Wie geht ihr mit dem Gesetz des Moses um?

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michaelit
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#1 Wie geht ihr mit dem Gesetz des Moses um?

Beitrag von michaelit » Mo 24. Aug 2015, 18:53

Hallo,

ich wollte hier einmal fragen, wie geht ihr mit den Büchern des Gesetzes von Moses um? Laut der Bibel, besonders laut den paulinischen Episteln, wurde das Gesetz ja durch Jesu Kreuz außer Kraft gesetzt bzw als Prophezeiung gesehen die mit dem Opfer Jesu nun beendet ist. Woher nehmen wir nun unser Wissen von richtig und falsch? Paulus schrieb auch daß alles erlaubt ist aber nicht alles baut auf. Wie kann ein Christ nun etwa Homosexualität ablehnen - laut einer objektiven Analyse ist ja diese nicht böse und schadet niemandem. Ebenso gibt es Menschen die lange nach einem festen Partner suchen müssen und auf dieser Suche viel probieren - objektiv gesehen ist diese "Unzucht" ja auch nicht böse. Und wo es im Gesetz noch Speisevorschriften und Sklaverei und Sexismus gab, ist das alles in Christus verboten weil es objektiv gesehen böse war bzw belanglos wie im Fall der Speisevorschriften.

Paulus geht auch weiter und sagt daß das Gesetz nur das Fleisch in uns fördert während wir stattdessen einen spirituellen Weg mit Gott durch das Leben gehen sollen. Er macht also das Gesetz quasi zur Sünde.

Demgegenüber stellen er und Jakobus ein Gesetz der Liebe und der Freiheit. Wie würdet ihr dieses Gesetz formulieren? Woraus besteht es?

Das wäre für heute abend meine Frage. Liebe Grüße und viel Segen!

Daniel

JackSparrow
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#2 Re: Wie geht ihr mit dem Gesetz des Moses um?

Beitrag von JackSparrow » Mo 24. Aug 2015, 23:48

michaelit hat geschrieben:Paulus schrieb auch daß alles erlaubt ist
Der schrieb auch, dass man sich der staatlichen Obrigkeit unterordnen muss.

Wie kann ein Christ nun etwa Homosexualität ablehnen
Ob Homosexualität erlaubt oder verboten ist, bestimmt die staatliche Obrigkeit.

laut einer objektiven Analyse ist ja diese nicht böse und schadet niemandem.
Die staatliche Obrigkeit wünscht Gehorsam, nicht objektive Analysen. Gott, der die Liebe ist, hält Homosexualität für ein Gräuel, das mit dem Tode bestraft werden muss. Aber staatliche Obrigkeiten interessieren sich nur selten für die Meinung des HERRN.

Lena
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#3 Re: Wie geht ihr mit dem Gesetz des Moses um?

Beitrag von Lena » Di 25. Aug 2015, 10:51

Lieber Daniel

In der Liebe braucht es keine Gesetze, weil die Liebe niemandem schaden zufügen, vielmehr allen dienen, will.

Beim Beispiel Unzucht, also dem ausprobieren, bis der rechte kommt - wird oft dem Partner schaden zugefügt und ist desshalb nicht als Freiheit zu betrachten.

Die Liebe ist ein Fels, daran alles unliebe zerschellt...

Herzlichen Gruss von
Maria
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Rembremerding
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#4 Re: Wie geht ihr mit dem Gesetz des Moses um?

Beitrag von Rembremerding » Di 25. Aug 2015, 11:09

Dort, wo das Gesetz greift, hat man nicht geliebt.
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Naqual
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#5 Re: Wie geht ihr mit dem Gesetz des Moses um?

Beitrag von Naqual » Di 25. Aug 2015, 11:27

michaelit hat geschrieben:ich wollte hier einmal fragen, wie geht ihr mit den Büchern des Gesetzes von Moses um? Laut der Bibel, besonders laut den paulinischen Episteln, wurde das Gesetz ja durch Jesu Kreuz außer Kraft gesetzt bzw als Prophezeiung gesehen die mit dem Opfer Jesu nun beendet ist.
So würde ich es nicht formulieren.
Nach jüdischer Vorstellung sind die Gesetze endlos gültig, bzw. bis an das Ende der Welt.
Jesus bestätigte dies: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht
http://www.bibleserver.com/text/LUT/Matth%C3%A4us5
Allerdings ist es so, dass das Gesetz NUR DEN JUDEN gilt, nicht den NIchtjuden. Entsprechend braucht man sich als Christ nicht weiter damit zu beschäftigen, weil man darin gebunden wäre. Für die Nichtjuden gelten nach jüdischer Auffassung nur die Noachididschen Gebote (also für alle Nachfahren Noahs, Juden wie Nichtjuden). Demnach wären verboten: Gotteslästerung, Götzenanbetung, Ehebruch, Diebstahl, Brutalität gegen Tiere (!).

Woher nehmen wir nun unser Wissen von richtig und falsch?
An Jesus orientiert müsste man festhalten, dass für ihn alles in der Gottesliebe und Nächstenliebe gründet.
Dafür muss man natürlich wissen, was für den Nächsten gut ist. Abhängigkeiten z.B. sind es sicher nicht.
Und es ist eine eigene Gefahrenkategorie, wenn manche Leute anderen vorschreiben wollen was gut für sie ist.
Aber grundsätzlich halte ich es für enorm zielfördernd, wenn man jedes Verhalten auf die Nächstenliebe zurückführt.

Paulus schrieb auch daß alles erlaubt ist aber nicht alles baut auf.
Andererseits hielt sich Paulus selbst nicht dran. Mit einer Vielzahl von Verhaltensvorschriften und -verboten behelligte er seine Leserschaft:
z.B. beim Gottesdienst haben Frauen einen Schleier am Kopf zu tragen, weil sonst die Engel verärgert werden könnten.
Oder, anderes Beispiel: das Weib schweige in der Gemeinde. Korrekt und in Harmonie mit seinen eigenen Aussagen hätte er schreiben müssen:
Es ist erlaubt, dass das Weib in der Gemeinde redet. Aber seiner Ansicht nach sei dies nicht erbauend.

Wie kann ein Christ nun etwa Homosexualität ablehnen - laut einer objektiven Analyse ist ja diese nicht böse und schadet niemandem.
Sehe ich auch so.
Im Gesetz stand darauf allerdings sogar die Todesstrafe. Aber das galt auch für Holzsammeln am Sonntag. Was diese Strafen im Verhältnis zum beschriebenen Handeln mit der Nächstenliebe zu tun haben, vermag ich nicht zu sagen.
Genau genommen könnte man nun schlussfolgern, dass Juden nicht schwul sein dürfen, Heiden schon. (Was sollte der Sinn davon sein?) Denn das Gesetz gilt ja bekanntlich nicht für Heiden. Aber auch hier hielt sich Paulus nicht unbedingt an seine ehrbaren Grundansicht, dass alles erlaubt sei.
27 desgleichen haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind in Begierde zueinander entbrannt und haben Mann mit Mann Schande getrieben und den Lohn ihrer Verirrung, wie es ja sein musste, an sich selbst empfangen.
http://www.bibleserver.com/text/LUT/R%C3%B6mer1. Wobei ich dazu neige, dass Paulus hier nur die Verheirateten gemeint hatte und es ist dann "unnatürlich", wenn Verheirateter mit einer anderen oder einem anderen schläft. Aber ich habe Verständnis für härtere Lesarten, die man hier durchaus auch so sehen kann.


Ebenso gibt es Menschen die lange nach einem festen Partner suchen müssen und auf dieser Suche viel probieren - objektiv gesehen ist diese "Unzucht" ja auch nicht böse. Und wo es im Gesetz noch Speisevorschriften und Sklaverei und Sexismus gab, ist das alles in Christus verboten weil es objektiv gesehen böse war bzw belanglos wie im Fall der Speisevorschriften.
Auch hier merkt man, dass sich die moralischen Vorstellungen von der Zeit der Apostel zu heute ein klein wenig arg verschoben haben.
Damals galt, dass eine Frau, wenn sie einem Mann beiwohnte, diesem gehörte und zwar lebenslang. Deswegen durften Frauen auch nach einer Scheidung nicht wieder heiraten. Also eine Frau, die mal einen Mann probiert und später ihren richtigen Schatz findet, naja, die hat nach damaliger Vorstellung eigentlich Ehebruch begannen. Als Männer können wir in der Vorstellung des NT so richtig aufatmen. All das gilt für uns nicht.
Wir können nach einer Scheidung wieder heiraten oder sogar mehrere Frauen gleichzeitig ehelichen. Außer man ist Diakon oder Bischof. Da begrenzte es der Paulus auf eine Partnerin. Von wegen alles ist erlaubt.

michaelit
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#6 Re: Wie geht ihr mit dem Gesetz des Moses um?

Beitrag von michaelit » Di 25. Aug 2015, 11:52

Ich weiß nicht, als ich noch nicht gläubig war galt für mich trotzdem das Gesetz der Nächstenliebe, also Mord und sowas kam mir eigentlich nicht in den Sinn. Daher weiß ich nicht ob die Frage nach der Herkunft der Regeln von Richtig und Falsch so stimmig ist. Es scheint als wäre ein Gewissensgesetz in uns das durch unsere Erziehung und durch den Einfluß des Geistes Gottes geformt wird. Dieses Gesetz hebt einerseits den geschriebenen Kodex auf und geht andererseits über ihn hinaus was moralische Stärke betrifft. Einerseits bin ich frei alles zu essen, homosexuell zu sein, als Frau genausoviel zu gelten wie der Mann und keinen Tag höher achten zu müssen als den anderen. Andrerseits darf ich niemanden hassen, nicht einmal einen Feind obwohl die Thora vorschreibt den Nachbarn zu lieben und den Feind zu hassen. Paulus drückt das so aus daß durch das Gesetz nur Zorn kommt und daß es die Kraft der Sünde ist - Gott will nicht den Tod der Sünder und schenkt uns damit Christus und wertet sein Kreuz als uns zukommend in seiner gerichtlichen Geltungskraft. Es gab auch viele Kulturen die nicht dem Gesetz des Moses untertan waren und die trotzdem moralisch handelten. In früherer Zeit sah man hier das "Law of Nature" (Gesetz der menschlichen Natur), daß dieses Gesetz ins Herz geschrieben ist und den geschriebenen Kodex ablöst.

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Naqual
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#7 Re: Wie geht ihr mit dem Gesetz des Moses um?

Beitrag von Naqual » Di 25. Aug 2015, 12:01

michaelit hat geschrieben: obwohl die Thora vorschreibt den Nachbarn zu lieben und den Feind zu hassen.

Das steht nicht in der Thora.

3. Mose 19,18: Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR.

Mt 5,43 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« (3.Mose 19,18) und deinen Feind hassen.

Das Kursive ist der "gehörte Teil", es steht aber nicht geschrieben. Bin ich auch schon mal drauf reingefallen. ;)

michaelit
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#8 Re: Wie geht ihr mit dem Gesetz des Moses um?

Beitrag von michaelit » Di 25. Aug 2015, 15:23

Vielleicht meint Jesus die Lehre der Pharisäer die ja keine Feindesliebe hatten. Bzw die vielen Kriege des Alten Testaments die ja auf Volksfeindschaften beruhten und wo Israel laut den Büchern Moses auch nicht gerade zimperlich war.

Und die Aussage von Buchstabe und Tüpfelchen würde ich auf die Steintafeln mit den 10 Geboten beziehen die ja, in Stein gehauen, nicht abänderbar waren.

Rembremerding
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#9 Re: Wie geht ihr mit dem Gesetz des Moses um?

Beitrag von Rembremerding » Di 25. Aug 2015, 17:07

michaelit hat geschrieben:Vielleicht meint Jesus die Lehre der Pharisäer die ja keine Feindesliebe hatten.
In der Tora findet man nicht, dass man Feinde hassen soll. Aber tatsächlich besagt die Lehre der Pharisäer dies. Dort wo das hebr. Wort Reecha, "deinem Nächsten" steht, beziehen sie es später ebenso im Talmud auch nur auf den Nächsten, aber nicht auf Fremde. Jesus versteht unter Reecha also erstmals alle Menschen und bestätigt: Du sollst alle Menschen lieben. Dies betont er auch bei der pharisäischen Nachfrage beim Gleichnis des barmherzigen Samariter: Wer ist mein Nächster?
Biblisch begründen die Pharisäer diese Einstellung auf Ps 139:21-22, EÜ
Soll ich die nicht hassen, Herr, die dich hassen, die nicht verabscheuen, die sich gegen dich erheben? Ich hasse sie mit glühendem Hass; auch mir sind sie zu Feinden geworden.
Ein Nächster konnte also für Pharisäer nur ein Jude sein oder Proselyth, sicherlich aber keine Fremdlinge, Goiim, die Jahwe nicht lieben.
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michaelit
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#10 Re: Wie geht ihr mit dem Gesetz des Moses um?

Beitrag von michaelit » Di 25. Aug 2015, 17:47

Klingt gut, Rem.

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