Abischai hat geschrieben:Wenn es dran war, ein Blutopfer darzubringen (die näheren Umstände kennen wir nicht) dann ist ein anderes Opfer unsinnig.
Wäre interessant zu wissen, ob Kain wusste, was dran ist. - Aus der Bibel wird so der Eindruck erweckt, dass beide ein Opfer brachten und beide ehrlich gehofft haben, dass es anerkannt wird - und dann Kain sauer war, dass er den Kürzeren zog. - Trotzdem ist Dein Argument verständlich - wenn man still vorraussetzt, dass ein Blutopfer dran war, ist es eine andere Ausgangslage.
Trotzdem noch mal: War ein Blutopfer für den Opfernden irgendwie "anstrengender" als andere Opfer? - Musste Abel mehr "schwitzen", um ein Bluopfer zusammen zu kriegen?
Abischai hat geschrieben:dann hat das nur an einem liegen können, an der Haltung Kains, mit der er das Opfer darbrachte
Unabhängig von obigen Fragen: Das macht spirituell Sinn - die Gegenüberstellung von "guter" und "böser" Haltung. - Nur: Wer entscheidet eigentlich, welche Haltung sich in einem durchsetzt. - Dazu eine durchaus persönliche Anmerkung:
Die Tatsache, dass ich (übers Leben betrachtet) relativ wenige "Leichen im Keller" habe, hat damit zu tun, dass ich oft im entscheidenden Moment einen guten Gedanken hatte ("gut" im wörtlichen Sinne). - Ich kann NICHT erkennen, dass dies mein Verdienst wäre.
Bei den "Leichen im Keller", die sich dann doch ergeben haben, hat ich im entscheidenden Moment KEINEN guten Gedanken - etwas anderes in mir war stärker (manchmal merkt man nicht mal, WAS da eigentlich vorgeht). - Ich kann rückwirkend NICHT erkennen, dass ich anders hätte handeln können.
Wie soll ich Dir vermitteln, dass ich einerseits mein Leben lang durchaus als durchsetzungsfähig und "willensstark" galt UND trotzdem in der Regel nicht erkennen kann, dass ich dabei etwas entschieden hätte. - Objektiv natürlich ja: Es gab verschiedene Möglichkeiten - und man konnte halt nur eine nehmen. - Aber subjektiv eben nein: Es war kein "Willensakt", keine Eigenleistung da, sondern ein guter oder - eben manchmal auch - ein schlechter Gedanke "da". Ich kann KEINERLEI Eigenanteil und somit Verdienst daran erkennen, dass ein guter Gedanke da war. - Und kein subjektives Versagen, wenn ein schlechter Gedanke da war.
Die "Haltung" (jetzt sind wir wieder bei Kain) kam von dem, das einen "gehalten" hat. - Kann es sein, dass Gott Abel ange-"halten" hat, das richtige Opfer zu machen, und Kain hat an-"halten" lassen, das falsche Opder zu machen - eben um die notwendige Dialektik aus gut und böse präsentieren zu können? - Kann Abel persönlich etwas dafür, dass er das richtige tat? Kann Kain etwas dafür, dass er das falsche tat?
Natürlich wird jetzt wieder die moderne Zeit kommen und "Freiheit", "Wille" und "Entscheidung" rufen. - Aber sind das wirklich die Schlüsselworte der Bibel? - Könnte es nicht AUCH sein, dass es um heilsgeschichtliche Darbietung des Wechselspiels von gut und böse ginge - damit der Mensch daraus lerne, gut und böse zu unterscheiden - und deshalb erst lerne, Gott bewusst erkennen zu können?
Mir sind die gängigen Auslegungs-Reflexe weit zu anthropozentrisch, also letztlich ich-zentriert. - Und das wäre nach Deinen Worten (ganz zu Recht) kainisch.