Helmuth hat geschrieben: ↑Fr 4. Okt 2019, 13:04
Thaddaeus hat geschrieben: ↑Do 3. Okt 2019, 11:37
Matthäus bemerkt den kleinen Fehler seiner Markus-Vorlage, welcher den Dämon im Singular sprechen lässt. Doch es stellt sich ja heraus (wenn der Dämon Jesus seinen Namen bekennt), dass es sich in Wahrheit um "viele" Dämonen handelt.
Du setzt voraus, es gab einen Mk Bericht
Du setzt voraus, Mt habe den korrigiert
Wir haben ein Mk.-Ev. und wir haben ein Mt.-Ev. (und ein Lk.-Ev. und ein Joh.-Ev.) mit ihren jeweils aus ganz unterschiedlichen, alten Handschriften
rekonstruierten, ältesten giechischen Evangelien-Texten, die in die unterschiedlichen deutschen Übersetzungen der diversen deutschen Bibelausgaben Eingang gefunden haben (sowie natürlich in die landessprachlich übersetzten Bibelausgaben aller anderen Länder dieser Welt).
Schon die griechischen Texte der Evv. weichen sehr voneinander ab. Im Detail weichen die Synoptiker Mt., Mk. und Lk. voneinander sogar dort ab, wo sie dasselbe Geschehen schildern. Das wirft die Frage auf, warum das so ist? Die
Zweiquellentheorie versucht auf diese Frage eine Antwort zu geben, in dem sie davon ausgeht, dass das Mk.-Ev. den Evangelisten Mt. und Lk. als schriftliche Quelle vorlag (also als Buch bzw. Schriftrolle(n) auf ihrem Schreibtisch.
Und ja: Mt. stellt z.B. an dieser Stelle bei Mk. etwas fest:
Was (ist zwischen) mir und dir, Jesus, Sohn Gottes, des Höchsten? (Mk.,5,7)
Matthäus stellt fest, dass Mk. "mir" schreibt, wenn der Dämon spricht. Aber Mk. schreibt später, dass der Name des Dämons "Legion" ist, "
denn wir sind viele". Es handelt sich also um viele Dämonen und nicht nur um einen.
Und deshalb korrigiert Matthäus an dieser Stelle das markinische "mir" zu "uns":
Was (ist zwischen) uns und dir, Sohn Gottes? (Mt.,8,29)
Weil es ja viele Dämonen sind und nicht nur einer.
Der Eangelist Lukas stört sich offenbar nicht an dem Singular und lässt diesen in seinem Evangelium stehen. Wir dürfen aber davon ausgehen, dass es ihm aufgefallen ist. Lukas verändert andere Stellen bei Mk.
Was (ist zwischen) mir und dir, Jesus, Sohn Gottes, des Höchsten? (Lk.,8,28)
Helmuth hat geschrieben: ↑Fr 4. Okt 2019, 13:04
Es wirft ein Evangelist dem anderen vor sich zu irren. Man könnte Mt. als Augenzeugen vielleicht als zuverlässiger darstellen, aber ich denke auch das trifft nicht so zu.
Eigentlich korrigiert Matthäus nur eine Ungenauigkeit im Text des Markus. Lukas hielt das offenbar nicht für notwendig.
Keiner der vier Evanglisten war vermutlich ein Augenzeuge der Geschehnisse, höchstwahrscheinlich auch
Matthäus nicht. Es gibt zu viele gute Gründe, die dagegen sprechen. Der Ort der Abfassung liegt am Wahrscheinlichsten in Syrien.
Auch keiner der Verfasser der
25 apokryphen Evangelien (die es auch noch gibt), war Augenzeuge dessen, was Jesus getan und gelehrt hat.
Helmuth hat geschrieben: ↑Fr 4. Okt 2019, 13:04
Nach deiner eigenen Aussage gab es 20-40 Jahre keine Niederschrift eines Evangeliums. Danach nahm sich Mt vor selbst eines abzufassen, weil Mk nicht korrekt war?
Nein, sondern weil Matthäus durch weitere schriftliche und eventuell auch mündliche Quellen, die ihm vorlagen, über Geschichten und Jesusworte verfügte, die er im (auf Griechisch verfassten) Evangelium des Markus einfach nicht finden konnte, sie aber für wichtig hielt. Darum hat er sein eigenes Evangelium verfasst. Für Lukas trifft das ebenfalls zu.
Helmuth hat geschrieben: ↑Fr 4. Okt 2019, 13:04
Damit diskreditiert er aber den Bericht des Mk. Lebte Mt überhaupt noch, als es einen fertigen Mk Bericht gab? Und wo sollte dieser vorgelegen haben?
Inwiefern
diskreditiert Mt. den Mk.?
Das
Mk.-Ev. ist das älteste Ev. und wurde verfasst um ca.
70 n.Chr.,
möglicherweise in Syrien, speziell Antiochia oder in Galiläa, der Dekapolis oder in Kleinasien. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wurde es aber nicht in Jerusalem und allgemein Palästina verfasst, was von praktisch allen Exegeten abgelehnt wird, da Markus mangelhafte Kenntnis lokaler Verhältnisse zeigt (das wird sich auch noch bei der Heilung des besessenen Geraseners deutlich zeigen).
Das
Mt.-Ev. wurde zwischen
80 und 100 n.Chr. geschrieben,
vermutlich in Antiochia am Orontes in Syrien.
Das
Lk.-Ev. wurde vermutlich zwischen
80 bis 90 n.Chr. verfasst.
"Über den Abfassungsort liegt keine alte Überlieferung vor, man rät auf Caesarea, Achaea, die Dekapolis, Kleinasien, vor allem auf Rom. Aber für keine dieser Vermutungen läßt sich ein überzeugendes Argument beibringen, und wir können nur sagen, daß das Lk sicher außerhalb Palästinas geschrieben ist." (Werner Georg Kümmel, Einleitung in das neue Testament, 20. Aufl., Heidelberg, Quelle & Meyer: 1980, S. 120)
Helmuth hat geschrieben: ↑Fr 4. Okt 2019, 13:04
Inwieweit sind deine Voraussetzungen haltbar?
Insoweit sie Erklärungen für das liefern, was wir konkret am Text beobachten können.