2Lena hat geschrieben: Es ist enorm mit welchen Gefühlen die arbeiten konnten.
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Rechte Wange hingehalten! Von wegen!
Ein Schriftkundiger fragt gleich danach:
War das ein Rechts- oder Linkshänder der dreinschlug.
Ganz spitzfindig wird es bei den doppeldeutigen Wörtern (jamin und smola / rechts und links) ob das die Emotion aufdreht oder abschneidet.
Man soll die andere Wange hinhalten. Wörtlich verstanden ist dies abstrus, weil es den anderen Menschen dazu auffordert, gleich noch einmal zu sündigen und noch einmal zuzuschlagen. Das kann man nicht wollen.
Aufdrehen und Abdrehen von Gefühlen geht für mich in die Richtung, wie ich den Abschnitt für mich interpretiere.
Wenn der andere mich schlägt, werde ich böse. Das ist ungut. Wenn ich den Schmerz ertrage aus Liebe zum anderen, werde ich nicht böse. Die andere Wange hinhalten ist eigentlich (das Schlagen wird damit "gut"), ich ertrage den Schmerz und werde nicht böse. Ich widerstehe nicht dem Bösen (Tun des anderen) mit Bösem (dem anderen böse zu wollen).
Gleichzeitig kann ich aber dem anderen Gutes Wollen und ihn vor weiterem Schlagen zurückhalten oder bewahren. Und eigentlich genau deswegen, weil ich ihm Gutes will und er deshalb nicht böse sein soll. Im Fokus steht hier nicht mehr das Ego, sondern der Andere. Im Extremfall kann dann sogar passieren: "wer sein Kind liebt der schlägt es" (nicht wörtlich verstanden). Also innerlich widerwillig füge ich dem anderen einen Schmerz zu, um ihn vor Schlimmeren zu bewahren.
Das Inhaftieren eines Delinquenten durch Richterspruch sehe ich hier als Beispiel. Der Richter verhängt eine "Strafe" (jetzt nicht aus Schuld, Sühne, Ausgleich heraus), die korrigieren soll oder die anderen vor Sünde (an ihnen getan) schützen soll.
Der Richter darf die Strafe aber nicht (aus dem erörterten Vers heraus) aussprechen, weil er auf den Delinquenten böse ist. Er will helfen. Dem Delinquenten, wie dessen menschlichem Umfeld. (Nächstenliebe).
Der angesprochene Sachverhalt ist sehr schwer nachzuvollziehen und man kann ihn kaum gut ausdrücken. Das konkrete Beispiel (die in der Antike haben konkreter gedacht, weniger abstrakt) mit der rechten und linken Wange bei Jesus drückt es aus. Aber nur als zu interpretierendes Gleichnis. Wörtlichkeit nützt da nichts, wird sogar schädlich.
Jesus hat mal gesagt, "wer Ohren hat zu hören, der höre". Das kann man auch wörtlich verstehen. Wird Blödsinn, denn seine Zuhörer konnten alle hören. Es ging also um mehr als den Wortlaut zu hören (oder heute in der Bibel: abzulesen). Das Verständnis ergibt sich nicht direkt aus dem Wortlaut. Man braucht hier auch ein wenig Mut, selbst zu denken und zu Tüfteln. Wenn man es sich selbst "erarbeitet", sind Gedanken UND Gefühle ganz anders bei der Sache.
Jesus hat Gefühle provoziert in dem er die Dinge auf die Spitze trieb. ("Wer nicht absagt allem was er hat kann nicht mein Jünger sein", "Wer mir nachfolgen will, nehme sein Kreuz auf sich"). Eine Möglichkeit ist nun, den Satz gefühlsmäßig auf sich wirken zu lassen. Was es an Gefühlen auslöst (z.B. Widerstand) und diese betrachtet und analysiert. Denn all dies hat innerliche Gründe.