dieses "in Zungen Reden" der Pfingstler

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ProfDrVonUndZu
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#71 Re: dieses "in Zungen Reden" der Pfingstler

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Do 1. Nov 2018, 22:36

Helmuth hat geschrieben:Hier fällt der Begriff "hetero glossois" für andere Sprachen. Hast du dich damit schon näher auseinandergesetzt?
Ja, aber noch nicht abschließend. Der Begriff ist mir in Apostelgeschichte 2 aufgefallen und scheint bedeutungsgleich (gemeint) zu sein mit dem Dialektos. Daher hielt ich es für Wortklauberei mich daran aufzuhalten.

Das Wort Glossa, was ja weit öfter in der Bibel vorkommt, und selten das Organ Zunge meinen kann, scheint etwas präzisieren zu wollen : Ein philosophisches Framing von Begriffen in einem Gesamtkonzept von Kommunikation, das weitgehend gültig für eine Gesellschaft ist und üblicherweise erst erlernt werden muss, bevor es beherrscht werden kann. Je umfassender man dieses Kommunikationskonzept beherrscht, und auch regen Gebrauch davon macht, es sogar gezielt in Szene setzt (Rhetorik), desto unverständlicher und entfremdeter kann man denen werden, die es nicht so umfassend beherrschen, sondern nur alltagsgemäß der Notwendigkeit nach gebrauchen.

Was gibt es ermüdenderes als politische Bundestagsdebatten, die zwar regen Gebrauch von allen sprachlichen Tricks machen, aber doch um so weniger aussagen, je länger sie dauern ? Diese Art der Reden sind vielleicht exakt, aber alles andere als erbaulich für die meisten. Erbaulich (weissagend) wäre aber vielleicht, wenn den endlosen Debatten nach einer Einigung endlich auch nützliche Taten folgen. Lasst Taten sprechen !
1. Johannes 3,18 Kinder, laßt uns nicht lieben mit dem Wort (Logos) noch mit der Zunge (Glossa), sondern in Werk und Wahrheit.

Deine Fürsprache für musikalische Darbietungen kann ich nachvollziehen, auch wenn ich deinen Geschmack nicht unbedingt teile. Ich ordne sie ganz einfach dem Weissagen zu und nicht der Glossolalie. Das was mir musikalisch gefällt und mich erbaut, kommt meistens sogar ohne Gesang aus, enthält dafür manchmal rauhe, harte und künstlich erzeugte Klänge. Ich habe einen sehr breiten Musikgeschmack. Vielleicht sehe bzw. höre ich Harmonie dort, wo andere sie nicht hören. Deine musikalischen Beispiele sind, was die Harmonie angeht, sehr europäisch geprägt. Unsere Hörgewohnheiten sind da historisch gesehen recht neu und haben so gar nichts mit dem orientalischen Verständnis gemein. David hätte sie bestimmt nicht verstanden. Ich verstehe sie durchaus, weil ich ja auch so geprägt wurde, bin diesen aber im Laufe der Zeit ein wenig überdrüssig geworden.

Und ich glaube auch nicht, dass jede Art der Weissagung für alle alle alle gleichermaßen erbaulich sein muss. Erbauliches mit der Absicht der Allgemeinverbindlichkeit, also als Rezept, ist nicht mehr individuelle Zuwendung und hätte damit was erzwungenes, berechenbares und an Regel- so wie Reaktionserwartung geknüpftes. Hier noch mal der Hinweis darauf, dass Jesus, wenn er von "unrein" spricht, eigentlich (all-)gemein sagt
Matthäus 15,18 Was aber aus dem Munde ausgeht, kommt aus dem Herzen hervor, und das verunreinigt den Menschen. 19 Denn aus dem Herzen kommen hervor böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsche Zeugnisse, Lästerungen; 20 diese Dinge sind es, die den Menschen verunreinigen, aber mit ungewaschenen Händen essen verunreinigt den Menschen nicht.
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

Helmuth
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#72 Re: dieses "in Zungen Reden" der Pfingstler

Beitrag von Helmuth » Fr 2. Nov 2018, 06:32

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Der Begriff ist mir in Apostelgeschichte 2 aufgefallen und scheint bedeutungsgleich (gemeint) zu sein mit dem Dialektos.
Die Begriffe stehen in einem Zusammenhang, sind aber nicht bedeutungsgleich. Glossa bedeutet Sprache allgemein und dialektos steht für eine spezifische, die in Apg. 2 gelistet werden. Ich habe aber gefragt, was es mit dem Bezug zum Wort des Jesajas auf sich hat. Ich zitiere:
Jesaja 28,11-12 hat geschrieben: Ja, durch stammelnde Lippen und durch eine fremde Sprache wird er zu diesem Volke reden, ... aber sie wollten nicht hören.
Paulus machte damit eine Anspielung auf das Pfingstereignis, über das viele spotteten und dazu sagten:
Apostelgeschichte 2,13 hat geschrieben: Andere aber sagten spottend: Sie sind voll süßen Weines.
Das spricht auch Jesaja an. Er stellt das Reden entgleister Priester und Propheten im trunkenen Zustand dem richtigen Reden in einer Fremdsprache gegenüber, das sie dann wiederum als Lallen deuteten. Wiewohl diese Worte der Ausländer Weissagung sind, reagierten sie darauf mit Unglauben. Sie waren ja besoffen, als ein Vergleich mit ihrem eigenen Zustand des Unglaubens. Danach erklärt Paulus:

1 Korinther 14,22 hat geschrieben: Daher sind die Sprachen zu einem Zeichen, nicht den Glaubenden, sondern den Ungläubigen; die Weissagung aber nicht den Ungläubigen, sondern den Glaubenden.
Er erklärt den Korinthern, dass ihr Sprechen in Zungen keinen weissagenden Charakter hat, die Ungläubigen nicht einordenen können und darum auch nur verlästern. Dabei sind geistlich gesehen genau sie "von Sinnen" und nicht die in Zungen Betenden.

So dienen sie als Zeichen, den Lästerern zum Gericht. Darum soll man das in einer öffentlichen Versammlung im Beisein Unkundiger und Ungläubiger nicht praktizieren, weil man ihnen eine ehrliche Chance geben sollte, sie durch Weissagung zu überführen.

Folglich kann es aber auch keine Auslegung für eine "Zunge" geben. Damit steht das Auslegen an anderer Stelle in einem völlig anderen Kontext. Wie interpretierst du das?
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

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#73 Re: dieses "in Zungen Reden" der Pfingstler

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Fr 2. Nov 2018, 15:18

Einen Bezug von Paulus Jesaja Zitat zum Pfingstwunder kann ich nicht erkennen. Es gibt nur eine gewisse Ähnlichkeit zwischen 1. Korinther 14,23 - Apostelgeschichte 2,12-13 und Jesaja 28,14, so wie evtl. noch Jesaja 28,11 wenn man das "stammeln" mit "spotten" übersetzt, wie es z.B. Luther 1545 tut, was nach einer konkordanten Methode durchaus gerechtfertigt ist. Wobei in Vers 11 und 14 nicht nur jeweils verschiedene Personengruppen gemeint sind, sondern auch verschiedene Vokabeln benutzt werden.

Wir waren uns doch einig, dass in Apostelgeschichte 2 von Weissagen die Rede ist, wie es von Joel bestätigt wird. Paulus sagt, dass Unkundige oder Ungläubige über die Glossa spotten, nicht über das Weissagen. Dass die Anderen aus Apostelgeschichte 2,13 spotteten, deutet ja nicht darauf hin, dass sie Unkundig oder Ungläubig waren. Der Text betont mehrfach, dass diese Menge jüdischer Männer die Heteroglossa trotz allem in ihrer Mundart verstanden haben. Was hier passiert ist, kann trotz, dass es als Heteroglossa bezeichnet wird, nicht das meinen, was Paulus als reden in Sprachen bezeichnet. Was beim Pfingstwunder passierte war aus Sicht der Apostel eine Heteroglossa, aber für die Anderen eine durch den Heiligem Geist bewirkte Übersetzung in ihren Dialektos, die ihnen dadurch zum Weissagen wurde.

Das ist etwas völlig Anderes, als das, von dem Paulus in 1. Korinther 14 spricht, und was üblicherweise in den Gemeinden stattfindet. Das Pfingstwunder wurde niemals zur Normalität und ist auch nicht beliebig herbei führbar.
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#74 Re: dieses "in Zungen Reden" der Pfingstler

Beitrag von Travis » Fr 2. Nov 2018, 15:30

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:Das ist etwas völlig Anderes, als das, von dem Paulus in 1. Korinther 14 spricht, und was üblicherweise in den Gemeinden stattfindet.
Nicht generell, daher sehe ich es auch "üblicherweise". Auch in aktuellen Ortsversammlungen kommt "Heteroglossa" vor (die mir bekannten Fälle nicht immer mit einem rühmlichen Verlauf). Allerdings stimme ich trotzdem zu, dass es in 1Kor 12 -14 auch noch um etwas anderes geht. Unterschieden wird es bezüglich der dortigen Anweisungen jedoch nicht. Apg 2, 8 und 10 sind jedoch heilsgeschictliche Besonderheiten.
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#75 Re: dieses "in Zungen Reden" der Pfingstler

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Fr 2. Nov 2018, 15:54

Mit "Üblicherweise" meinte ich keine generelle Infragestellung des Phänomens, sondern nur das, was Paulus im Kontext von 1. Korinther 14 meint. Wenn er auffordert, dass Sprachen übersetzt werden müssen, dann fordert er Gemeindemitglieder dazu auf. Das Pfingstwunder aber war eine Simultanübersetzung durch den Heiligen Geist. Und gewisse Leute spotteten ja nicht, weil sie die Apostel nicht verstanden, sondern weil ihnen klar war, dass jeder der Fremdsprachler die Apostel gleichzeitig in ihrem Dialektos verstand. Dieses Erkennen funktioniert ja gerade nur in der Masse. Hätten sie es nicht verstanden, hätten sie sich gar nicht gewundert, weil es wäre entweder nicht aufgefallen, oder es wäre nur eine unverständliche Sprache unter vielen anderen gewesen.
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#76 Re: dieses "in Zungen Reden" der Pfingstler

Beitrag von Travis » Fr 2. Nov 2018, 15:58

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Das Pfingstwunder aber war eine Simultanübersetzung durch den Heiligen Geist.
Ja, das hatte ich verstanden und meine Antwort bezog sich genau darauf. Es kommt also noch heute vor, dass in einer realen Fremd-Sprache gesprochen und im Anschluss jemand mit Kenntnisse dieser Sprache mitteilt, welchen Inhalts das "Sprachengebet" war.

Wobei... Du meinst, dass alle damals Anwesenden ALLES verstanden haben, weil der Heilige Geist ALLEN gleichzeitg ALLE Gebete verständlich machte, ohne Übersetzung durch deinen Dolmetscher? Interessanter Aspekt.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

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#77 Re: dieses "in Zungen Reden" der Pfingstler

Beitrag von Lena » Fr 2. Nov 2018, 16:01

AlTheKingBundy hat geschrieben: sinnloses Geplapper.

Ein Lachen, Pfeifen, Summen oder Lalalala als Melodie singen, kann Herzen tief berühren, wo es von Herzen vorgetragen wird :Herz:.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
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#78 Re: dieses "in Zungen Reden" der Pfingstler

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Fr 2. Nov 2018, 16:13

Travis hat geschrieben: Wobei... Du meinst, dass alle damals Anwesenden ALLES verstanden haben, weil der Heilige Geist ALLEN gleichzeitg ALLE Gebete verständlich machte, ohne Übersetzung durch deinen Dolmetscher? Interessanter Aspekt.
Ich meine nur das Pfingstwunder und die dort anwesende Gruppe gottesfürchtiger Juden. Ich sehe in der Beschreibung niemanden der Anwesenden, der irgendwie aus der Reihe gefallen wäre. Entsetzt und verwundert waren alle, was aber den Spott einiger mit einschließt, und diese nicht besonders als Kennzeichen Ungläubiger oder Unkundiger ausschließt.
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#79 Re: dieses "in Zungen Reden" der Pfingstler

Beitrag von Travis » Fr 2. Nov 2018, 16:23

Weshalb hielten die Anwesenden die Apostel denn deiner Ansicht nach für betrunken (Apg 2,13)?
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

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#80 Re: dieses "in Zungen Reden" der Pfingstler

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Fr 2. Nov 2018, 16:40

Weil sie offensichtlich davon ausgingen, dass sie selber keine Wahrnehmungsstörungen haben und so das Phänomen von der Senderseite aus zu kommen schien. Warum gerade Wein ? Weiß ich nicht. Man könnte vielleicht auch jede andere Droge vorschieben. Wein vielleicht deswegen, weil Wein unter Juden üblich war, im Gegensatz zu anderen Drogen.
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