Pluto hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Sie untersuchen die Texte, ihr Gedankengut, das kulturelle und geistige Umfeld, aus dem die biblischen Autoren heraus ihre Erzählungen geschrieben haben.
Nehmen wir mal an, du hättest damit Recht. Um das "geistige Umfeld" zu recherchieren muss man Schriften aus jener Zeit konsultieren.
Deshlb nochmals die Frage, auf welche außerbiblischen Werke beziehen sich die Theologen?
Ich hab das in einem der Parusiethreads mal ziemlich ausführlich zitiert und erläutert.
Im Einzelnen habe ich das im Moment nicht präsent, und zum Suchen bin ich jetzt zu müde.
Aber aus der Erinnerung und über den Daumen gepeilt:
zum einen wird das Alte Testament zu Rate gezogen, das in historische Schichten zerlegt wird und mit dem Gedankengut der jeweiligen neutestamentlichen Autoren abgeglichen wird. Weiter wird das spätantike Denken zu Rate gezogen, vor allem das griechische, und ebenfalls mit dem Gedankengut der jeweiligen neutestamentlichen Autoren abgeglichen.
Daraus kann man dann halbwegs schlussfolgern, ob ein bestimmtes Evangelium ein Gedankengut enthält, das zur Zeit Jesu noch gar nicht existierte, also der Messias z.B. in spätantikem Gedankengut, vor allem dem griechischen, "erzählt" wurde - oder ein Gedankengut enthält, das der jüdischen Zeit, in der Jesus lebte, nahe kam.
Solche Vergleiche kann man auch auf dichterischer Ebene anstellen. Die Erzählungen der Evangelien haben ja eine bestimmte Struktur und Erzählform.
Da Erzählformen sich entwickeln, kann man sie mit anderen literarichen Werken verschiedener Epochen und Kulturen vergleichen und daraus seine Schlüsse bezüglich der Intention des jeweiligen Verfassers ziehen.
Was die altjüdischen Erzähltraditionen betrifft, so sind die ziemlich gut von der Forschung erarbeitet, und wenn ein neutestamentlicher Erzähler sich einer solchen Form bedient, dann kann man davon ausgehen, dass da nicht die griechische, sondern die jüdische Tradition aufgegriffen wird.