Was ist Sünde?

Rund um Bibel und Glaube
ThomasM
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#11 Re: Was ist Sünde?

Beitrag von ThomasM » Mo 22. Jul 2013, 17:13

Hallo closs
closs hat geschrieben: Darin, dass "biblischer Sinn" und "heutiger Zeitgeist" inkompatibel sind. - Unter "anpassen" verstehe ich, dass man den inneren Gehalt (im biblischen Sinn) ohne Verlust transferiert auf die heutige Zeit - das geht nicht.
Kannst Du begründen, warum das nicht gehen sollte?

Mein Argument ist folgender:
Auch zur Zeit des Abraham, des Mose, des David, der Könige, der Propheten, von Jesus, der Urgemeinde usw. gab es jeweils einen Zeitgeist. Aber immer einen anderen. Immer war Gottes Sinn derselbe, aber dieser nahm im Licht des jeweiligen Zeitgeistes andere Formen, auch andere Bestimmungen an.

Überträgt man Gottes Sinn also auf heute, so wird das auch im Licht des heutigen Zeitgeistes eine andere Form annehmen. Und das kann durchaus so aussehen, dass dies für Christen sehr radikale Dinge sind.

Ein Beispiel:
So halte ich es Licht der Liebe Gottes für wichtig, dass in der Zeit der Urgemeinde, Frauen eine untergeordnete Rolle spielten, um die Gemeinde nicht in den Augen der Öffentlichkeit zu diskreditieren. Ein Verstoß dagegen wäre Sünde gewesen.
Im Licht des heutigen Zeitgeistes MUSS eine Gemeinde die Unabhängigkeit und Freiheit der Frauen betonen - aus demselben Grund. Heute wäre ein Verhalten wie zur Zeit des Urchristentums eine Sünde.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Hemul
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#12 Re: Was ist Sünde?

Beitrag von Hemul » Mo 22. Jul 2013, 17:54

Pluto hat geschrieben: Worin liegt dann das Problem, den biblischen Sinn der Sünde dem heutigen Zeitgeist anzupassen?

Hi Pluto!
Eigenartige Diskussion hier?
Den bibl. Begriff Sünde, und was damit verbunden ist kennen doch die meisten Menschen heutzutage überhaupt gar nicht mehr. Der hat sich doch schon lange dem Zeitgeist unterworfen. Der Grund warum das so gekommen ist steht übrigens in 1.Timotheus 4:1+2 u. 2.Timotheus 3:5. ;)
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Pluto
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#13 Re: Was ist Sünde?

Beitrag von Pluto » Mo 22. Jul 2013, 19:11

Hemul hat geschrieben:Der Grund warum das so gekommen ist steht übrigens in 1.Timotheus 4:1+2 u. 2.Timotheus 3:5. ;)
Komische Zitate die du da bringst. Du hast wohl nix Besseres gefunden?

In 1.Timotheus geht ums Essen, und in 2.Timotheus um die Römer und ihrem carpe diem
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Hemul
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#14 Re: Was ist Sünde?

Beitrag von Hemul » Mo 22. Jul 2013, 22:21

Pluto hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Der Grund warum das so gekommen ist steht übrigens in 1.Timotheus 4:1+2 u. 2.Timotheus 3:5. ;)
Komische Zitate die du da bringst. Du hast wohl nix Besseres gefunden?

In 1.Timotheus geht ums Essen,

Hi Pluto!
Wieso geht es da ums Essen? Du hast Dich bestimmt irgendwie vertan. In meinem angeführten Bibelvers (1.Timotheus 4:1+2) geht es um abgestorbene oder gebrandmarkte Gewissen. ;)
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#15 Re: Was ist Sünde?

Beitrag von Pluto » Mo 22. Jul 2013, 22:37

Hemul hat geschrieben:Wieso geht es da ums Essen? Du hast Dich bestimmt irgendwie vertan. In meinem angeführten Bibelvers (1.Timotheus 4:1+2) geht es um abgestorbene oder gebrandmarkte Gewissen. ;)
Hi Hemul,
Muttu halt etwas weiterlesen....

Aber ich frage mich, was das Ganze denn mit dem midernen Verständnis der Sünde zu tun hat.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#16 Re: Was ist Sünde?

Beitrag von closs » Mo 22. Jul 2013, 22:55

ThomasM hat geschrieben:Kannst Du begründen, warum das nicht gehen sollte?
Weil ich momentan nicht erkennen kann, wie das "ohne Verlust" gehen kann. - Kompromisse gehen immer - aber hier geht es ja um eine Umformulierung ohne Einbußen der Substanz.

Ein Unterschied der von Dir zitierten Epochen und der heutigen Zeit scheint zu sein, bis vor ca. 250 Jahren das Ich NICHT Maßstab für die Welt war (ob das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt). - Genau diese Ich-Zentrierung ist NICHT möglich in einer Religion, die auf Gott-Zentrierung fußt - ein objektives Problem.

ThomasM hat geschrieben:So halte ich es Licht der Liebe Gottes für wichtig, dass in der Zeit der Urgemeinde, Frauen eine untergeordnete Rolle spielten
Welche Umstände dafür auch immer verantwortlich waren: Mir scheint, dass es damals Frauen mit Familie (!!!) nicht schlechter, möglicherweise sogar besser als heute ging.

ThomasM hat geschrieben:Im Licht des heutigen Zeitgeistes MUSS eine Gemeinde die Unabhängigkeit und Freiheit der Frauen betonen
Unabhängig wovon? - Wenn Du damit meinst, dass Frauen den selben gesellschaftlichen Wert haben müssen wie Männer, sind wir uns natürlich einig.

Das Problem scheint mir insbesondere in folgendem Punkt zu liegen: Bis vor relativ kurzer Zeit war es üblich, dass a) das Ziel einer Ehe eine Familiengründung war und b) die Zeugung von Kindern innerhalb dieser Beziehung stattfand. - Heute ist das Ziel einer Beziehung nur noch in relativ wenigen Fällen die Familiengründung, und weiterhin zeichnet sich ab, dass Kinder mehr und mehr außerhalb des Mutterleibs gezeugt und wahrscheinlich demnächst auch ausgetragen werden (wird man zu vermuten haben) - vom neuen Modebegriff "Trans-Humanismus" ganz zu schweigen. - Ich wette, dass in einigen Generationen das gesellschaftliche Idealbild der Frau sein wird, zusammen mit einem Mann (oder einer Frau) Babys zu designen, den passenden Samenspender zu finden, es über Leihmutterschaft oder künstlich austragen zu lassen, Fehlschläge versicherungs-technisch absichern zu lassen und abgenommene Ware in den gesellschaftlichen Prozess einzugliedern.

Und all das hängt - christlich gesehen - mit der Frage der Stellung der Frau in der Gesellschaft zusammen - was man ja nicht nur auf heute bezogen, sondern auch prospektiv (wie eben ausgeführt) auf die nächsten Generationen bezogen werden muss. - und damit die Kurve zum Thema: Ich kann nicht erkennen, wie der absehbare Lauf der Zeit, also der säkularen Gesellschaft, ohne größeren Verlust integrierbar ist in ein christliches Menschenbild.

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#17 Re: Was ist Sünde?

Beitrag von Pluto » Di 23. Jul 2013, 00:09

closs hat geschrieben:Ich wette, dass in einigen Generationen das gesellschaftliche Idealbild der Frau sein wird, zusammen mit einem Mann (oder einer Frau) Babys zu designen, den passenden Samenspender zu finden, es über Leihmutterschaft oder künstlich austragen zu lassen...
In einigen Generationen...
Du Witzbold! Wie willst du jemals diese Wette einlösen?

Ich kann nicht erkennen, wie der absehbare Lauf der Zeit, also der säkularen Gesellschaft, ohne größeren Verlust integrierbar ist in ein christliches Menschenbild.
Verluste für welche Seite, denn?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#18 Re: Was ist Sünde?

Beitrag von closs » Di 23. Jul 2013, 00:34

Pluto hat geschrieben:Verluste für welche Seite, denn?
Wenn sich das Christentum in die säkulare Gesellschaft integriert, wird das das Christentum bis zur Unkenntlichkeit verändern. - Wenn sich die säkulare Gesellschaft ins Christentum integriert, wird das die säkulare Gesellschaft bis zur Unkenntlichkeit verändern.

Eigentlich geht nur eine friedliche, sogar freundliche Koexistenz - im Sinne von: "Wie ist es bei Euch" - aber eben nicht "bei uns".

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Magdalena61
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#19 Re: Was ist Sünde?

Beitrag von Magdalena61 » Di 23. Jul 2013, 00:36

Was ist Sünde?
1. Es ist wichtig, die Definition der Schrift von Sünde zu beachten. Das Wort, das in 1. Johannes 3,4 verwendet wird, heißt „Gesetzlosigkeit". Es gibt also einen Unterschied zwischen „Sünde" und „Übertretung", das letztere ist der Verstoß gegen eine bekannte Anordnung.
...
Die Wörter, die hauptsächlich für „Sünde" im Neuen Testament verwendet werden, sind αμαρτια, αμαρτημα, αμαρτανω, und bedeuten „vom rechten Kurs abkommen". Die Wörter παραβασις, παραβατης, παραβαινω, „eine Grenze überschreiten", werden mit „Übertretung", „Übertreter" übersetzt.
...
4. In dem wichtigen Absatz in Römer 5,15-20, tritt das Wort Übertretung auf. Das griechische Wort ist παραπτωμα, von „hinabfallen", „einstürzen".
bibelkommentare.de
"Sünde" ist also, allgemein formuliert, ein Verhalten, das nicht mit der von Gott eingesetzten Ordnung harmoniert.

Sünde ("Fehler", Unzulänglichkeit) sind Gedanken, Worte und Werke, die dem Standard Gottes nicht genügen; die dem Willen Gottes entgegen stehen.

Sünde (Übertretung, Straftat) ist, wenn jemand sich vorsätzlich und bewußt über geltendes Recht (z.B. die StVO) hinwegsetzt.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

closs
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#20 Re: Was ist Sünde?

Beitrag von closs » Di 23. Jul 2013, 07:05

Magdalena61 hat geschrieben:Sünde (Übertretung, Straftat) ist, wenn jemand sich vorsätzlich und bewußt über geltendes Recht (z.B. die StVO) hinwegsetzt.
Bei aller grundsätzlichen Übereinstimmung: Die Einschränkung auf "vorsätzlich und bewußt" ist aus meiner Sicht mindestens für das AT NICHT zulässig, sondern eher ein Gewächs der Aufklärung, die nicht dulden will, dass der Mensch ohne eigenen Anteil sündig/schuldig ist - Beispiel: 1.Sam. 6,19 "Der Herr aber strafte die Leute von Bet-Schemesch".

Dies gilt auf etwas verschlungene Weise auch für das NT - denn wenn Jesus sagt "Denn sie wissen nicht, was sie tun", objektiviert er die Schuld ja auch, indem er dem Subjekt die Schuldfähigkeit abspricht.

Persönlich finde ich es besser, dass der Mensch sich seiner OBJEKTIVEN Sündhaftigkeit bewusst ist - so wie ein Diabetiker sich seiner Krankheit jeden Tag bewusst ist.

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