OK, dann schau auch mal:
https://en.wikipedia.org/wiki/Historicity_of_Muhammad
Nur, um das noch mal klar zu stellen: Ich will hier keinen besonders friedfertiges Bild von Mohammed propagieren, das ist auch gar nicht meine persoenliche Meinung.
Aber die Fairness einer geschichtswissenschaftlich sauberen Einschaetzung will ich Mohammed schon goennen.
Stromberg hat geschrieben: ↑Sa 23. Feb 2019, 13:36
Ein erster grausamer Höhepunkt in Medina war die Vernichtung des jüdischen Stammes "Banu Quraiza". Über siebenhundert Männer wurden bei einem öffentlichen Akt unter Mohammeds Aufsicht geköpft - hier lag keine Verteidigungssituation vor, es handelte sich um einen willkürlichen Erstschlag. Frauen und Kinder liess der Prophet in die Sklaverei verkaufen.
...und eben das halte ich fuer eine tendenzioese Darstellung, bei der Fakt und Bewertung hemmungslos vermischt werden.
Fakt (soweit man historisch von Fakten reden kann):
- In mehreren muslimischen Quellen (z.B. Ibn Ishaq) ist die Rede von einer Exekution der Maenner der Banu Quraiza, keines davon ist allerdings ein Augenzeugenbericht.
- laut dieser Quellen handelte es sich bei der Hinrichtung um eine Strafaktion, da die Banu Quraiza angeblich das Buendnis mit Mohammed gebrochen haetten.
- laut derselben Quellen wurde ein Schiedsrichter bestellt, ein gewisser Sa'd ibn Mua'dh, welcher das Urteil zur Hinrichtung der Maenner und Versklavung der Frauen getroffen habe.
Dann die Quellenkritik:
Als Historikerin wuerde ich erst einmal fragen, ob wir weitere Quellen haben. Archaeologische Quellen? Ueberlieferungen anderer Parteien? (Mir sind keine bekannt, aber ich bin auch keine Expertin)
Und dann fragen, wie glaubwuerdig die muslimische Ueberlieferung ist: Welche Motive hatten Ibn Ishaq und seine Kollegen?
Koennen sie sich das ausgedacht haben? Wenn nicht ausgedacht, woher wussten sie davon und wie zuverlaessig war die evtl muendliche Ueberlieferung? Wuerden sie die Ereignisse eventuell verharmlosen, um Mohammed friedfertiger darzustellen? Oder wuerden sie die Ereignisse uebertreiben, etwa um der Geschichte eine groessere Abschreckungswirkung zu verleihen?
Danach kann man zu einer Bewertung kommen, die man allerdings als solche kenntlich machen und von den Fakten trennen sollte.
Moeglich ist hier eine relative grosse Bandbreite.
"Mohammed war einfach ein machtbesessener Sadist" ist eine moegliche Deutung. Man koennte aber auch annehmen:
"Das ganze war eine judenfeindliche Aktion, Mohammed suchte eh nach einem Vorwand um die Benu Quraiza in Yathrib loszuwerden"
oder "Aufgrund der politisch brenzligen Lage glaubten die Muslime, dass eine harte Strafe fuer Buendnisbruch zur Abschreckung notwendig sei"
oder "Mohammeds Vorgehen war in dieser Epoche und in diesem kulturellen Umfeld nichts besonderes"
bis hin zu "Mohammed hat das gar nicht gewollt, der Schiedsrichter hat so entschieden."
oder gar "Die Berichte sind unzuverlaessig, wir koennen gar nicht wissen, ob das ueberhaupt passiert ist"
liebe Gruesse
Mirjam