Parusieverzögerung

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Savonlinna
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#581 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Savonlinna » Mi 29. Apr 2015, 13:47

Und hier ein Artikel aus der schon einmal erwähnten Website http://www.bibelwissenschaft.de/startseite/, die nach streng wissenschaftlicher Methodik zu arbeiten sich auf die Fahnen geschrieben hat.

Über diese Website schreibt Wikipedia:
Wikipedia hat geschrieben:Das Wissenschaftliche Bibellexikon (WiBiLex) ist ein frei im Internet zugängliches, von Fachwissenschaftlern erstelltes Bibellexikon.http://de.wikipedia.org/wiki/Das_wissen ... m_Internet

Mein Hinweis auf die Wissenschaftlichkeit dieser Artikel soll kein Hinweis auf Irrtumsfreiheit sein. In der Wissenschaft ist immer alles im Fluss. Aber da das Lexikon ständig erweitert wird, ist die Aktualität des Forschungsstandes gewährleistet.

Der Artikel, aus dem ich nun zitiere, stammt von Christfried Böttrich, ordentlicher Professor für Neues Testament an der Universität Greifswald.
Veröffentlicht wurde der Artikel im April 2014, der Titel lautet: "Apokalyptik (NT)".

Belegen möchte ich mit diesem Artikel die Auffassung, dass die "Apokalypitk" in der Form, wie sie im Neuen Testament steht, aus der Zeit stammt, als das Neue Testament entstand: also lange nach Jesu Tod.

Das habe ich schon mit einem anderen Artikel belegt, den ich früher zitiert habe;
aber nun noch einmal mit diesem Artikel:


Christfried Böttrich hat geschrieben: 1. Problematik
Das Judentum zur Zeit der Jesusbewegung und der frühen Christenheit ist in nahezu allen seinen Gruppierungen und theologischen Strömungen von den Denkstrukturen der „Apokalyptik“ (Tilly, 2012) geprägt. „Längst schon sind auch die Perspektiven und Motive apokalyptischer Theologie aus dem Bereich elitärer Schriftgelehrsamkeit aus- und in das breit gefächerte Spektrum der Volksfrömmigkeit eingewandert. Die Liaison von prophetischer Geschichtsdeutung und Endzeiterwartung mit weisheitlichem Denken, wie sie vor allem die spätere Apokalyptik kennzeichnet (Osten-Sacken, 1969), erfährt im 1. / 2. Jh. n. Chr. eine Popularisierung, der sich niemand entziehen kann. Sie ist in der Zeit, in der das NT entsteht, „moderne Theologie“.

Ernst Käsemann hat angesichts dieser Situation sein vielzitiertes Diktum von der Apokalyptik als der „Mutter aller christlichen Theologie“ formuliert (Käsemann, 1960). Man könnte auch von einer Matrix, Substruktur oder Bezugsgröße sprechen. Wenn die Autoren des NT das Christusereignis in das Licht der alttestamentlichen Verheißungs- und Hoffnungsgeschichte stellen, dann knüpfen sie nicht einfach bei den – inzwischen schon mehr als 400 Jahre alten – Propheten an. Vielmehr lesen sie die Propheten im Lichte ihrer zeitgenössischen Auslegungs- und Rezeptionsgeschichte. Die aber steht massiv unter dem Einfluss apokalyptischen Denkens (Koch, 1970).

Die Verkündigung der nahen Gottesherrschaft durch → Jesus von Nazareth nimmt einen Topos auf, dessen Profil maßgeblich durch die Erwartung des endzeitlichen Kommens Gottes, eines universalen Gerichts sowie des Beginns einer neuen Weltzeit geformt ist. Auch Paulus geht von dem Gedanken einer Äonenwende oder Zeitenwende aus, wie ihn grundlegend erst die Apokalyptik entwickelt hat. Solche Modelle oder Denkmuster stellen den Horizont dar, in dem sich die christliche Theologie zu entfalten beginnt.

Christfried Böttrich hat geschrieben:2. Motive
Verschiedene Motive, die für die frühjüdische Apokalyptik charakteristisch sind, finden sich auch in den Schriften des NT. Sie begegnen dort im Kontext ganz unterschiedlicher Textsorten wie → Brief und → Evangelium oder eben auch in der → „Offenbarung des Johannes“, die den Begriff der „Apokalypse“ schon im Titel führt. Dabei werden diese Motive unter einer ganz bestimmten Perspektive verändert und weiterentwickelt: Tod und Auferstehung Jesu Christi sind nun der Ansatzpunkt, um auch die → Herrschaft Gottes, die Sicht von Zeit und Geschichte, messianische Erwartungen, Welt Gottes, Gericht, Totenauferstehung und anderes mehr noch einmal neu zu gewichten.

Christfried Böttrich hat geschrieben:2.1. Gottesherrschaft
Das Kommen der „Königsherrschaft Gottes“ (βασιλεία τοῦ θεοῦ basileia tou theou) ist das zentrale Thema der Botschaft Jesu. Darin klingt zunächst ein Topos der späten Prophetie an: → Deuterojesaja ruft ganz allgemein dazu auf, das Kommen Gottes vorzubereiten; Mal 3 präsentiert → Elia als einen Herold, der diesem Kommen vorausgeht. Namentlich → Lukas, der den prophetischen Typos Jesu betont, spielt immer wieder und in unterschiedlichen Zusammenhängen darauf an (Lk 1,76; Lk 7,16 u.ö.).

Jesus selbst verbindet die Proklamation der Gottesherrschaft mit dem Aufruf zur Umkehr und zum Glauben „an das Evangelium“ (Mk 1,15 / Mt 4,17). Dabei rückt das Kommen Gottes jedoch in ein völlig neues Licht. Aus der „Nähe Gottes“, von der auch die Apokalyptiker schon ausgingen, wird nun im Auftreten Jesu „Gegenwart“: Die Gottesherrschaft ist „mitten unter euch“ (ἐντὸς ὑμῶν entos hymōn) (Lk 17,21). Im Ganzen bleiben die Aussagen allerdings in der Schwebe: Die Grenzen zwischen Zukünftigkeit, andrängender Nähe und unmittelbare Gegenwart der Gottesherrschaft sind fließend und lassen sich am besten in der Formel von „schon und noch nicht“ erfassen. Doch der Hauptakzent ist dabei deutlich auf das „schon“ gerückt. Das entscheidende Heilsereignis ist mit → Tod und → Auferweckung Jesu bereits erfolgt. Von diesem neuen Gravitationszentrum aus erhalten auch alle anderen Motive ihr neues, „christliches“ Profil.
http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex ... 513826f38/

Der ganze Artikel zeigt, dass eine bestimmte Form des eschatologischen Denkens erst lange nach Jesu Tod entwickelt wurde.
Weiter zeigt er, dass keine Eindeutigkeit des Verstehens vorliegt.
Und drittens zeigt er - für mich besonders interessant -, dass "das entscheidende Heilsereignis" durch Tod und Auferweckung im Bewusstsein der Gläubigen bereits eingetreten sei.
Und viertens, ebenfalls interessant: dass das "Kommen Jeus" bereits schon als "Gegenwart" empfunden wurde. Es liegt in dieser Argumentation also keine Verzögerung vor.
Zuletzt geändert von Savonlinna am Mi 29. Apr 2015, 13:52, insgesamt 1-mal geändert.

2Lena
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#582 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von 2Lena » Mi 29. Apr 2015, 13:49

Hemuli, saust du jetzt zum Griechischunterricht für mich?
Ich brauch das nur für einen Urlaub auf Kreta - nicht für die Bibel ...
Um nach Kreta zu gelangen, musst du schon mit einem Boot kommen, um mich abzuholen.

Übrigens merkst du an der Geschichte dort, wie ganz anders die Römer die Dinge sahen, als die Bibelforscher es heute tun. Saus mal los und hol das ...

2Lena
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#583 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von 2Lena » Mi 29. Apr 2015, 13:53

Frauen sollen beachten was in 1.Timotheus 2:11+12 steht und schweigen (meinte Hemuli).
1 Timotheus 2: (15 Verse sind mit welchem Inhalt? Frauenverachtend...)

*lach, von wegen einem Weib erlaube ich nicht, dass es lehre...
Die Basis (das Weib) lehrt - weil etwas da ist.
Zuletzt geändert von 2Lena am Mi 29. Apr 2015, 17:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Savonlinna
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#584 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Savonlinna » Mi 29. Apr 2015, 14:06

2Lena hat geschrieben:@Savonlinna
Mach's nicht so spannend mit deinen Fragen.
Du hast den Satz, dass du welche hast - gefühlte zwanzig mal schon wiederholt, aber ich kenne sie z.B. noch nicht. Das müsstest du schon anders forumlieren. Die anderen legen einen Abschnitt an.
Ja mei, ich hab nun schon die halbe Nacht in dem alten Thread "Aberglaube im 21. Jahrhundert gewühlt, studiert, rausgeschrieben usw. Alte Frau ist doch kein D-Zug.
Jetzt bin ich nun nicht ausgeschlafen und frag mich, wie ich meinen Job heute durchstehen werde. :x

Da ich aber eben einen Artikel zitiert und ein wenig kommentiert habe, kann ich zumindest ein paar Fragen, die ich früher schon gestellt hatte, hier noch einmal stellen, weil sie in diesem Artikel letztlich beantwortet werden:

a. Wann genau wurde die Begrifflichkeit "Sohn Gottes" dem Jesus in den Mund gelegt?
Schon zu Lebzeiten Jesu, oder erst zu Zeiten der ersten Christgemeinden?

b. Welche Art "Naherwartung" hatte die junge Gemeinde, und worin unterscheidet diese Art sich von der jüdischen Naherwartung zu Zeiten Jesu?
Darauf antwortet der Artikel auch indirekt, als er erläutert, dass die Form der Naherwartung - so wie sie in den Evangelien steht -, nicht an die alten jüdischen Propheten anknüpft, sondern sie im Sinne der "modernen Theologie" - zur Zeit der jungen Gemeinden - in die jüdischen Propheten mehr oder weniger hineinprojiziert.

c. Was genau wird in den Evangelien unter "Reich Gottes" verstanden?
Auch das thematisiert der Artikel ein wenig: Es gebe da unterschiedliche Sichtweisen, aber das "zeitliche Eintreten" wird da nicht als Hauptpunkt erwähnt, sondern Tod und Auferstehung Jesu.

Damit ist also auch nachgewiesen, dass die Ansicht von closs in diesem Punkt von der historisch-kritischen Forschung unterstützt wird.

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Faransil
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#585 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Faransil » Mi 29. Apr 2015, 15:18

Samantha hat geschrieben:Dieses überkritische Verhalten soll nur provozieren und Gläubige unglaubwürdig machen.
Das ist doch Unfug.
Kritik an der Bibel und dessen Inhalt kritisieren nicht den Gläubigen, der an Gott glaubt, sondern nur die Bibel.

Samantha hat geschrieben:
Faransil hat geschrieben:Die Bibel gibt irgendwelche (vermeintliche) Antworten. Das bedeutet aber nicht, dass es auch a) wirlich Antworten sind und b) dass diese zutreffend sind.
Doch, gerade die wichtigen Antworten sind richtig.
Das ist nichts weiter als eine Behauptung und solange es nur bei einer Behauptung bleibt spielgt diese überhaupt keine Rolle.

Andere Glaubensbücher geben ANDERE Antworten die du deiner eigenen Aussage nach nicht kennst. Du kannst darüber also auch nicht urteilen.

Hemul
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#586 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Hemul » Mi 29. Apr 2015, 16:38

2Lena hat geschrieben: Übrigens merkst du an der Geschichte dort, wie ganz anders die Römer die Dinge sahen, als die Bibelforscher es heute tun.
Jetzt ist endgültig Schluss mit lustig. Ich finde Dich wo immer Du Dich auch verstecken solltest Bild
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Salome23
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#587 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Salome23 » Mi 29. Apr 2015, 16:47

Hemul hat geschrieben: Jetzt ist endgültig Schluss mit lustig. Ich finde Dich wo immer Du Dich auch verstecken solltest Bild
Sag bloß, du düst zur -> Parusie? ;)

Hemul
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#588 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Hemul » Mi 29. Apr 2015, 17:13

Salome23 hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Jetzt ist endgültig Schluss mit lustig. Ich finde Dich wo immer Du Dich auch verstecken solltest Bild
Sag bloß, du düst zur -> Parusie? ;)
Ne-zu Lenchen. Zur Parusie geht's gem. 1.Thessalonicher 4:17 nur damit: Bild
17 Danach werden wir, die noch am Leben sind, mit ihnen zusammen auf Wolken in die Luft gehoben und dem Herrn entgegengeführt werden, um ihn zu empfangen. Dann werden wir für immer mit ihm zusammen sein. 18 Macht euch also damit gegenseitig Mut!
Zuletzt geändert von Hemul am Mi 29. Apr 2015, 17:26, insgesamt 2-mal geändert.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Pluto
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#589 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Pluto » Mi 29. Apr 2015, 17:25

Hemul hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Sag bloß, du düst zur -> Parusie? ;)
Nö, dahin kommt man nur damit: Bild
Tim Lahaye (Die letzten Tage der Erde) lässt grüßen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Hemul
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#590 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Hemul » Mi 29. Apr 2015, 17:35

Pluto hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Sag bloß, du düst zur -> Parusie? ;)
Nö, dahin kommt man nur damit: Bild
Tim Lahaye (Die letzten Tage der Erde) lässt grüßen.
Prediger 1:4 grüßt hier aber viel besser:
4 Generationen kommen und gehen, nur die Erde bleibt für alle Zeiten
:smiley15:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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