closs hat geschrieben:Naqual hat geschrieben:Vor der Reinkarnation als "Gefahr von falschen Lehrern" könnte ich jetzt nicht warnen.
Ich schon - weil es die unverwechselbare Individualität des Menschen in Frage stellt ("Ich rufe Dich bei DeineM (und nicht DeineN - Plural) Namen") UND das Motiv des "Abarbeitens" in den Vordergrund stellt.
Naja, wieder eine Frage der Perspektive beim Betrachten. Macht mich mein Name zu dem was ich BIN? Mein Körper (er beeinflusst mein Selbstbild ja, aber determiniert er meine "Person"?)? Worin besteht das "Unverwechselbare"? Der Buddhismus gibt hier für meinen Geschmack sicherlich eine "pessimistischere" Auskunft, aber nicht ganz ohne Evidenz, wenn ich Menschen aufmerksam vergleiche.
Das Wichtigere ist für mich noch Folgendes: Um "erlöst" zu werden muss das, was ich bin, verändert werden. Das ist eigentlich in allen Religionen (soweit ich das jetzt spontan überblicke) der Fall.
Es geht also gar nicht um äußerliches Handeln, sondern um einen selbstverändernden Prozess. Insofern auch nicht um äußerliches Abarbeiten. Aber selbständernde Prozesse sind nicht ohne Widerstände, egal ob Buddhist, Hindu oder Christ.
Insofern doch wieder Arbeit. Selbst "Liebe" betrachte ich als Arbeit, auch wenn das jetzt lustig klingt. Liebe ist nämlich, soweit auf den anderen gerichtet durchaus anstrengend, wenn man das Leid des anderen trägt (siehe "Gesetz Jesu" nach Paulus). Dass man aber mit guten Taten erlöst wird, glaubt weder der Buddhist noch der Christ. Sowas lernt man als Christ nur im Religionsunterricht, da ist ein "Fremdbild" manchmal gar ein "Feindbild" im Vordergrund.
Psychologisch gesehen ist der Buddhismus auf alle Fälle viel praktischer (und nachweislich wirksamer) als das Christentum. Psychologie ist hier im Christentum allenfalls ein ersteinmal systemfremdes, aber durchaus integrierbares Plus.
Ich bin kein Buddhist, aber die Lehre fasziniert mich und ich schätze sie hoch (auch andere).
Mir scheint es eher eine "pädagogische" Sache zu sein: "Du kommst nicht raus, weil Du es dann im nächsten Leben machen musst". - Fügung menschlich erklärbar gemacht.
Kommt auf die jeweilige Reinkarnationslehre an. Im Buddhismus sicher nicht, im volkstümlichen (nicht im philosophischen der Advaita) Hinduismus schon.
Wobei ich mich eh frage, was das Ganze soll im Christentum. Einerseits Gott dankbar sein für das Leben, das er einen gab, andererseits so schnell wie möglich kein Leben mehr haben wollen und bei Gott leben wollen. Wenn man wirklich dankbar ist für sein Leben, müsste man sich eigentlich Wiederholungen geradezu wünschen. Je näher ich aber Gott bin, desto weniger bin ich "ich". Das wird immer ein wenig geschlampert dieser Sachverhalt.
Was ist eigentlich der spirituelle Gedanke bei Reinkarantion? - Man könnte doch auch den Menschen so lange leben lassen, bis er alles erledigt hat. - Dazu braucht man doch keine Reinkarnation.
Eine gute Möglichkeit innerhalb der verschiedenen Reinkarnationsvorstellungen besteht darin, dass die Erinnerungen des Menschen gelöscht werden müssen, damit er in diesen nicht verfangen ist und immer verbiesteter falsche Wege beschreitet. Die Erinnerungen beginnen nämlich den Menschen zu "versklaven". Vielleicht vergleichbar mit einer jahrzehntelang schief gelaufenen Ehe, da können zwei gar nicht mehr unbefangen und richtig miteinander umgehen, weil ihnen die Erinnerungen und alles was damit gefühlsmäßig zusammenhängt schlicht massiv im Weg stehen.