Weihrauch und Weihwasser

Rund um Bibel und Glaube
Munro
Beiträge: 7274
Registriert: Do 11. Jan 2018, 15:36

#1 Weihrauch und Weihwasser

Beitrag von Munro » Do 18. Jan 2018, 04:30

Weihrauch und Weihwasser

Manche meinen, Weihrauch und Weihwasser seien nicht christlich.

Was meint ihr dazu?
Jean Paul Getty:
Die Sanftmütigen werden die Erde besitzen, aber nicht die Schürfrechte.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#2 Re: Weihrauch und Weihwasser

Beitrag von Novas » Do 18. Jan 2018, 06:39

Munro hat geschrieben:Weihrauch und Weihwasser

Manche meinen, Weihrauch und Weihwasser seien nicht christlich.

Was meint ihr dazu?

Was ist schon „christlich“? Das ist kein fest definierter Begriff. Trotzdem wird häufig von „Christen“ so getan :) ein „Christ“ ist, dem reinen Wortsinn nach, zunächst mal nur jemand der Christus nachfolgt. Diese Nachfolge ist für mich eher ein offener Weg und kein geschlossenes Glaubens-System. Das ist es, was Menschen im Laufe der Zeit daraus gemacht haben. Die ersten Christen nannten sich noch nicht mal Christen, sondern „Anhänger des neuen Weges“ (bevor sie in Antiochia, wie Apg 12,26 belegt, diesen Namen erhielten) ein Weg in Verbindung mit und Nähe zu Jesus Christus. Alles andere ist nebensächlich. Christus selbst hat gesagt: „Ich bin der Weg.“ das ist eine sehr wichtige Aussage, denn eine Religion, so wie sie häufig verstanden wird, ist ein starres System und kein Weg. Wo das Christentum zum starren System wird, hat es aufgehört auf dem Weg zu sein und verleugnet damit im Grunde genau das, was Christus personifiziert. Ein Weg ist immer offen und ermöglicht Entwicklung, so wie alles Lebendige. Wenn man das Christsein als Weg versteht, dann kann man es niemals ein für allemal definieren. Wer den Weg definiert, der hat ihn schon verlassen. Orthodoxe und katholische Christen verwenden Weihrauch in ihrer Liturgie und ich sehe keinen nachvollziehbaren Grund, warum das nicht zulässig sein sollte. Die Frage ist eher: was will die Liturgie vermitteln? Für orthodoxe Christen ist es wichtig, dass der Gottesdienst eine Begegnung mit dem Heiligen vermittelt und alle Sinne anspricht, nicht nur den rationalen Verstand und Intellekt, sondern den ganzen Menschen. Der Weihrauch symbolisiert den Duft des Himmels.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#3 Re: Weihrauch und Weihwasser

Beitrag von Novas » Do 18. Jan 2018, 08:05

Hier die Erklärung eines orthodoxen Christen, die hilfreich für Dich sein könnte.


. Weirauch in der christlich-orthodoxen Tradition. Thomas Zmija v. Gojan
Der Gebrauch von Weihrauch im orthodoxen Gottesdienst stellt symbolisch den "Duft des Himmels" dar. Er ist also ein Zeichen für das ewig andauernde Gebet und den immerwährenden Lobpreis Gottes durch die himmlischen Heerscharen der Engel und die in dem Himmeln vor Gottes Thron versammelten Heiligen (vgl.: Apokalypse 8:3-5). Deshalb ist der Weihrauch auch nicht einfach eine "duftende Verzierung" des Gottesdienstes, sondern der Gebrauch des Weihrauchs weist uns mittels unseres Geruchssinns auf die Gegenwart Gottes hin, der wir anbetend und mit Verehrung im liturgischen Geschehen begegnen. So wird der Gebrauch des Weihrauchs im Alten Testament 36 mal und im Neuen Testament 4 mal ( Weihrauch gehörte zu den Gaben der drei Weisen aus dem Morgenland (vgl.: Matthäus 2:11) und ist Sinnbild des Gebetes der Heiligen (Apokalypse 8: 3) erwähnt.

Dass der aufsteigende Duft des verbrennenden Weihrauchs als ein Ausdruck der Verehrung und Anbetung verstanden wird, war bereits zur Zeit des Jerusalemer Tempels so. Nach Exodus 30: 7.8 sollte das "Räucherwerk vor dem Herrn" beständig beim Morgen- und Abendgottesdienst auf einem goldenen Altar in der Stiftshütte verbrannt werden. Bis heute gedenken wir an dieses alttestamentliche Weihrauchopfer, wenn wir im heute im orthodoxen Vespergottesdienst wie damals im Jerusalemer Tempel das abendliche Weihrauchopfer darbringen und dabei anbetend singen: "Aufsteige mein Gebet wie Weihrauch vor Dein Angesicht..."(vgl.: Psalm 140:2).

Die besondere liturgische Bedeutung der Darbringung des Weihrauchs bereits in der Zeit des alten Testamentes zeigt sich auch in der Bedeutung des hebräischen Wort „ruach“ (rûah → רוּחַ), das in den alttestamentlichen Texten für Darbringen des Weihrauchopfers verwendet wird und das mit Geist, Wind, Atem bzw. Atem Gottes, aber auch mit Duft, Feuerluft oder Feuernebel übersetzt werden kann. Schon damals werden der aufsteigende Duft und Rauch in einem engen liturgischen Zusammenhang mit der Anwesenheit Gottes gesehen. Dies sehen wir auch an der Vision des Heiligen Prophet Isaias (Jesaja): In einer Schauung erblickt der Heilige für den Bruchteil einer Sekunde die Anwesenheit und den Abglanz der Herrlichkeit Gottes im Tempel. Dabei sitzt der Allmächtige als Herrscher (Pantokrator) des Himmels und der Erde auf dem himmlischen Thron und der Saum Seines Mantels (Symbol seiner Allmacht und Herrlichkeit) erfüllt den gesamten Tempel. Der Herr der himmlischen Heerscharen ist dabei umgeben von den Heiligen Engeln (Seraphim = Feuerwesen), die aus Respekt vor Gottes Heiligkeit ihr Angesicht und ihre Füße mit ihren Flügeln bedecken. Unablässig singen sie den himmlischen Lobgesang des Dreimal Heilig. Der donnernde himmlische Lobgesang bringt die Fundamente des Tempels zum Erbeben und Jesaja erlebt in seiner Vision, wie sich der Raum mit Rauch erfüllt. Der Prophet merkt nun in seiner Vision, dass er als Mensch nicht vor dem unfassbar Großen und Allheiligen Gott (be)stehen kann. In der Gegenwart Gottes erkennt er sich als für die Gegenwart Gottes unwürdig. Daraufhin berührt ein Engel seinen Mund mit einer glühenden Kohle vom Rauchopferaltar, damit er rein werde und damit würdig für die Anwesenheit in der Allheiligen Gegenwart des Gottes sei (vgl.: Jesaja 6: 1-8). Von dieser Textstelle ausgehend wird die Darbringung des Weihrauchs und die Beräucherung der Gläubigen im orthodoxen Gottesdienst auch als ein Zeichen der Reinigung verstanden.

Jedoch darf man die liturgische Darbringung des Weihrauchs nicht veräußerlicht verstehen. Der eigentliche Akt besteht in der Gebetsstimmung der Seele, die den Akt des Räucherns begleitet und ihm auf diese Weise auch erst die rechte Beziehung auf Gottes Gegenwart hin verleiht. Insofern wird der Weihrauch in der orthodoxen Kirche als Sinnbild für die Opfergaben und Gebete der Gläubigen verstanden (vgl.: Psalm 140: 2; Apokalypse 5: 8 & 8: 3).

Und ganz allgemein gilt ...

All dies sind zunächst einmal gewöhnliche materielle Dinge. Aber bei der Weihe erhalten sie durch das Gebet der Kirche eine übernatürliche Qualität und sie vermögen – nicht aus eigener Kraft, sondern durch die Kraft der Gnade Gottes – alle zu heiligen, die sie mit Glauben berühren oder einnehmen. “Ob ihr also esst oder trinkt oder etwas anderes tut: tut alles zur Verherrlichung Gottes”, sagt der Apostel Paulus (1Kor. 10,31). Die geweihten Dinge – Wasser, Brot und Öl – erleichtern die Ausführung von Werken zur Ehre Gottes und heiligen uns. Wenn wir orthodoxen Christen sie im Glauben und unter Gebet verwenden, werden sie uns durch den Segen Gottes, den sie vermitteln, eine Quelle der Kraft, der Hilfe und des Schutzes sein.

Orthodoxes Leben
Bild

Gewöhnliche materielle Dinge erhalten eine höhere sakrale Bedeutung, wenn sie im Glauben und Gebet verwendet und dadurch geweiht werden. Wenn man die Inkarnation ernst nimmt, dann muss man eigentlich schlussfolgern, dass die ganze Welt ein heiliger Raum ist, ein Ort der Begegnung mit dem Göttlichen. Wie oben erwähnt gehört Weihrauch zu den Gaben der drei Weisen aus dem Morgenland (vgl.: Matthäus 2:11)
Zuletzt geändert von Novas am Do 18. Jan 2018, 08:34, insgesamt 1-mal geändert.

Helmuth
Beiträge: 7948
Registriert: So 5. Jun 2016, 12:51

#4 Re: Weihrauch und Weihwasser

Beitrag von Helmuth » Do 18. Jan 2018, 08:31

Munro hat geschrieben: Manche meinen, Weihrauch und Weihwasser seien nicht christlich.
Räucherwerk war Bestandteil des Gottesdienstes im AT. Und es war so heilig, dass ein unsachgemäßer Umgang damit auch schwerst sanktioniert wurde. So starben die ersten beide Söhne Aarons deswegen.

Wenn Kirchen heute derartige Praktiken anwenden, sehe ich darin eine Entsetllung des Evangeliums in Anmaßung darin, etwas anstelle dessen tun zu wollen, was ausschließlich einst aaron'schen Priestern vorbehalten war. Außerdem sollte längst bekannt sein, dass das Opfer Jesu allein genügt, und zwar für alle Lebensbelange.

Nur die Praxis Kranke mit Öl zu salben ist uns als ein geistlicher Akt, der uns vom Herrn selbst anbefohlen wurde, so beizubehalten. Und auch hier maßen sich Kirchen an, dass dies nur ordinierten Priestern zustehe. Das heißt nun aber nicht, dass ein freizügiger Umgang nun "gesegnet" wäre. In allem muss Gott die Bestätigung dafür geben.

Das Einweihen oder Einsegnen von Gegenständen oder Personen geschieht durch Gebet, Händeauflegen oder in besonderen Fällen auch mit Öl, nie mit Rauch oder Wasser. Aber es driftet in der Praxis auch sehr schnell ins Religiöse bis hin Okkulte ab, was ich in meinen eigenen charismatischen Kreisen bereits erlebt habe. Und wer es anspricht hat schnell den Vorwurf der Lästerung am Hals, um dich mundtot zu machen. In der Art kann man Kleinkinder im Glauben schrecken, mich heute Gott sei Dank nicht mehr.

Daher mein Rat: Eher mal Hände weg davon und sich erst darin gründlichst von durch Gott bestätigen Ältesten unterweisen lassen!

Vorerst genügt es, dass wir alles im Glauben annehmen können. Mit Autoritäten Gottes herumzuexperimentieren kann kaum eine heilige Sache sein. Wer sich verstrickt, dem kann es auch zum Verhängnis werden, denn Gott ist heilig und wer Unheiliges für heilig erklärt oder umgekehrt, Heiliges für unheilig, der kann schnell den Irrtum an seinem eigenen Leib erfahren.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#5 Re: Weihrauch und Weihwasser

Beitrag von Novas » Do 18. Jan 2018, 08:37

Helmuth hat geschrieben:Wenn Kirchen heute derartige Praktiken anwenden, sehe ich darin eine Entsetllung des Evangeliums in Anmaßung darin, [...].

Wer hat dich autorisiert solche Urteile zu fällen? Ist Dir ein Engel des Herrn erschienen und hat Dir ein offizielles Dokument mit himmlischen Insignien überreicht? Ich gehe Mal davon aus, dass nichts dergleichen geschehen ist. :)
Zuletzt geändert von Novas am Do 18. Jan 2018, 08:41, insgesamt 1-mal geändert.

Rembremerding
Beiträge: 2984
Registriert: So 18. Aug 2013, 16:16

#6 Re: Weihrauch und Weihwasser

Beitrag von Rembremerding » Do 18. Jan 2018, 08:39

Munro hat geschrieben: Manche meinen, Weihrauch und Weihwasser seien nicht christlich.

Den Unerlösten ist alles verboten. Sie können stattdessen Selbstgerechtigkeit vorweisen, die sie zur Verurteilung berechtigt.
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

Hemul
Beiträge: 19835
Registriert: So 21. Apr 2013, 11:57

#7 Re: Weihrauch und Weihwasser

Beitrag von Hemul » Do 18. Jan 2018, 08:57

Rembremerding hat geschrieben:
Munro hat geschrieben: Manche meinen, Weihrauch und Weihwasser seien nicht christlich.
Den Unerlösten ist alles verboten. Sie können stattdessen Selbstgerechtigkeit vorweisen, die sie zur Verurteilung berechtigt.
Stimmt! :thumbup:
Ein Glück, dass sich die Erlösten davon nicht beirren lassen-gelle?
https://www.google.de/search?q=waffen+m ... 6261958138
Servus :wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#8 Re: Weihrauch und Weihwasser

Beitrag von Novas » Do 18. Jan 2018, 08:57

Rembremerding hat geschrieben:
Munro hat geschrieben:Manche meinen, Weihrauch und Weihwasser seien nicht christlich.
Den Unerlösten ist alles verboten. Sie können stattdessen Selbstgerechtigkeit vorweisen, die sie zur Verurteilung berechtigt.

Letztlich steht dahinter die puritanische Ablehnung der materiellen Welt und der mit ihr verbundenen Sinnenfreuden/Lust. Ein solcher Glaube ist kalt und blutleer: „Often used as an epithet, or a shorthand way of signifying everything in the culture that is cold, bloodless, small-minded, self-denying, hypocritical, and vengeful“. (Judith S. Graham: Puritan Family Life: The Diary of Samuel Sewall. Northeastern University Press, Boston 2000. S. 13) es ist sehr bedenklich, wenn Christen solche Sichtweisen vertreten. Eigentlich müssten sie diejenigen sein, welche das Herz der Menschen für die Dimension des Heiligen in der ganzen Schöpfung eröffnen. Einer der größten Dichter der modernen Zeit, John O Donohue, hat in allen seinen Büchern davon gesprochen:

Bild

Entdeckungsreise zur verborgenen Leuchtkraft unserer Seele

Poetisch und einfühlsam schreibt John O‘Donohue mit philosophisch- spirituellem Blick über Mensch, Natur und Göttlichkeit, über Einsamkeit und Geborgenheit, Seele und Raum, Zeit und Vergänglichkeit, Sichtbares und Unsichtbares, über Grenzen und Unendlichkeit oder Präsenz und Stille. All diese Phänomene und menschlichen Erfahrungen setzt er in Bezug zu den vier Elementen Luft, Wasser, Feuer und Erde. So erhält der Leser erhellende Assoziationen und inspirierende Anregungen, das Leben in all seinen Facetten auf neue Weise in den Blick zu nehmen und die »eigenen Verstrickungen zu entwirren«.

Hemul
Beiträge: 19835
Registriert: So 21. Apr 2013, 11:57

#9 Re: Weihrauch und Weihwasser

Beitrag von Hemul » Do 18. Jan 2018, 09:08

Munro hat geschrieben:Weihrauch und Weihwasser
Manche meinen, Weihrauch und Weihwasser seien nicht christlich.
Was meint ihr dazu?
Vielleicht weil manche wissen, dass aus Jesaja 1:13-17 glasklar hervorgeht, dass nicht Weihrauch oder Weihwasser sondern ein anderes Wasser in den Augen Gottes eine wichtige Rolle spielt:
13 Lasst eure nutzlosen Opfer! / Euer Weihrauch ist mir ein Gräuel!
und :
16 Wascht und reinigt euch! / Schafft mir eure bösen Taten aus dem Weg! / Hört auf, vor meinen Augen Böses zu tun! 17 Lernt Gutes zu tun / und fragt nach dem, was richtig ist! / Weist die Unterdrücker zurück! / Verhelft Waisen und Witwen zu ihrem Recht!"
:wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#10 Re: Weihrauch und Weihwasser

Beitrag von Novas » Do 18. Jan 2018, 09:11

Hemul hat geschrieben:
Munro hat geschrieben:Weihrauch und Weihwasser
Manche meinen, Weihrauch und Weihwasser seien nicht christlich.
Was meint ihr dazu?
Vielleicht weil manche wissen, dass aus Jesaja 1:13-17 glasklar hervorgeht, dass nicht Weihrauch oder Weihwasser sondern ein anderes Wasser in den Augen Gottes eine wichtige Rolle spielt:
13 Lasst eure nutzlosen Opfer! / Euer Weihrauch ist mir ein Gräuel!
und :
16 Wascht und reinigt euch! / Schafft mir eure bösen Taten aus dem Weg! / Hört auf, vor meinen Augen Böses zu tun! 17 Lernt Gutes zu tun / und fragt nach dem, was richtig ist! / Weist die Unterdrücker zurück! / Verhelft Waisen und Witwen zu ihrem Recht!"
:wave:

Die liturgische Verwendung von Weihrauch ist also eine böse Tat? Achja, alles klar. So sehen das also die Zeugen Jehovas.

Antworten