlich - die Vertuschungen
in ihren Reihen.
Die Mär, dass "die Wissenschaft" der Hort der Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit und Objektivität ist, hat schon religiöse Züge, C.F.v.Weizsäcker hat völlig recht. Und die Einseitigkeit und der blinde Hass, mit der man die Kirche pauschal als Sammelbecken des Bösen darstellt, ist schwerlich ernst zu nehmen.
Die Wissenschaft ist genauso von perönlichen Eitelkeiten, dem Schielen nach Forschungsgeldern, von allerlei sonstigen Interessenlagen, von Betrügereien (z.B. der Piltdown-Mensch), Verbrechen (etwa im Nazideutschland und der ehem. UdSSR) betroffen, wie alle anderen Institutionen, in denen Menschen jemals gearbeitet haben.
Münek hat geschrieben: Wenn das Reich Gottes schon DA gewesen wäre, hätte Jesus nicht verkündigt, dass die Gottesherrschaft NAHE herbeigekommen sei und seine Jünger und das Volk nicht gelehrt, sie sollen zu Gott beten, "dein Reich komme".
Wie oft hab ich das nun beantwortet?
Das Reich Gottes ist DA. Als kleines Senfkorn, wie Jesus erklärt. Es wächst auf und das Unkraut wächst mit, wie Jesus darlegt. Das endgültige Reich kommt, nach Jesu Worten, wenn das Evangelium allen Völker auf der ganzen Welt verkündet worden ist. Darum bitten wir im Vater-unser.
Münek hat geschrieben: Mit dem leidenden Gottesknecht des Jesaja war nicht Jesus, sondern das geschundene Volk Israels gemeint.
Lies das ganze Jesaja-Kapitel 53. Das ist praktisch auszuschließen.
Ansonsten wiederholst du nur noch einigemale sinngemäß, was ich jetzt gerade noch einmal widerlegt habe, Jesus habe das unmittelbar bevorstehende, apokalyptisch anbrechende, endgültige Gottesreich gepredigt. Und dass dies Konsens sei, hab ich auch widerlegt. Die theologischen Fakultäten sehen in der Rede Jesu vom Reich Gottes genau das NICHT sondern "den Anbruch der Herrschaft Gottes in der Welt als heilvolle, liebende Zuwendung Gottes" (Uni München) Er füllt das Stichwort der Gottesherrschaft "mit einem Sinn, der durch sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung geprägt ist." (Uni Bochum)
In allen 4 Evangelien weist er immer wieder auf sich selbst hin.
Du kannst das alles so drehen, dass es deinem eigenen Glauben entspricht, man kann sich tausend Dinge ausdenken und findet immer jemanden, der es auch so sieht. Aber da ist wirklich nicht ein einziges zwingendes, logisches Argument, das gegen den christlichen Glauben spricht.
Warum sollte ich also deinem, in die finale Sinn- und Hoffnungslosigkeit führenden, atheistischen Glauben folgen?