Wenn der Mißstand zum Problem wird: Murren in der Bibel

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Magdalena61
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#1 Wenn der Mißstand zum Problem wird: Murren in der Bibel

Beitrag von Magdalena61 » Mi 22. Jan 2014, 13:31

Wenn der Mißstand zum Problem wird: Murren in der Bibel***
Wir haben es täglich mit Missständen zu tun, erkennen die Fehlerhaftigkeit anderer und unsere eigene auch.
Schnell ist eine Leitung einer Fehlentscheidung überführt und der Flecken auf der reinen Weste des Saubermanns entdeckt. Wir scheinen fast darauf gedrillt zu sein, Fehlerhaftigkeiten und Missstände zu erkennen.

Es ist dabei nicht die Not, die uns aufbringt, sondern das Ärgernis, das eine Person oder Situation darstellt.
Ein der häufigsten Reaktionen auf empfundene Missstände ist das Murren.
Quelle
"Murren" ist nicht dasselbe wie begründete, berechtigte Kritik, mit dem Ziel, Änderungen zu erreichen bzw. Mißstände zu beheben.

Wenn ich so etwas sehe wie das hier:

... denke ich: Es gibt zwar immer irgendwelche Probleme, mit denen man kämpfen muß, und manchmal wachsen sie einem über den Kopf, und man hat hart zu kämpfen, um zu überwinden. Aber-- haben wir... die meisten von uns... nicht allen Grund, dankbar zu sein?

Wir sollten es nicht als selbstverständlich ansehen, gesund zu sein, uns selbst versorgen und am gesellchaftlichen Leben teilnehmen zu können... einigermaßen "normal" auszusehen, in einem der reichsten Länder der Welt zu wohnen, jeden Tag mehr als genügend zu essen zu haben... unsere Zukunft gestalten zu können... Familie/ Freunde zu haben.

Lizzie ist 24 Jahre alt.
Eine Krankheit, die niemand bisher erforscht hat, verhindert in Lizzie Velasquezs Körper, dass sie zunimmt, egal wie viel sie isst. Die Folge ist nicht nur, dass die 24-Jährige aus Austin (Texas) sehr dünn ist, sondern auch, dass ihr rechtes Auge blind ist. Nur drei Menschen auf der Erde sind bekannt, die dieses Syndrom haben.
http://www.pro-medienmagazin.de/medien/ ... t-zurueck/
Einen seelischen Halt findet sie in ihrer Familie und in ihrer Gemeinde.
LG

***Den Threadtitel habe ich aus der oben verlinkten pdf- Datei übernommen.
God bless you all for what you all have done for me.

closs
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#2 Re: Wenn der Mißstand zum Problem wird: Murren in der Bibel

Beitrag von closs » Mi 22. Jan 2014, 14:23

Magdalena61 hat geschrieben:Aber-- haben wir... die meisten von uns... nicht allen Grund, dankbar zu sein?
Gemessen an dem, was in der Welt so abgeht, eindeutig JA.

Aber Dankbarkeit geht nur dann, wenn man schätzen lernt, was man hat (und nicht murren lernt, was man nicht hat). Zu viele orientieren sich nicht am Absoluten, sondern am Relativen (also am Komparativ) - zwei Beispiele:

Ein früherer Geschäftspartner von mir war Langläufer - seine Aussage: 100km schaffe ich locker in 13 Stunden - 11 Stunden ist eine gute Zeit. - Sein Maßstab war also: 15 Stunden = schlecht/13 Stunden = naja/ 11 Stunden = gut. - Unsereiner wäre bei 2 Tagen happy. - Jeder hat also ein eigenes Maß. - Würde ich mein Maß mit seinem vergleichen, wäre ich ein Loser.

Anderes Beispiel: Neulich haben normale Hausfrauen im Fernsehen Gerichte vorgestellt - eines dieser Gerichte war Salzkartoffeln mit Endiviensalat, harten Eiern und einer hellen Soße. - Die (islamische) Frau, die dieses Gericht vorstellte, wurde sowohl von den "Konkurrentinnen" als auch vom Publikum "überlegen" belächelt - auch der Jury-Koch hat ganz ersichtlich durch aufgesetzte Großzügigkeit Partei gegen die Frau ergriffen: "Ja - die Kartoffeln seien gut durch". - Die anderen Mitbewerber haben dann irgendwelche kaloriearmen und garantiert-aus-kontrollierter-Aufzucht kommenden Leckereien (wenn ich das Wort "lecker" schon höre) präsentiert.

Mit anderen Worten: Hier war EINE Frau, die mit Essen noch ein Grundbedürfnis vebunden hat (man-soll-dankbar-sein-dass-man-mit-guten-Sachen-satt-wird), während die anderen Frauen (im Grunde eine ganze andere Kultur) Essen als Selbstdarstellungs-Größe dargestellt haben (Lerchenzungen vom SChwarzen Meer sind die besten :lol: - ich weiß das - ich bin gebildet/kultiviert).

Wir sollten dankbar sein, dass wir gesund laufen können und genug zu essen haben. - Die äußere Anspruchshaltung unserer Gesellschaft ist aus meiner Sicht eine Ersatzhandlung für innere geistige Leere.

Für die von Dir im Video vorgestellten Fälle wäre das wichtigste, wie sich die Betroffenen SELBER fühlen.

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Magdalena61
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#3 Re: Wenn der Mißstand zum Problem wird: Murren in der Bibel

Beitrag von Magdalena61 » Do 23. Jan 2014, 19:50

closs hat geschrieben:...Dankbarkeit geht nur dann, wenn man schätzen lernt, was man hat (und nicht murren lernt, was man nicht hat).
Es ist eine Frage des Anspruchs.

Es wäre vielleicht ganz interessant, einmal darüber nachzudenken, welche Faktoren ausschlaggebend sind für die Entstehung und Festigung unserer Wünsche.
Jeder hat also ein eigenes Maß. - Würde ich mein Maß mit seinem vergleichen, wäre ich ein Loser.
:) Ja... und ich vergleiche mich gar nicht erst mit Sportfreaks, weil ich mit Langlauf nichts am Hut habe.
- eines dieser Gerichte war Salzkartoffeln mit Endiviensalat, harten Eiern und einer hellen Soße. - Die (islamische) Frau, die dieses Gericht vorstellte, wurde sowohl von den "Konkurrentinnen" als auch vom Publikum "überlegen" belächelt - auch der Jury-Koch hat ganz ersichtlich durch aufgesetzte Großzügigkeit Partei gegen die Frau ergriffen: "Ja - die Kartoffeln seien gut durch". -
Ich glaube, die Frau ist mir sympathisch.
Die anderen Mitbewerber haben dann irgendwelche kaloriearmen und garantiert-aus-kontrollierter-Aufzucht kommenden Leckereien (wenn ich das Wort "lecker" schon höre) präsentiert.
Johann Lafer lässt grüßen?
Früher habe ich mir gelegentlich Kochsendungen angesehen, aus Interesse.

Aber... was die da kochen, das ist mir viel zu abgehoben... mit dem Gedanken an die VERhungernden in dieser Welt könnte ich diesen Stil nicht gut pflegen-- den eigenen Bauch grenzenlos verwöhnen, zu einem vielfachen Preis dessen, was für das Notwendige (und darüber hinaus noch einige Schleckereien) erforderlich ist.
Außerdem schmecken diese "Delikatessen", wenn man den Schleier der Verklärung einmal davon abzieht, meist recht gewöhnlich. Geschmacklich halten sie oftmals nicht, was versprochen wurde.

Es gab einmal einen Song... der kommt mir jetzt gerade in den Sinn: "Genug.... ist nicht genug.... !" (Konstantin Wecker)
Mit anderen Worten: Hier war EINE Frau, die mit Essen noch ein Grundbedürfnis vebunden hat (man-soll-dankbar-sein-dass-man-mit-guten-Sachen-satt-wird),
:mrgreen: Man kann froh sein, wenn man noch schmackhafte Nahrung einkaufen kann-- die Massenproduktion und die technischen Vorteile genmanipulierter Gemüse fordern ihren Preis.
während die anderen Frauen (im Grunde eine ganze andere Kultur) Essen als Selbstdarstellungs-Größe dargestellt haben (Lerchenzungen vom SChwarzen Meer sind die besten :lol: - ich weiß das - ich bin gebildet/kultiviert).
Wenn's Spaß macht... :mrgreen: :sick:

Du, ich habe in Hotelküchen gearbeitet... und verrate dir mal etwas: Dort wird auch nur mit Wasser gekocht :) . Entscheidend ist nicht der Preis, oder "je exotischer desto besser", sondern.... dass der KOCH etwas kann! Er muß ein Gefühl haben... eine Leidenschaft für Lebensmittel, dann schmeckt alles, das er in seiner Küche produziert "ganz hervorragend!"
Wir sollten dankbar sein, dass wir gesund laufen können und genug zu essen haben. -
Wir sollten nicht versuchen, seelische Löcher mit Materiellem zu füllen. Das kann man zwar versuchen, und teilweise funktioniert es auch.... aber dieser "Schnuller" hält nicht lange vor, und dann ist der Hunger wieder da.
Die äußere Anspruchshaltung unserer Gesellschaft ist aus meiner Sicht eine Ersatzhandlung für innere geistige Leere.
Ein interessanter Gedanke.
Für die von Dir im Video vorgestellten Fälle wäre das wichtigste, wie sich die Betroffenen SELBER fühlen.
Hm... ich war zunächst schockiert... dass ein Mensch so herumlaufen muß... Lizzie ist doch noch so jung... sie möchte sicher auch begehrt und geliebt werden... ja, und dann war ich etwas traurig, weil ich Gott wieder einmal nicht verstehe, ohne Ihn anklagen zu wollen.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

closs
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#4 Re: Wenn der Mißstand zum Problem wird: Murren in der Bibel

Beitrag von closs » Do 23. Jan 2014, 21:12

Magdalena61 hat geschrieben: sie möchte sicher auch begehrt und geliebt werden
Manches muss man auf Eis legen, damit es frisch bleibt. - Es KANN sein, dass sie kleine Dinge mehr genießen kann als andere große Orgasmen - das ist wieder einmal so ein Geheimnis zwischen Mensch und Gott, in das sonst keiner reingucken kann.

Magdalena61 hat geschrieben:Es wäre vielleicht ganz interessant, einmal darüber nachzudenken, welche Faktoren ausschlaggebend sind für die Entstehung und Festigung unserer Wünsche.
Kennst Du die Maslowsche Pyramide?

Eine Pyramide, die unten ganz breit anfängt mit Grundbedürfnissen (Kein knurrender Magen/Dach über dem Kopf/Wärme) - dann kommen nach und nach andere Bedürfnisse (die man halt hat, wenn man satt ist - soziale Bedürfnisse/Selbstverwirklichung/etc.) - der entscheidende Punkt nun zu Deiner Frage:

In dem Moment, in dem eine Ebene befriedigt ist, schreit die nächst-höhere. - Das Wunschverhalten unserer Gesellschaft ist charakteristisch für eine Gesellschaft, die einerseits nie gehungert und gefroren hat und andererseits weiterführende ("näachts-höhere") Wünsche nicht geistig, sondern materiell befriedigt. - Und deshalb redet man sich gegenseitige Anspruchshaltungen ein ("Wenn ich Rind esse, dann nur Angus-Steaks").

Es scheint so, dass sich ein Großteil der Bevölkerung als "gebildet" versteht, wenn sie modisch à jour gekleidet ist und up to date ist in bezug auf Trends. - In Russland gilt man als gebildet, wenn man belesen ist und Klavier spielen kann - bei uns gilt man als gebildet, wenn man richtig tätowiert ist und angesagte Urlaubsziele bedient.

Magdalena61 hat geschrieben: aber dieser "Schnuller" hält nicht lange vor, und dann ist der Hunger wieder da.
Mit Trauer sehe ich einige ehemaligen Chefs bzw. Management-Kollegen, von denen einer nach Jaguar und Porsche jetzt mit gehobener Hand und ALLEIN rumläuft - und das mit 70. - Im anderen Fall ist es ähnlich: Immer nur Geschäfts-"Freunde" gehabt, nie ECHTE soziale Banden geknüpft - man läuft verbraucht und nicht mehr gebraucht zwischen den Leuten rum, die von einem nichts wissen wollen.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke

michaelit
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#5 Re: Wenn der Mißstand zum Problem wird: Murren in der Bibel

Beitrag von michaelit » Do 6. Feb 2014, 07:54

Das mit den beiden Mädels auf den Videos ist echt schlimm. Da frage ich mich manchmal ob echte freie Liebe nicht vielleicht doch die Lösung wäre, aber so daß nicht mehr nach Schönheit geschaut wird. Es ist aber alles blöd, wenn ich meine Haare lang habe und gut geschnitten, wenn ich Diät gehalten habe und Sport machte, dann sehe ich gut aus und die Frauen schauen mir draußen nach und alles ist peachy. Aber wenn ich durch Schizophreniemedikamente fett werde und alt werde und keine guten Zähne mehr haben, dann ist alles öde und keiner mag mich bis vielleicht auf die anderen alten und kranken Leute. Man wird immer wieder auf dieser Welt in Nietsches Arme getrieben mit Egoismus und Selbstvergötterung oder das Gegenteil mit strenger Zucht und Heiligkeitswahn. Ich würde die Lizzie auf dem Video gerne mal richtig knutschen, ich glaube das täte ihr gut.

Wind
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#6 Re: Wenn der Mißstand zum Problem wird: Murren in der Bibel

Beitrag von Wind » Do 6. Feb 2014, 09:57

Man wird immer wieder auf dieser Welt in Nietsches Arme getrieben mit Egoismus und Selbstvergötterung oder das Gegenteil mit strenger Zucht und Heiligkeitswahn.

Stimmt, Michaelit,

das sind die beiden Extreme, wohin Menschen ihre Probleme gerne verdrängen. Entweder ins Jenseits - da kann man sich seine Traumwelt selbst basteln. Oder in sich selbst, indem man alle anderen Dinge ausgrenzt.

Das funktioniert so aber nicht, weil Menschen einander brauchen. Dabei ist die Liebe das was verbindet.

Lösungen zum Leben kann man nur finden, wenn man das Leben im Hier und Jetzt anschaut und damit umgeht. Leben bedeutet immer beides: Freude und Leid. Man kann nur damit wirklich leben, wenn man bewusst lebt. Indem man die Möglichkeiten und die Unmöglichkeiten miteinander abwägt und nutzt. Oft braucht man dazu die Hilfe anderer Menschen. Und das ist gut so. Weil dann das Lebenselexier, die Liebe genutzt werden kann, indem man einander wahrnimmt und Hilfe gibt.

Das erkenne ich auch in deinen Aussagen, dass du die Liebe in verschiedener Form als Lösung siehst. Ich denke, das ist auch etwas, was diese Mädels auf den Videos am Leben erhält. Nicht die Liebe der ganzen Welt, sondern der Menschen, die sie umgeben. Nur so kann man Leben finden.

Malika
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#7 Re: Wenn der Mißstand zum Problem wird: Murren in der Bibel

Beitrag von Malika » Do 6. Feb 2014, 11:18

michaelit hat geschrieben:Da frage ich mich manchmal ob echte freie Liebe nicht vielleicht doch die Lösung wäre, aber so daß nicht mehr nach Schönheit geschaut wird.

Ich glaube, danach wird immer geschaut, aber nicht immer ist Schönheit nur äußerlich. Das ist einerseits ohnehin auch etwas Geschmacksache, aber wenn man sich näher kennenlernt, kommen ja meist noch andere Dinge hinzu. Joni Eareckson Tada, die seit einem Unfall vor über 40 Jahren bis zu den Schultern gelähmt ist, ist seit Jahrzenten verheiratete. Nick Vuijcic, der ohne Arme und Beine zur Welt kam, hat ebenfalls eine Frau gefunden, die übrigens gesund und hübsch ist, sodass niemand vermuten würde, dass die halt nichts "besseres" gefunden hat. Ich glaube, da ist man selbst vielleicht eher das Problkem. Ich wei zumindest von mir selbst, dass ich mein eigenes Erscheinungsbild wesentlich kritischer sehe, als die anderen Menschen um mich herum. Vielleicht treibt man sich da manchmal selbst am ehesten in eine negative Grundhaltung.

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