parakaleo- noutheteo: Deutliche Worte

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Halman
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#1 parakaleo- noutheteo: Deutliche Worte

Beitrag von Halman » Di 10. Mär 2015, 17:12

abgetrennt aus: I am not amused

Salome23 hat geschrieben:
[color=#0000BF]Halman[/color] hat geschrieben: Hmm - dann sollte man den "groben Keil" mit Nächstenliebe führen. Wenn es nicht in Liebe geschieht, so ist es laut Paulus wertlos.
Geht das in etwa so?
Matthäus 23

24 Ihr verblendeten Führer, die ihr Mücken aussiebt, aber Kamele verschluckt!
25 Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr die Becher und Schüsseln außen reinigt, innen aber sind sie voller Raub und Gier!
26 Du blinder Pharisäer, reinige zuerst das Innere des Bechers, damit auch das Äußere rein wird!
27 Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr seid wie die übertünchten Gräber, die von außen hübsch aussehen, aber innen sind sie voller Totengebeine und lauter Unrat!
28 So auch ihr: von außen scheint ihr vor den Menschen fromm, aber innen seid ihr voller Heuchelei und Unrecht.
29 Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Propheten Grabmäler baut und die Gräber der Gerechten schmückt
30 und sprecht: Hätten wir zu Zeiten unserer Väter gelebt, so wären wir nicht mit ihnen schuldig geworden am Blut der Propheten!
31 Damit bezeugt ihr von euch selbst, dass ihr Kinder derer seid, die die Propheten getötet haben.
32 Wohlan, macht auch ihr das Maß eurer Väter voll!
33 Ihr Schlangen, ihr Otternbrut! Wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen?


Das sind genau so Worte aus Liebe gesprochen, oder nicht? ;)
Gewiss. Eltern schimpfen auch mal mit ihren Kindern. Es wäre aber doch grundverkehrt die Eltern nur nach den fünf Minuten Schimpfen zu beurteilen.
Den deutlichen Worten Jesu ging eine jahrelange Geschichte voraus, in denen er immer wieder in religiöse Streitgespräche verwickelt wurde. Ferner kritisierte Jesus die menschlichen Zusätze zu den Schriften, mit denen die Pharisäer das Volk seiner Überzeugung nach unnötig belasteten.
In Mat 15:1-2 wird die pharisäische "Überlieferung" erwähnt, die Grundlage der rabbinischen Mischna (hebr. ‏מִשְׁנָה‎, „Wiederholung“) wurde, welche im 2 Jhd. von Rabbi Jehuda ha-Nasi (hebr. יהודה הנשיא) zusammengestellt wurde. (Wenn Du magst, kannst Du auch die folgenden Verse Mat 15:3-20 lesen.)

Fussnute der ELB zu zum Begriff "Überlieferung":
Vorschriften, die über das Gesetz hinaus das Leben bis ins Einzelne regelten und einengten und mit denen sich besonders die Schriftgelehrten beschäftigten; die Pharisäer bemühten sich, die Überlieferungen genau zu halten.
In diesem Zusammenhang scheint mir auch die Begebenheit interessant zu sein, in der Jeshua (Jesus) einen Zöllner, nämlich Matitjahu* (hebr. מתתיהו „Gabe o. Geschenk JHWHs“), der uns als Matthäus Levi, Sohn des Alphäus bekannt ist, zu den Zwölfen berief (s. Mat 9:9-13).

*Auch die Schreibweise Mattithja ist mir bekannt.

Für die Pharäsäer gehörten Jesu Jünger zu den Am Haʼárez (hebr. »Volk des Landes«), da sie gewöhnliche und verfluchte Leute waren, welche die pharisäische Überlieferung nicht kannten (s. Joh 7:49).
Jesus hingegen war den sog. Am Haʼárez liebevoll zugewandt, denn ...
Zitat aus Mat 9,36:
36 Als er aber die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet² waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.

²w. niedergeworfen, am Boden liegend
Als die Pharisäer und die Schriftgelehrten darüber entrüstet waren, dass Jesus mit Zöllnern und Sündern Gemeinschaft pflegte, erzählte Jesus das Gleichnis Vom verlorenen Schaf.

Darum tadelte Jesus sie in der von Dir zitierten Rede. Ich denke, dass Jesus sich hier ganz im Sinne der jüdischen Tradition der alten Propheten verhielt und die Pharisäer und die Schriftgelehrten dies auch verstanden. Schon die Propheten des Tanach, wie bspw. Jeremia und Amos, gebrauchten deutliche Worte, um die Leute aufzurütteln. Dies ist eine knochenehrliche, innerjüdische Kritik. So konnten sie nicht mehr behaupten, dass nicht ein »Prophet« zu ihnen gesprochen hätte, um sie zu ermahnen.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Magdalena61
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#2 Re: parakaleo- noutheteo: Deutliche Worte

Beitrag von Magdalena61 » Fr 13. Mär 2015, 11:13

Richtig ermahnen
Bibelstellen: Johannes 20,24-29; Römer 15,14
...
Wir sollen fähig sein, einander zu ermahnen. Dieser Vers aus dem Römerbrief deutet dafür zwei Voraussetzungen an: Gütigkeit und Erkenntnis.

Wer gütig ist, hat die rechte Art und Weise, und wer Erkenntnis hat, bringt den richtigen Inhalt. Beides muss zusammengehen, wenn eine Ermahnung mit Erfolg gekrönt sein soll.

Ein schönes Beispiel für eine gute Ermahnung sehen wir bei den Jüngern, die den Herrn am Auferstehungstag gesehen hatten. Sie sagten anschließend zu Thomas, der bei dieser Gelegenheit gefehlt hatte: "Wir haben den Herrn gesehen!" Sie sagten nicht: "Wo warst du denn?", sondern sie sprachen mit Taktgefühl.

Dennoch mussten sie erleben, dass Thomas ihnen ziemlich barsch antwortete. Das ist auch meistens die Reaktion auf eine Ermahnung. Doch was taten die Jünger? Sie schwiegen. Und - siehe da! - eine Woche später war Thomas dabei. Die gütige und notwendige Ermahnung war nicht vergeblich gewesen.

Ermahne mit Güte und Deutlichkeit. Schweige zu den Widerworten und warte, bis der Herr wirkt.
"Schweige zu Widerworten", sagt der Autor und setzt auf die Faktoren Güte und Erkenntnis.

1. Tim. 5,20 (LUT): Die da sündigen, die weise zurecht vor allen, damit sich auch die andern fürchten.
Das klingt nicht so sehr nach "Güte".
2. Tim. 4,2 (LUT): Predige das Wort, steh dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre.
Das auch nicht.
Tit. 1, 10-14 (LUT): Denn es gibt viele Freche, unnütze Schwätzer und Verführer, besonders die aus den Juden, denen man das Maul stopfen muss, weil sie ganze Häuser verwirren und lehren, was nicht sein darf, um schändlichen Gewinns willen.
Es hat einer von ihnen gesagt, ihr eigener Prophet: Die Kreter sind immer Lügner, böse Tiere und faule Bäuche.
Dieses Zeugnis ist wahr. Aus diesem Grund weise sie scharf zurecht, damit sie gesund werden im Glauben und nicht achten auf die jüdischen Fabeln und die Gebote von Menschen, die sich von der Wahrheit abwenden.
Nach welchen der angegebenen Verse soll man sich jetzt richten?
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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