closs hat geschrieben: ↑So 6. Okt 2019, 12:32
sven23 hat geschrieben: ↑So 6. Okt 2019, 10:32
Nein, das sagt er nirgendwo. Er odnet den antiken Wunderglauben in einen historischen Kontext ein.
Das ist beschönigend dargestellt. - Wenn Bultmann wirklich meinen würde, dass eine Interpretation sich danach halten muss, als wäre die Geschichte apriorisch als naturalistisch ungebrochener Wirkungs-Zusammenhang, ist das keine innerwissenschaftliche Sache, sondern ein Postulat.
So funktioniert die Welt nun mal, ob es closs gefällt oder nicht. Alles andere ist reine Glaubensideologie. Wenn du eine Sonderbehandlung forderst, bist du eh raus aus dem wissenschaftlichen Diskurs.
closs hat geschrieben: ↑So 6. Okt 2019, 12:32
sven23 hat geschrieben: ↑So 6. Okt 2019, 10:32
Nichts anderes macht die Forschung. Siehe auch Kommentar der LMU München.
Die LMU kommentiert die HKM(!!)-Forschung - natürlich ist es da so: "Wir interpretieren, als seien Wunder nicht wirklich passiert, sondern hinreichend aus dem historischen Kontext ableitbar. - Das ist eine besondere Hermeneutik - kann man machen.
Das ist keine besondere Hermeneutik, sondern das Handwerkszeug eines jeden Historikers. Selbstverständlich muss auch immer der jeweilige Zeitgeist berücksichtigt werden, der untersucht werden soll. Im Fall der Bibel ist es das antike mythtische Weltbild, in dem Wunder an der Tagesordnung waren.
Das heißt nicht, dass Wunder in heutigem Verständnis stattgefunden haben, sondern dass alles, wofür es keine Erklärung gab, als Wunder galten oder dass berühmten Personen Wundertaten zugeschrieben wurden. Wie das halt so war in einer Welt des Aberglaubens.
Der neutestamentliche Wunderglaube ist nur aus dem Denken der Antike zu verstehen. Wunder waren damals gewissermaßen an der Tagesordnung. Die Geschehensabläufe der Welt wurden von den damaligen Menschen nicht naturgesetzlich interpretiert, sondern auf das Wirken guter und böser (göttlicher) Mächte zurückgeführt. So wurden nicht selten Naturphänomene auf das Wirken solcher göttlicher Wesen zurückgeführt. Ebenso versuchte man im Kriegsfall die Götter für sich zu gewinnen bzw. schrieb man Sieg und Niederlage dem Eingreifen bestimmter Götter zu.
In antiken Kultstätten fanden auch Heilungen statt, wie etwa die in Epidauros gefundenen Berichte über den Asklepioskult beweisen. Diese Heilungen wurden letztlich auf das Eingreifen des Asklepios zurückgeführt, da sich die dortigen Heilmethoden wohl von der damaligen Schulmedizin entscheidend abhoben.
Zudem hat es wohl sowohl griechische als auch jüdische Wunderheiler gegeben, die ähnlich wie Jesus durch die Lande gezogen sind und Menschen geheilt haben bzw. von kranken Menschen aufgesucht wurden (Apollonius von Tyana, Choni der Kreiszieher), wenn freilich die Quellenlage im Vergleich zum Neuen Testament eher dürftig ist.
Die Wunderüberlieferungen aus der Antike sind so zahlreich, dass man nicht annehmen kann, es handle sich in allen Fällen um Erfindungen und Propaganda. Man muss die andere, von der unsrigen unterschiedene Welterfahrung berücksichtigen. In Kulturen, in denen man mit dem beständigen Wirken von guten und bösen Mächten rechnet, kommt es zu anderen Phänomenen von Krankheit und Heilung als in einer Zeit, die von einer naturwissenschaftlich arbeitenden Medizin geprägt ist.
Quelle: LMU München
closs hat geschrieben: ↑So 6. Okt 2019, 12:32
sven23 hat geschrieben: ↑So 6. Okt 2019, 10:32
Er reicht definitiv aus, bzw. ist es der einzig gangbare Weg, um Historie rekonstrieren zu können.
Solange es nicht um spirituelle Prozesse einer Zeit handelt, stimmt das.
Bei closs muss man spirituelle Prozesse immer mit unhistorischen Hirngespinsten gleichsetzen, insofern ist das richtig.
closs hat geschrieben: ↑So 6. Okt 2019, 12:32
sven23 hat geschrieben: ↑So 6. Okt 2019, 10:32
Die HKM ist aber nicht geeignet, eine Glaubensideologie zu bestätigen.
Das erwartet keiner - sie soll ihre Methodenschritte abarbeiten und gut ist.
Gar nix ist gut. Die Ergebnisse gefallen den Glaubensideologen nicht. Deshalb wurde die unwissenschaftliche Kanonik erfunden.
closs hat geschrieben: ↑So 6. Okt 2019, 12:32
sven23 hat geschrieben: ↑So 6. Okt 2019, 10:32
Dafür wurde z. B. die Kanonik entwickelt, als Gegenmethode.
Nein - die Kanonik und Ratzinger-Exegese wurde als apriorisches Gegenstück zu einer apriorisch agierenden HKM entwickelt - das ist was ganz anderes.
Nein, wie die Kommission ja offen zugibt, war man mit den theologischen Ergebnissen der HKM nicht zufrieden. Deshalb erfand man die Kanonik, mit der sich problemlos das Glaubenskonstrukt bestätigen läßt, weil man ja keine wissenschaftlichen Ansprüche erfüllen muß. Hier können sich Glaubensideologen nach Lust und Laune austoben.