Bevor ich darauf näher eingehe - und auf eure Antworten gespannt bin - einige Vorbemerkungen:
uns ist der Begriff konkret geläufig in seiner griechischen Form "evangelion" oder latinisiert "evangelium". Gemeint sind damit in aller Regel die ersten vier Bücher des NT, gelegentlich auch das gesamte NT. Insofern identifizieren wir mit "Evangelium" den Inhalt der betreffenden Bücher, bzw. die theologische Auslegung davon.
"Evangelium" heißt konkret wohl (man möge mich berichtigen): „Lohn für das Überbringen einer guten Nachricht“, „gute Nachricht“, „Siegesbotschaft“.
Der Begriff ist älter als das Neue Testament. In seiner griechischen Form bezeichnete er Botschaften, die vom Kaiser ausgingen oder sich auf ihn bezogen. In der Antike ist in diesem Sinne von frohen Botschaften oder guten Nachrichten die Rede, wenn beispielsweise ein Sieg in der Schlacht an den König gemeldet wurde. Auch im AT (beispielsweise 2.Könige 7,9) gibt es analoge Verwendungen des Begriffs.
Es handelt sich also um eine Siegesbotschaft; im oben genannten Fall lautet sie:
Hier ist die gute Nachricht der (kampflose) Sieg über die Aramäer.2.Könige 7,10 hat geschrieben:»Wir sind ins Lager der Aramäer gegangen und haben dort niemanden mehr vorgefunden. Die Pferde und Esel waren angebunden und die Zelte unverändert.«
Wie lautet nun die gute Nachricht des Evangeliums?
Jesus selbst sagt, nachdem er nach der Verhaftung des Johannes nach Galiläa geht:
Bezieht sich "diese gute Botschaft" also auf die ersten beiden Sätze "Jetzt ist die Zeit gekommen«, »Das Reich Gottes ist nahe«?Markus 1,15 hat geschrieben:»Jetzt ist die Zeit gekommen«, verkündete er. »Das Reich Gottes ist nahe! Kehrt euch ab von euren Sünden und glaubt an diese gute Botschaft!«
Paulus führt aus:
Ist also der Umstand, dass Christus für unsere Sünden starb, begraben wurde und am dritten Tage auferstand die gute Botschaft? Oder ist das die Voraussetzung und der Beleg für das Eintreten der guten Botschaft, die eine Siegesbotschaft ist?1. Korinther 15, 1-4 hat geschrieben:Nun will ich euch noch einmal an die gute Botschaft erinnern, liebe Brüder, die ich euch verkündet habe. Ihr habt sie damals angenommen, und sie ist auch heute das Fundament eures Glaubens. Durch sie werdet ihr gerettet, wenn ihr daran festhaltet genau so, wie ich sie euch verkündet habe - es sei denn, ihr seid vergeblich zum Glauben gekommen. Ich habe euch das weitergegeben, was am wichtigsten ist und was auch mir selbst überliefert wurde - dass Christus für unsere Sünden starb, genau wie es in der Schrift steht. Er wurde begraben und ist am dritten Tag von den Toten auferstanden, wie es in der Schrift steht.
Interessant in diesem Zusammenhang die Äußerungen von Jesaja:
Jesaja 40, 9 hat geschrieben:Zion, du Überbringerin der guten Botschaft, steig auf einen hohen Berg! Sprich mit lauter Stimme, Jerusalem, du Freudenbotin, sprich laut und fürchte dich nicht. Sag den Städten Judas: »Seht, da ist euer Gott!«
Jesaja 52, 7 hat geschrieben:Wie schön klingen die Schritte dessen auf den Bergen, der eine gute Botschaft von Freude und Frieden und Rettung bringt, der zu Zion sagt: »Dein Gott ist König!«
Demnach würde die "Gute Botschaft" lauten:
Seht, da ist euer Gott und er ist Euer König!
Das würde für mich Sinn machen. Denn es entspricht dem zentralen Torawort in der Schma Jisrael:
5. Mose 6,4 hat geschrieben:Hört, ihr Israeliten! Der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr.
Was meint ihr?