Pluto hat geschrieben: ↑Mo 26. Nov 2018, 12:07
PeB hat geschrieben: ↑Mo 26. Nov 2018, 11:53
Tatsächlich würde ich behaupten, dass der Untergang der Azteken - und auch der Maya - nicht ursächlich auf die spanische Eroberung zurückzuführen ist. Vielmehr lagen beide Reiche im Grunde schon am Boden und die Spanier waren der Faktor, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.
Möglich, dass die Königreiche zum Untergang verurteilt waren. Aber das erklärt nicht, warum rund 95% der gesamten einheimischen Bevölkerung ausgerottet wurde.
Die Einwohnerzahl sank im 16. Jahrhundert von mutmaßlich 25 Millionen auf wahrscheinlich 2,5 Millionen. Im Wesentlichen eine Folge der Krankheiten und Epidemien.
Dazu muss man aber nichts absichtlich inszenieren. Ich erinnere an den Dreißigjährigen Krieg in Europa. Hier kann man durchaus Vergleiche ziehen. Auch in dieser Zeit starb in einigen Regionen eine Mehrheit der Bevölkerung - insbesondere an Seuchen, die durch den Krieg bedingt waren. Auch hier bedurfte es keiner absichtlichen Inszenierung von Epidemien. Ich schließe aber nicht aus, dass es zu allem Überfluss auch das gegeben haben kann.
Den Seuchen gingen aber - und das habe ich versucht anzudeuten - mehrere Ereignisse voraus: Hungersnöte aufgrund eines Klimawandels und aufgrund der Überbevölkerung (Tenochtitlan war eine Millionenstadt, die versorgt werden musste). Zudem die ausgiebigen Kriegsgeschehnisse zwischen den mittelamerikanischen Völkern, der mesoamerikanische Sklavenhandel, die Menschenopfer etc.
Was bei den Azteken noch etwas diffus zu erkennen ist, wird beim Blick auf die Maya aber deutlich. Hier löste sich der Staat bereits ab dem 10. Jahrhundert langsam auf. Als die Spanier auf Yukatan ankamen, gab es schon gar keinen Staat mehr, sonder mehrere Dutzend unabhängiger, ums Überleben kämpfender Fürstentümer. Große Teile der Bevölkerung waren schon abgewandert, sofern sie nicht gestorben sind. Teile des Staatsgebietes waren bereits vom Urwald überwuchert, der um sich griff.
Pluto hat geschrieben: ↑Mo 26. Nov 2018, 12:07
PeB hat geschrieben:Das größte Problem der Zeit war für die mittelamerikanischen Völker der Klimawandel. Das hat insgesamt zu massiven Problemen und Einschnitten geführt. Die Spanier haben gewissermaßen vom Niedergang profitieren können - und haben es ohne Rücksicht auf Verluste auch getan.
Welcher Klimawandel? Damals gab es doch kein Klimawandel.
Äääh, doch...
Was sich zu der Zeit weltweit vollzog (nach Ende des frühen Mittelalters) war das, was wir in Europa das "mittelalterliche Klimaoptimum" nennen. Danach folgte die "kleine Eiszeit". Allein die Menschheitsgeschichte ist schon gezeichnet von ständig sich ändernden Klimabedingungen:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... German.png
1. Erderwärmung am Ende der Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren,
2. Abkühlung um 6000 v.Chr.
3. Klimaoptimum zwischen dem 5. und 3. Jahrtausend -> Ausprägung der Kupferzeit im mitteleuropäischen Steppenklima.
4. Klimaabkühlung ab der Bronzezeit; "dunkles Zeitalter".
5. römisches Klimaoptimum (was den Römernerlaubte nach Norden vorzudringen und dort ihre Nutzpflanzen zu etablieren).
6. frühmittelalterliches Klimapessimum; Völkerwanderungszeit.
7. hochmittelalterliches Klimaoptimum (Besiedlung Islands, Grönlands, Vinlands, Weinanbau in Ostpreußen...)
8. "Kleine Eiszeit"
9. Temperaturanstieg seit dem Ende der kleinen Eiszeit ab etwa 1850.