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von PeB » Di 24. Apr 2018, 17:40
Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass in Form des 'babylonischen' Leistungsprinzips ausgesiebt wird.
Szenario:
(Ich entschuldige mich für die Personalisierungen, aber ich hoffe, die Szene ist wirkungsvoller, wenn man sich selbst als Betroffener dabei betrachtet)
Jüngstes Gericht. Wir alle, wie wir hier miteinander diskutieren (heilige Ausnahmen ausgenommen), stehen mit Milliarden anderen Menschen vor dem Tribunal. Die Urteile werden verlesen. Zuerst Travis.
Tribunal: "Du wurdest gewogen und für gut befunden. Du hast das Ewige Leben verdient. Deine neue Wohnadresse lautet Josefsstraße 2679821883449a, Neues Jerusalem!
Jubel im Publikum: "Tra-vis, Tra-vis, Tra-vis, wir haben's ja gewusst, Alder!"
Nächstes Urteil für PeB
Tribunal: "Tut uns leid, es war knapp. Eine Sünde zu viel gegenüber deinen guten Taten hat dafür gesorgt, dass du leider draußen bist."
Publikum: Alle schauen betroffen unter sich, keiner traut etwas zu sagen. Einige tuscheln: "Er wird es schon verdient haben, wir kannten ihn ja kaum." - "Ja, Gott ist gerecht. Wer will das in Frage stellen." - "selber Schuld, ich hatte ihn noch gewarnt, aber er hat ja gemeint, er müsste selber suchen, statt auf mich zu hören."; "Kleine Drecksau, hat sicher Einiges auf dem Kerbholz. Jaja, stille Wasser sind tief", usw.
Aber ich kenne ja meine Mutter. Sie ist vor ein paar Jahren gestorben und ist auch vor Ort und wurde schon freigesprochen.
Sie benutzt ihre Ellenbogen und schiebt sich aus Reihe 34562876 durch die Menschenmasse nach vorne:
"Gott! Also da machst du wirklich einen schweren Fehler! Ich kenne meinen Sohn. Das hat er nicht verdient. Wegen einer Sünde? Als ich im Krankenhaus auf dem Sterbebett lag, hat er mir die Hand gehalten und das Letzte, was ich vor dem Exitus gehört habe, waren seine Worte 'Schlaf gut und träum was Schönes', so wie ich es ihm als Kind vor dem Einschlafen immer gesagt hatte. Wenn ich gewusst hätte, was ich erleben muss, wenn ich die Augen wieder aufmache, dann hätte ich sie lieber geschlossen gehalten!"
Tribunal: "Tut uns leid, aber das sind nun mal die Regeln. Die Zeit ist vorbei und wir haben nicht (#hust#) ewig (#hüstel#) Zeit. Gehen Sie bitte."
Meine Mutter: "Nein, dann möchte ich auch nicht mehr! Eine einzelne Sünde, lächerlich! Nehmen Sie bitte meine Unsterblichkeit im Tausch. Lieber will ich auf das Geschenk verzichten als mit anzusehen, wie mein Sohn seine unsterbliche Seele verliert. Nehmen Sie bitte mein Opfer für ihn an. Ich nehme das Kreuz auf mich!"
Ich: "Einspruch! Das kann ich nicht zulassen. Meine Mutter hat das Ewige Leben verdient. Ich nehme dieses Opfer nicht an! Ich verzichte auf Revision!"
WAS NUN?
Besteht nicht die größte Liebe darin, sein Leben für das eines anderen aufzugeben? Gilt das nur für das irdische Leben? Oder wird das von uns universell und in Ewigkeit erwartet? Muss dann nicht das Opfer des Ewigen Leben zugunsten eines anderen die ultimative Liebe sein - auf die letztlich alles hinauslaufen soll?
Das Ewige Leben ist kein Rechtsanspruch, den wir einfordern können, sondern Gottes Geschenk aus Gnade! Sollten wir also nicht in der Lage sein, sogar auf das großzügigste Geschenk, das es geben kann, zu verzichten, wenn wir dadurch unser Kind, unsere Frau, unseren Bruder oder schlicht unseren Nächsten vom Urteil erlösen können?