Was ist "Bildung"?

Politik und Weltgeschehen
closs
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#1 Was ist "Bildung"?

Beitrag von closs » Mo 14. Mai 2018, 15:57

Früher hat man "Bildung" (= "umfangreiches Wissen und gute Erziehung" - wik) und "Ausbildung" (= "Was brauche ich für einen Beruf?") deutlich getrennt, heute sind beide Bedeutungen im Wort "Bildung" verschmolzen. - Früher haben ca. 10% Abitur gemacht, heute geht es Richtung 50%.

Wie beurteilt Ihr das?

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DarthVader
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#2 Re: Was ist "Bildung"?

Beitrag von DarthVader » Mo 14. Mai 2018, 21:27

Die Frage ist: "Bildung" von was? Eine Bildung, die einen Eintrug erweckt, man wisse schon alles Wichtige? - Das nennt sich Einbildung; und diese ist Schuld daran, dass sich Arroganz und Ignoranz entwickelt.

Die Grundsätze müssen sitzen, dann kann man weitere geistige Nahrung aufnehmen:

Konfuzius hat geschrieben: Wissen, was man weiss, und Wissen, was man nicht weiss, das ist Wissen

Sokrates hat geschrieben: Ich weiß, dass ich nichts weiß

oder am besten, wie es die Bibel ausdrückt:

1. Korinther 3:19 - Lutherbibel 1912 hat geschrieben: Denn dieser Welt Weisheit ist Torheit bei Gott. Denn es steht geschrieben: "Die Weisen erhascht er in ihrer Klugheit."
Zuletzt geändert von DarthVader am Mo 14. Mai 2018, 21:35, insgesamt 1-mal geändert.

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DarthVader
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#3 Re: Was ist "Bildung"?

Beitrag von DarthVader » Mo 14. Mai 2018, 21:34

Früher haben ca. 10% Abitur gemacht, heute geht es Richtung 50%.

Man will heutzutage, gerade in Deutschland, eben etwas darstellen und nicht als so ein ungebildeter Versager (vor anderen!!!) dastehen.

Früher haben die Reichen Golfen, Pferde, Geige gehabt, und heute gibt es viele die das auch machen, daran erkennt man (unausgesprochen) gehobene Leute :sick:

Studenten sind generell cool :engel: , das ist eben die "Glitsche", sorry das Klischee.

Im Grunde rennt man hier in Deutschland vielen Dingen hinterher und denkt, wenn man das hat, dann hat man es (vor anderen!!!) geschafft.
Zuletzt geändert von DarthVader am Mo 14. Mai 2018, 22:01, insgesamt 1-mal geändert.

closs
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#4 Re: Was ist "Bildung"?

Beitrag von closs » Mo 14. Mai 2018, 21:42

DarthVader hat geschrieben:Im Grunde rennt man hier in Deutschland vielen Dingen hinterher und denkt, wenn man das hat, dann hat man es (vor anderen!!!) geschafft.
Sagst Du uns, wann Du (etwa) geboren bist? - Das ist hier wichtig, weil wahrscheinlich die Thread-Frage generations-mäßig unterschiedlich beantwortet wird (Ich bin in den 50ern geboren).

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DarthVader
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#5 Re: Was ist "Bildung"?

Beitrag von DarthVader » Mo 14. Mai 2018, 22:00

80er!

closs
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#6 Re: Was ist "Bildung"?

Beitrag von closs » Mo 14. Mai 2018, 22:55

DarthVader hat geschrieben:80er!
Interessant, Son :D - Da bist Du mit Deinen Einschätzungen für Deine Generation eher eine Ausnahme - oder wie siehst Du das (Du bist näher dran)?

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Ska'ara
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#7 Re: Was ist "Bildung"?

Beitrag von Ska'ara » Di 15. Mai 2018, 00:09

Bildung ist dargestellter, großer Wortschatz. Weisheit ist, den Wortschatz oder das Wissen mit anderen zu teilen, so dass es auch verstanden wird.

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Travis
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#8 Re: Was ist "Bildung"?

Beitrag von Travis » Di 15. Mai 2018, 06:41

closs hat geschrieben:Früher hat man "Bildung" (= "umfangreiches Wissen und gute Erziehung" - wik) und "Ausbildung" (= "Was brauche ich für einen Beruf?") deutlich getrennt, heute sind beide Bedeutungen im Wort "Bildung" verschmolzen. - Früher haben ca. 10% Abitur gemacht, heute geht es Richtung 50%. Wie beurteilt Ihr das?
Was das Abitur angeht, so sehe ich das sehr positiv, da mit diesem Schulabschluß mehr berufliche Möglichkeiten verbunden sind. Ich selber habe diesen Abschluß nicht, habe Ende der Siebziger des letzten Jahrtausends jedoch keine solche Förderung von Schülern erfahren, wie es heute der Fall ist.

Was den Bildungsbegriff angeht, so sehe ich da bis heute keinen Unterschied zu Deinem "früher". Klar wird auf gute Erziehung in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr so viel Wert gelegt, aber im familialen Umfeld ist man damit noch immer gern gesehen. Dies zumindest erfahren meine Kinder täglich.

Auch was die Allgemeinbildung angeht, ist diese hoch im Kurs. Wissenssendungen wie Galileo, auch wenn sie eher kaum noch im TV sondern eher auf YT angeschaut werden, stehen hoch im Kurs. Mein Sohn beispielsweise liebt es mit Wissen aufzutrumpfen, Dinge und Situationen zu durchschauen oder Hintergründe von Nachrichten verstanden zu haben. Klar gibt es immer "solche und solche". Nicht jedes Kind interessiert sich für Bildung und die Eltern sind gefordert, Bildung als wertvolles Gut vorzuleben. Denn es hilft nichts Schule positiv darzustellen, wenn man selber sich für nichts interessiert.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

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#9 Re: Was ist "Bildung"?

Beitrag von closs » Di 15. Mai 2018, 08:52

Travis hat geschrieben:Was den Bildungsbegriff angeht, so sehe ich da bis heute keinen Unterschied zu Deinem "früher".
Mit "früher" habe ich auch Dich gemeint, da Du ganz offensichtlich - naja - über 40 bist - oder nicht? - Aber das war vielleicht mein Fehler und somit zur Klarstellung: Mit "früher" meine ich nicht das 18. oder 19. Jh., sondern so um die 1945 - 1980 im Gegensatz zu 1980 - jetzt.

Travis hat geschrieben:aber im familialen Umfeld ist man damit noch immer gern gesehen. Dies zumindest erfahren meine Kinder täglich.
Das ist auch in meinem kleinstädtischen Umfeld in "gestandenen" Strukturen nicht ungewöhnlich. - Lebst Du in Großstadt, Kleinstadt, ländlich?

Travis hat geschrieben:Auch was die Allgemeinbildung angeht, ist diese hoch im Kurs.
Verbal schon. - Glaubst Du, dass die Allgemeinbildung in den letzten Jahrzehnten durchschnittlich höher ist als bspw. in den 70ern oder 80ern?

Travis hat geschrieben: Wissenssendungen wie Galileo, auch wenn sie eher kaum noch im TV sondern eher auf YT angeschaut werden, stehen hoch im Kurs. Mein Sohn beispielsweise liebt es mit Wissen aufzutrumpfen, Dinge und Situationen zu durchschauen oder Hintergründe von Nachrichten verstanden zu haben.
Das ist die Chance der neuen Medien - meinst Du, dass sie bei Allgemeinbildungs-Themen weit verbreitet qualifiziert genutzt werden?

Travis hat geschrieben:Was das Abitur angeht, so sehe ich das sehr positiv, da mit diesem Schulabschluß mehr berufliche Möglichkeiten verbunden sind.
Das war ja das Ziel der Bildungs-Reform: Möglichst viele Menschen möglichst früh ("Bachelor") ins Berufsleben einzugliedern. - Aber ist das positiv in Bezug auf "Bildung"?

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Travis
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#10 Re: Was ist "Bildung"?

Beitrag von Travis » Di 15. Mai 2018, 09:07

closs hat geschrieben:Mit "früher" habe ich auch Dich gemeint, da Du ganz offensichtlich - naja - über 40 bist - oder nicht? - Aber das war vielleicht mein Fehler und somit zur Klarstellung: Mit "früher" meine ich nicht das 18. oder 19. Jh., sondern so um die 1945 - 1980 im Gegensatz zu 1980 - jetzt.
Ja, auch ich bin "früher" :)
closs hat geschrieben:Das ist auch in meinem kleinstädtischen Umfeld in "gestandenen" Strukturen nicht ungewöhnlich. - Lebst Du in Großstadt, Kleinstadt, ländlich?
Großstadt ist nicht meins, ja. Kleinstadt und Ländlich. Zwar sind die Kontakte in Großstädte reichlich, dort jedoch eher im christlichen Umfeld. Ob der Glaube Einfluß auf die Bildung hat, weiß ich nicht. Wäre vielleicht ein neues Thema?
closs hat geschrieben:Verbal schon. - Glaubst Du, dass die Allgemeinbildung in den letzten Jahrzehnten durchschnittlich höher ist als bspw. in den 70ern oder 80ern?
Nein, das denke ich nicht. Es fällt leicht mit hoher Allgemeinbildung hervorzustechen, was bei einem allgemein hohen Bildungsstand nicht der Fall wäre.
closs hat geschrieben:Das ist die Chance der neuen Medien - meinst Du, dass sie bei Allgemeinbildungs-Themen weit verbreitet qualifiziert genutzt werden?
Was verstehst Du unter einer qualifizierten Nutzung? Meine Kinder werden durch mich herausgefordert. Dem Papa nachzueifern und zu übertrumpfen ist ihnen ein großer Spaß. Fast alle meine Kinder haben am Ende einen höheren Schuldabschluss als ich, was ich ihnen von Herzen gönne. Sie sehen aber auch den Unterschied von schulischem Wissen und Allgemeinbildung. Schulisch sind sie mir weitgehend bereits alle überlegen, was ihnen im Alltag jedoch oftmals gar nichts bringt. Aber genau darin sehe ich eine wichtige Aufgabe des Elternhauses. Außerschulisches Wissen und Weisheit zu vermitteln.
closs hat geschrieben:Das war ja das Ziel der Bildungs-Reform: Möglichst viele Menschen möglichst früh ("Bachelor") ins Berufsleben einzugliedern. - Aber ist das positiv in Bezug auf "Bildung"?
Zumindest nicht zwingend. Es erhöht die Chancen für das Berufsleben, was für die Schüler einen hohen Motivationsfaktor darstellt.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

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