Rechte Wange, linke Wange

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1Johannes4
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#11 Re: Rechte Wange, linke Wange

Beitrag von 1Johannes4 » Fr 25. Mai 2018, 21:34

Hallo Al,

im Prinzip ist es egal, ob es dabei um eine Geste geht, die Veachtung ausdrückt (Deine Erklärung steht übrigens auch als Fußnote in der HfA-Übersetzung) oder um eine Tätlichkeit mit Verletzungsabsicht. Das grundsätzliche Problem dabei besteht darin, dass der Andere die eigene Reaktion bestimmt, wenn man zurückschlägt. In einem solchen Moment würde das Bekenntnis zu Jesus Christus als dem eigenen Herrn zu einem Lippenbekenntnis, denn wenn jemand dann fragen würde, warum man zurückgeschlagen hat, wäre wohl die sehr unwahrscheinliche Antwort die, dass Jesus bzw. Gott das so von einem gewollt hätte.

Wenn man nur reagiert wird also der zuvor Agierende einem zum eigentlichen Herrn, der eben das eigene Verhalten bestimmt (bzw. triggert wie bei einem Pawlow’schen Hund). Da dergleichen aber auch als ein Angriff auf die eigene Ehre empfunden wird und der eigene Stolz verletzt wird, sind es wiederum auch die eigenen fleischlichen Begierden von denen man sich da womöglich bestimmen lässt.

Kurzum: es geht weder um mich noch um den Anderen noch um die Tat an sich, sondern letzen Endes darum was es für mich bedeutet, dass Jesus mein Herr ist.

Grüße,
Daniel.
Da der hiesige Admin willkürlich meine Beiträge löscht, lohnt es sich nicht hier noch mitzulesen bzw. sich mit Kommentaren einzubringen. Wünsche Euch alles Gute.

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Hexenjagd
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#12 Re: Rechte Wange, linke Wange

Beitrag von Hexenjagd » Fr 25. Mai 2018, 23:31

Leider gibt die Bibelstelle nicht her was zu tun ist so man auch auf die Linke geschlagen wird wenn man sie hinhält... :devil:
So what?

mfg
5. Mose 18, 10
Es soll niemand unter dir gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen läßt, oder einer, der Wahrsagerei betreibt oder Zeichendeuterei oder ein Beschwörer oder ein Zauberer,

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AlTheKingBundy
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#13 Re: Rechte Wange, linke Wange

Beitrag von AlTheKingBundy » Sa 26. Mai 2018, 06:43

JackSparrow hat geschrieben:
AlTheKingBundy hat geschrieben:Hallo Maryam, ich denke auch: hier ist gemeint, dass man auf Provokatinen nicht eingehen soll.
Und zwar weder auf verbale Provokationen (zum Beispiel wenn jemand deinen Mantel von dir fordert) noch auf körperliche Provokationen (zum Beispiel wenn dich jemand auf die Wange schlägt).

Ich glaube nicht, dass in diesem von mir genannten Vers die "körperliche Provokation" gemeint ist, jedenfalls nicht pauschal. Die Selbstverteidigung ist nicht ausgeschlossen, das sieht man auch schön an der Verhaftungsszene am Ölberg. Jesus selbst gab den Jüngern die Anweisung, Schwerter mitzunehmen, obgleich er eine weitere Eskalation unterbunden hat. Er sagte nicht: ihr dürft euch nicht wehren, sondern, eine Eskalation wird euch schaden.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

Zippo
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#14 Re: Rechte Wange, linke Wange

Beitrag von Zippo » Sa 26. Mai 2018, 08:59

Ruth hat geschrieben:Ich denke, auch dies ist ein Text, der nur im Kontext verstanden werden kann. Es geht hierbei nicht um das Schlagen oder Gewalt hinzunehmen, sondern wie man seinem Gegenüber begegnet.
In dem fortlaufenden Text geht es auch darum, dass man dem, der etwas von 'mir' erbittet Aufmerksamkeit schenkt - im quasi in die Augen schaut, seine Bedürfnisse ernst nimmt, sich selbst mal zurücknimmt. Das Geben soll nicht gönnerhaft von oben herab stattfinden, vielleicht auch mal mehr, als das, wovon wir ohnehin zu viel haben, sondern den Menschen wertschätzend und auf Augenhöhe.

So auch die Begegnung mit dem Feind. Nicht der Schlag auf die Backe ist hier wichtig, sondern der Mensch, der den Schlag austeilt. Wenn man nicht einfach Gleiches mit Gleichem vergilt, weil man sich rächen will, sondern sich dem 'Feind' zuwendet und ihn ernst nimmt, vielleicht mit ihm redet und schaut, was ihn dazu bewogen hat, zu schlagen, dann würde wahrscheinlich so mancher 'Feind' erst einmal verwundert sein und innehalten. Das könnte ein Weg sein, um die Feindschaft zu besiegen - irgendwie.
Fand ich ganz gut, was du da schreibst. Mir fiel dazu noch eine Begegnung ein , die der Herr Jesus vor dem Hohepriester hatte:
Joh 18.19 Der Hohepriester befragte nun Jesus über seine Jünger und über seine Lehre. 20 Jesus antwortete ihm: Ich habe frei und offen vor aller Welt geredet. Ich habe allezeit gelehrt in der Synagoge und im Tempel, wo alle Juden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgenen geredet. 21 Was fragst du mich? Frage die, die gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe. Siehe, sie wissen, was ich gesagt habe. 22 Als er so redete, schlug einer von den Dienern, der dabeistand, Jesus ins Gesicht und sprach: Sollst du dem Hohenpriester so antworten? 23 Jesus antwortete ihm: Habe ich übel geredet, so beweise, dass es übel ist; habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich? 24 Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas.

Liebe Grüsse Thomas

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Erich
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#15 Re: Rechte Wange, linke Wange

Beitrag von Erich » Sa 26. Mai 2018, 10:47

Hallo Al!

Ja, das beste Beispiel (wie man sich in solchen Situationen verhalten soll) hat uns Jesus Christus auf seinem Leidensweg selbst gegeben.

Jesus Christus hätte ganz bestimmt die Macht gehabt sich gegen alle seine Feinde zu wehren, die ihn verspottet, geschlagen und zum Schluss getötet haben, aber das tat er nicht, wie wir wissen, weil er auf ein viel viel höheres Ziel hingearbeitet hat, nämlich um uns von Sünde, Tod und Teufel zu erretten und zu erlösen. - Wer Jesus Christus nachfolgen will, der muss auch sein Kreuz tragen, sonst kann er nicht sein Jünger sein (Lk 14,27).

1.Petr 2,19-24
19 Denn das ist Gnade, wenn jemand um des Gewissens willen vor Gott Übel erträgt und Unrecht leidet.
20 Denn was ist das für ein Ruhm, wenn ihr für Missetaten Schläge erduldet? Aber wenn ihr leidet und duldet, weil ihr das Gute tut, ist dies Gnade bei Gott.
21 Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen;
22 er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand;
23 der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet;
24 der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.
Mk 8,34-38
34 Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
35 Denn wer sein Leben behalten will, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird's behalten.
36 Denn was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele?
37 Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse?
38 Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.

LG!
Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. (Hebr 13,8)

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Travis
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#16 Re: Rechte Wange, linke Wange

Beitrag von Travis » Sa 26. Mai 2018, 11:10

Interessant finde ich, dass der Begriff "rechten" (gr: κριθῆναι, Wurzel: κρίνω) in Matth. 5,40 sehr juristisch geprägt ist.

closs hat geschrieben:Ich fände es besser, diese Stelle wörtlich zu verstehen und sich einzugestehen, dass man ihr nicht gerecht werden kann, als Ausreden daraus zu rekrutieren, die die Sache auf den Kopf stellen.
Nein, es gibt keine legitimen Ausreden zu Matth. 5,39. Aber es gibt ein legitimes Scheitern als Startpunkt für eine charakterliche Neuausrichtung.

Interessant auch dieser Auszug aus Klagelieder 3:
24 Der HERR ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen. 25 Denn der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt. 26 Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen. 27 Es ist ein köstlich Ding für einen Mann, dass er das Joch in seiner Jugend trage. 28 Er sitze einsam und schweige, wenn Gott es ihm auferlegt, 29 und stecke seinen Mund in den Staub; vielleicht ist noch Hoffnung. 30 Er biete die Backe dar dem, der ihn schlägt, und lasse sich viel Schmach antun. 31 Denn der Herr verstößt nicht ewig; 32 sondern er betrübt wohl und erbarmt sich wieder nach seiner großen Güte. 33 Denn nicht von Herzen plagt und betrübt er die Menschen. 34 Wenn man alle Gefangenen auf Erden unter die Füße tritt 35 und eines Mannes Recht vor dem Allerhöchsten beugt 36 und eines Menschen Sache verdreht, – sollte das der Herr nicht sehen?
oder aus Jesaja 50
4 Gott der HERR hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Er weckt mich alle Morgen; er weckt mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören. 5 Gott der HERR hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück. 6 Ich bot meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel. 7 Aber Gott der HERR hilft mir, darum werde ich nicht zuschanden. Darum hab ich mein Angesicht hart gemacht wie einen Kieselstein; denn ich weiß, dass ich nicht zuschanden werde.
die den Menschen vielleicht durch den Kopf gingen, als Jesus seine Worte sprach.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

closs
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#17 Re: Rechte Wange, linke Wange

Beitrag von closs » Sa 26. Mai 2018, 14:01

Travis hat geschrieben: Aber es gibt ein legitimes Scheitern als Startpunkt für eine charakterliche Neuausrichtung.
Das ist aus meiner Sicht eh DAS Grundmotiv der Heilsgeschichte: "Zurück zu Los und es mit neuer Erkenntnis erneut probieren".

Travis hat geschrieben:Interessant auch dieser Auszug aus Klagelieder 3
Wirklich gut!

JackSparrow
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#18 Re: Rechte Wange, linke Wange

Beitrag von JackSparrow » Sa 26. Mai 2018, 17:05

AlTheKingBundy hat geschrieben:Die Selbstverteidigung ist nicht ausgeschlossen,
Wer das eigene Leben hasst, so wie an anderer Stelle von Jesus gefordert, hat kein Interesse daran, dieses gehasste Leben gegen Angriffe zu verteidigen.

das sieht man auch schön an der Verhaftungsszene am Ölberg. Jesus selbst gab den Jüngern die Anweisung, Schwerter mitzunehmen,
An der Verhaftungsszene sieht man nur schön, wie schlecht ihr lesen könnt. Die Jünger mussten Schwerter mitnehmen, weil eine "Prophezeiung" erfüllt werden sollte und die Jünger hierfür wie Verbrecher aussehen mussten.

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Travis
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#19 Re: Rechte Wange, linke Wange

Beitrag von Travis » Sa 26. Mai 2018, 17:38

JackSparrow hat geschrieben:Wer das eigene Leben hasst, so wie an anderer Stelle von Jesus gefordert, hat kein Interesse daran, dieses gehasste Leben gegen Angriffe zu verteidigen.
Was machen dann die, die der Aufforderung nachgekommen sind?
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

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AlTheKingBundy
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#20 Re: Rechte Wange, linke Wange

Beitrag von AlTheKingBundy » So 27. Mai 2018, 08:29

JackSparrow hat geschrieben:
AlTheKingBundy hat geschrieben:Die Selbstverteidigung ist nicht ausgeschlossen,
Wer das eigene Leben hasst, so wie an anderer Stelle von Jesus gefordert, hat kein Interesse daran, dieses gehasste Leben gegen Angriffe zu verteidigen.

Völlig falsch verstanden. Wo wird hier biblisch das Recht auf Selbstverteidigung ausgeschlossen?

JackSparrow hat geschrieben:
das sieht man auch schön an der Verhaftungsszene am Ölberg. Jesus selbst gab den Jüngern die Anweisung, Schwerter mitzunehmen,
An der Verhaftungsszene sieht man nur schön, wie schlecht ihr lesen könnt. Die Jünger mussten Schwerter mitnehmen, weil eine "Prophezeiung" erfüllt werden sollte und die Jünger hierfür wie Verbrecher aussehen mussten.

Es dreht sich nicht ums lesen sondern verstehen, hier scheint es bei Dir ein wenig schwierig zu sein. Hätte es eine Prophezeiung gegeben, dass Jesus ein Kopfstand hätte machen sollen, hätte er diesen machen müssen, sicher. Aber die Prophezeiungen hatten vielleicht auch einen Sinn oder Zweck, schon mal darüber nachgedacht?
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

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