Wort/Gefühl

Rund um Bibel und Glaube
Rembremerding
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#31 Re: Wort/Gefühl

Beitrag von Rembremerding » Mi 15. Jun 2016, 12:22

@Andreas
Kennst du auch die versteckte Verheißung in dem Text, die einmal das Verhalten des Volkes Israels bei der Ankunft des Messias vorhersagt?
(Ich will sie hier nicht posten, weil es OT wäre)
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Andreas
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#32 Re: Wort/Gefühl

Beitrag von Andreas » Mi 15. Jun 2016, 12:30

Meinst du das "die Hand an oder unter die Hüfte des Anderen legen", was damals bei Verhandlungen unserem heutigen Handschlag als Besiegelung eines Vertrages entspricht - und hier nur einseitig vollzogen wird? So auch im Buch Ruth zur Besiegelung der Ablöse?
Wie gesagt, ich bin mit solchen Rückdeutungen sehr vorsichtig geworden.
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Savonlinna
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#33 Re: Wort/Gefühl

Beitrag von Savonlinna » Mi 15. Jun 2016, 12:31

Andreas hat geschrieben:Wir sind da einer Meinung, was den Eros angeht. In der Szene mit Jakob geht es doch gerade auch um das Loslassen!

Da sagte er [Gott]: "Lass mich los ..."
Er [Jakob] aber sagte: "Ich lasse dich nicht los, es sei denn, du hast mich <vorher> gesegnet."

Dieser wichtige Aspekt des Loslassensollens und Loslassenkönnens, den du da ansprichst ist doch der springende Punkt in dieser Erzählung. Dazu ist der ausgleichende "Kopf" nötig, damit man emotional nicht "hängen bleibt" - obwohl gerade die Emotionalität, das Sichverknallen, erst mal nötig ist, um die Distanz aufzuheben und sich nahe zu kommen. Das erfolgreiche Zusammenspiel ist doch der Clou - sowohl bei der Anziehung als auch um die für alle Beteiligten gesunde Distanz zu finden. In diesem Prozess verändert man sich selbst hoffentlich zu einem "besseren" Menschen und kommt dann auch mit dem Anderen besser klar.

Verstehe ich nicht (das Blaugefärbte). Gerade weil Jakob nicht loslässt, wird er doch gesegnet.

Was Du danach schreibst, sehe ich dann wieder genauso:
die Emotionalität, das Verknallen ist als Durchgangsstadium notwendig, zumindest für die meisten.
Ein paar Wenige brauchen das vielleicht nicht, die haben von Anfang an alles drauf.

Rembremerding
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#34 Re: Wort/Gefühl

Beitrag von Rembremerding » Mi 15. Jun 2016, 12:44

Andreas
Diese Vorsicht ist berechtigt, weshalb hier auch Austausch im Glauben unter Christen wichtig ist.
Ich meine, dass das Volk Israel auch mit Christus rang, ihn überwand und besiegte, um ihn zu kreuzigen. Aber, in denen, die glaubten, wurde das Volk vom Überwundenen auch gesegnet. Jakob/Israel hinkt, weil viele nicht glaubten/glauben. Es ist ein Segen und ein Hinken im Volk, wie es Paulus im 11. Kapitel des Römerbriefs darlegt.
Augustinus hatte erstmals diesen Gedanken.
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Andreas
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#35 Re: Wort/Gefühl

Beitrag von Andreas » Mi 15. Jun 2016, 12:45

Savonlinna hat geschrieben:Gerade weil Jakob nicht loslässt, wird er doch gesegnet.
Oder weil er so lange mit sich ringt, bis er loslassen kann! "Und Jakob blieb allein zurück" und am Schluss "und mit Menschen gekämpft und hast überwältigt". Der einzige Mensch der da ist, ist doch Jakob. Es geht um den inneren Kampf. Damit man zur rechten Zeit loslässt, ist das Gegenüber (der Schüler in deinem Beispiel) nötig, den man als eigenständig, in seinem Anderssein erkennt aber auch in dem Gleichen das einen mit ihm verbindet. Wenn der Andere einen dann bei seinem neuen Namen nennt und damit signalisiert, dass auch er das Fremde und Verbindende erkannt hat, dann ist die Sache durch, weil beide sich in dem Anderen respektiert sehen. Der Andere kämpft sozusagen den gleichen Kampf in sich auch. So verstehe ich das.

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#36 Re: Wort/Gefühl

Beitrag von Andreas » Mi 15. Jun 2016, 12:48

@Rem
Noch ein interessanter Gedanke! Da sieht man mal wieder die Vielschichtigkeit der biblischen Texte - auch in den möglichen Rezeptionen innerhalb der Wirkungsgeschichte.

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#37 Re: Wort/Gefühl

Beitrag von Rembremerding » Mi 15. Jun 2016, 12:57

Andreas hat geschrieben:@Rem
Noch ein interessanter Gedanke! Da sieht man mal wieder die Vielschichtigkeit der biblischen Texte - auch in den möglichen Rezeptionen innerhalb der Wirkungsgeschichte.
So ist es!
Und deshalb bin ich Unverbesserlicher natürlich geneigt, Jesus als den zu erkennen, mit dem Jakob hier rang, was auch für mich Bezugspunkt dafür ist, dass der Herr uns bei unserem inneren Ringen um Ausgleich zur Seite steht. Weil es Jesus war, sah Jakob Gottes Antlitz und konnte am Leben bleiben. Im Text wird Jesus auch durch den Chiffre "lass mich los, die Morgenröte bricht an", also das Heil, angedeutet. Und weiter (Vers 32): "Die Sonne strahlte ihm auf als er an Penuel vorüberzog". Jakob erschien also das Licht der Welt, als er an Gottes Antlitz vorüberzog.
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#38 Re: Wort/Gefühl

Beitrag von NIS » Mi 15. Jun 2016, 13:00

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#39 Re: Wort/Gefühl

Beitrag von Andreas » Mi 15. Jun 2016, 13:02

Andererseits ist dieser Kampf am Jabbok in die Versöhnungsgeschichte mit Jakobs Bruder Esau eingebettet. Das ist so ein "Verlorener Sohn" Thema, nur dass es hier um die Brüder geht. Jakob hat sich Esau gegenüber früher nicht gerade vorbildlich benommen und hofft auf die Vergebung seines Bruders. Auch das Kain und Abel Thema spielt hier mit rein - hier in der "gelungenen" Version als Gegenstück. Der Mann mit dem Jakob ringt kann so gesehen als der Dämon der Begierde gedeutet werden, der vor der Tür (des Bruders) lauert. Statt des Kainszeichens gibt es zur Belohnung den neuen Namen.
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#40 Re: Wort/Gefühl

Beitrag von Savonlinna » Mi 15. Jun 2016, 13:07

Andreas hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Gerade weil Jakob nicht loslässt, wird er doch gesegnet.
Oder weil er so lange mit sich ringt, bis er loslassen kann! "Und Jakob blieb allein zurück" und am Schluss "und mit Menschen gekämpft und hast überwältigt". Der einzige Mensch der da ist, ist doch Jakob. Es geht um den inneren Kampf. Damit man zur rechten Zeit loslässt, ist das Gegenüber (der Schüler in deinem Beispiel) nötig, den man als eigenständig, in seinem Anderssein erkennt aber auch in dem Gleichen das einen mit ihm verbindet. Wenn der Andere einen dann bei seinem neuen Namen nennt und damit signalisiert, dass auch er das Fremde und Verbindende erkannt hat, dann ist die Sache durch, weil beide sich in dem Anderen respektiert sehen. Der Andere kämpft sozusagen den gleichen Kampf in sich auch. So verstehe ich das.

Schwierig.
Ich lasse es vielleicht besser so; es bringt nicht viel, wenn ich jetzt selber den Text analysiere. In der Sache sind wir uns ja einig.

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