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von Andreas » So 6. Mai 2018, 16:30
Jesus lud seinen Verräter zum gemeinsamen Mahl und schenkte auch ihm sein Brot und seinen Wein - aber unsere christlichen Hirten schließen seit Jahrhunderten die Brüder Jesu davon aus, an seinem Tisch Platz zu nehmen. Wieder stehen wir ganz am Anfang und machen uns der Sünde von Kain und Abel - den ersten Priestern - schuldig, die war, nicht gemeinsam einen brüderlichen Gottesdienst zu feiern, sondern durch ihren Stolz voneinander getrennt, und die es auf dem Feld nicht schafften miteinander zu reden, ihre Eitelkeit zu überwinden und sich auf einen gemeinsamen Gottesdienst zu einigen. Die Schwächeren fielen und fallen auch in der Dogmengeschichte des Christentums den Stärkeren zum Opfer.
Immer wieder wiederholt sich das Gleiche Spiel: Die Söhne Jakobs: Brüder des Nordreichs Israel gegen die Brüder des Südreichs Juda - westkirchliche Brüder gegen ostkirchliche Brüder, statt als Brüder in Christo an einer Tafel im Reich Gottes zu feiern - so nah und doch so fern.
Jeder Jude weiß wie sein Land - auch heute noch - genannt wird: Eretz Jisrael = das Land Israel. Kein Jude denkt dabei an den ganzen Planeten oder irgendwelchen Ackerboden. Am Anfang schuf Gott den Himmel und das Land. Das geht aus dem Kontext klar hervor.
Den jüdischen Autoren der Bibel ging es immer um ihr Land. Für die "Erde" die Früchte hervorbringt haben sie das schöne Wort "adamah", aber die gibt es nicht im Meer sondern an manchen Stellen auf dem "Land".
So bedeckt die Sintflut auch nicht die ganze Erde, sondern das ganze (eigene) Land (Israel) und die Sintflut muss deshalb die Berge bedecken, weil das jüdische Jerusalem mit dem Tempel oben auf dem Tempelberg liegt. Der Untergang des ersten Tempels und die Arche des Exils waren die große jüdische Katastrophe, die hier in der Erzählung von Kain und Abel "vorweggenommen" wurde und sie endet mit dem EINEN Opfer Noahs "im zweiten Tempel". Die Sünde der Brüder (!) Kain und Abel war, dass sie zwei Opferstätten hatten (Nord- und Südreich der Brüder (!) = der Söhne Jakobs) und jeder für sich opferte und dass sie nicht gemeinsam ein Opfer im einzig legitimen Tempel des Bruders (!) Juda darbrachten. Alles Volk auf dem Land war verdorben, was damit gemeint ist, wird schnell klar, wenn man einen Blick in die Chronikbücher wirft: es geht immer um den Opferkult, auch für die anderen Götter im Gegensatz zum jüdischen Monotheismus: Ein Gott, ein Volk, ein Land, ein Tempel = Judentum.
Die "Wasser" von oben sind die Assyrer, die das Land des Nordreichs "überschwemmen" und die "Wasser" aus der Tiefe stehen für die Babylonier, welche das Land Juda, das Südreich, "überschwemmen". Daher kommen diese ganzen Doppelungen und unterschiedlichen Zeitangaben in der Sintflutgeschichte her, weil der Verlust des "ganzen" Landes "Israel" ein zweistufiges Ereignis war. Immer steht in der Sintfluterzählung Eretz = Land und nicht "Erde". Aber wenn man das AT auf Christus hin lesen "muss", übersetzt man es eben so, dass es dem Christen passt - und nicht dem Juden, der es geschrieben hat.
So wird dann eben aus dem überfluteten "Land" eine "weltweite" Sintflut gemacht und man streitet sich in der Folge um des Kaisers Bart, weil man meint die Bibel "wörtlich" auslegen zu müssen, aber in den christlichen Bibelübersetzungen einfach oft absichtlich die falschen Wörter stehen, denn so viel hebräisch können die Übersetzer mit Sicherheit, dass sie "Land" und "Erde" im Hebräischen unterscheiden können. Sie wollen halt nicht und machen das wider besseres Wissen. So groß ist die Ehrfurcht vor "Gottes Wort", dass man es ihm nach Belieben im Munde rumdreht.
Was wohl der Jude Jesus da gelesen hat?
"Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde"
oder
"Im Anfang schuf Gott den Himmel und das Land."
"Denn noch sieben Tage dauert es, dann lasse ich es vierzig Tage und vierzig Nächte lang auf die Erde regnen"
oder
"Denn noch sieben Tage dauert es, dann lasse ich es vierzig Tage und vierzig Nächte lang auf das Land regnen".
"Und der HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht."
oder
"Und der HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr den Ackerboden (adamah!) verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange das Land (eretz!) steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht."